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Lernen durch freiwilliges Engagement

Eine empirische Studie zu Lernprozessen in Vereinen

AutorStefan Hansen
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783531910208
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Die empirische Studie von Stefan Hansen untersucht Lernprozesse im Rahmen des freiwilligen Engagements in Vereinen. Der Autor zeigt, dass Vereine Lernorte darstellen, an denen Fach- und Gesellschaftswissen, soziale Kompetenzen und Organisationsfähigkeiten auf informelle Weise erworben werden, die auch außerhalb des Vereins Anwendung finden.

Stefan Hansen promovierte bei Prof. Dr. Dr. Sebastian Braun am Department Sport & Gesundheit / Arbeitsbereich Sport & Gesellschaft der Universität Paderborn. Er ist dort als wissenschaftlicher Assistent tätig.

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Leseprobe
4 Formelles und informelles Lernen durch freiwilliges Engagement in Vereinen: Begriffsbestimmung und theoretische Konzepte des Lernens (S. 43-44)

4 Begriffsbestimmung und theoretische Konzepte des Lernens Im folgenden

Teil 4 werden drei Formen des Lernens theoretisch erarbeitet, die im Rahmen der empirischen Untersuchung analysiert werden sollen. Dabei stehen zwei Ziele im Vordergrund: Erstens sollen die Lernformen ein hinreichend breites Spektrum des vielfältigen theoretischen Konzepts, das Lernen darstellt, abdecken. Zweitens sollen sie spezifisch genug sein, um im Rahmen der folgenden empirischen Untersuchung operationalisiert werden zu können. Hierfür wird im Folgenden zunächst auf den psychologischen Lernbegriff zurückgegriffen (vgl. Kap. 4.1) und ein allgemeines Modell des Lernens auf der Basis der Lernpsychologie dargestellt. Daran anschließend wird der Begriff des informellen Lernens in den Blick genommen, der als Endpunkt eines Kontinuums definiert werden kann, an dessen anderen Ende das formelle Lernen steht (vgl. Kap. 4.2). Dieses Kontinuum stellt das gewünschte breite Spektrum des Lernbegriffs dar. Um zu empirisch bearbeitbaren Begriffen zu kommen, werden letztendlich drei Lernformen (formelles, selbstgesteuertes und inzidentelles Lernen) definiert, die die folgende empirische Untersuchung zum Lernen durch freiwilliges Engagement in Vereinen leiten sollen (vgl. Abschn. 4.2.2 und Kap. 4.3).

4.1 Der psychologische Lernbegriff

Assoziative und kognitive Lernprozesse In der Psychologie wird eine Vielzahl von unterschiedlichen Theorien über das Lernen von Menschen vertreten. Systematisierend kann jedoch in ältere assoziative Lerntheorien, die das Lernen hauptsächlich als einen von außen gesteuerten Prozess ansehen, und jüngere kognitive Theorien, die stärker die im Lernenden vorgehenden kognitiven Prozesse thematisieren, unterteilt werden (vgl. z.B. Bednorz & Schuster, 2002, Edelmann, 2000, Seel, 2003, Winkel, Petermann & Petermann, 2006).

Assoziative Lerntheorien betrachten den Prozess des Lernens als einen ausschließlich außengesteuerten Vorgang, bei dem bestimmte Reize oder Stimuli (S) aus der Umwelt mit bestimmten Reaktionen oder Verhaltensmustern (R) des Lerners assoziativ verknüpft werden, so dass sich bei einer Wiederholung des Reizes eine ähnliche Reaktion beobachten lässt. Konkret wird das assoziative Lernen durch die Konzepte des klassischen und operanten Konditionierens beschrieben. Während beim klassischen Konditionieren das einfache „S R Modell" als Erklärung angenommen wird, ist das operante Konditionieren dadurch gekennzeichnet, dass sich das Verhalten auf die Herstellung einer bestimmten Situation ausrichtet, die wiederum einen begehrten Reiz enthält („R , S Modell"), es stehen also Verhaltenskonsequenzen im Mittelpunkt (Edelmann, 2000, S. 65ff. spricht auch von "instrumentellem Lernen").

