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'komm heut nich bin krank'. Ein Vergleich von dialogischen Absagen mit Absagen im Gruppenchat bei WhatsApp

AutorLeander Thon
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl77 Seiten
ISBN9783668206595
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 3,0, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Germanistisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit soll die Abmeldung besonders betrachtet werden. Abmeldungen stellen nach König potenziell gesichtsbedrohende sprachliche Handlungen dar. Diese Brisanz macht die Untersuchung von Realisierungsstrategien in diesen Nachrichten besonders interessant. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt nicht nur in der Analyse der Kommunikation von zwei Interagierenden, sondern in einem Vergleich zwischen dialogischen Absagen und Absagen aus einem Gruppenchat von WhatsApp. Es soll neben der sprachlichen Analyse und der Erarbeitung einer primären Realisierungsstrategie der Produzenten, auch auf die Einbindung der Abmeldungen in die Gesprächsstruktur eingegangen werden. Die Kommunikation ist im Wandel. Durch die Einführung von Instant-Messenger-Apps und der großflächigen Verbreitung von Smartphones hat sich auch das Kommunikationsverhalten der Menschen gewandelt. Im Februar 2016 wurde bekannt gegeben, dass über eine Milliarde Menschen weltweit die kostenlose Messenger-App WhatsApp1 auf ihrem Smartphone installiert haben.2 Mit dem Siegeszug von WhatsApp wurde eine stetige Erreichbarkeit und Kommunikationsmöglichkeit geschaffen. Kommunizieren mit WhatsApp ist günstig, schnell und fast überall möglich (vgl. Wyss/Hug, 2016:1). Die Verständigung mit WhatsApp hat inzwischen Einzug in den Alltag der Menschen gefunden und dient in vielen Gruppen als bevorzugtes Kommunikationsmittel. Auch in Sportmannschaften findet ein hoher Anteil der Kommunikation und Organisation über den Nachrichtendienst WhatsApp statt. Zuerst soll der aktuelle Forschungsstand dargelegt werden. Dazu werde ich zunächst allgemeine Informationen über WhatsApp geben, bevor ich diese Form der Kommunikation in die Kategorie Keyboard-to-Screen-Kommunikation einordnen werde. Ich möchte auch auf die Forschung zur SMS- und Chatkommunikation eingehen und diese auf die Anwendbarkeit auf WhatsApp prüfen. Ist diese Forschung bei WhatsApp-Nachrichten nicht mehr anwendbar? Welche Unterschiede gibt es generell zwischen der Kommunikation mit WhatsApp und anderen Kommunikationsformen?

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Leseprobe

5. Kommunikation im Dialog


 

Die im Folgenden untersuchten Daten entstammen einem Korpus von privaten Nachrichten und sind in einem Zeitraum von sieben Monaten entstanden. Es handelt sich immer um eine dialogische Sequenz zwischen dem Spieler und seinem Trainer (männlich, 22 Jahre) innerhalb des Kurznachrichtendienstes WhatsApp. Der Korpus besteht aus 45 Dialogen von 12 Personen, die alle anonymisiert in die Untersuchung aufgenommen wurden. Von jedem Spieler findet sich mindestens eine Abmeldung im Korpus.

 

Es handelt sich bei allen Personen um männliche, jugendliche Handballspieler im Alter von fünfzehn und sechszehn Jahren. Die Mannschaft, in der die Jugendlichen spielen, trainiert dreimal in der Woche im Münsterland. Es gibt keine Spieler mit Einwanderungsgeschichte.

 

Vor der Spielzeit wurde zwischen den Spielern und dem Trainer die Einigung erzielt, dass es im Fall der Abwesenheit vom Training, zu einer Abmeldung über WhatsApp beim Trainer kommen muss. Kommt es zu einer unentschuldigten Abwesenheit erfolgt eine Strafe für den Spieler. Als Konvention ist also die Anwesenheit beim Training zu verstehen. Ein Bruch dieser Konvention ist somit nur vertretbar, wenn zuvor eine Abmeldung erfolgte. Die Abmeldung ist also nicht die Reaktion auf eine Verabredung, sondern das Nicht-Einhalten eines geregelten Umstandes.[12]

 

Untersuchungsgegenstand im Rahmen dieser Arbeit soll vor allem die sprachliche Gestaltung der Abmeldenachrichten sein. Betrachtet wird auch der Bezug auf vorherige Nachrichten. Interessant wird sein, wie die Schreiber ihre Nachrichten realisieren, obwohl sie wissen, dass sie eine schlechte Nachricht zu verkünden haben.

