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Kriegsheimkehrer

Politik und Poetik 1914-1939

AutorSarah Mohi-von Känel
VerlagWallstein Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl522 Seiten
ISBN9783835342248
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Zwischen Literatur und Politik: Narrative Bewältigungsversuche von Kriegsheimkehr in der deutschen Zwischenkriegsgesellschaft. Das Gespenst des Kriegsheimkehrers beunruhigt den Diskurs nach 1914. Immer wieder findet sich zwischen den beiden Weltkriegen der Topos, dass ehemalige Soldaten zwar zurück-, aber nicht mehr heimkehren. Doch bei aller formalen Beständigkeit des Topos der prekären, nie ganz gelingenden Reintegration sind die damit verknüpften Gesellschaftsentwürfe, politischen Anliegen und Handlungsappelle überaus vielgestaltig und nicht selten konträr. Sarah Mohi-von Känel untersucht Erzählungen über zurückgekehrte Soldaten als einen politischen Diskurs, der die Übergänge vom Deutschen Reich zur Weimarer Republik und in die nationalsozialistische Diktatur begleitet und mitgestaltet. Ehemalige Soldaten werden nicht nur zu einer realen politischen Macht in Veteranenverbänden und Freikorps, sondern figurieren als variables politisches und volkserzieherisches Argument, das sowohl für die De- als auch für die Remobilisierung Deutschlands in Anschlag gebracht wird. Diese Entwicklung und die Rolle der daran beteiligten literarischen und publizistischen Texte konturiert die Studie mit einem besonderen Fokus auf den drei dominanten Diskursen der Medizin, der staatspolitischen Fürsorge und der Psychiatrie.

