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Mein Name ist Trump - Hinter den Kulissen von Amerikas First Family

AutorEmily Jane Fox
VerlagHarperCollins
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl480 Seiten
ISBN9783959678223
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR

Immobilienmogul, Patriarch, mächtigster Mann der Welt - aber wer ist Donald Trump wirklich?
Um Amerikas 45. Präsident zu verstehen, muss man seine Kinder kennen, argumentiert die renommierte Vanity Fair-Journalistin Emily J. Fox. Sie sind der Schlüssel zu den oft widersprüchlichen und provokanten Verhaltensweisen des fünffachen Vaters.
Nach mehr als einhundert Interviews ist nun ein Buch voll verblüffender Erkenntnisse und einzigartiger Geschichten entstanden. Es zeigt den Mann, der seine Kinder, allen voran Ivanka, als den Motor seiner Wahlkampagne braucht und benutzt. Und es zeichnet das Bild einer Familie, die versucht, so königlich zu sein wie der britische Adel und so glamourös wie die Kennedys.



<p>Emily Jane Fox schreibt für die Zeitschrift Vanity Fair. Sie hat Abschlüsse von der Columbia School of Journalism und der Universität von Pennsylvania und berichtet seit Jahren über die Wall Street, Silicon Valley und im Besonderen über die Trump-Familie.</p>

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Leseprobe

KAPITEL 1

Amtseinführung

IVANKA TRUMP UND Jared Kushner hasteten mit ihren Kindern hinauf in die zweite Etage des Weißen Hauses, in die südöstliche Ecke des neuen Sechzehn-Zimmer-Zuhauses ihres Vaters. Ivanka hatte immer noch den weißen Hosenanzug von Oscar de la Renta an, den sie den ganzen Tag schon getragen hatte – durch den Regen beim Amtseid ihres Vaters sowie während der Parade entlang der Pennsylvania Avenue zur Feier seiner Amtseinführung –, und sie war völlig durchgefroren. Bald jedoch würde sie für die Amtseinführungsbälle des Abends ein glitzerndes champagnerfarbenes Kleid anziehen. Ihr Haar würde toupiert, gescheitelt und mit viel Spray zu einem kunstvollen Knoten im Nacken gebunden werden. Sie würde Teardrop-Diamantohrringe anlegen, Highlighter auf den Wangenknochen, unter den Augenbrauen und auf ihren nackten Schlüsselbeinen auftragen, die der tiefe Ausschnitt ihres Kleids entblößte.

Aber all das musste noch etwas warten. Die Trump-Kushners rasten in den Lincoln Bedroom, wo sie am ersten Wochenende der Präsidentschaft von Ivankas Vater übernachteten. Das Ende der traditionellen Parade kam dem Sonnenuntergang am 20. Januar 2017 um 16:59 Ortszeit gefährlich nahe. Als praktizierende Moderne Orthodoxe Juden mussten Ivanka und Jared die Sabbatkerzen beim Übergang vom Tag zur Nacht anzünden, wie es die Tradition verlangte, mit der Jared schon sein ganzes Leben verbracht hatte und der sich Ivanka anschloss, als sie vor ihrer Hochzeit zum jüdischen Glauben konvertierte. Sie hatte vom Butler des Weißen Hauses Kerzenleuchter in dem geliehenen Zimmer bereitlegen lassen. Normalerweise brachte sie für jedes Wochenende auswärts eigene mit, aber dieses Wochenende war für die Trumps alles andere als normal. Sie war davon ausgegangen, dass sich im Weißen Haus schon irgendwo geeignete Kerzenleuchter finden würden. Damit sollte sie recht behalten.

