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Medien und Emotionen

Evolutionspsychologische Bausteine einer Medientheorie

AutorClemens Schwender
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl303 Seiten
ISBN9783835091429
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
Clemes Schwender nutzt die Erkenntnisse der Evolutionspsychologie, um die Frage zu beantworten, warum die Menschen so viel Zeit mit Medien verbringen.

Prof. Dr. Clemens Schwender lehrt am Jacobs Center for Lifelong Learning and Institutional Development an der International University Bremen. Er ist außerdem als freier Journalist, Gutachter und Industrieberater tätig.

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Leseprobe
EvolutionspsychologischeBausteine (S. 1)

Über 167 Millionen Zeitungs- und Zeitschriften- Exemplare wurden 2005 hier zu Lande gekauft, im gleichen Jahr schaute der bundesdeutsche Durchschnittserwachsene ab 14 Jahre täglich 220 Minuten fern. Die Radionützung lag bei etwa 221 Minuten. Die Netto- Werbeeinnahmen erfassbarer Werbeträger in Deutschland betrugen 2004 über 20 Milliarden Euro.

Warum verbringen wir so viel Zeit mit Medien und bringen so viele Ressourcen für erfundene Geschichten auf. Über 97 ,% der bundesdeutschen Haushalte haben Fernseher, über 98 % Radio und uber 70 % einen Video- oder einen DVD-Recorder. 2004 erschienen über 86.000 Buchtitel und fast 900.000 Sitze standen in Filmtheatern für die Besucher bereit.

Auch Gesellschaften, die über keine Massenmedien verfügen, verbringen viel Zeit damit, Geschichten zu erzählen und zuzuhören, gemeinsam zu singen und zu tanzen, zusammen zu spielen und zu lachen. Warum?

Die Theorie der Evolutionspsychologie untersucht die anthropologischen Bedingungen unserer mentalen Fähigkeiten. Von ihr sind Antworten zu erwarten. Medien sind Mittel zur Kommunikation. Sie tragen Inhalte von einem Sender zu einem Empfänger. Sie sind Mittler und Speicher. Luft und Wasser als Träger von Wellen konnten damit gemeint sein, doch enger fassen Medienwissenschaftler unter diesem Begriff Artefakte, mit deren Hilfe akustische und visuelle Informationen gespeichert, empfangen oder gesendet werden. Medienwissenschaft beschäftigt sich mit den Bedingungen, unter denen medienvermittelte Kommunikation stattfindet.

Dies betrifft die Medientechnik ebenso wie die Organisationsformen, unter denen Medien operieren, die Medieninhalte und die Medienrezeption. Die Gegenstände der Medienwissenschaft sind also nicht nur die Artefakte - also die Hardware - selbst, sondern auch deren Inhalte - die Software - sowie deren Produktions- und Rezeptionsbedingungen. Medien lassen sich beschreiben als externe Informationsspeicher. „Extern" meint, dass Inhalte aus dem Gehirn auf einem Träger durch Symbole fixiert werden, um sie durch das Ansehen zu aktualisieren.

Dies wird erstmals im Feuerwerkbuch von 1420 so formuliert: „Und darum wann der stuck sovil sind die darzuo gehoered/ die ein yetlicher guetter piichsenmaister kiinden soil/ und die ein mayster on die geschrift in seinem sinne nie gedencken kann/ Darumb so stat hemach geschrieben alles das dann dar zuo nutz und man notturfftig ist." (Hassenstein 1941, 43: „Weil der Stücke so viel sind, die dazu gehören, die ein jeglicher guter Büchsenmeister können soll und die ein Meister ohne Schrift nicht in seinem Sinn behalten kann, darum so steht hernach geschrieben alles, was dann dazu nützlich und notdürftig ist.")

Damit werden Medien zur Gedächtnisstütze und entlasten das Erinnerungsvermögen des Menschen. Wichtig ist, dass es hier nicht um ein Abbild der Welt geht, sondern um eine Erweiterung der Erinnerung. Schrift und Bild stellen dar, was sich im Kopf abspielt, nicht was wirklich oder real sein muss. Medien sind damit nicht nur offen für Erinnemngen, sondern auch für Phantasie, Ertraumtes und Erdachtes.

Sobald mentale Inhalte medial fixierbar sind, können sie auch von anderen wahrgenommen und ihrerseits aufgenommen werden. Funktion eines Mediums ist es dann, Menschen kommunikativ zu verbinden. Dies betrifft die private Kommunikation zwischen einer Person und einer anderen. Brief und Telefon sind Medien der Individualkommunikation.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur 2. Auflage6
Inhalt10
Evolutionspsychologische Bausteine12
Die Grundlagen der Evolutionspsychologie18
Die Evolutionstheorie von Charles Darwin19
Evolution = Genetik + Spieltheorie22
Soziobiologie: Egoistische Gene und kooperatives Verhalten24
Evolutionspsychologische Fragen im Rahmen einer Medientheorie26
Ein Gehirn, das Betrüger sucht30
Evolutionspsychologie und Ethologie33
Medien als Attrappen37
Fragestellungen im Rahmen einer Medientheorie41
Wahrnehmung und deren Verarbeitung44
Medienwahrnehmung45
Sehen45
Hören68
Kino-Leinwand oder Wohnzimmer-Bildschirm70
Reflexion73
Vorstellen und Sehen73
Perspektivenübernahme76
Theory of Mind78
Lüge, Rolle und Schauspiel82
Zeit und Montage90
Denken und Vorstellen als Probehandeln86
Wahrnehmung und Emotion100
Akustische Wahrnehmung und Emotion121
Soziale Motive134
Klatsch und Tratsch135
Klatsch und Tratsch als Funktion der Sprache135
Das Gespräch als TV-Genre140
Prominenz und Stars: Die Rolle der Medien bei der Kommunikation157
Die Darstellung der nichtsozialen Welt165
Ästhetik166
Ethologische Betrachtung der Kunst169
Ästhetische Mittel in den Medien175
Partnerwahl178
Evolutionspsychologische Erklärungen zur Partnerwahl178
Partnerwahl in den Medien182
Elterliche Fürsorge189
Kommunikation mit Tieren und Kindern193
Sport als Wettbewerb195
Effekte auf den Sportier: der Heimvorteil201
Effekte auf den Zuschauer208
Humor213
Die Biologie des Lachelns und Lachens213
Evolutionspsychologische Interpretationen225
Humor in den Medien227
Kooperation und Identifizieren von Betrügern231
Das Gefangenen-Dilemma als Muster für Kooperation231
Die Evolution des moralischen Verhaltens234
Nichtfiktionale Betrüger-Suche in den Medien238
Fiktionale Betrüger248
Konsequenzen für die Rezeption258
Fakt Oder Fiktion259
Evolutionspsychologie und Fiktion273
Unterhaltung oder Information275
Medieninhalte als Gegenstand emotional-ästhetischer Begutachtung277
Kracauer revisited281
Anhang286
Literatur286
Index301

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