Charakteristisch für assoziative Lerntheorien ist das methodische Ausblenden aller mit dem Lernen verbundenen kognitiven Prozesse, weswegen diese Theorien heute auch nicht mehr als adäquat zur Beschreibung komplexer Lernprozesse angesehen werden (vgl. z.B. Seel, 2003) bzw. mit kognitiven Theorien verknüpft werden (vgl. z.B. Edelmann, 2000). Diese Ausblendung kognitiver Prozesse bei den assoziativen Lerntheorien war im Zuge der so genannten „kognitiven Wende" in der allgemeinen Psychologie Ausgangspunkt für eine neue Art psychologischer Lerntheorien (Seel, 2003, S. 20ff.). In kognitiven Lerntheorien stehen weniger die äußeren Bedingungen des Lernens als vielmehr die konkreten Formen der (kognitiven) Verarbeitung neuen Wissens im Vordergrund. Als Beispiel für die Vielzahl unterschiedlicher Theorien zur kognitiven Verarbeitung neu erworbenen Wissens können die Begriffsbildung oder das Problemlösen gelten.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung6
Inhaltsverzeichnis7
Tabellenverzeichnis11
Abbildungsverzeichnis12
1 Einleitung: Einführung in das Thema, leitende Fragestellung und Überblick über die Arbeit13
1.1 Einführung in das Thema und leitende Fragestellung13
1.2 Überblick über die Arbeit15
2 Idealtypische Strukturbesonderheiten von Vereinen: Vereine als struktureller Handlungskontext für Kompetenzerwerbsprozesse19
2.1 Idealtypische Strukturbesonderheiten von Vereinen20
2.2 Vereine und das Problem der Einbindung der Mitglieder22
2.3 Freiwilliges Engagement24
2.4 Freiwilliges Engagement in Vereinen und die Lösung des Kollektivgutproblems26
2.5 Fazit: Freiwilliges Engagement in Vereinen als struktureller Handlungskontext für Kompetenzerwerbsprozesse27
3 Lernen in der Forschung zum freiwilligen Engagement und zu Vereinen: Stand der Diskussion und Forschungsfragen28
3.1 Lernen in der Debatte um gesellschaftliche Partizipations-, Sozialisations- und Integrationsfunktionen von Vereinen – die gesellschaftliche Makroebene29
3.2 Lernen als Professionalisierungsstrategie von Vereinen – die organisationale Mesoebene34
3.3 Freiwilliges Engagement als individueller Bildungsfaktor – die individuelle Mikroebene36
3.4 Forschungsfragen38
4 Formelles und informelles Lernen durch freiwilliges Engagement in Vereinen: Begriffsbestimmung und theoretische Konzepte des Lernens41
4.1 Der psychologische Lernbegriff41
4.2 Formelles und informelles Lernen47
4.3 Inzidentelle und selbstgesteuerte Lernprozesse als Unterformen des informellen Lernens53
4.4 Zusammenfassung: Formelles, inzidentelles und selbstgesteuertes Lernen als begrifflicher Rahmen für diese Arbeit56
5 Methode: Sekundäranalyse eines qualitativen Datensatzes59
5.1 Zielstellung, methodische Umsetzung und Auswahl der Untersuchungseinheiten der Primäruntersuchung59
5.2 Auswertung der Interviews im Rahmen der Sekundäranalyse: Die Entwicklung einer empirisch begründeten Typologie68
5.3 Aussagekraft und Limitierung der Daten im Hinblick auf die Fragestellung der Studie73
6 Empirische Ergebnisse zum Lernen durch freiwilliges Engagement in Vereinen: Lerninhalte, Lernformen und Typologie des Lernens76
6.1 Inhalte des Lernens durch freiwilliges Engagement in Vereinen76
6.2 Der Erwerb der Lerninhalte durch formelles, selbstgesteuertes und inzidentelles Lernen90
6.3 Der Transfer der Lerninhalte in die Außenwelt des Individuums95
6.4 Eine Typologie des Lernens durch freiwilliges Engagement in Vereinen100
6.5 Typen des inzidentelles Lernen in Vereinen100
6.6 Typen des formellen und selbstgesteuerten Lernens in Vereinen111
6.7 Hindernisse des Lernens durch freiwilliges Engagement in Vereinen120
6.8 Zusammenfassung: Typen des Lernens durch freiwilliges Engagement in Vereinen128
6.9 Vereine als struktureller Handlungskontext für das Lernen durch freiwilliges Engagement in Vereinen130
7 Fazit und Ausblick134
7.1 Fazit134
7.2 Ausblick137
Literatur140

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