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Kinder brauchen Rituale

So unterstützen Sie Ihr Kind in der Entwicklung. Stressfrei durch den Familien-Alltag. Empfohlen von: Akademie für Kindergarten, Kita und Hort

AutorEike Hovermann, Melanie Gräßer
VerlagHumboldt
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783869107141
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Die besten Tipps von Erzieherinnen, Kinderpsychologen, Familientherapeuten, Eltern und Kindern: Rituale spielen für die psychische und körperliche Gesundheit von Kindern eine Schlüsselrolle - sie geben ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Verlässlichkeit. Für Eltern bedeutet das im Umkehrschluss, dass das Familienleben mit Ritualen viel entspannter verläuft. Egal, ob Sie Ihrem Kind dabei helfen möchten, entspannter einzuschlafen, besser Ordnung zu halten oder Ängste zu überwinden - die Autoren geben unzählige praktische Tipps, wie Sie hilfreiche Rituale im Alltag einführen können. Der perfekte Ratgeber für einen entspannten Familienalltag und ein glückliches Kind! Gegen alle 'Ich kriege gleich 'ne Krise!'-Situationen mit dem Kind: Aufräumen, Angst, Wut, Hausaufgaben, Einschlafen und vieles mehr.

Melanie Gräßer ist Dipl.-Psychologin sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit eigener Praxis in Lippstadt. Eike Hovermann jr. ist Gründer und Geschäftsführer der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort.

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Leseprobe

SO GEHT’S MUNTER DURCH DEN TAG


Ein gut geplanter und vor allem strukturierter, sich stets wiederholender Tagesablauf mag Ihnen selber langweilig vorkommen. Für Ihr Kind ist dies aber ganz und gar nicht der Fall. Es liebt Routine und gleichförmige Wiederholungen, diese lösen bei ihm Gefühle wie Sicherheit, Schutz und Vertrauen aus.

Der Tagesablauf bzw. Ihre Routine wird sich allerdings auch immer wieder ändern. Das hängt von sich ändernden Gegebenheiten, dem Alter und der Entwicklung Ihres Kindes ab. Achten Sie daher gezielt darauf, ob etwas geändert werden muss, damit kein Zwang, Druck und zu viel Enge ausgeübt wird.

Vergessen Sie nicht, bei allen Strukturen auch Freiraum – freie Zeiten – einzubauen, in denen Ihr Kind spielen oder andere Dinge tun darf, zu denen es Lust hat.

Guten Morgen!


Der Tag beginnt mit dem Aufwachen. Frühes Aufstehen, sich waschen und frühstücken gehört nicht wirklich zu den Lieblingsbeschäftigungen von Kindern. Wenn Sie dann noch ein „Morgenmuffelkind“ haben, dann kann es schnell passieren, dass es schon am frühen Morgen Stress oder gar Streit gibt. Mit der richtigen Taktik und den bereits in frühen Jahren eingeführten Morgenritualen kann jeder Morgen stressfreier und entspannter starten.

„Morgens hat es eine Zeit lang bei uns zu Hause immer geknallt. Ich habe meine Tochter erst relativ spät geweckt, damit sie auch wirklich ausgeschlafen war, wenn sie in den Kindergarten bzw. in die Schule kam. So mussten wir uns aber immer beeilen. Spätestens beim Waschen nach dem Frühstück, gab es Theater. Es kam häufig vor, dass ich meiner Tochter unter Tränen die Zähne geputzt habe und sie in ihre Kleidung stecken musste. Nicht selten waren wir beide vollkommen entnervt, wenn wir uns voneinander verabschiedet haben. Und ich denke, ich muss Ihnen als Eltern nicht sagen, was das für ein blödes Gefühl ist.

