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E-Book

Hernien

AutorDieter Berger, Georg Arlt, Karsten Junge, Klaus Joachim Conze, Volker Schumpelick
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl384 Seiten
ISBN9783131590350
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis109,99 EUR
Das neue Werk vermittelt die aktuellen Operationstechniken mit zahlreichen hochwertigen Zeichnungen sowie eingängigen Texten. Laparoskopische Anatomie und Chirurgie sowie die präperitoneale Vorgehensweise werden exakt beschrieben. Die Verfahrenswahl ist bedarfsorientiert: nicht ein Verfahren für viele Formen, sondern viele Verfahren für die verschiedenen Formen der Hernie. Der Leser erhält Antworten auf die Frage, welche Methoden und Materialien bei welchen Patienten sinnvoll anzuwenden sind und bekommt Schritt für Schritt erklärt, wie genau zu verfahren ist.-/- Neu: Vollständig überarbeitet und erweitert, z.B. um 'Minimal Repair', 'UHS Plug', 'Sportlerleiste', juristische und gutachterliche Aspekte, altersabhängige Indikationsstellung zur Operation, Vorgehen bei begleitendem Tumorleiden, Problematik der Re-Operationen und Rezidive, Management von Komplikationen, 'Hernie kompakt': Informationen zu einem 3-tägigen Weiterbildungskurs und 'in welchen Fällen wird eine Hernie nicht operiert?'

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Leseprobe

1.1.3 Anatomische Regionen und Bruchpforten


1.1.3.1 Canalis inguinalis mit Anuli inguinales superficialis und profundus

In den folgenden Ausführungen sollen die oben systematisch und separat beschriebenen Strukturen in ihrem topografischen Zusammenhang betrachtet werden. Der oberhalb des Lig. inguinale gelegene Canalis inguinalis ist ein präparatorisches Kunstprodukt, welches durch Entfernung des Funiculus spermaticus oder des Lig. teres uteri geschaffen wird. Es handelt sich beim Leistenkanal um einen typisch aufgebauten Locus minoris resistentiae der Bauchwand.

Der Canalis inguinalis hat eine Länge von 4–5 cm (bei der Frau etwas länger als beim Mann) und durchsetzt die Bauchwand schräg von hinten, oben, innen nach vorne, unten, außen mit einer Neigung von ca. 15° zum Lig. inguinale. Der „Kanal“ beginnt innen mit dem Anulus inguinalis profundus (sive abdominalis sive internus sive präperitonealis) und mündet am Anulus inguinalis superficialis (sive subcutaneus sive externus) aus (s. ▶ Abb. 1.3, ▶ Abb. 1.6, ▶ Abb. 1.8, ▶ Abb. 1.13). Am Canalis inguinalis werden 4 Wände beschrieben:

  • Eine breite, dicke vordere Wand wird durch die Aponeurose des M. obliquus externus abdominis mit dem Crus laterale und dem Crus mediale gebildet.

  • Eine breite, aber dünne Hinterwand wird ausschließlich von der Fascia transversalis beigestellt. Gegebenenfalls können sich die variablen Gebilde Falx inguinalis und Lig. interfoveolare (Hesselbach) an der Verstärkung der Hinterwand beteiligen.

  • Eine schmale, kraniale Wand wird von den untersten, oft bindegewebig ersetzten Fasern des M. obliquus internus abdominis und des M. transversus abdominis gebildet.

  • Eine schmale, kaudale Wand wird von dem umgebogenen Rand der Externusaponeurose, dem Lig. lacunare (Gimbernat) und dem Lig. reflexum (Colles) in Form einer bindegewebigen Halbrinne gebildet.

Die innere Pforte des Canalis inguinalis liegt ca. 1 cm oberhalb der Mitte des Lig. inguinale in der Fossa inguinalis lateralis, die lateral der Plica epigastrica liegt. Durch diese Lage bilden die Vasa epigastrica inferiora und das Lig. interfoveolare (Hesselbach) die mediale Begrenzung des Anulus inguinalis profundus. Der ovale Schlitz des Anulus inguinalis profundus wird erst nach Entfernung des Peritoneums und nach Durchtrennung des Nuhn-Faszientrichters der Fascia transversalis sichtbar, die sich ja als Fascia spermatica interna auf den Funiculus spermaticus fortsetzt.

Der Anulus inguinalis superficialis liegt ca. 1–1,5 cm oberhalb des Tuberculum pubicum und wird vom Crus mediale (sive superius) und dem Crus laterale (sive inferius) begrenzt, nicht hingegen von den Fibrae intercrurales. An den Faszienrändern des Anulus inguinalis superficialis heftet sich die Fascia abdominalis superficialis an und setzt sich trichterförmig auf den Funiculus spermaticus als Fascia spermatica externa fort. Erst nach scharfer Ablösung dieser Faszie wird der scharfrandige Anulus inguinalis superficialis sichtbar.

