Warum das Nachdenken über Geld notwendig ist
Kümmern Sie sich um Ihr Geld, denn die anderen tun es schon! Wieso Sie sich also auf Staat und die Banken nicht verlassen sollten und warum Sie ständig drei Hände in Ihren Taschenüren …
»Kaum eine Branche wird von der Digitalisierung so stark verändert wie das Retail Banking.«
Martin Krebs, Vorstandsmitglied der ING DIBa, auf die abschließende Frage: »Und was Sie sonst noch loswerden wollten …«
Kümmer dich um dein Geld – sonst tun es andere! Das ist nicht nur der Titel dieses Buches, sondern auch die Quintessenz aus vielen Jahren Erfahrung im Umgang mit unseren Kunden und denen anderer Finanzdienstleister.
Warum es notwendig ist, sich selbst um sein Geld zu kümmern? Weil sich andere schon sehr aktiv um Ihr Geld bemühen und dieses in aller Regel dann weniger wird. Auch wenn man uns immer wieder glauben lassen möchte, dass alles in Butter sei oder wir uns nicht kümmern müssten – es gibt eindeutige Anzeichen dafür, dass dem nicht so ist.
Doch warum ist vielen das Thema der eigenen Finanzen dennoch so egal? Haben wir uns einlullen lassen? Warum empfinden manche Langeweile oder Abscheu in der Auseinandersetzung mit dem Thema Geld? Warum begehren nicht mehr Menschen gegen die Geldindustrie und gegen diejenigen auf, die uns laufend die Mäuse aus der Tasche ziehen?
Manche denken nicht nach. Manche lassen sich von Werbeversprechen oder Trends leiten. Viele geben Geld für Dinge aus, die man nicht wirklich braucht und mit denen man sich auch nicht belohnen muss. Die meisten legen zu wenig auf die Seite oder haben schlicht nichts, um etwas auf die Seite zu legen. Manche sind, absichtlich oder nicht, in die Schuldenfalle getappt. Manche sind zu früh und zu schnell mit dem zufrieden, was sie haben. Manche geben sich geschlagen und trauen sich eine Verbesserung der eigenen finanziellen Situation nicht zu. Zunehmend mehr Menschen müssen arbeiten und können trotzdem nicht leben. Manche finanzieren ihre Ausbildung per Kredit, sehen sich dann einem unglaublichen Schuldenberg gegenüber und schlittern in die persönliche Insolvenz. Und manche haben Geld, legen es an und wissen gar nicht, welchem Risiko sie sich aussetzen.
Viele der Gründe – die genannten sind beileibe nicht alle – sind auf Sie selbst zurückzuführen. Doch ein paar, deren Ursache nicht direkt Sie selbst sind, sprechen eine eindeutige Sprache gegen eine bessere Zukunft. Vielmehr steht zu befürchten, dass wir das Beste in vielerlei Hinsicht schon hinter uns haben.
Ein Investmentbanker pariert die Neiddiskussion und schreibt ein recht zorniges Buch. Er will den Menschen die Augen öffnen. Sein Name: Gerhard Hörhan. Seine These: »Die Mittelschicht ist selbst schuld an ihrer finanziellen Lage, sie handelt dumm. Wir sind Konsumidioten und liefern uns so dem Finanzsystem aus. Kleinanleger lassen sich abzocken. Wahrer Leistungswille fehlt. Wir wollen frei sein, sind aber durch Schulden gefesselt.« Das Buch wurde sinnigerweise mit Investment-Punk betitelt. Untertitel: Warum ihr schuftet und wir reich werden.
Der Mann hat recht. Sie arbeiten mehr und mehr, verdienen aber relativ weniger. Sie können weniger auf die Seite legen, weil Sie mehr an Eigenverantwortung übernehmen müssen, etwa für die Zukunftssicherung. Sie zahlen mehr an Lebenshaltungskosten, weil die Miete steigt, Energie teurer wird und Sie sich womöglich auch noch ordentliche Nahrungsmittel leisten. Das Geld, das Sie dann noch übrig haben, lassen Sie sich für kompletten Blödsinn entlocken, wie die Anschaffung bescheuerter Statussymbole, mit denen Sie Menschen beeindrucken wollen, die Sie nicht mögen.
Sie versichern sich uneffizient und geben zu viel Geld für zu wenig Absicherung aus. Sollten Sie wirklich noch einen Euro mehr auf die Seite legen können, dann machen Sie häufig das Falsche – und verlieren das Geld.
Manche von uns können auf ein Erbe hoffen, viele von uns hoffen auf einen Lottogewinn. So machen sie bei einem der großen legalen Umverteilungsprogramme auch noch freiwillig mit. Anderen bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen. Zu hoffen, dass man weder selbst noch ein Mitglied der Familie krank wird und immense Pflegekosten anfallen. Zu hoffen, dass man den Job, den man hat, nicht verliert, weil man keine Alternative hat und den Arbeitsplatz immer als gegeben angenommen hat. Zu hoffen, dass irgendetwas passiert, damit man im Alter ein sicheres Auskommen hat. Ansonsten haben viele der heute Erwerbstätigen keine Chance, im Alter das Leben zu führen, das sie heute bei ihren Eltern sehen.