Irgendwann habe ich mit meiner Tochter überlegt, warum es jeden Morgen ein solches Theater gibt. Sie hatte darauf eine ganz einfache Erklärung. Meine Tochter wollte morgens einfach noch ein paar Minuten spielen, bevor unsere weitere Morgenzeremonie startete. Gemeinsam haben wir dann beschlossen, dass sie abends ca. 20 Minuten eher ins Bett geht und dafür am Morgen früher geweckt wird, damit sie noch eine kurze Zeit spielen kann, bevor wir gemeinsam frühstücken und uns für den Kindergarten/die Schule und die Arbeit fertig machen müssen.“

Manchmal sind es nur ein paar Kleinigkeiten oder auch nur wenige Minuten, die den Start in den Tag so viel einfacher machen. So kann ein Morgen auch ganz anders und schöner gestartet werden:

Raus aus den Federn!

Aus dem Aufwachen können Sie ein sehr schönes individuelles Aufwachritual gestalten, hier das Beispiel einer Mitautorin:

„Morgens wecke ich liebevoll meine Tochter. Nachdem ich langsam die Jalousie ein wenig hochgezogen habe, streiche ich ihr sanft über die Haare und gebe ihr einen Kuss. Während meine Tochter langsam wach wird, fange ich an, den Frühstückstisch zu decken. Dabei lasse ich die Kinderzimmertür offen, damit sie die Geräusche hört und nicht auf die Idee kommt, sich umzudrehen und weiterzuschlafen. Selbst wenn meine Tochter schon vor mir wach wird, bleibt sie in ihrem Bett liegen, weil sie dieses Ritual, das wir jeden Morgen ausüben, genießt und nicht darauf verzichten möchte.“

Ein Aufwachritual ist jeweils abhängig vom Rhythmus Ihres Wachwerdens und dem Ihres Kindes.

Zählen Sie und Ihr Kind morgens eher zu den ausgeglichenen Typen, so kann der Tag ruhig starten, indem Sie leise ins Zimmer kommen, Ihr Kind wachküssen, ein wenig die Jalousie hochziehen, damit Ihr Kind langsam wach wird und der Raum nicht direkt ungemütlich hell ist. Vielleicht stellen Sie noch leise Musik an und geben Ihrem Kind etwas Zeit, in Ruhe aufzuwachen, bevor es aufstehen muss, so kann der Tag viel stressfreier starten. Vielleicht könnte so ein guter Tagesbeginn aussehen.

Ist Ihr Kind ein „Morgenmuffel“, dann gewähren Sie ihm die Ruhe, die es benötigt. Am Nachmittag oder Abend ist noch genug Zeit, um aus sich herauszukommen. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie agil Sie an den Tag herangehen und auch schwierige Aufgaben lösen. Quälen Sie es aber nicht mit Dingen, die für Sie wichtig sind, sondern versetzen Sie sich auch in Ihr Kind hinein.

„Morgens mit meiner Tochter im Bett schmusen, kuscheln und ihren Frühsport mit ihr im Bett machen – das heißt Fahrrad in der Luft fahren –, das war immer sehr lustig.“

Kennen Sie das Lied „Körperteile wecken“? Dies ist vielleicht auch eine gute Möglichkeit, sich und Ihr Kind morgens auf eine schöne Weise zu wecken.

KÖRPERTEILE WECKEN

Guten Morgen, liebe Arme, wir wollen euch jetzt wecken.

Guten Morgen, liebe Arme, mit Recken und mit Strecken.

Guten Morgen, liebe Beine, wir wollen euch jetzt wecken.

Guten Morgen, liebe Beine, mit Recken und mit Strecken.
usw.

Das funktioniert mit allen Körperteilen, probieren Sie es doch einfach mal aus!

Oder Sie machen jeden Morgen mit Ihrem Kind den Sonnengruß aus dem Yoga. Diese und weitere schöne Yogaübungen für Kinder finden Sie beispielsweise in dem Buch: „Sina und die Yogakatze“ von Ursula Karven.

Wenn Ihr Kind weiß, dass der Ablauf jeden Morgen gleich ist, dann weiß es auch, dass es sich auf Sie verlassen kann und keine Ängste haben muss, z. B. zu spät in den Kindergarten oder die Schule zu kommen.

Wichtig ist dann, dass auch der weitere Ablauf immer gleich ist, damit Ihr Kind weiß, was noch zu tun ist, und sich darauf einstellen kann.