Durch den Canalis inguinalis zieht beim Mann der Funiculus spermaticus und bei der Frau das Lig. teres uteri. Der komplizierte Schichtenaufbau des Funiculus spermaticus entsteht dadurch, dass alle Schichten der Bauchwand beim Durchtritt des Processus vaginalis peritonei und des Hodens mitgenommen und sozusagen handschuhfingerartig ausgezogen werden. Die ▶ Tab. 1.2 stellt die Schichten der Bauchwand ihren Derivaten im Samenstrang gegenüber.

Tab. 1.2 Stratigrafischer Aufbau des Funiculus spermaticus (von innen nach außen).

Schichten der Bauchwand

Schichten des Funiculus spermaticus

Peritoneum

Tunica vaginalis testis und Lig. vaginale

Extraperitoneales Fett

Fascia transversalis

Fascia spermatica interna (Tunica vaginalis communis)

M. transversus abdominis

M. obliquus internus abdominis

M. cremaster (M. cremaster externus)

Faszie des M. obliquus internus abdominis

Fascia spermatica media

Faszie des M. obliquus externus abdominis

Fascia spermatica externa (Fascia cremasterica Cooper)

Camper-Faszie

Tunica dartos

Bauchhaut

Skrotalhaut

Von chirurgischer Bedeutung sind auch die nervalen Leitungsbahnen, die durch den Canalis inguinalis ziehen: N. ilioinguinalis und R. genitalis des N. genitofemoralis (s. N. spermaticus externus). Der N. ilioinguinalis tritt durch den inneren Leistenring in den Leistenkanal ein, verläuft oft unter dem Funiculus spermaticus und verlässt den Canalis inguinalis im medialen Winkel des äußeren Leistenrings oder auch durch eine eigene Öffnung im Crus mediale. Anschließend überkreuzt er den Funiculus spermaticus oder das Lig. teres uteri nach lateral, um sich in die Rr. scrotales bzw. labiales anteriores aufzuteilen. Weniger häufig tritt der N. ilioingiunalis am lateralen Winkel des Anulus inguinalis superficialis aus, in manchen Fällen zieht er überhaupt nicht durch den äußeren Leistenring, sondern tritt kranial davon aus. Der Nerv verläuft unabhängig von den Hodenhüllen. Der N. ilioinguinalis versorgt sensibel die Haut der Peniswurzel und des Skrotums bzw. der großen Labien und angrenzende Partien der Oberschenkelinnenseite.

Der gemischte R. genitalis des N. genitofemoralis legt sich dem Funiculus spermaticus bzw. dem Lig. teres uteri an und versorgt den M. cremaster motorisch und die Haut des Skrotums bzw. der großen Schamlippen sensibel. Weiterhin versorgt er die Haut an der oberen medialen Seite des Oberschenkels, die dem Skrotum anliegt. Er tritt regelmäßig an der medialen Seite des Samenstranges durch den Anulus inguinalis superficialis.

Relief der vorderen Bauchwand

An dieser Stelle soll auch kurz auf die topografischen Verhältnisse an der Innenfläche der vorderen Bauchwand eingegangen werden, da diese Gegebenheiten für das Verständnis, besonders der direkten Hernien, wichtig sind. Das Relief der Bauchwandinnenseite wird durch 3 strangartige Strukturen beherrscht (s. ▶ Abb. 1.6):

  • Plica umbilicalis medialis: zieht in der Medianen vom Blasenscheitel zum Umbilicus. Sie enthält den obliterierten Urachus.

  • Plica umbilicalis lateralis: liegt nach lateral versetzt und beherbergt die obliterierte ehemalige A. umbilicalis.

  • Plica epigastrica: schließt sich noch weiter nach lateral an und enthält die Vasa epigastrica inferiora.

