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Messestadt Riem

Wo München abhebt: Diskursanalyse von Vorstellungsbildern eines neuen Stadtteils

AutorManuela Barth
VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl145 Seiten
ISBN9783831608300
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR

Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens München-Riem entsteht bis 2013 ein Stadtteil, in dem 16.000 Menschen wohnen und 13.000 arbeiten sollen. Trotz ihrer geografischen Randlage fungiert die Siedlung nicht nur als Wohn- und Produktionsraum. Sie soll auch als innovativer Wirtschafts- und Messestandort, als modellhaftes, zukunftsweisendes städtebauliches Projekt und Austragungsort von Großereignissen Imageträgerin für München sein. 

Mit dem Einzug der ersten BewohnerInnen 1999 wurde eine Stadtteilzeitung als Bürgerbeteilungsmedium etabliert. Die Diskussionen um das Stadtteilbild, die dort in den Anfangsjahren bis 2005 geführt wurden, stehen im Zentrum dieser Studie. Aus einer diskursanalytischen Perspektive werden die Prozesse des Entstehens, Vermittelns, Aushandelns, Aneignens, Verfestigens von und Streitens über Vorstellungsbilder nachgezeichnet, die ebenso wie die materiellen Strukturen des Stadtteils noch vorläufig und fragmentarisch sind.

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Leseprobe
2. Vorstellungsbilder von der Messestadt (S. 51-52)

2.1 Struktur und Inhalte der Stadtteilzeitung

Die Inhalte der Take Off! sind durch ein Rubrikenschema strukturiert, das von der ersten Redaktion, also MessestadtRiem:Dialog, konzipiert wurde. Dieses Rubrikenschema stellt, so selbstverständlich und zwingend es auch auf den ersten Blick erscheint, keine objektive Einteilung dar. Vielmehr entspricht die Zuordnung von Beiträgen unter die einzelnen Rubriken – ob bewusst oder unbewusst – der Perspektive, die das Berater- und Vermittlerteam auf das Stadtviertel hat. Diese Feststellung ist insofern wichtig, als die strukturierte Darstellung der Inhalte in dem Lokalblatt auch auf deren Rezeption wirkt. Es macht ja zum Beispiel einen Unterschied für die Wahrnehmung eines Straßenfestes, ob man es unter „Kunst und Kultur“ oder unter der Rubrik „Wir für uns“, in der hauptsächlich vom messestädtischen Vereinsleben berichtet wird, einordnet. Je nachdem wird es als (hoch-)kulturelles Ereignis oder als Nachbarschafts-Event gelesen. Ein Rubrikenschema kann aber auch bewirken, dass Inhalte, die nicht in dieses Raster passen, gar nicht erst Eingang in die Zeitschrift finden. Rubriken fungieren dann als Ordnungskriterien für Ein- beziehungsweise Ausschluss. Deshalb ist es meines Erachtens wichtig, bei der Untersuchung der Vorstellungsbilder, die in den Texten der Stadtteilzeitung formuliert werden, auch nach denen zu fragen, die keine Erwähnung finden.

Die Rubriken, die in der ersten Ausgabe der Stadtteilzeitung festgelegt worden waren, blieben bis zur Beendigung der Herausgeberschaft durch MessestadtRiem:Dialog unverändert bestehen. Die neue Redaktion führte das Rubrikenschema weiter, in den folgenden Ausgaben hielten sich die HerausgeberInnen aber nicht mehr so konsequent daran. So wurden zunächst weitere Kategorien hinzugefügt, dann wieder weggelassen und schließlich pendelten sich die Experimente mehr oder weniger auf das ursprüngliche Gefüge ein. Im folgenden Abschnitt will ich deshalb die Inhalte der Stadtteilzeitung nach den vorhandenen Rubriken geordnet darstellen. Da diese ihrer Wichtigkeit entsprechend in der Take Off! aufgelistet wurden – den zentralen Themen gelten die ersten Rubriken des Hefts, die „Randthemen“ finden sich weiter hinten in der Reihenfolge – werde ich sie in dieser vorgefundenen Ordnung beschreiben. Folgende Fragen sollen dabei diskutiert werden:
· Welche Bedeutung transportiert die Bezeichnung der Rubrik?
· Welche Inhalte werden unter der Rubrik gefasst und welche nicht?
· Welche AutorInnen sind in der Rubrik vertreten und welche nicht?

2.1.1 „Messestadt im Dialog“

Unter der Überschrift „Messestadt im Dialog“ – der Titel des Beteiligungsprojekts klingt hier ja bereits an – sind zu über sechzig Prozent die Beiträge der drei hauptberuflichen BeraterInnen und VermittlerInnen von MessestadtRiem:Dialog versammelt. Thematischer Schwerpunkt ist dabei das Bürgerbeteiligungskonzept: Dieses wird vorgestellt (vgl. Stadtteilzeitung 2000: 4f., Take Off! 2000: 4f., Take Off! 2001a: 4f.), seine rechtlichen Hintergründe werden geklärt (vgl. Take Off! 2001a: 4f.), Kritik an der Durchführung wird beantwortet (vgl. Take Off! 2001c: 7, Take Off! 2002a: 9), und schließlich wird über die Beendigung der Arbeit von MRD berichtet (vgl. Take Off! 2003a: 9) sowie auf die Leistungen des Teams zurückgeblickt (vgl. Take Off! 2002c: 8). Außerdem berichten die AutorInnen über verschiedene Veranstaltungen, die sie durchgeführt haben. So werden die LeserInnen über Informationsveranstaltungen zu Themen wie etwa dem Verkehrs- und Parkraumkonzept in der Messestadt (vgl. Take Off! 2000: 5f.), der Buga 2005 (vgl. Take Off! 2002a: 4, Take Off! 2002c: 5) und der Planung des 2. Bauabschnittes Wohnen (vgl. Take Off! 2002a: 6f.) informiert, die Neueröffnung eines „Bürger-Cafés“ durch MRD (vgl. Take Off! 2001a: 8) wird angekündigt, aber auch Informationsveranstaltungen von Bauträgern (vgl. Take Off! 2001b: 5) werden besprochen und Aktionen wie etwa die Verteilung von „Begrüßungsmappen“ an NeubewohnerInnen dokumentiert (vgl. Take Off! 2003a: 4). Bebildert sind die Artikel zum größten Teil mit Schnappschüssen, die bei den Veranstaltungen von den Versammelten gemacht wurden, die zumeist eine Gruppe von BewohnerInnen in Aktion zeigen und damit die Authentizität des Textes unterstreichen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhalt8
Einleitung12
1. Erkenntnisinteresse und Vorgehensweise14
2. Vorstellungsbilder von der Messestadt52
3. Komplexität der Vorstellungsbilder104
Schluss und Ausblick128
Bibliografie130

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