Vorwort
Vor zehn Jahren überkamen mich auf einmal lähmende Angstzustände. Bis dahin wusste ich nicht einmal, was das bedeutet, geschweige denn, wie es sich anfühlt. Damals moderierte ich beim britischen Fernsehsender ITV die angesagte Kindersendung Toonattik – eine Arbeit, die ich wirklich mochte und die mir viel bedeutete.
Es kam einfach alles zusammen: eine heikle Beziehung, ein äußerst stressiger Job, bei dem ich immerzu lächeln musste, dazu meine generelle Unfähigkeit, über meine Gefühle zu sprechen. Ich klappte zusammen. Komplett.
Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem ES passierte. Ich hatte das Gefühl, seit Monaten nicht mehr geschlafen zu haben, und war wie ein Kaninchen vor der Schlange. Ich lief eigentlich nur noch auf Autopilot, war fremd in meinem eigenen Körper und Geist und mit jedem Schritt und jeder Entscheidung überfordert. Sogar die Wahl zwischen Cola »light« und »normaler« Cola wurde für mich zu einer Prüfungsaufgabe. Ich war wie umnebelt, bei nichts wirklich »präsent«.
Damals hatte ich, wie gesagt, noch nichts von »Angststörungen« und »Panikattacken« gehört, aber ich fühlte mich – wie ich es nannte – »seltsam«, eben »nicht normal«, als würde ich durchdrehen. Es dauerte ein halbes Jahr, bis ich an einen Punkt kam, den ich heute meinen »Meltdown Day« nenne, den Tag meiner »Kernschmelze«. Aber bis zu diesem Zeitpunkt wachte ich jeden Tag, JEDEN VERDAMMTEN TAG, mit einem Gefühl der Enge in der Brust auf, als wäre sie in einen Schraubstock eingespannt, und mit einem Grundgefühl aus Beklemmung, Angst und Einsamkeit. Ich. Konnte. Es. Einfach. Nicht. Ändern.
Es lag ein weiterer bedrohlicher Tag voller unnötiger und grundloser Panik vor mir, und ich wünschte nur und betete darum, dass er so schnell wie möglich zu Ende ginge. Ich war emotional und körperlich erschöpft und dabei die vollkommene Schauspielerin: Ich setzte ein perfektes Pokerface auf, während ich innerlich auseinanderfiel. Irgendwann dachte ich sogar daran, mir durch einen Autounfall eine Auszeit im Krankenhaus zu verschaffen, um aus der Welt zu sein und endlich einmal zur Ruhe zu kommen.
Es war traurig genug: Ich war 25, hatte eine liebe Familie, viele Freunde und war trotzdem ein emotionales und seelisches Wrack. Und niemand wusste davon, denn – um ehrlich zu sein – nicht einmal ich wusste Bescheid. Wie soll man sich jemandem öffnen und sich Hilfe holen, wenn man nicht weiß, was mit einem los ist? Wenn es etwas ist, das man nicht anfassen und nicht sehen kann? Meiner Erfahrung nach ist dies das eigentliche Problem und Stigma bei seelischen Erkrankungen, und hier setze ich mit meinem Buch an: Es soll der Angst samt ihrer dummen und ungerechten Stigmatisierung gehörig Feuer unter dem Hintern machen.
Es heißt, dass man erst am absoluten Tiefpunkt ankommen muss, bevor es wieder aufwärtsgehen kann, und in meinem Fall war das nur allzu wahr. Ich musste mit meinem Latein erst vollkommen am Ende sein, bevor ich mir endlich die Hilfe holte, die ich so dringend brauchte – von der ich aber bis zu meiner »seelischen Kernschmelze« nicht wusste, dass es sie gab. Ich weiß nicht, wie es dir damit ergeht, aber für mich gibt es nichts so Beschämendes und Demütigendes, wie in der Öffentlichkeit zu weinen. Es ist einfach so verdammt peinlich. Wir haben nun mal diese seltsame Mentalität, die uns darauf programmiert, keine Gefühle zu zeigen, aus Angst, als »schwach« abgestempelt zu werden oder uns zu blamieren. Und es macht es nicht besser, wenn sich die Leute angesichts einer Heulboje verziehen. Ich muss ihnen wohl zugutehalten, dass ich dabei keinen hübschen Anblick biete. Offenbar produziere ich genug Rotze und Tränenflüssigkeit, um es darin mit einem plärrenden Kleinkind aufzunehmen.
Am besagten Tag war ich völlig aufgelöst. Ich hatte nicht geschlafen, und die Angst saß mir im Nacken. Ich hatte stechende Schmerzen in der Brust, und mein Hirn war ein einziger Brei. Ich quälte mich ins Fernsehstudio, um eine weitere temporeiche Show aufzunehmen, als in mir auf einmal die Dämme brachen und die monatelang zurückgehaltenen Tränen flossen und flossen. Und alles, was es dazu brauchte, war ein schlichtes, wenn auch besorgtes »Anna, bist du okay?«, das mir eine Kollegin im Vorbeigehen zuwarf. Es war, als wären auf Knopfdruck alle angestauten Sorgen, Frustrationen, Selbstzweifel und Ängste freigesetzt worden. Und es fühlte sich einfach nur gut an, alles aus mir herausströmen zu lassen.