Die fünfköpfige Familie bildete einen Halbkreis um die Kerzenleuchter, und Ivanka riss ein Streichholz an, mit dem sie die Kerzen anzündete. Dort standen sie in dem Raum, den Abraham Lincoln einst als Büro genutzt hatte; den die Trumans 1945 umgebaut, den Jackie Kennedy 1961 schick gemacht, Hillary Clinton in den Neunzigern runderneuert und Laura Bush 2004 wieder renoviert hatte. Das 2,40 mal 1,80 Meter große sogenannte Lincoln Bed aus Palisander stand hinter ihnen – das Bett, in dem die Präsidenten Franklin Roosevelt und Calvin Coolidge geschlafen hatten; eine Abschrift der Gettysburg Address lag auf dem Schreibtisch, eine von nur fünf, die Lincoln unterschrieben, datiert und mit Überschrift versehen hatte. Ivanka bedeckte die Augen und sprach den Segen über die Kerzen: »Baruch ata Ado-naj, Elohenu Melech Ha’Olam, ascher kideschanu bemizwotaw, weziwanu lehadlik ner schel at.« Gesegnet seist Du, G’TT, König des Universums, der uns geheiligt hat durch Seine Gebote und uns befohlen hat, das Licht zu entzünden.

Es war das erste Mal in der Geschichte des Weißen Hauses, dass der Sabbat hier auf diese Weise begrüßt wurde.

GUT FÜNF STUNDEN vorher, während dünne Regenschleier über Washington, D. C. fielen, hatte Donald J. Trump auf dem Westrasen des Kapitols die rechte Hand auf zwei Bibeln gelegt und als fünfundvierzigster Präsident den Amtseid geleistet, wie es Artikel II, Abschnitt 1 der Verfassung der Vereinigten Staaten fordert. Eine der beiden Bibeln war die, die Lincoln bei seiner ersten Amtseinführung 1861 benutzt hatte, als die Nation vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs gestanden hatte. Die andere hatte ihm seine Mutter 1955 geschenkt, zwei Tage vor seinem neunten Geburtstag und kurz nach seinem Abschluss der Sunday Church Primary School an der First Presbyterian Church in Jamaica, Queens. Sein Name ist auf den Buchdeckel geprägt, und die Bibel ist innen von der Kirchenleitung signiert.

Nachdem der Eid geleistet war, drehte Trump der Menge den Rücken zu und öffnete die Arme in Richtung seiner Familie, in deren Mitte er gestanden hatte, als er dem amerikanischen Volk die Treue geschworen hatte. Als Erstes erwiderte er Ivankas Blick, die sich direkt mittig hinter das Pult gestellt hatte, ihr Bruder Eric befand sich ein Stück links hinter ihr und daneben ihre Halbschwester Tiffany. Don Jr. stand auf der anderen Seite hinter Ivanka, neben ihm ihr Halbbruder Barron und ihre Stiefmutter, die frischgebackene First Lady Melania. Ivanka nickte ihrem Vater, dem Präsidenten, kaum sichtbar zu und neigte den Kopf leicht, ihr dabei zur Schau gestelltes Lächeln straffte ihre Lippen und Wangen so stark, dass ihre Gesichtsmuskeln sich zu einem wohlgebräunten Rechteck verzerrten. Sie hechtete vorwärts, um ihm einen Kuss zu geben, aber sein Reaktionsvermögen war schneller. Diese Art von Weltbühne war zwar selbst für ihn neu, aber sein Familienleben stand schon lang genug im Rampenlicht der Presse, dass er nur zu gut wusste, dass er sich unbedingt zuerst seiner Frau zuwenden musste – dann erst seiner Lieblingstochter. Bevor Ivanka ihn also erreichen konnte, duckte er sich nach links weg, gab seiner Frau einen flüchtigen Kuss und arbeitete sich dann durch die Reihe seiner Kinder – Barron, Donny, Ivanka, Eric, Tiffany –, damit sie ihm gratulieren konnten, ihm sagen konnten, was er Großes geleistet hatte und wie sehr sie ihn liebten.

