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Manngeburt - Kraftrituale für Männer

Ein Erfahrungs- und Praxisbuch

AutorStefan Wolff
VerlagVerlag Männerwelten
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783907256008
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Eigentlich muss man die Manngeburt selbst erleben. In diesem Buch beschreibt Stefan Wolff das Konzept hinter dem von ihm entwickelten Jahres-Training für Männer. Er erläutert die Bedeutung von Initiationsritualen, zeigt die Kraft der vier Archetypen des Mannes in ihrer positiven und in ihrer Schattenausprägung auf und deutet an, was die Männer erwartet, wenn sie den Schritt zur Manngeburt wagen. Authentisch, direkt, kraftvoll.

Stefan Wolff ist Diplom-Sozialpädagoge und Initiatischer Therapeut. Er ist im Bereich Naturcoaching und Psychotherapie in eigener Praxis tätig. In Zusammenarbeit mit KollegInnen und Schülern seiner Akademie hat er ein vielseitiges, nachhaltiges Beratungskonzept für Einzelpersonen, Paare und Firmen geschaffen. Er hat den Männer-Initiationszyklus «Manngeburt» entwickelt und führt dieses Jahres-Training für Männer einmal pro Jahr durch.

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Leseprobe

Was bedeutet Manngeburt?


Leise hatte sie sich von hinten herangeschlichen, legte eine Hand auf meine Schulter und ein Ultraschallbild vor mich auf den Schreibtisch. Mit einem Lächeln flüsterte sie den alles verändernden Satz in mein Ohr: „Ich bin schwanger…“

Eine Fülle unterschiedlichster Gefühle wirbelte mich von einem Moment auf den anderen durcheinander. Natürlich war das erste, vordergründigste Gefühl Freude. Mit Mitte 40 empfand ich mich endlich reif genug, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Daher war da aufrichtige Freude, weil sich mit diesem Satz meiner Frau ein lange ersehnter Herzenswunsch zu erfüllen schien. Die Freude wurde jedoch bald von anderen Gefühlen und Gedanken eingetrübt und abgelöst. Als selbständiger Psychotherapeut mit eigener Praxis in München spürte ich sehr bald das drückende Gefühl der finanziellen Verantwortung, nun für drei sorgen zu müssen. Bei dem Gedanken wurde mir heiß und kalt zugleich. Die folgenden Tage schlief ich unruhig, mit bangem Herzen, mich immer wieder fragend, ob ich auch in der Lage bin, die anstehende Aufgabe zu meistern. Außerdem war mir als langjähriger Visionssucheleiter und Initiationsmentor für viele Menschen klar, dass meiner Frau durch die Schwangerschaft und die Geburt ein tiefer Initiations- und Reifungsprozess bevorstand. Frauen, die den Geburtsprozess ihrer Kinder bewusst und gut begleitet vollziehen, haben die Chance auf einer tiefen seelischen Ebene zu reifen, zu wachsen und mit ihrer innewohnenden weiblichen Urkraft dauerhaft in tiefe Verbindung zu kommen. Ich wollte auf diesem Entwicklungsweg aktiv an der Seite meiner Frau bleiben und nicht nur beobachtend danebenstehen. Also machte ich mich wieder einmal auf die Suche nach einem Weg und einem Mentor, der mich tiefer in Kontakt mit meiner männlichen Urkraft bringen und mich in meine Vaterschaft auf geistig-seelischer Ebene einführen sollte. So begann ich im Internet nach speziellen Angeboten für eine Männer-Initiation zu suchen.

Ich erkundigte mich bei anderen Männern, die Erfahrung mit Männerarbeit gemacht hatten, und fing an, Bücher über dieses Thema zu lesen. Dabei bin ich auf viel Interessantes, manches mir bis dahin Unbekannte gestoßen, aber es war nichts dabei, wozu ich hundertprozentig hätte ja sagen können.

