Das Medizinrad der Liebe
Nun machen wir uns auf den Weg und beginnen, das Medizinrad der Liebe aktiv zu bereisen.
In allen Kulturen gibt es unterschiedliche Medizinräder, die je nach Absicht und Zweck mehr oder weniger kompliziert aufgebaut sind. Das Medizinrad der Liebe setzt sich aus vier Quadranten zusammen und dreht sich um einen Mittelpunkt. Jeder Quadrant steht dabei für ein bestimmtes Lebensfeld und für eine damit verbundene Lebensaufgabe in Bezug auf die Liebe, die Beziehungsfähigkeit und die Sexualität, die es zu meistern gilt: Selbstliebe, Nächstenliebe, Hingabe und Ekstase. Erst wenn wir alle vier Quadranten erfolgreich durchwandert und erlöst haben, können wir dauerhaft und stabil in der Mitte stehen und aus einem Gefühl der inneren Freiheit heraus, verbunden mit der Urliebe der Schöpfung, unseren Weg durch das Leben gehen.
Im Medizinrad der Liebe gibt es keinen Anfang und kein Ende. Wo wir letztendlich anfangen, ist nicht entscheidend. Keiner der vier Bereiche ist wichtiger als der andere. Alle bedingen sich gegenseitig. Aus praktischen und didaktischen Gründen beginnen wir hier im Buch mit der Selbstliebe.
Ziel der Reise durch das Medizinrad der Liebe ist es, alle Hindernisse, Hemmnisse und Blockaden in den einzelnen Bereichen zu erkennen und konsequent in Lösung zu bringen, sodass die Energie der Liebe wieder frei fließen kann. So steht prickelnden Begegnungen und richtig gutem Sex nichts mehr im Wege, und wir sind in der Lage, uns selbst zu lieben und unsere Begegnungen, unsere Beziehung und unser Sexualleben in vollen Zügen zu genießen. Erst wenn wir wieder wirklich innerlich frei sind, können wir uns in die Mitte stellen, und die Essenz der Liebe kann in ihrer Reinform wieder durch uns strömen zu unserem eigenen Wohl und zum Wohl aller Wesen und der gesamten Schöpfung.
Auf unserer Reise stoßen wir sicherlich immer wieder an unsere Grenzen und treffen auf Hindernisse. Wir werden mit unseren tief liegenden innerseelischen Problemen und Blockaden konfrontiert. Aber denken Sie bei allem, was Ihnen auf Ihrer persönlichen Reise begegnet, immer daran: Echte Liebe macht Freude, bringt Spaß am Leben mit sich, führt zu einem echten, authentischen Auftreten und zu anregendem, prickelndem Austausch mit den Menschen um uns und mit der ganzen Schöpfung. Echte Liebe führt in die Leichtigkeit, löst uns aus der Schwere und aus den Problemen und führt uns in eine innere Freiheit, in der wir wieder der Mensch sein dürfen, der wir sind: authentisch, mitfühlend, strahlend, voller Freude und Liebe.
Sie sind hier nochmals eingeladen, alle folgenden Übungen immer wieder praktisch durchzuführen. Das alleinige Durchlesen dieses Buches führt sicherlich noch zu keiner Veränderung in Ihrem Leben. Nur die Praxis, also das Handeln, garantiert Ihnen einen dauerhaften Erfolg.
Selbstliebe – Öffnung nach innen
In diesem Quadranten des Medizinrades der Liebe sind wir eingeladen, uns nach innen zu öffnen und uns mit der Selbstliebe zu verbinden, diese zu aktivieren und fließen zu lassen.
Sich selbst zu lieben ist der Beginn
einer lebenslangen Romanze.
Oscar Wilde, irischer Schriftsteller (1854-1900)
Das Problem mit dem »Ich«
Solange wir nicht wirklich in der Selbstliebe sind, schleppen wir einen ganzen Sack voller Probleme mit uns herum, die eigentlich völlig unnötig sind:
- Wir können uns nicht einfach so annehmen, wie wir in diesem Moment sind.
- Wir sind uns unserer wirklichen, tief liegenden Bedürfnisse, die hinter den ganzen Schleiern des Egos und der Selbstablehnung versteckt sind, nicht bewusst.
- Wir sind abhängig, weil wir nicht in der Lage und nicht wirklich bereit sind, uns unsere Bedürfnisse selbst zu befriedigen.
- Wir können uns nicht wirklich authentisch selbst in den Arm nehmen und uns selbst einfach so lieben, wie wir sind, ohne Wenn und Aber, ohne Forderungen, ohne Einschränkungen, ohne Tabus.
- Daraus resultierend sind wir nicht in der Lage, wirklich echt und authentisch mit dem »Du« zu kommunizieren und in Kontakt zu treten. Denn diese Begegnung setzt voraus, dass sie in absoluter innerer Freiheit stattfindet, die wiederum nur in echter Selbstliebe möglich ist.
Solange keine Selbstliebe vorhanden ist, findet keine echte Begegnung statt, sondern nur ein Austausch zwischen zwei verletzten, unbefriedigten Individuen, die ihr wahres Wesen hinter einem Schleier verstecken. Hier begegnet sich letztendlich nur der Schein des Seins, nicht aber das Sein an sich.
Selbstliebe ist die Basis
Ohne Selbstliebe ist eine wirklich echte, authentische Begegnung nicht möglich. Wenn wir den siebten Himmel erleben wollen, was die Liebe angeht, und wenn wir wirklich »göttlich guten« Sex erleben wollen, ist das die Basis von allem. Darum ist es so wichtig zu lernen, sich selbst zu lieben.
