VORWORT
Warum habe ich dieses Buch geschrieben? Warum lasse ich nicht einfach alles so, wie es ist? Wir Tierärzte verdienen gutes Geld mit unseren Patienten, und den Patientenbesitzern ist es in den wenigsten Fällen bewusst, in welches »Hamsterrad« sie durch ihre Besuche bei uns hineingetrieben werden. Viele Hunde- und Katzenbesitzer sind sogar noch dankbar für die vermeintlich aufopfernden Bemühungen vonseiten ihrer behandelnden Tierärzte.
Keinesfalls möchte ich die dennoch vorhandenen Idealisten unter den Tierärzten – ja, es gibt sie tatsächlich – angreifen. Aber ich greife jene Kolleginnen und Kollegen an, die die Tierliebe ihrer Klienten skrupellos ausnutzen und ihnen mit übelster Angstmacherei mitspielen, um dann mit den Tieren alles nur Erdenkliche anzustellen, und sei es noch so verkehrt oder überflüssig. Nicht Behandlungsfehler, die natürlich immer wieder geschehen können (Tierärzte sind auch nur Menschen), sollen hier angeprangert werden. Vielmehr möchte ich die Missstände aufdecken, die durch Ignoranz, Unwissenheit und willentliches (!) Abzockertum tagtäglich tausendfach in den Tierarztpraxen geschehen.
Ähnlich wie in der Humanmedizin wird mit der Angst, der Unkenntnis und dem schlechten Gewissen des Tierhalters gearbeitet (»Wenn Sie dies und das nicht tun, kann dies und jenes passieren« bzw. »Warum haben Sie nicht dies oder das getan?«). In der Folge dienen diese fast drohenden Argumentationen dazu, unnötige Behandlungen, Impfungen und Medikationen durchzudrücken. Viele Haustiere werden durch diese Vorgehensweise geradezu systematisch erst zu Patienten gemacht, indem Krankheitsbilder erweitert oder so lange umgedeutet werden, bis aus einem eigentlich gesunden Hund oder einer gesunden Katze ein krankes, zumindest aber ein behandlungsbedürftiges Tier wird. Und der Tierhalter, verängstigt und verunsichert, glaubt natürlich, was der »Halbgott in Weiß« zu verkünden hat.
Tierärzte kann man grundsätzlich in drei Gruppen einteilen:
Die erste Gruppe ist zynisch und korrupt und weiß ganz genau, wie sie den Tierbesitzern das Geld aus der Tasche ziehen kann. Dabei sind sie sich sehr wohl der fragwürdigen Moral ihres Handelns bewusst. Getrieben von finanziellen Engpässen und Zwängen oder auch aus bloßer Gier handeln sie unabhängig vom Wohl ihrer tierischen Patienten nach dem Grundsatz: Monetik statt Ethik.
Die zweite Gruppe der Tierärzte denkt über Berufsethik nicht sehr viel nach, sondern handelt einfach so, wie sie es einst gelernt hat oder so, wie es »die anderen« eben auch machen. Sie kopiert kritiklos »Altbewährtes«, lässt sich schlichtweg treiben und schwimmt mit Scheuklappen vor den Augen einfach in der Masse mit. Diese zweite Gruppe ist es vor allem, die bedenkenlos und ohne zu hinterfragen Empfehlungen der Futtermittelindustrie und der Pharmakonzerne übernimmt. Der Zwiespältigkeit ihres Handelns ist sie sich nicht bewusst. Einerseits agieren die Veterinärmediziner dieser Gruppe schon in der guten Absicht, ihren Patienten zu helfen. Doch andererseits fehlt das Hinterfragen der Ursachen immer häufiger auftretender chronischer Erkrankungen völlig. Zwar werden Fortbildungen fleißig besucht und das ist auch gut so, aber das Erkennen des großen Ganzen sowie der gesunde Menschenverstand treten vollkommen in den Hintergrund. Und welcher Tierarzt traut sich schon, dem Tierbesitzer zu sagen, dass beispielsweise sein Hund »pumperlgesund« ist und er wieder heimgehen kann? Die Angst, den Klienten mit solchen Aussagen – und entsprechen sie noch so sehr der Wahrheit – zu verlieren und damit einem Kollegen in die Arme zu treiben, ist sehr groß. So werden stattdessen Bagatellen hochgespielt und die vierbeinigen Patienten mit unnötigen Untersuchungen und Medikationen traktiert. Doch die Prävention von Krankheiten wird völlig außer Acht gelassen. Krankheiten werden einfach, egal, in welcher Häufigkeit sie auftreten, als gottgegeben hingenommen und dann meist so therapiert, dass Folgeerkrankungen regelrecht vorprogrammiert sind. Fallbeispiele hierzu ziehen sich wie ein roter Faden durch dieses Buch.
Die dritte Gruppe der Tierärzte ist leider NOCH sehr klein, aber sie wächst zumindest zusehends. Ebenso wie bei den Humanmedizinern gibt es mittlerweile auch immer mehr Veterinärmediziner, die sich nicht einfach von der Industrie kaufen lassen, die sich sehr wohl überlegen, WAS wirklich das beste für ihre Patienten ist, und die ihre finanziellen Interessen nicht über das Wohl der Gesundheit der ihnen anvertrauten Vierbeiner stellen. Diese Tierärzte arbeiten UNABHÄNGIG von der Futtermittel- und der Pharmaindustrie und sind nur ihrem eigenen Gewissen verpflichtet.
