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Homer lesen

AutorHerbert Bannert
Verlagfrommann-holzboog Verlag e.K.
Erscheinungsjahr2005
Reihelegenda 6
Seitenanzahl239 Seiten
ISBN9783772830037
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,80 EUR
Mit den zeitlosen Geschichten um den Zorn Achills und der ungewissen Heimkehr des Odysseus in ›Ilias‹ und ›Odyssee‹ haben sich schon viele Einführungen befasst. Das vorliegende Buch bietet aber etwas Neues: Bannert ermöglicht einen direkten Einblick in die Werkstatt des Dichters, der die Epen ohne Kenntnis der Schrift als mündlich vorgetragene Literaturwerke konzipierte. Er analysiert die gesamte Bandbreite der Homer'schen Erzähltechnik: Momentaufnahmen und Beschreibungen in Zeitlupe, Großeinstellungen und Fixierungen auf Details, eingeblendete Selbstgespräche und Erzählungen in der Erzählung. Homer hat in seiner Dichtung bereits vor 2.800 Jahren demonstriert, was bis heute noch in Literatur, Theater oder Film genutzt wird: die Fähigkeit zu fesseln und neugierig zu machen auf die Fortsetzung einer erzählten Geschichte.

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Leseprobe
Der letzte Gesang der Ilias (S. 111-112)

Die Ilias geht zu Ende in einer Ruhepause, zwischen dem Begräbnis des getöteten Haupthelden der Troer, Hektor, und der Gewissheit, dass der Sieger, der bedeutendste Held der Griechen, Achilleus, in den unmittelbar folgenden Kämpfen den Tod finden wird. Das Geschehen, das mit dem letzten Gesang der Ilias endet, ist aus der Ilias selbst entstanden, denn die Waffenruhe steht am Ende der Kampfhandlungen, die sich aus der Entsendung des Patroklos in der Rüstung des Peliden und dessen dadurch herbeigeführtem Tod durch Hektor ergeben haben.

Es ist ein Rachekampf des Achilleus, der nicht die Stadt selbst betrifft, und der gleichzeitig die Voraussetzungen für die Kampfenthaltung des Achill vom Beginn der Dichtung aufhebt und unbedeutend macht: Achilleus hat kein Eigeninteresse am Untergang von Troja. Die Ilias endet auch mit der Gewissheit, dass diese folgenden Kämpfe, für deren Beginn ein genauer Terminplan vereinbart wird, den von den Göttern verfügten Untergang Trojas bringen werden, dass aber die grundsätzliche Versöhnung der Hauptgegner Achilleus und Priamos stattgefunden hat. Die Eroberung der Stadt selbst ist nicht mehr Gegenstand der Darstellung.

Es ist dies ein vielleicht nicht zu erwartender Abschluss einer Dichtung, die den Krieg um Troja berichtet. Und es fällt auch auf, dass die ersten beiden und die letzten beiden Gesänge der Ilias außerhalb des eigentlichen Kampfgeschehens bleiben. Der erste Gesang gibt die Voraussetzungen für das erzählte Geschehen, bei Menschen und Göttern, der zweite Gesang beschreibt die Vorbereitungen für die Kampfhandlungen und die Aufgebote auf beiden Seiten.

Der dreiundzwanzigste Gesang folgt auf die Entscheidung zwischen Hektor und Achill, die Kämpfe sind vorläufig beendet, es werden Trauerfeiern abgehalten, auf der Seite der Griechen finden die Leichenspiele für Patroklos statt und die bringen noch einmal Kampfgeschehen in der Form von sportlichem Wettstreit.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis8
I. Einleitung10
Singen und Tanzen17
Homer und die Dichtung Homers28
II. Der Anfang der Dichtung37
Die Prooimien von Ilias und Odyssee37
III. Die Ilias51
Der Pfeilschuss des Pandaros (Il. 4, 104 – 147)86
Der Tod des Simoeisios (Il. 4, 473– 493)92
Ein Gott greift ein – Poseidon unter den Kämpfern im dreizehnten Gesang der Ilias100
Der letzte Gesang der Ilias112
IV. Gleichnisse und Vergleiche – Elemente der poetischen Technik Homers126
V. Die Odyssee142
Die Geschichte von der Narbe am Bein des Odysseus (Od. 19, 388– 470)154
Der Gang zur Stadt (Od. 17)164
Das Lachen der Freier174
Der letzte Gesang der Odyssee194
VI. Augenblicke bei Homer202
VII. Eine Begegnung im Elysium217
VIII. Nachklang: Ein Abendessen in Weimar223
Literaturüberblick228
Einführungen229
Interpretationen229
Sammelbände231
Hintergrund, Umfeld232
Troja232
Zu einzelnen Kapiteln232
Internetadressen234
Stellenregister235
Namen- und Sachregister237

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