 

Zuerst werde ich mich mit der Anrede und der Verabschiedung in Abmeldenachrichten befassen. Dazu möchte ich zunächst feststellen, ob solche Formen genutzt werden. Darauf aufbauend möchte ich den Nutzen und die Funktion solcher Anrede- und Verabschiedungsformen tiefergehend untersuchen.

 

5.1. Handlungsmuster: Anrede und Verabschiedung


 

Da es sich bei der Abmeldung vom Training nicht um ein reaktives Verhalten handelt, wie etwa bei einem zuvor verabredeten Treffen (vgl. König, 2015), ist es zu erwarten, dass aufgrund des Beginns einer neuen Konversation, eine Anrede formuliert wird. Entgegen dieser Überlegung, wird in Wyss/Hug (2016:1) festgestellt, dass WhatsApp-Konversationen „nicht durch eine explizite Gruß- oder Anredeformel eingeleitet [werden]“.

 

Das ausgewählte Datenmaterial stützt die These von Wyss/Hug (2016). 60% der Nachrichten enthalten weder eine Anrede- noch eine Verabschiedungsformel. Nur drei Nachrichten werden mit einer Anrede eingeleitet und am Ende mit einer Verabschiedung geschlossen. 38% der Nachrichten werden lediglich mit einer Anrede begonnen. Die häufigste Form der Anrede ist „Moin“ oder „Moin [Trainervorname]“ mit n=13, die häufigste Verabschiedung ist „bis nachher“ (n=2)[13].

 

Obgleich die Adressatenzuordnung mit der Versendung der Nachrichten in dialogischen WhatsApp-Konversationen geregelt ist, finden Anredemodalitäten statt. Dies lässt darauf schließen, dass diese Formalitäten lediglich der Rahmung der Konversation dienen. Die Anrede dient als Gesprächseinstieg, die Verabschiedung der Gesprächsbeendigung. Gerahmt wird in diesem Modell der Gesprächskern mit seinen Inhaltselementen (vgl. Günthner 2011:10). Es ist auffällig, dass deutlich mehr Nachrichten keine Grußformen beinhalten (siehe Abbildung 2). Es ist zu klären, wann Anrede- und Verabschiedungsformen genutzt werden und welche möglichen Gründe es dafür gibt.

 

 

Abbildung 2: Anredeformeln und Verabschiedungen in Abmeldenachrichten. Daten in absoluten Zahlen.

 

Es ist fraglich, warum trotz der Annahmen von Wyss/Hug (2016)[14] dennoch 38% der Nachrichten Anreden und Verabschiedungen enthalten. Es ist denkbar, dass diese Form gewählt wurde, um die schlechte Nachricht (also die Abmeldung vom Training) in einer möglichst annehmbaren Form darzubringen. Maynard (2003) führt in seinen Untersuchungen zur Überbringung von schlechten Nachrichten im medizinischen Alltag aus, dass die schlechte Nachricht in einem möglichst positiven Rahmen gehalten werden sollten. Eine Fokussierung der positiven Aspekte sei wichtig. Wie dieser Rahmen in dem vorliegenden Korpus realisiert wird, möchte ich im folgenden Beispiel darstellen

 

Dialog #001:

 

[SpielerA]: Moin [Trainervorname],

 

 habe gerade ganz vergessen dir zu sagen, dass ich Donnerstag nicht komme, weil ich Freitag eine LK Klausur schreibe und für diese lerne. Bis nächste Woche Donnerstag [NameA]

 

Nachricht #1 - 16.11.2015 - 22:35:00

 

[Trainer] : Ok

 

Nachricht #2 - 16.11.2015 - 22:36:00

 

 [SpielerA]: 

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