In diesem Kapitel erfahren Sie, was Sie alles für Ihr krankes Kind tun können: wie Sie es pflegen sollten, wie Sie am besten mit dem Arzt zusammenarbeiten und wie Sie Ihr Kind auf einen notwendigen Krankenhausaufenthalt vorbereiten. Außerdem: Tipps für einen gesunden Urlaub.
Ein krankes Kind braucht gute Pflege
Von Krankheit bleibt kein Kind verschont
Während der Schwangerschaft und Stillzeit gibt die Mutter ihrem Kind Teile ihrer Gesundheit weiter: Diese Abwehrkräfte, Antikörper genannt, hat der mütterliche Körper zum Teil als Reaktion auf selbst durchgemachte Krankheiten aufgebaut. Sie gelangen über die Plazenta und über die Muttermilch in den Körper des Kindes und schützen es gegen diese durchgemachten Krankheiten.
Dieser »Nestschutz« bleibt leider nur einige Monate lang erhalten. Dann muss das Kind anfangen, sein eigenes Abwehrsystem, das heißt eigene Antikörper, aufzubauen. Ab etwa einem halben Jahr beginnen Babys ihre Umwelt verstärkt zu erforschen und zu begreifen und treffen dabei natürlich auch auf Krankheitserreger wie Viren und Bakterien. Da ihr Immunsystem noch ungenügend trainiert ist, sind Babys und Kleinkinder häufiger krank als größere Kinder oder Erwachsene: Jeder Kontakt mit Krankheitserregern führt zur Bildung von Antikörpern, die entweder lebenslang, wie bei Masern und Mumps, oder zumindest eine Weile, wie bei Erkältungen, vor einer neuen Infektion mit dem gleichen Erreger schützen.
Statistisch gesehen macht jedes Kind in seinen ersten sechs Lebensjahren Bekanntschaft mit 200 bis 300 verschiedenen Viren und Bakterien, die Infekte oder Kinderkrankheiten auslösen können. Im Kindergartenalter rechnet man mit rund zwölf Infekten pro Jahr, Schulkinder erkranken etwa sechs- bis achtmal und Jugendliche fünfmal im Jahr. Hochsaison für virale Erkältungen ist die kalte Jahreszeit.
Viren lauern überall: Es nützt nichts, Kinder aus Angst vor Ansteckung aus dem Kindergarten zu nehmen. Schützen können Sie Ihr Kind nur durch Stillen (>), Stärkung seiner Körperabwehr (>) und Impfungen (>).
SO FÜHLT SICH EIN KRANKES KIND
Erwachsene wissen, dass der Schnupfen, der sie plagt, vorübergeht. Kinder hingegen empfinden Krankheiten als einen bedrohlichen Einschnitt in ihr Leben, vor allem, wenn sie jünger sind. Sie verstehen nicht, warum sie Schmerzen haben und warum die Mutter ihnen bittere Medizin einflößt oder ihre Waden mit feuchtkalten Tüchern umwickelt. Arztbesuche und vielleicht sogar ein Krankenhausaufenthalt können sie noch mehr verängstigen.
Kinder fallen in Krankheitszeiten oft eine Entwicklungsstufe zurück: Sie betteln wieder nach der Flasche oder machen, wenn sie bereits sauber waren, wieder in die Hose. Solche Rückschritte sollten Sie nicht beunruhigen – nach der Genesung kommt bald alles wieder ins Lot.
Liebe ist die beste Medizin
Ist ein Kind krank, braucht es noch mehr Liebe und Zuwendung als in gesunden Tagen. Es braucht aber auch sachgerechte Hilfe und Pflege, um wieder gesund zu werden. Deshalb ist der wichtigste Grundsatz beim Betreuen von kranken Kindern: Mitgefühl ja, aber nicht mitleiden, um kühlen Kopf zu bewahren und effektiv zu handeln. Seien Sie nicht überängstlich. Wenn Sie Zuversicht ausstrahlen, überträgt sich dies auch auf Ihr krankes Kind.
Verwöhnen Sie Ihr krankes Kind ruhig mehr als sonst – aber nicht maßlos. Sonst gewöhnt sich Ihr Kind daran – und möchte gar nicht wieder gesund werden.
Kranke Kinder – berufstätige Eltern
Jeder berufstätigen Mutter und jedem berufstätigen Vater stehen laut Gesetzgeber pro Jahr und Kind zehn Arbeitstage für die Pflege ihres kranken Kindes zu, pro Elternteil für alle Kinder nicht mehr als 25 Arbeitstage. Alleinerziehende bekommen pro Kind und Jahr 20 Tage frei, bei mehreren Kindern aber insgesamt nicht mehr als 50 Tage. Wenn der Arbeitgeber diese Tage nicht bezahlt, können gesetzlich Versicherte unter bestimmten Voraussetzungen Krankenpflegegeld beantragen.