Geburt der Manngeburt

Durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema Männer-Initiation wurde mir zunehmend klar, dass es so etwas, wie ich es suchte, noch nicht gibt und dass ich selbst jedoch, aufgrund zehnjähriger psychotherapeutischer und initiatischer Arbeit das Handwerkszeug und die Erfahrung dazu besitze. Mit einem Schlag war klar, meine Initiation in die Vaterschaft würde sein, dass ich selbst so ein Projekt entwickle und durchführe.

Da waren sie wieder, die Schatten aus früheren Jahren.

Mit der Erkenntnis, dass ich selbst so etwas anbieten könnte, kam ich in Kontakt mit meiner Urangst vor Männern. Bilder und Szenarien tauchten auf, in denen eine Horde Männer über mich herfiel und mich niedermetzelte, bis nichts mehr von mir übrigblieb. Obwohl mein Vater ein herzensguter, liebevoller und einfühlsamer Vater war, hatte er aufgrund seiner eigenen Geschichte auch eine leicht sadistische Ader, die er mich als Kind von Zeit zu Zeit spüren ließ. Aus dieser Zeit stammt die tief verwurzelte Angst, von Männern misshandelt und missachtet zu werden. Jetzt, da sich mir die Aufgabe stellte, ein Männerprojekt zu entwickeln, holten mich die alten Dämonen wieder ein.

Doch waren sie nicht stark genug, um den starken Lebensimpuls, der aus meiner Seele ins Leben drängte, zu unterdrücken. Tief aus meinem Herzen schallte ein Ruf, eine Aufgabe, der ich mich zu stellen hatte. Seit vielen Jahren hatte ich als initiatischer Therapeut mit Gruppen gearbeitet. Aber immer waren es gemischte Gruppen. In der Einzelarbeit kamen zwar vereinzelt Männer, aber über viele Jahre hinweg zog ich hauptsächlich Frauen an. Erst jetzt wurde mir klar, dass dahinter eine verborgene Angst vor Männern lag, die nun angeschaut und gelöst werden wollte.

Wie immer im Leben gibt es für jedes Problem auch einen Weg. Mein Weg war das, was mir meine innere Stimme in einer Deutlichkeit und Vehemenz präsentierte, wie man das nur selten und oft nur in außergewöhnlichen Momenten des Lebens erlebt. An einem magischen Nachmittag wurde mir binnen weniger Minuten das gesamte Grobkonzept für das Männerprojekt vor meinem inneren Auge präsentiert. Wie im Fieber versuchte ich das, was ich da sah, auf Papier zu bringen, damit es mir ja nicht verloren ginge. Der Titel war als erstes klar: „Manngeburt“.

Zwölf Jahre zuvor hatte ich auf meiner ersten Visionssuche in der Steinwüste der kalifornischen Rocky Mountains bei meiner Initiation vom Kind zum Mann ein Gedicht mit dem Titel „Manngeburt“ geschrieben. In meinen Vision Quest-Vorträgen (zum Thema „Rituale für Menschen an Wendepunkten“) hatte ich es schon immer zur Einstimmung verwendet, aber jetzt machte es noch viel mehr Sinn. Danach war klar, dass Manngeburt ein Initiationsprozess werden sollte, an dessen Ende eine Vision Quest als Initiationsritual stehen sollte. Hier muss ich zum besseren Verständnis kurz erklären, was eine Visionssuche bzw. Vision Quest eigentlich ist.

Nach einer gewissen Vorbereitungszeit begibt man sich für vier Tage und vier Nächte alleine, fastend auf einen selbstgewählten Platz in möglichst unberührter Natur. Im Gepäck hat man nur das Nötigste, wie zum Beispiel eine Isomatte, einen Schlafsack, genügend Wasser, eine Plane als einfachsten Schutz gegen die Unbilden des Wetters – und die aktuelle zentrale Herzens- und Lebensfrage. Die Visionssuche ist für sich schon eine Initiation und bildet den seelischen Zündfunken für einen Reifungsschritt, der im Leben des Initianden ansteht. Jede Initiation bezieht ihre Kraft aus der Qualität ihrer Vorbereitung und ist per se ein Geburtsprozess. Es wird dabei etwas tief Vergrabenes geboren.