Aber nicht sofort, wohlgemerkt. Es war seltsam und unwirklich genug, klammheimlich auf den Rücksitz eines Taxis gesetzt und nach Hause geschickt zu werden, bis es mir »wieder besser geht«. Aber die dreiwöchige Arbeitspause, eine sich anschließende Gesprächstherapie (siehe Kasten weiter unten) und die vorübergehende Einnahme angstlösender Medikamente, die mich endlich wieder schlafen ließen, sorgten für eine Wende in meinem Leben.
Diese »Kernschmelze« war ein gewaltiger Schuss vor den Bug, der mich etwas über die Angst lehrte, über mich selbst und darüber, was ich im Leben wollte – und vor allen Dingen, was ich nicht wollte. Der Weg, den ich dann ging, um zu lernen, wie ich den Anzeichen der Angst begegnen und mein Gleichgewicht wiederfinden kann, hat mich, zehn Jahre später, dazu geführt, dieses Buch zu schreiben.
In diesen Jahren nach meiner »Kernschmelze« begab ich mich auf eine Mission der Selbstfindung, während derer ich mich intensiv mit Methoden wie psychologisches Counselling, Life Coaching und NLP auseinandergesetzt habe. Es ist mir eine Freude, mein Wissen über Techniken zur Angstbewältigung und Tipps, die ich selbst ausprobiert und für wirksam befunden habe, hier weitergeben zu können.
Auf den Punkt gebracht:
Formen der Gesprächstherapie
Psychotherapie
Psychotherapie ist eine Form von Gesprächstherapie zur Behandlung emotionaler Probleme und seelischer Störungen. Um den Klientinnen und Klienten eine effektivere Kommunikation zu ermöglichen, kommen neben dem Gespräch auch andere Mittel zum Einsatz wie künstlerischer, musikalischer oder schauspielerischer Ausdruck.
Psychotherapeuten/-innen sind darin geschult, ein offenes Ohr für deine Schwierigkeiten zu haben, um deren Ursachen auf den Grund zu gehen und dir bei ihrer Lösung zu helfen. Neben der Besprechung wichtiger Themenbereiche schlagen Psychotherapeuten/-innen eventuell Strategien zur Problemlösung vor und helfen dir, deine Einstellungen und Verhaltensweisen zu verändern.
Klinische Psychologie
Aufgabe der klinischen Psychologie ist es, den Leidensdruck zu verringern und das seelische Wohlbefinden der Klienten zu erhöhen. Aufgrund ihrer speziellen Ausbildung kennen sich klinische Psychologen/-innen mit einer großen Bandbreite seelischer Störungen aus, die in jedem Lebensalter auftreten können. Sie sind in einer Reihe diagnostischer und therapeutischer Methoden geschult, deren Wirksamkeit empirisch erwiesen ist und die positive Veränderungen im Leben der Leidenden bewirken sollen.
Psychiatrie
Die Psychiatrie ist ein Teilgebiet der Medizin, das sich speziell der Vorbeugung, Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen widmet. Da Psychiater Mediziner mit einer fachärztlichen Ausbildung sind, können sie nicht nur selbst »Gesprächstherapie« anbieten, sondern auch Psychopharmaka verschreiben.
Neurolinguistisches Programmieren (NLP)
NLP ist eine Form der Gesprächstherapie, die versucht, mithilfe bestimmter Kommunikationstechniken auf die dynamischen Abläufe zwischen Geist, Sprache und Verhalten Einfluss zu nehmen. Dabei dient der NLP-Therapeut als »Spiegel« für das, was der Klient ihm anbietet. Mit einer Reihe verschiedener Techniken und Selbsterfahrungsprozessen hilft er bei der Klärung lösungsbedürftiger Themen, Emotionen und Blockaden.
Hypnotherapie
Siehe den Abschnitt »Was ist Hypnose?« in Kapitel 9.
Achtsamkeit
Achtsamkeit ist die bewusste und wertungsfreie Wahrnehmung des gegenwärtigen Augenblicks, einschließlich der eigenen Gedanken und Gefühle. Es geht darum, das Leben und die Welt um sich herum auf wache Weise zu erfahren, anstatt sich im Denk- oder Sorgenmodus zu verlieren. Achtsamkeitsmethoden haben ihren Ursprung im Buddhismus, dort werden sie schon seit Tausenden von Jahren praktiziert. In neuerer Zeit werden sie – in Form der achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie (MBCT) und der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR) – auch als Therapieform eingesetzt.
Die Achtsamkeit kann man entweder im Rahmen einer Therapie bzw. in einem MBSR-Kurs erlernen oder auch selbstständig mithilfe von Online-Kursen, Büchern oder Videos. Achtsamkeit kannst du auf viele Arten üben – entweder »formell« (etwa durch regelmäßige Atemübungen) oder »informell« (etwa anhand alltäglicher Abläufe wie beim Gehen oder Essen).
Emotional Freedom Technique (EFT)
EFT wird manchmal auch als »psychologische Akupressur« bezeichnet. Die Technik umfasst eine Reihe von »Klopf«-Techniken, bei denen bestimmte Akupressurpunkte stimuliert werden, um »Energieblockaden« aufzulösen, die sich nicht nur negativ auf das emotionale Gleichgewicht auswirken, sondern auch das Denk- und Handlungsspektrum einengen.
EFT gilt als eine natürliche und unbedenkliche Methode der Selbsthilfe ohne Nebenwirkungen. Man kann das »Klopfen« selbst mit den Fingerspitzen ausführen oder sich an einen EFT-Therapeuten...