Die Nomenklatur ist für diese Gebilde nicht einheitlich und wird in ▶ Tab. 1.3 synoptisch zusammengestellt. Da die Bezeichnung der Terminologia Anatomica ▶ [221] „Plica umbilicalis lateralis“ für die von den epigastrischen Gefäßen aufgeworfene Falte nichts mit dem Umbilicus...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Volker Schumpelick, Georg Arlt, Joachim Conze, Karsten Junge: Hernien1
Innentitel
4
Impressum
5
6
Geleitwort zur 4. Auflage
7
8
9
10
13
Inhaltsverzeichnis
15
Kapitel 122
1 Einführung23
Anatomie der vorderen Leibeswand23
Muskeln der Bauchdecke23
Faszien und Faszienstrukturen29
Anatomische Regionen und Bruchpforten38
Laparoskopische Anatomie46
Definition und Terminologie47
Hernie47
Aufbau einer Hernie47
Bruchkrankheit47
Brucheinklemmung49
Hernienlokalisation49
Diagnostik53
Anamnese53
Untersuchung54
Differenzialdiagnose54
Apparative Diagnostik54
Sonografie55
Doppler-Sonografie, Duplexsonografie60
Geschichte der Hernienchirurgie62
Definition, Anatomie und Pathogenese62
Konservative Therapie63
Chirurgie64
Reparationsprinzipien und Materialien71
Überlegungen zur Verfahrenswahl71
Prinzipien zur Verfahrenswahl73
Grundsätzliche Verfahren zur Hernienreparation73
Material76
Biomechanik der Hernie80
Einleitung80
Mechanik der Hernienchirurgie mit Netzverstärkung81
Biologische Netze84
Einführung und Grundlagen84
Biomechanisches Prinzip von Netzaugmentationen84
Biologische Materialien84
Indikationen und Komplikationen biologischer Membranen85
Anästhesie86
Allgemeinnarkose87
Peridural- und Spinalanästhesie87
Lokalanästhesie87
Kindliche Hernie92
Indikation92
Operationsvorbereitung92
Spezielle Risiken, Aufklärung92
Anästhesie92
Lagerung92
Zugang92
Relevante Anatomie, Gefahren, Tricks92
Maßnahmen bei speziellen Komplikationen92
Nachsorge92
Operationstechnik92
Laparoskopie97
Kapitel 2112
2 Leistenhernie des Erwachsenen113
Indikation und Verfahrenswahl113
Indikation113
Offene Techniken mit Naht114
Zugang und Präparation114
Reparationen124
Offene Techniken mit Netz147
Lichtenstein147
Transinguinale präperitoneale Patchplastik (TIPP)151
Nyhus mit Netz158
Stoppa/Wantz164
3-D-Mesh-Verfahren179
Patch und Plug183
Laparoskopische Techniken186
Transabdominelle präperitoneale Netzplastik (TAPP)186
Totale extraperitoneale Netzplastik (TEP)193
Minitechnik201
Kapitel 3208
3 Spezielle Hernien209
Weibliche Hernie209
Operationstaktik209
Operationstechnik209
Sportlerleiste211
Anamnese212
Diagnostik212
Therapie213
Zusammenfassung215
Gleithernie215
Rezidivhernie218
Allgemeines/Epidemiologie218
Risikofaktoren218
Formen und Lokalisation219
Verfahrenswahl221
Vorbereitung223
Präparation und Reparation225
Komplikationen225
Nabelhernie225
Epidemiologie und Pathogenese225
Diagnostik und Klassifikation225
Indikation225
Komplikationen225
Operationstechnik226
Schenkelhernie230
Grundlagen230
Indikation231
Vorbereitung, Narkose, Lagerung231
Operationstaktik232
Reparationsformen232
Operationstechnik236
Seltene Hernien249
Lumbalhernie249
Supravesikale Hernie250
Hernia obturatoria250
Hernia ischiadica251
Hernia perinealis253
Interparietale Hernien256
Spieghel-Hernie256
Definition, Anatomie und Auftreten256
Diagnostik und Verfahrenswahl258
Ergebnisse und Komplikationen258
Operationstechnik259
Innere Hernien266
Anatomie266
Auftreten266
Diagnostik266
Indikation271
Narkose271
Lagerung271
Zugang271
Komplikationen271
Ergebnisse271
Operationstechnik271
Kapitel 4276
4 Narbenhernien277
Allgemeine Grundlagen277
Definition277
Diagnostik277
Klassifikation277
Indikation277
Präoperative Vorbereitung und Aufklärung277
Anästhesie277
Lagerung277
Operationstaktik277
Perioperatives Management278
Offene Technik278
Offen Sublay (retromuskulär als Augmentation)278
Offen Onlay (epifasziale Netzaugmentation)286
Offene IPOM-Technik289
Laparoskopische Reparation von Narbenhernien296
Allgemeine Grundsätze296
Endoskopisch totalextraperitonealer transhernialer Sublay-Bauchwandhernienverschluss in Single-Port-Technik302
Laparoskopische Reparation parastomaler Hernien306
Offene Reparation parastomaler Hernien310
Präoperatives progressives Pneumoperitoneum318
Monströse Narbenhernie322
Posteriore Komponentenseparation nach Rosen328
Anteriore Komponentenseparation nach Ramirez333
Endoskopische Komponentenseparation334
Laparostomahernien338
Bauchwandtumoren340
Epidemiologie340
Klinische Symptome340
Diagnostik341
Therapie343
Prognose344
Narbenhernienprophylaxe344
Techniken des Bauchdeckenverschlusses344
Indikation zur prophylaktischen Netzverstärkung346
Operationsverfahren der prophylaktischen Netzverstärkung347
Nachsorge348
Kapitel 5354
5 Komplikationen355
Infektion355
Einleitung355
Definition356
Infektionen in der Leistenhernienchirurgie356
Infektionen in der Narbenhernienchirurgie356
Prophylaxe von Wundinfekten357
Behandlung der Wund- und Netzinfektionen in der Hernienchirurgie358
Inkarzeration359
Ätiologie359
Klinik359
Diagnose359
Therapie360
Inkarzerationsraten und Risiko360
Postoperativer Schmerz360
Akuter postoperativer Schmerz360
Chronischer postoperativer Schmerz nach Leisten- und Femoralhernienoperation361
Tripleneurektomie364
Diagnostik364
Indikation365
Operationstechnik366
Ergebnisse366
Kapitel 6
370
6 Sonstiges371
Ausbildung in der Hernienchirurgie: Hernie kompakt – junge Chirurgie als 3-tägiger Weiterbildungskurs371
Hernienregister – Outcome Research in der Hernienchirurgie372
Patientendaten und Methodik373
377

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