2. Körpersprache im Vorstellungsgespräch
Glückwunsch! Ihre Bewerbungsunterlagen haben einen positiven Eindruck hinterlassen und Sie haben die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch erhalten, da der potenzielle Arbeitgeber Sie fachlich für geeignet hält. Damit sind Sie Ihrem Ziel schon ein gutes Stück näher gerückt. Bisher haben Sie also alles richtig gemacht. Nun wollen Sie den Weg auch erfolgreich zu Ende gehen und die Stelle bekommen.
Doch das persönliche Vorstellungsgespräch ist eine der größten Hürden im Bewerbungsmarathon. Gerade in einer Situation, in der Sie partout brillieren wollen, kommt es oft »erstens anders und zweitens, als man denkt«. Dabei sorgen sich Bewerber meist darum, dass das, was sie sagen oder auch nicht sagen, ihre Chancen minimieren könnte. Ein Irrtum. Natürlich sollten Sie Ihre Kompetenz auch verbal vermitteln und keinen nervositätsbedingten Unsinn erzählen. Doch die Annahme, dass jedes Wort und jede Formulierung auf die Goldwaage gelegt werden, stimmt so nicht.
Was für die endgültige Beurteilung viel mehr ins Gewicht fällt, ist das, was wir nonverbal kommunizieren – mithilfe unseres Körpers. Die Körpersprache bestimmt zu etwa 80 Prozent den Gesamteindruck, den andere Menschen von uns haben, unabhängig von der Situation. Der Grund: Haltung, Gestik, Mimik und Stimme liefern nicht nur mehr, sondern auch ehrlichere Informationen über einen Menschen, als Worte es könnten. Deshalb ist es gerade in der Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch so wichtig, zu wissen, wie man auf andere wirkt. Und natürlich auch, wie man die eigene Wirkung optimieren kann.
Gut vorbereitet – die beste Voraussetzung
Sich gut zu präsentieren und die eigene Kompetenz zu zeigen, das sind die obersten Ziele, die Sie bei einem Vorstellungsgespräch verfolgen werden. Darauf sollten Sie sich konzentrieren. Fühlen und präsentieren Sie sich selbstbewusst und überzeugend, wird auch das, was Sie über sich erzählen, einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Entscheidend ist: Kontrollieren Sie Ihre Nervosität! Das klingt eigentlich recht leicht, ist aber nicht unbedingt einfach. Solange wir uns in gewohnten Alltagssituationen befinden, sind wir entspannt und völlig rational bei der Sache. Finden wir uns allerdings plötzlich in einer ungewohnten Situation wieder, verabschiedet sich unsere Ratio vorübergehend.
Umso mehr Bedeutung kommt in solchen Situationen unserer Körpersprache zu. Auch in puncto Gesten und Mimik macht sich unsere Nervosität natürlich bemerkbar, da wir unsere ganz persönlich Baseline nicht von einem Moment auf den anderen wie ein Kostüm oder einen Anzug ablegen können. Dennoch können wir unsere nonverbalen Signale ein wenig kontrollieren beziehungsweise steuern. Und das hat einen positiven Nebeneffekt: Beruhigen wir unsere Körpersprache, beruhigen sich auch unsere Gedanken und wir können in der Folge wesentlich entspannter agieren und uns positiv präsentieren – mit und ohne Worte.
Wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Training ist eine gute Wahrnehmung des eigenen Körpers. Denn genauso wenig, wie es möglich ist, einen nicht bewussten kleinen Sprachfehler zu korrigieren, können Sie an Ihrer Körpersprache arbeiten, wenn Sie gar nicht wissen, an welcher Stelle Verbesserungsbedarf besteht.
Zugegeben, sich selbst objektiv zu beobachten und richtig wahrzunehmen, ist alles andere als einfach. In einem ersten Schritt geht es also darum, sich die eigene Körpersprache bewusst zu machen. Dieses Bewusstmachen kann schon einiges bewirken. Sobald Sie Ihre individuelle Körpersprache kennen, können Sie auch gezielt daran arbeiten. Wichtig dabei: Üben Sie einen wertfreien und vor allem entspannten Umgang mit sich selbst!
So kommen Sie ins Gleichgewicht
Streben Sie an, in Ihrer »eigenen Mitte« zu sein. Das ist gerade in außergewöhnlichen Situationen wie einem Vorstellungsgespräch die beste Basis für einen gewinnenden Eindruck. Durch eine intensivere Körperwahrnehmung erreichen Sie eine gute Balance aus körperlicher Spannung und Entspannung. Für sich genommen ist weder das eine noch das andere in ausgeprägter Form erstrebenswert. Eine permanente psychische Anspannung wirkt sich direkt auf den Körper aus und führt beispielsweise zu Blockaden oder Verspannungen. Sind Sie dagegen grundsätzlich zu entspannt – anders gesagt: lassen Sie sich in der Regel eher hängen –, wirkt auch das auf Ihre innere Einstellung. Sie werden phlegmatischer und es fehlt Ihnen zunehmend an Power und Engagement. Sie sollten sowohl das eine als auch das andere vermeiden.