Bald bildete die Familie eine Autokolonne für die Parade. Ivanka und Jared merkten recht bald, dass ihre Babyschale nicht in ihren gepanzerten Wagen passte – eine überraschend normale Unannehmlichkeit, die an diesem historischen Tag kurzfristig alles aufhielt. »Warum geht es denn nicht los?«, wurde ringsum gefragt. Schließlich fanden sie eine Lösung, und die Kolonne setzte sich in Bewegung. Um Viertel nach vier nachmittags stiegen Donald, Melania und Barron – gemäß einer Tradition, die Jimmy Carter 1977 eingeführt hatte, als er seine Limousine verließ und die zwei Kilometer zum Weißen Haus zu Fuß ging – vor dem Trump International Hotel aus dem »Beast«, dem gepanzerten Wagen des Präsidenten. Andernorts entlang der Route war die jubelnde Menge dünn, und stattdessen hatten sich Demonstranten versammelt. Aber vor dem Hotel, das nun den Namen des Präsidenten trug, drängten sich die Feiernden auf zwölfrangigen Tribünen. Das Meer aus roten »Make America Great Again«-Mützen toste. Die Menschen jubelten und schwangen Banner. Ivanka, Don Jr. und Eric samt Partnerinnen und Partnern sowie den meisten ihrer jeweiligen Kinder folgten in eigenen Wagen. Nachdem ihr Vater ausgestiegen war, gesellten sie sich hinzu und begrüßten die Fans, die stundenlang geduldig bei sieben Grad im Washingtoner Winter gewartet hatten.

Die Familie blieb gut drei Minuten draußen, bevor sie wieder in die Wagen stieg und die Kolonne noch eine halbe Stunde lang langsam weiterrollte, bis sie an einer Tribüne vor dem Weißen Haus ihr Ziel erreichte. Kurz vor Sonnenuntergang huschten Ivanka und Jared dann nach drinnen.

Keiner von ihnen hatte wirklich damit gerechnet, an diesem Tag an diesem Ort zu sein. Als ihr Vater sich zur Kandidatur entschlossen hatte – und eigentlich bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihn im Wahlkampfhauptquartier im dreiundzwanzigsten Stock des Trump Towers am achten November die ersten Staaten gewinnen sahen –, hatten sie erwartet, dass er verlieren würde und sie sich alle wieder ihren normalen Leben und Unternehmen zuwenden konnten. Dann hätten sie den grauen Wintertag damit verbracht, sich auf ein Wochenende in Mar-a-Lago, zu Hause in Bedminster, Westchester oder den Catskills vorzubereiten und vielleicht den Fernseher im Hintergrund mit der Zeremonie laufen zu lassen. Es wäre ein ansonsten ganz normales Winterwochenende für eine ansonsten glückliche, betuchte Familie gewesen, die langsam wieder zurück in die Normalität fand. Bis auf die Tatsache, dass er nun etwas gewonnen hatte, wollte auch Donald eigentlich lieber an jedem anderen Ort sein statt im Weißen Haus. Als ihm die Realität des Wahlergebnisses in der Zeit vor seinem Umzug bewusst wurde, fragte er seine Berater häufig, wie oft er Washington verlassen und in sein Penthouse in New York zurückkehren könne. In den Wochen nach dem Umzug verbrachte er die meisten Wochenenden in seinem Privatclub in Palm Beach.

Allerdings war es kein normales Wochenende, und die alte Normalität der Trumps wich bald einer außerordentlichen neuen Existenz – einer, die sie weder erwartet hatten noch jemals sich so hätten ausmalen können. Und doch befanden sie sich am zwanzigsten Januar mittendrin. Und wenn sie schon mal da sein mussten, machten die Trump-Kinder das Beste draus und stürzten sich eifrig ins Getümmel.

Nur wenige Stunden nach Donald Trumps Siegesansprache, die mithilfe seiner Kinder schnell zusammengeschustert worden war (es war nur eine Rede zum Eingeständnis der Niederlage vorbereitet worden), bevor sie alle hinüber zum Ballsaal des Midtown Manhattan Hilton Hotels eilten, wachte die Familie Trump am Morgen des neunten Novembers übernächtigt und verwirrt auf, und es standen schon tausend Aufgaben an. Es war alles so anders gedacht gewesen. Ivanka hatte Pläne, sich ab Mittwochmorgen wieder ihrer Modelinie zu widmen. Sie wollte Gras über alles wachsen lassen, warten, bis Groll und Gerede sich ein bisschen gelegt hätten, damit die voraussichtlich guten Verkaufszahlen des Weihnachtsgeschäfts für sich selbst hätten sprechen und ein ganz neues Unternehmensnarrativ hätten...

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