Wirtschaftlich betrachtet sollte man meinen, dass die Vertreter der ersten genannten Gruppe zu den Besserverdienenden gehören. Dies ist im Ganzen betrachtet sicherlich auch der Fall, aber es gibt auch eine immer größer werdende Anzahl von Praxen, die ganzheitlich und ethisch zugunsten der Tiere arbeiten – und trotzdem gut verdienen. Natürlich müssen wir Tierärzte, ebenso wie die Humanmediziner, von unserer Arbeit leben (dürfen). Deshalb ist es, wie in jedem anderen Beruf auch, nur richtig, dass die tüchtigen und fleißigen Ärzte mehr verdienen – aber bitte nicht auf Kosten der Gesundheit der uns anvertrauten tierischen Patienten! Positiv ist schließlich, dass die Zahl der kritischen und auch dank des Internets vorgebildeten Hunde- und Katzenbesitzer immer größer wird. Dank dieser steigenden Klientenzahl wird auch die Zahl der ganzheitlich arbeitenden Praxen in Zukunft immer mehr zunehmen.
Dieses Buch soll Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, dabei helfen, verschriebene Diäten und Medikamente sowie fragwürdige Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden zu hinterfragen, um so frühzeitig zu erkennen, welchem Vertreter der vorgenannten Tierarztgruppen Sie gegenüberstehen.
Doch zurück zu meiner eingangs gestellten Frage: Weshalb habe ich dieses Buch geschrieben? Seit über dreißig Jahren führe ich nun in selbstständiger Tätigkeit eine reine Kleintierpraxis. Gerade in den letzten Jahren ist mir immer mehr bewusst geworden, wie wir Tierärzte durch falsche Informationen, die vor allem die Ernährung unserer Hunde und Katzen, das viel zu häufige Impfen, die übermäßige Verwendung von Antibiotika und zu vieler chemischer Medikamente generell betreffen, unsere Patienten geradezu in chronische Erkrankungen hineintreiben. Die Zunahme von Diabetes, Epilepsie, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Leber- und Nierenerkrankungen, Allergien uvm. sind von uns Tierärzten größtenteils hausgemacht! Natürlich spielen auch Überzüchtungen vieler Hunde- und Katzenrassen eine nicht unerhebliche Rolle. Diese verursachen chronische Gebrechen und Krankheitsvorkommen, die vor dreißig Jahren noch gar nicht oder nur in Ausnahmefällen auftraten.
Auch dies sollte uns Tierärzten zu denken geben. Den Kritikern, die jetzt laut rufen, unsere Hunde und Katzen würden doch aufgrund immer neuer und aufwendigerer Behandlungsmethoden und angeblich auf jede Krankheit abgestimmter Diätfuttermittel immer älter, möchte ich entgegenhalten, dass dies so nicht stimmt. Es gibt sie zwar noch, die großwüchsigen Hunde, die vereinzelt 15 Jahre und älter werden; aber solche Lebensalter erreichen sie immer seltener und wenn, dann nur als chronisch Kranke. Wurden unsere Hunde und Katzen früher, also vor zwanzig oder dreißig Jahren, krank, hatten sie meist schon ein hohes Alter erreicht und starben dann auch bald. Heute erhalten unsere Haustiere viele, meist unnötige Medikamente, um überhaupt ein Alter von 12 oder mehr Jahren zu erleben. Und wie viele arme Hunde und Katzen unter Dauermedikation dahinsiechen, lässt sich kaum in Zahlen fassen.
So gibt es bei unseren Haustieren eine auffällige Parallele zu uns Menschen. Wir selbst werden auch immer älter, das zeigen die Statistiken. Aber auch dies geschieht nur durch Einbußen der Lebensqualität und auch wir enden immer früher als chronisch Kranke. Ebenso wie bei unseren Tieren – wie sollte es auch anders sein? – nehmen chronische Erkrankungen aufgrund schlechter, industriell gepanschter Lebensmittel, falschem Lebensstil, Vergiftungen durch Medikamente und Umweltbelastungen etc. zu. Zwar werden immer mehr Stimmen laut, den Umständen doch entgegen zu wirken. Doch unser Gesundheitssystem ist am Zusammenbrechen, denn keiner kann und will für die stetig steigenden Mehrkosten aufkommen. Es wird gerade bzgl. der Aufklärung und der Vorsorge viel zu wenig getan, und solange es Ärzte gibt, die ewig so weiterarbeiten wie bisher, ist auch keine grundlegende Änderung in Sicht. Denn wenn der Vorsorge kein Raum gegeben wird, kann sich nichts zum Guten ändern. Ebenso verhält es sich bei den Tierärzten und ihren vierbeinigen Patienten. Solange hier kein Bewusstseins- und kein Paradigmenwechsel stattfinden, bleibt alles beim Alten. Wir werden uns also erst einmal weiterhin mit immer dickeren und kränkeren Kindern und Erwachsenen befassen müssen und ebenso mit immer dickeren und kränkeren Hunden und Katzen.
Wir Tierärzte haben keine Krankenkassen im Hintergrund. Dies ist einerseits auch gut so, doch andererseits würden solche Kassen, wenn es sie denn gäbe, sicherlich viele unnötige Untersuchungen, Verschreibungen und Behandlungen oder gar »Diätfutter« gar nicht erst bezahlen. Und wer sollte auch entscheiden, was nötig ist und was nicht? »Tierarzt« ist ein freier Beruf und sollte es auch bleiben. Aber nochmals: circa 80–85% der derzeit etwa 5,5 Millionen Hunde in Deutschland leiden mehr oder weniger chronisch an Fettsucht, Leberschäden, Stoffwechselerkrankungen, vielfältigen Magen-Darm-Beschwerden, der Schwächung des...