Die Selbstbehandlung und ihre Grenzen
Eltern merken meist ganz genau, wenn ihr Kind eine Krankheit ausbrütet, und erkennen die Frühzeichen. Babys schreien mehr als sonst oder trinken schlechter, ältere Kinder sind weinerlich, haben keine Lust zu spielen oder legen sich zu ungewöhnlichen Zeiten bereitwillig ins Bett.
Ab etwa drei Jahren kann ein Kind mitteilen, dass es sich nicht wohl fühlt – aber Schmerzen kann es noch schlecht lokalisieren. Meist tut der Bauch weh, auch wenn der Schmerz im Knie sitzt, Hals schmerzen werden als Ohrenschmerzen empfunden. Fieber und Erbrechen sind Symptome für die unterschiedlichsten Krankheiten. Zu erkennen, was einem Kind fehlt, ist manchmal sehr schwierig. Eltern sollten deshalb bei Unsicherheit immer den Arzt aufsuchen.
Bei diesen Symptomen müssen Sie sofort zum Arzt
Fieber:
- Fieber über 39 °C, beim Säugling über 38,5 °C
- Fieber mit Krampfanfällen
- Fieber, wenn schon früher Krampfanfälle aufgetreten sind
- Fieber mit Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Nackensteife, Benommenheit
- Fieber unter 38,5 °C, das ohne Besserungstendenz länger als drei Tage anhält
- Fieber, das ständig wiederkehrt
Bauchweh, Erbrechen, Durchfall (mit und ohne Fieber):
- Baby: Erbrechen oder Durchfall seit über sechs Stunden
- Kindergartenkind: Erbrechen oder Durchfall seit über zwölf Stunden
- Schulkind: Erbrechen oder Durchfall seit über 18 Stunden
- Erbrechen mit Kopfschmerzen und/oder Schwindelanfällen
- Erbrechen mit Bauchschmerzen, besonders im Unterleib
- Erbrechen nach einem Unfall, bei dem möglicherweise der Kopf verletzt wurde
- Durchfall mit Fieber und Unterleibsschmerzen
Husten:
- Husten mit Fieber
- Husten, der länger als eine Woche anhält, ohne besser zu werden und ohne dass das Kind erkältet ist
- Plötzlich auftretender, heftiger Husten, der nicht besser wird
- Husten mit Atemnot, vor allem, wenn das Kind nachts davon aufwacht
Generell sollten Sie bei allen Krankheitssymptomen, die Sie sich nicht erklären können oder die sich innerhalb von zwei bis drei Tagen durch Ihre Selbsthilfemaßnahmen nicht bessern, den Arzt aufsuchen.
KEINE PANIK – ERST GENAU BEOBACHTEN
Allerdings muss nicht jedes Wehwehchen vom Arzt behandelt werden. Oberstes Gebot bei jeder Erkrankung Ihres Kindes: Ruhe bewahren, genau beobachten und dann entscheiden, was zu tun ist. Diese Verantwortung müssen Sie übernehmen. Ein aufgeschürftes Knie oder eine Prellung können Sie selbst behandeln, während bei starken Blutungen und Bewusstlosigkeit sofort fachmännisch erste Hilfe geleistet werden muss.
Hat sich Ihr Kind erkältet, können Sie – wenn es nicht fiebert – mit Hausmitteln die nächsten Tage überbrücken. Bei Fieber, Durchfall und Erbrechen wägen Sie nach Alter des Kindes und Schwere der Krankheitssymptome ab, ob Sie selbst helfen oder den Arzt aufsuchen. Beim Säugling kann unstillbares Erbrechen innerhalb von Stunden zum Tod führen, während es bei einem Schulkind reicht, einen durch zu viel Eiscreme verdorbenen Magen mit Diät zu behandeln.
WAS SIE DEM ARZT MITTEILEN SOLLTEN
Wenn Sie mit Ihrem Kind zum Arzt gehen, sollten Sie auf folgende Fragen vorbereitet sein und sie möglichst genau beantworten:
- Seit wann ist Ihr Kind krank? Ist es plötzlich erkrankt oder ging es ihm allmählich immer schlechter?
- An welchen Symptomen (Krankheitszeichen) leidet Ihr Kind? Treten die Symptome zu ganz bestimmten Zeiten auf, kommen sie anfallsartig oder halten sie über mehrere Stunden an?
- Wie fühlt sich Ihr Kind? Hat es Schmerzen und wenn ja, wie äußern sie sich?
- Hat es Fieber? Wenn ja, wie hoch und seit wann? Bitte immer die Temperatur messen!
- Haben Sie bereits etwas zur Behandlung unternommen? Wenn ja, was, wann und wie oft?
Beim Kinderarzt
Bei vielen Kindern löst schon die Ankündigung »Wir gehen zum Arzt« Panik aus. Besorgnis und Ängste der Eltern, viel Aufhebens um den Arztbesuch und häufige Gespräche von Erwachsenen über schlimme Krankheiten signalisieren Kindern, dass ihnen etwas Unangenehmes bevorstehen kann. Damit der Besuch beim Kinderarzt nicht zum beängstigenden...