Sarah Mohi-von Känel, geb. 1984, arbeitet seit 2014 als wissenschaftliche Assistentin am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Sie forscht u.a. zu Literatur des Ersten Weltkriegs und der Zwischenkriegszeit sowie zu den Zusammenhängen von Literatur und Gesellschaft.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Umschlag1
Titel4
Inhalt6
I. Kriegsheimkehr zwischen Ereignis und politischem Narrativ10
Wie Kriege (nicht) enden – zum Stand der Forschung16
Literatur und Geschichte – methodische Prämissen28
Medizin – Gesetz – Psychiatrie: Drei Diskurse der Reintegration36
II. Über die Grenze zwischen Krieg und Heimat – zur Struktur literarischer und nicht-literarischer Texte u?ber Kriegsheimkehrer42
Weite Wege von der Ru?ck- zur Heimkehr – zur Terminologie47
2.1 Umwege – Drei Schwierigkeiten bei der Heimkehr und Kierkegaards Wiederholung52
2.1.1 Identität und Alterität59
Unmögliche Heimkehr als Topos der Literatur nach dem Ersten Weltkrieg61
Alteritäts- und Identitätsbehauptungen im nicht-literarischen Diskurs66
2.1.2 Unheimliche Heimkehr68
Gespenstergeschichten der Literatur69
Nachkriegsgespenster jenseits des Literarischen74
2.1.3 Poiesis der Heimkehr78
Mittel und Wege zur Heimkehr: Prothese, Entlausen, Entwaffnen79
Literarische Heimkehr-Konstruktionen und -Destruktionen81
III. Kriegsversehrte Heimkehr –medizinische Reintegration prekärer Körper94
Das Singen der »Kru?ppel« – Alice Freiin von Gaudys Kriegerheimkehr102
How to do therapy with words112
Die zwei verlorenen Körper der »Kriegskru?ppel«115
3.1 Magische Medizin – vom Verschwinden der »Kriegskru?ppel«124
3.1.1 Heimkehr »wie wenn nichts geschehen wäre« – Konrad Biesalskis »Kriegskru?ppelfu?rsorge«133
Wirkendes Wissen136
Homo protheticus als homo oeconomicus141
Therapie des »Kriegskru?ppels« und Gesundung des ›Volkskörpers‹146
3.2 Von der Reintegration zur Remobilisierung – Bertolt Brechts Legende vom toten Soldaten154
3.2.1 Überbietung und Entlarvung der »Kriegskru?ppelfu?rsorge«158
Nach dem Krieg ist vor dem Krieg: zur Gewalt der Fu?rsorge163
Brechts Politik der Form168
3.3 Zerstörte Gesichter – Embleme der Desintegration177
3.3.1 Am Ende der ärztlichen Kunst? Das Schweigen u?ber Gesichtsversehrte181
3.3.2 Antlitz und Frieden. Gesichter der Heimkehr in der Zwischenkriegszeit186
Poetik der Entstellung – Politik der Verdrängung188
Gesichtsversehrte als Waffen des Pazifismus197
3.3.3 Literarische Integration in Vicki Baums Menschen im Hotel205
Die »transzendentale Obdachlosigkeit« einer kriegsinvaliden Gesellschaft208
Erzählen und Integration213
Kriegsru?ckkehrer als gefährdete und gefährliche »Schläfer« in der Gesellschaft220
IV. Schuld und Su?hne – Reintegration der Kriegsversehrten durch den Staat228
4.1 Gespenstische Fronten in Michael von Faulhabers Hohe Lied der Kriegsfu?rsorge242
Politik des Dabeiseins – Schreiben und Kriegsfu?rsorge als »unblutiger Kriegsdienst«246
»Kriegstheologie« – das Dabeisein der Kirchen253
Unheimliche Poetik – Widerreden des Literarischen260
4.2 Einspruch der Nachkriegsliteratur – zum Topos vom Krieg im Nachkrieg269
4.2.1 Das Trauerspiel des Kriegsversehrten vor dem Gesetz – Joseph Roths Rebellion276
Die Rebellion im Kontext von Roths Hinkemann-Rezension278
Heilloses Ersetzen286
Politik der Heteroglossie – zur Eindeutigkeit der Vielstimmigkeit291
Die Rebellion im Nachkriegsdiskurs u?ber Kriegsversehrte299
4.3 Heimkehr in den Krieg – zur nationalsozialistischen Mobilisierung durch die Verehrung der Kriegsversehrten304
4.3.1 Kriegsversehrtenpolitik im Dritten Reich305
4.3.2 Idealbild – zum Entwurf eines Kriegsversehrten »fu?r das Wohl des Volkes« in der gleichgeschalteten Literatur und Literaturwissenschaft313
Feindbild – Ernst Tollers Hinkemann als Skandalstu?ck ohne »allgemeine höhere Bedeutung«?317
4.3.3 Friedrich Bethges Marsch der Veteranen – ein nationalsozialistisches Ideendrama u?ber Kriegsversehrte321
Ein »Beinchen du?ngt einen Acker am Njemen«, doch das andere »taugt zur Arbeit gehu?pft wie gesprungen!« – Kriegsversehrte als nationalsozialistisches Ideal?326
»Ist das russischer Brauch? […] preußischer war es nicht!« – Möglichkeiten staatlicher Intervention328
»Erschießt alle Soldaten, wenn der Krieg zu End’ ist, – und der Bu?rger hat Ruhe!!« – Störungen bei der Auflösung des Ideendramas332
V. Heimkehr mit unsichtbaren Wunden – Kriegsneurotiker und die deutsche Psychiatrie336
5.1 Umkämpftes Wissen – zum Entziffern unlesbarer Körperzeichen in der Psychiatrie342
5.1.1 Symptome, die »weder organischen noch psychischen Ursprungs« sind – Hermann Oppenheims Suche nach einem verborgenen Dritten347
5.1.2 Das Ende der Ambivalenz: klare Fronten und ausgedehnte Schlachtfelder bei Max Nonne352
5.1.3 Gesunder Krieg vs. pathogene Heimat – Zwischenfazit359
5.1.4 Das »Regiment des Unbewußten« – psychoanalytische Interventionen361
Doppelgänger – zur gespenstischen Wiederkehr der Kriegsneurotiker in Sigmund Freuds Aufsatz Das Unheimliche369
5.2 Andere Heimkehr: vom Gegenwissen der Literatur374
5.2.1 Schweigen als Signatur des Kriegstraumas?384
5.2.2 Verschwiegenes Schreiben – Franz Kafka und die Kriegsneurotiker394
Die rätselhafte Wunde Neu-Rosa im Landarzt398
»Ich bin zuru?ckgekehrt« und dann doch nicht heimgekehrt – zur verwundeten Heimkehr in einem Prosa-Fragment409
5.2.3 »[S]o richtig nach Hause kommt keiner mehr« – zur Kriegsheimkehrerliteratur als Stimme fu?r verwundete Psychen415
Kein Weg zuru?ck zur Sprache fu?r Erich Maria Remarques Ru?ckkehrer418
Douaumont I – Eberhard Wolfgang Möllers gesunder Kriegsneurotiker429
Douaumont II – Der Kampf um die wahre Repräsentation des Kriegs435
Der Kriegsneurotiker in der nationalsozialistischen Literatur445
VI. Troja, Verdun, Stalingrad, Vietnam, Afghanistan und der IS –Fazit und Ausblick auf eine Geschichte de longue durée462
Poetologie des Kriegsheimkehrers467
Der arbeitslose »Bin-Laden-Killer« und gefährliche IS-Ru?ckkehrer –zum Kriegsheimkehrerdiskurs im 21. Jahrhundert469
VII. Bibliographie478
Literatur bis 1939478
Literatur nach 1939487
Zitierte Webseiten514
Dank516
Register518
Impressum523

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