Ki-Ka-Katzenwäsche

Nach dem Aufstehen ist es selbstverständlich, dass Sie mit Ihrem Kind zum Waschen ins Bad gehen. Die Körperhygiene hat ihren individuellen Ablauf. Schon ganz kleine Kinder können hier von einem gleichmäßigen Ablauf, einem Ritual, profitieren.

Wenn Ihr Kind noch gewickelt werden muss, gibt es auch schöne Wickeltischrituale. Ein unserer Mitautorinnen hat z. B. immer erst einmal zu Beginn das „kleine Männlein“ zu Besuch kommen lassen. Das Baby hatte daran sehr großen Spaß und ließ das Wickeln sehr geduldig über sich ergehen, da nach dem Wickeln das „kleine Männlein“ noch einmal vorbeigekommen ist.

DAS KLEINE MÄNNLEIN KOMMT ZU BESUCH

Geht ein Männchen die Treppe hoch (mit der Hand am Bein hoch bis Knie),

bleibt ein bisschen hocken (am Knie kitzeln),

geht noch ein Stückchen weiter hoch (die Finger weiter bis zum Hals hochkrabbeln lassen),

schellen (dabei leicht am Ohrläppchen ziehen) oder klopfen (ganz leicht an die Stirn klopfen).

Bimbam, bimbam (noch einmal leicht am Ohrläppchen ziehen)!

Wichtig ist es auch hier, dass Sie sich nach Möglichkeit angewöhnen, den Wickelvorgang ebenfalls zu ritualisieren.

Wenn Ihr Kind dann schon etwas größer ist, kann es bei diesen Ritualen auch helfen. Es kann z. B. das eigene kleine Handtuch, was an seinem Haken in seiner Höhe neben dem Waschbecken hängt, greifen, während Sie ihm die Trittleiter vor dem Waschbecken bereitstellen. Nach dem Händewaschen kann es dann selber mit dem eigenen Handtuch die Hände abtrocknen.

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider …

Danach ist das Anziehen an der Reihe. Vielleicht haben Sie schon am Abend zuvor herausgesucht, was Ihr Kind gerne anziehen möchte, und damit ein hübsches „Kleidermännchen“ auf dem Boden mit den Anziehsachen für den nächsten Morgen gelegt?

Vielleicht ist es Ihr Ritual, gemeinsam aus dem Fenster zu schauen und zu überlegen, ob es kalt oder warm ist und ob die ausgesuchten Sachen passen oder noch ergänzt werden müssen. Oder Sie hören hierzu gemeinsam die Wettervorhersage im Radio und überlegen, welche Jacke Ihr Kind anzieht, und ob es Schal, Mütze, Handschuhe oder Sandalen benötigt …

Es kann auch ein schönes Ritual sein, wenn Sie Ihrer Tochter morgens immer die Haare kämmen oder bürsten und flechten oder eine andere schöne Frisur machen. Vielleicht suchen Sie auch stets gemeinsam mit Ihrem Kind die entsprechenden Klämmerchen für die Frisur aus.

Schauen Sie einfach, welche Rituale am besten in den Ablauf passen, und seien Sie kreativ.

Frühstück

Nach dem Aufwachen, Aufstehen, Waschen und Anziehen folgt das Allerwichtigste: das Frühstück. Die gemeinsame Frühstückszeit ist nicht nur ein wichtiges Ritual, sondern auch die Grundlage für einen erfolgreichen Tag im Kindergarten oder in der Schule. Planen Sie für das Frühstück ausreichend Zeit ein. Dabei können Sie sich nicht nur stärken, sondern Ihr Kind kann beispielsweise auch Erinnerungen an seine Träume aus der letzten Nacht erzählen. War es ein belastender Traum, so kann das Erzählen befreiend und erlösend sein, und es muss diesen nicht länger mit sich herumtragen. Hat Ihr Kind z. B. eine schwierige Klassenarbeit zu schreiben, dann können Sie ihm jetzt...

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