Marketingkonzepte haben in der Regel einen ähnlichen Aufbau, die Bestimmung der Unternehmensphilosophie, die Benennung des strategischen Entwicklungsrahmens sowie die operative Ausgestaltung des Marketings (Freyer 2007, S. 43) eines Unternehmens oder eine touristische Region. Ein Marketingkonzept für einen Nationalen GeoPark stellt eine Besonderheit dar, denn der Begriff sowie die Einrichtung Geopark sind in der Öffentlichkeit bisher eher unbekannt. (H. Megerle 2006, S. 49) Zu Beginn der Arbeit soll deshalb grundlegend erläutert werden, was ein Geopark ist, wie dieser Status erlangt werden kann und welche Bedeutung er für eine touristische Region hat. Anschließend wird der benannte Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ räumlich und in seiner bisherigen Entwicklung vorgestellt.
„A Geopark is an area with a geological heritage of significance, with a coherent and strong management structure and where a sustainable economic development strategy is in place. A Geopark creates enhanced employment opportunities for the people who live there bringing sustainable and real economic benefit, usually through the development of sustainable tourism. In the framework of a Geopark, geological heritage and geological knowledge is shared with the broad public and linked with broader aspects of the natural and cultural environment, which are often closely related or determined to geology and landscape.“ [1] (UNESCO Earth Sciences 2007)
Die Definition für einen Geopark der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation (UNESCO) beinhaltet somit im Wesentlichen drei Aspekte:
Erhalt der Geopotentiale: Durch Schutz und Pflege eines umfangreichen geologischen Erbes im Geopark wird es für künftige Generationen gewahrt.
Stärkung der regionalen Entwicklung: Das Label Geopark soll die Wertschöpfung erhöhen und die Wirtschaftsentwicklung in der Region nachhaltig steigern. Erzielt werden kann dies durch ein erhöhtes Tourismusaufkommen, welches wiederum mehr Beschäftigungsmöglichkeiten nach sich zieht.
Umweltbildung und Geotourismus: Das geschützte Gebiet Geopark mit seinen seltenen geologischen Besonderheiten soll dem Touristen verständlich gemacht und nahe gebracht werden, so dass sein Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit unserer Erde geschärft wird.
Ferner gilt ein Geopark als Forschungsfeld für die Geowissenschaften, der sowohl eine Anzahl von geologisch-paläontologischen Aufschlüssen von wissenschaftlichem Interesse, Seltenheit und Schönheit besitzt, als auch archäologische, ökologische, historische oder kulturelle Sehenswürdigkeiten bietet. (H. Megerle 2006, S. 38)
Das Europäische Geopark-Netzwerk (European Geoparks Network - EGN) weitet die Definition der UNESCO in ihrer „European Geoparks Charter“ aus. Zum einen wird hier speziell vom Geotourismus (siehe Punkt 3.1.3, S. 54) gesprochen, der für die wirtschaftliche Entwicklung der Geoparkregion durch nachhaltige geotouristische Angebote notwendig ist. Zum anderen ist ein europäischer Geopark ein Experimentierfeld, um die Methoden für das Konservieren des geologischen Erbes zu erhöhen. Als weiterer Aspekt werden die Einwohner genannt, die durch die Nutzung des Geoparks und deren Auswirkung beeinflusst werden. Den lokalen Akteuren vor Ort soll ermöglicht werden, an den Werten des Erbes der Gegend und an der kulturellen Wiederbelebung der Gegend aktiv als Ganzes teilzunehmen. Die gesamte Entwicklung eines Geoparks soll in Kooperation mit den Bewohnern stattfinden. (EGN 2007)
Kooperation mit den lokalen Akteuren: In Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren, wie Vereine, Unternehmen oder Institutionen, sollen unter Berücksichtigung all derer Interessen und Ideen; Entwicklungsziele für den Geopark formuliert werden.