Selbstliebe ist nichts, was man entweder hat oder nicht hat. Jeder, der das wirklich will, ist in der Lage, sich aus der Selbstablehnung zu befreien und zu echter Selbstliebe zu finden. »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« hat Jesus uns mit auf den Weg gegeben, aber den Teil »wie dich selbst« scheinen wir immer wieder zu vergessen oder völlig auszublenden. Wir suchen nach Liebe, Anerkennung und Bestätigung im Außen und vergessen dabei, dass der einzige Mensch, der uns wirkliche, echte Anerkennung, Liebe, Zuneigung und Geborgenheit geben kann, zunächst wir selbst sind, weil alles andere letztendlich auf einer Illusion basiert.
Wie wollen Sie echte Anerkennung im Außen bekommen, wenn Sie sich selbst nicht anerkennen, wenn Sie sich selbst kleinmachen, sich hässlich fühlen, ständig an sich rummäkeln? Wenn dann ein anderer Mensch sagt, wie großartig, schön, wundervoll und liebenswert Sie sind, wie sollten Sie das in Ihrer Selbstablehnung im tiefsten Innern glauben können? Erst wenn Sie sich selbst wirklich lieben, können Sie die Liebe anderer annehmen.
Warum die Selbstliebe nicht fließt
Warum aber tun sich die meisten Menschen so schwer mit der Selbstliebe? Warum können wir uns nicht einfach so annehmen, wie wir sind?
Das hängt, wie bereits im letzten Kapitel beschrieben, vor allem mit unserer Herkunft zusammen, mit unserer Erziehung, mit den vielen »Neins«, die wir tagtäglich in unserer Kindheit zu hören bekamen und auch heute noch immer zu hören bekommen. Wir haben schlicht und ergreifend nicht gelernt, uns selbst in unserer Ganzheit zu lieben, so wie wir sind. Von frühester Kindheit an haben wir stattdessen gelernt, dass wir uns Liebe verdienen müssen und dass wir Anerkennung nur über Leistung bekommen. Wir durften nicht so sein, wie wir sind. Die wenigsten wurden in ihrem ganzen Sein einfach bestätigt und bedingungslos geliebt.
Als Erwachsene führen wir dieses absurde Spiel in vielerlei Facetten einfach weiter, ohne uns wirklich Gedanken darüber zu machen, was wir da eigentlich tun und was das mit uns macht. Wir suchen weiter über Anpassung, Selbstverleugnung, Leistung und so weiter Anerkennung im Außen, anstatt zu überlegen, was wir tun können, um uns all das selbst zu geben.
Auflösung der Blockaden
Was müssen und können wir aber tun, um uns all das geben zu können? Als Allererstes müssen wir uns darüber im Klaren sein, worin unsere ganz persönlichen Traumata und Beschränkungen bestehen, die dazu geführt haben, dass wir uns nicht so lieben und anerkennen können, wie wir sind. Wir müssen uns fragen, welche Verletzungen dazu geführt haben, dass wir uns vielleicht einen Schutzpanzer angegessen haben, dass wir vielleicht in einen Suchtmechanismus geraten sind, dass wir vielleicht krank geworden sind. Das alles hat einen tieferen Grund.
Die Frage nach dem »Warum« ist also der erste wichtige Schritt auf dem Weg zur Selbstliebe. Wenn wir erkannt haben, was uns daran hindert, uns selbst zu lieben, können wir darangehen, etwas in unserem Leben zu verändern.
Wichtig ist zunächst anzuerkennen, dass es Gründe gibt, dass wir zu dem Menschen geworden sind, der wir gerade sind, und dass dieser Mensch unabhängig von allem, was war, was ist und was sein wird, in der göttlichen Liebe ist, die einfach ist, ohne dass wir etwas dafür tun müssen. Wir müssen uns weder die Liebe Gottes verdienen noch die Liebe von Mutter Erde oder Vater Sonne. Dieses Universum wertet nicht, nimmt alles und alle so, wie sie sind, egal ob gut oder böse, hell oder dunkel, männlich oder weiblich, göttlich oder teuflisch. Jede Form von Wertung, Ablehnung und Ausgrenzung ist menschengemacht.
Echte Liebe liebt einfach, wertfrei, zweckfrei. Echte Liebe ist das Grundprinzip dieses Universums. Sie ist das Lied, das durch die Weiten der Unendlichkeit erklingt und in jedem von uns schwingt. Wir sind aufgefordert, wieder mitzuschwingen, unsere Widerstände zu überwinden und wieder einzustimmen in den zeitlosen, ewigen Strom der selbstlosen, universellen, bedingungslosen Liebe.
Wissen Sie, wer Sie wirklich sind?
Wer ist denn nun eigentlich dieses Wesen, das wir so selbstverständlich als »Ich« bezeichnen? Eine scheinbar einfache Frage, auf die es aber keine einfache Antwort gibt – Philosophen zermartern sich seit Jahrhunderten darüber das Gehirn.
Bevor Sie sich in der folgenden Übung auf die Suche nach Ihrem wahren Selbst begeben, stellen Sie sich zunächst einmal folgende Fragen:
- Wissen Sie, wer Sie in Ihrem tiefsten Kern wirklich sind?
- Warum sind Sie hier auf dieser Erde?
- Was wollen Sie hier auf der Erde?
- Haben Sie Ihren Platz gefunden?
- Welche...