Gleichzeitig werden die Reichen immer reicher. Selten gab es Zeiten, in denen es sich derart lohnte, reich zu sein. New-York-Times-Autor Ben Stein sprach 2006 mit dem US-amerikanischen Großinvestor und Milliardär Warren Buffett über den Krieg zwischen Arm und Reich. Buffett geht davon aus, dass seine Klasse gewinnen werde. Schlicht, weil sie über die besseren Waffen verfüge. Es zeichnet sich ab, dass er recht behält.
Und was tun wir in dieser Situation? Wir kaufen uns ein Smartphone für mehrere hundert Euro, um dazuzugehören. Wir finanzieren damit nebenbei sklavenartige Arbeitsplätze und echauffieren uns darüber beim nächsten Müttertreff, um gleich darauf die Fotos auf eben diesem Smartphone herumzuzeigen – von einem Urlaub, den wir im schlimmsten Fall auf Pump finanziert haben.
Mit dem wenigen, was wir verdienen, gehen wir also auch noch höchst unkritisch um. Wenn wir Geld haben, überlassen wir es irgendeinem meist unbekannten Dritten. Wenn wir kein Geld haben, leihen wir es uns von ihm und geben uns ansonsten mit all dem zufrieden, was uns so umgibt.
Werden wir damit durchkommen? Auf keinen Fall!
Die eine Hand in unserer Tasche
Hörhans Thesen sind nachvollziehbar. Eigentlich sollte uns ständig ein mulmiges Gefühl begleiten, denn in unserer Tasche befindet sich nicht nur eine Hand. Es ist nicht nur die des Staates, die zwar unerwünscht, aber prinzipiell berechtigt in unsere Geldbörse greift. Der Staat kann seine Aufgaben schließlich nur mit dem Geld der Bürger erbringen. Diskutieren müssen wir aber, ob dieses Geld an Banken gehen muss, die damit nicht nur vor dem Untergang gerettet werden, sondern auch Boni fürs Management zahlen.
Der Staat in seiner Gesamtheit als Bund, Länder und Kommunen nimmt uns immer mehr Geld über direkte und indirekte Steuern ab. Noch nie hatte Deutschland so viele Steuereinnahmen wie 2012. Der Staat braucht das Geld für Transferleistungen vielfältigster Art und Weise. Nur: Aufgrund der enormen Schulden- und Zinslast wird für soziale Themen immer weniger übrig bleiben. Auch wenn es die Politik gerne etwas verblümt kommuniziert, so nähert sich doch die Lebenssituation vieler Menschen in unserem Land einem kritischen Status. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass sich dies in Zukunft wieder zum Besseren wenden wird. Ansonsten werden wir Bundes-, Länder- und Gemeindehaushalte nie in den Griff bekommen.
Gleichzeitig bedient der Staat vorrangig die Geldgeber im Rahmen anstehender Zinszahlungen für bestehende Schulden sowie dank der stets laufenden Neuverschuldung. Die Aufwendungen der Eurokrise erreichen astronomische Höhen. Empfänger sind angeblich systemrelevante Banken in Ländern wie Zypern und Spanien – und dies auch zum Nutzen bundesdeutscher Banken.
Damit nicht genug: Auf unser Land, auf Europa und die ganze Welt kommen neue Aufgaben zu, die nur mit Geld gelöst werden können. Der Klimawandel ist nur eine davon, die zunehmende Überalterung der Gesellschaft eine weitere. Die damit einhergehenden finanziellen Anforderungen sind weder bekannt noch seriös abzuschätzen. Klar ist nur, dass sie auf jeden Fall immens sein werden. Und das sind nur zwei von vielen ganz großen Themen.
Egal, wie wir es drehen und wenden, letztlich bedeutet das: Um die eigenen Aufgaben zu bewältigen, braucht der Staat in Zukunft noch mehr Geld. Wer die besten Lobbyisten in seinen Reihen hat, wird weniger zahlen und mehr bekommen als jene, die gar keine Lobbyisten haben. Also wir. Fazit: Für die große Masse, konkret für Sie, wird’s weniger.
Diese Entwicklung ist übrigens keineswegs von Parteien abhängig. Ist Radikalisierung eine Lösung? Erbarmen! Auf keinen Fall! Lasst uns bitte nicht den Vereinfachern und Rattenfängern Glauben schenken. Die große Mathematik einer Staatsfinanzierung werden auch die nicht aus den Angeln heben können.
Die zweite Hand in unserer Tasche
Ist die Frage aus der Luft gegriffen, wie bewusst wir eigentlich konsumieren?
Wir nutzen unser Geld viel zu selten als Abstimmungspotenzial: Wir gehen unkritisch zum vermeintlich billigsten Anbieter oder dem größten Schreihals auf dem Markt, statt das Ladenlokal um die Ecke zu unterstützen, das dem Internethandel hilflos gegenübersteht. Wir finanzieren Billigstanbieter und ihre unmenschlichen Arbeitsbedingungen in weit entfernten Ländern. Wir akzeptieren Ware, die Tausende von Kilometern hinter sich hat und in einsturzgefährdeten Fabriken hergestellt wird. Wir nehmen einen Lebensmittelskandal nach dem nächsten hin und ändern unser Konsumverhalten nicht. Wir kaufen bei Großkonzernen, die aufgrund ihrer internationalen Organisation irrwitzige Steuervorteile generieren. Wir lassen uns widerspruchslos jede Menge Müll verkaufen. Dabei würden die Lebensumstände heute ein ganz anderes Verhalten von uns fordern.
Das reale Gehalt wird...