Der berühmte Psychoanalytiker Carl Gustav Jung bezeichnet diesen Geburtsprozess als Individuation, oder auf Deutsch Selbstwerdung. In meinen Worten sage ich es so: Mit einer gelungenen Initiation wird das eigentliche Wesen geboren, so wie wir vom Schöpfer gedacht sind. Ich möchte hier nicht tiefer gehen, weil wir uns den Begriff Initiation später noch ausführlicher betrachten werden. Jedenfalls gibt es im Prozess einer Initiation ganz ähnliche Abläufe wie in einer tatsächlichen Geburt. Und da eine Schwangerschaft bis zur Geburt neun Monate dauert, war auch der zeitliche Aspekt in meinem Konzept klar: Auch die Manngeburt sollte neun Monate dauern.

Als nächstes tönte es aus meinem Inneren, dass es sieben Schritte sein sollen. Sechs Vorbereitungswochenenden und am Ende eine Visionssuche, der eigentliche Geburtsprozess.

Damit war der äußere zeitliche Rahmen klar. Auch wusste ich relativ bald, dass es eine feste Gruppe von Männern sein sollte, die gemeinsam durch diese Zeit geht. Die große Bedeutung dieses Umstands wird mir jedoch erst im Rückblick klar. Einen Raum zu schaffen, in dem sich Männer kennen lernen können, kontinuierlich miteinander wachsen, sich nach und nach ihre größten Schmerzen, Wunden und Tabus zeigen. Dass sie dabei, im wahrsten Sinne des Wortes, miteinander ringen, sich gegenseitig herausfordern, aneinander reiben und sich lieben lernen, ist in unserer meist oberflächlichen Einsamer-Wolf-Männerkultur einer der größten Schätze überhaupt. Was dabei entsteht, ist das Gegenteil von Konkurrenz. Stattdessen zeigt sich eine Schönheit, wie sie in dieser Form nur zu erleben ist, wenn Männer ihre geballte Potenz in Achtung vor dem Leben zum Leuchten bringen. In den ersten Gruppen hat mich dieser Umstand, der in dieser Form nicht von mir erdacht oder strategisch geplant war, selbst am meisten erstaunt. Jedes Mal wieder erlebe ich es selbst als größtes Geschenk, diese Erfahrung des Zusammenwachsens und der Geburt von schöner gereifter Männlichkeit beiwohnen zu dürfen.

Was sich als nächstes in meiner Manngeburt-Geburtsstunde einstellte, war der inhaltliche grobe Rahmen der Vorbereitung. Vier Wochenenden sollten den vier zentralen männlichen Urkräften (Archetypen) gewidmet sein. Also je ein Wochenende dem Liebhaber, ein Wochenende dem Magier, ein Wochenende dem König und ein Wochenende dem Krieger.

Davor steht ein Wochenende der „Begegnung mit dem Wilden Mann“. Der Schriftsteller Robert Bly hat sich in dem Buch „Eisenhans“ ausführlich dem Archetypen des wilden Mannes gewidmet. Die wilde, ursprüngliche, männliche Kraft, die bei vielen von uns, unter Angepasst-Sein und Funktionieren-Müssen begraben liegt und dadurch manchmal sehr dunkle, seltsame, ungesunde Blüten treibt, wird an diesem Wochenende wiederbelebt.

Das sechste Wochenende bietet Raum für das Männer-Tabuthema Sexualität. Schnell stand auch fest, dass die Archetypen-Wochenenden mit der zentralen Methode der Schwitzhütte gestaltet werden sollen. Außerdem wollte ich soviel wie möglich in der...

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