Um den Körper intensiver wahrzunehmen und eine angemessene Körperspannung zu erreichen, helfen zwei einfache Übungen für den Alltag. Mit der ersten Übung finden Sie mühelos Ihre Körpermitte:
Nehmen Sie eine bequeme, aber nicht zu lässige Haltung ein. Verteilen Sie das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine in Hüftbreite und gehen Sie leicht in die Knie.
Konzentrieren Sie sich auf Ihre Haltung. Schließen Sie die Augen, beobachten Sie sich von innen heraus. Gewinnen Sie bewusst an Bodenhaftung, spüren Sie Ihren Standpunkt.
Achten Sie auf die folgenden einzelnen Körperregionen und deren jeweilige Position: Becken, Wirbelsäule, Schultern, Arme und Kopf. Überprüfen Sie Ihre Haltung immer wieder. Nehmen Sie sie jedoch nur wahr, ohne sie zu bewerten.
Atmen Sie bewusst, ruhig und gleichmäßig ein und aus.
Pendeln Sie nun leicht von rechts nach links [Bilder Nr. 21] und vor und zurück [Bilder Nr. 22], ohne den Platz zu verlassen. Versuchen Sie, Ihr eigenes Zentrum zu erspüren.
Sobald Sie Ihre Körpermitte gefunden haben, können Sie bei der zweiten Übung an sich selbst wachsen – im wahrsten Sinne des Wortes:
Stehen Sie aufrecht, die Beine hüftbreit. Atmen Sie bewusst, ruhig und gleichmäßig ein und aus.
Lassen Sie nun die Schultern nach unten fallen. Ihr Halsbereich sollte vollkommen frei sein. Stellen Sie sich vor, wie Sie an einem unsichtbaren Faden am Kopf senkrecht nach oben gezogen werden.
Die Körpermitte finden: erst in aufrechter Haltung von rechts nach links pendeln …
… anschließend vor und zurück pendeln.
Wachsen Sie nach und nach in die Höhe, während die Schultern in Richtung Boden streben. Wichtig: Verkrampfen Sie nicht. Atmen Sie weiter ruhig ein und aus.
Halten Sie die aufgebaute Position für einige Momente und entspannen Sie bei einer tiefen Ausatmung. Spüren Sie, wie Ihre natürliche Körperspannung zurückkommt und wie diese Übung Sie aufrichtet – auch mental?
Die selbstbewusste Haltung
Stellen Sie sich hüftbreit fest auf beide Beine. Der Kopf ist gerade – balancieren Sie eine imaginäre Krone auf dem Kopf. Lassen Sie Ihre Arme fallen und ballen Sie Ihre Hände zu Fäusten, die Daumen zeigen nach vorne. Wenn Sie jetzt die Daumen zur Seite drehen, während Sie Ihre Arme hängen lassen, aktivieren Sie automatisch die Rückenmuskulatur, und Ihre Brust hebt sich an. So wirken Sie locker und dennoch selbstbewusst. Gewöhnen Sie sich systematisch an diese Haltung. Ob Sie wirklich selbstbewusst und aufrecht stehen, kontrollieren Sie, indem Sie sich so an die Wand stellen, dass Rücken und Kopf diese berühren.
Übung macht den Bewerbungsmeister
Nicht nur für Bewerbungsgespräche gilt: Je schlechter die Vorbereitung, desto größer die Unsicherheit. Und je unsicherer Sie sind, desto geringer ist Ihre Überzeugungskraft. Deshalb sollten Sie sich auf klassische Situationen einstellen und sie möglichst oft durchspielen. Sie können bei einem Bewerbungsgespräch relativ sicher davon ausgehen, dass zu eventuellen Lücken oder Brüchen in Ihrer Vita Nachfragen auftauchen. Diese sollten Sie schlüssig und ohne langes Nachdenken beantworten können.
Fragen nach den persönlichen Stärken und Schwächen werden bei neun von zehn Vorstellungsgesprächen gestellt. Auch darauf können Sie sich bestens vorbereiten – das gilt sowohl für die verbalen Antworten als auch für die nonverbalen Signale. Je besser Sie sich mental auf das bevorstehende Gespräch einstellen, desto mehr Souveränität werden Sie im entscheidenden Moment ausstrahlen. Mithilfe Ihres »Kopfkinos« können Sie sich diese Sicherheit Schritt für Schritt erarbeiten.
Ihr Drehbuch für das Bewerbungsgespräch beinhaltet folgende Szenen:
Stellen Sie sich vor, wie das Gespräch ablaufen könnte. Welche Fragen könnte Ihr Gegenüber stellen? Was würden Sie darauf...