In der Beschreibung eines Nationalen GeoParks in Deutschland des Bund-Länder-Ausschusses Bodenforschung (BLA-GEO) wird deutlich, dass in Deutschland neben der sozialverträglichen und regionalen Wirtschaftsentwicklung unter den Gesichtspunkten der Tourismusförderung der Natur- und Umweltschutz bei der Betreibung eines Geoparks im Vordergrund stehen. „Nationale GeoParks sollen durch Präsentation, Erhaltung und nachhaltiger Nutzung des geologischen Erbes zur Verwirklichung der Ziele der Agende 21 (UNCED[2], Rio de Janeiro 1992) und des World Summit for Sustainable Development (WSSD[3], Johannesburg 2002) beitragen.“ (BLA-GEO 2003, S. 1) Durch spezielle Maßnahmen vor Ort sollen die erdgeschichtlichen Zusammenhänge verdeutlicht und „das Verantwortungsbewusstsein für das eigene Lebensumfeld sowie die globale Umwelt gestärkt“ werden. Die Idee der Verbesserung einer allgemeinen geowissenschaftlichen Bildung der Geopark-Besucher in der Tourismusregion geht hier weiter bis in das alltägliche Umfeld des Besuchers. Es soll eine generelle Sensibilisierung der Öffentlichkeit erzielt werden, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Menschen und der Erde zu bewahren. (BLA-GEO 2003, S. 1) Auf die besonderen Kriterien, die ein Nationaler GeoPark erfüllen muss sowie das Verfahren zur Zertifizierung, wird unter Punkt 2.2.2, S. 29, noch genauer eingegangen.
Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ beruft sich selbst in seiner gewählten Definition auf die Definition der UNESCO mit dem Zusatz, dass ein Geopark, wie ein natürlicher Park „die Aufsicht einer regionsbezogenen Verwaltung“ benötigt. (Projektbüro Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ 2007a, S. 9)
Ein Geopark ist somit ein abgegrenzter Raum mit geologischem Erbe, das zur regionalen Entwicklung beitragen, gleichzeitig bewahrt werden und zur Bildung der Öffentlichkeit dienen soll. Die Bezeichnung Geopark ist jedoch keine gesetzliche Schutzkategorie für ein ausgedehntes Gebiet, wie es bspw. bei Natur- und Nationalparken der Fall ist, die vor menschlichen Eingriffen oder Umwelteinflüssen geschützt werden müssen, wenngleich auch das geologische Erbe geschützt werden soll, sondern entspricht einem Gütesiegel. (H. Megerle 2006, S. 30) Geoparks in Deutschland, die den oben beschriebenen Definitionen entsprechen, können mittels dreier unterschiedlicher Zertifizierungsverfahren mit einem Gütesiegel ausgezeichnet werden, den Gütesiegeln „Nationaler GeoPark“, „European Geopark“ und „UNESCO Global Geopark“.
Jeder dieser drei Geopark-Standards beruft sich auf einen Kriterienkatalog und verfolgt dieselben Zielsetzungen. Geoparks, die über eines dieser Gütesiegel verfügen, entsprechen demzufolge einem einheitlichen Qualitätsstandard.
Abb. 1: Logos des Nationalen GeoParks, des European Geopark und des UNESCO Global Geopark
Quellen: Homepages der AWS, des EGN und der UNESCO.
European Geopark
Bereits zu Beginn der 90er Jahre gab es erste Bestrebungen des „Réserve géologique de Haute Provence“ in Frankreich für die Bildung von Geoparks in Europa. (Schmidt-Thomé/Goth 2006, S. 21.) Im Rahmen der ersten internationalen deutschsprachigen Geotopschutztagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft (DGG) wurde 1994 in der Eifel der erste deutsche Geopark, „Geopark Gerolstein“, gegründet. (H. Megerle 2006, S. 30) Die Verbandsgemeinde Gerolstein entwickelte die Geo-Lehrpfad-Idee der Verbandsgemeinde Hillesheim aus den 80er Jahren weiter zu einem großflächigen Geo-Park in der Eifel. (Reh 2006, S. 4.)
Dieser erste deutsche Geopark baute zusammen mit den Regionen in Frankreich (Réserve géologique de Haute Provence), Griechenland (Petrified Forest Lesvos) und Spanien (Parc Cultural del Maestrazgo-Terruel) im Rahmen des LEADER-Projektes[4] „Entwicklung des Geotourismus in Europa“ im Jahr 2000 das Europäische Geopark-Netzwerk auf. Das EGN hat sich die Marke „European Geopark“ in allen Ländern der europäischen Union rechtlich schützen lassen (Reh 2006, S. 7) und verfolgt die bereits in der Definition beschriebenen Ziele (H. Megerle 2006, S. 32 f.):
Verbesserung des öffentlichen Bewusstseins für das geologische Erbe,
Nutzung des geologischen Potentials für eine nachhaltige Regionalentwicklung durch geotouristische Angebote,
Unterstützung und Förderung der wissenschaftlichen Forschung.
Darüber hinaus soll der Zusammenschluss mehrerer Geoparks durch regelmäßige Treffen einem fachlichen Austausch dienen und zu einem einheitlichen Qualitätsstandard führen, der einer regelmäßigen Kontrolle unterliegt. Mittlerweile sind im EGN 31 Geoparks aus 15 verschiedenen europäischen Staaten Mitglied. (siehe Abb. 2)
Abb. 2: Lage Europäischer...