EINLEITUNG
Wow!!! Danke, dass Sie mein Buch gekauft haben! Das bedeutet nämlich, Ihr Geld gehört jetzt MIR! Ich habe mir aber auch gehörig dafür den Arsch aufgerissen. Und außerdem wird es Ihnen gefallen, versprochen!
Doch vorab noch ein paar Worte zu diesem Projekt. Wenn man als Stand-up-Comedian Erfolg hat, dauert es nicht lange, bis man gebeten wird, doch mal ein »lustiges Buch« zu schreiben. In der Vergangenheit habe ich in solchen Fällen grundsätzlich abgewinkt, weil die Stand-up-Comedy das optimale Medium für mich ist – davon war ich überzeugt. Ein Buch konnte unmöglich so witzig sein, dass es mit meinen Ideen im Stand-up-Bereich mithalten würde.
Dass ich mich dann doch dazu durchgerungen habe, ein Buch über Liebe und moderne Partnersuche zu schreiben, kam so:
Vor einigen Jahren hatte ich in Los Angeles ein Mädchen kennengelernt, nennen wir sie der Einfachheit halber Tanya. Wir trafen uns auf einer Geburtstagsparty, und als die Runde sich allmählich aufzulösen begann, bot sie mir an, mich nach Hause zu fahren. Wir hatten den ganzen Abend über gequatscht und auch ein wenig geflirtet, also lud ich sie auf einen Drink zu mir ein.
Zu dem Zeitpunkt wohnte ich zur Untermiete in einem hübschen Häuschen oben in den Hollywood Hills. Es sah ein bisschen aus wie die Hütte, in der Robert de Niro in dem Film Heat wohnt, war aber ganz nach meinem Geschmack eingerichtet, also nicht so, wie man es von jemandem erwarten würde, der professionell Geldtransporter überfällt.
Ich mixte uns leckere Cocktails, und dann legten wir abwechselnd Platten auf, während wir unentwegt quatschten und herumalberten. Schließlich fingen wir tatsächlich an zu knutschen, was echt cool war. Ich weiß noch gut, wie ich im Suff zum Abschied irgendwas total Dämliches zu ihr sagte, so was wie: »Tanya, du bist eine richtig charmante Lady …« Und sie so: »Aziz, du bist auch ein echt charmanter Typ.« Ich hatte ein gutes Gefühl bei der Sache, da wir uns ja einig waren: Wir sind beide charmant.
Ich wollte Tanya gern wiedersehen und sah mich daher mit jener Frage konfrontiert, die uns früher oder später alle einmal beschäftigt: In welcher Form und nach wie vielen Tagen kontaktiere ich sie?
Rufe ich sie an? Schicke ich eine SMS? Oder lieber doch eine Nachricht auf Facebook? Sende ich Rauchsignale in den Himmel? Wie geht das überhaupt? Fackle ich dann am Ende noch die Bude ab, die ich bloß gemietet habe? Was für eine Blamage, wenn ich dem Eigentümer – dem Schauspieler James Earl Jones – dann gestehen muss, dass ich aus Versehen sein Haus in Schutt und Asche gelegt habe, nur weil ich Rauchsignale an ein Mädchen schicken wollte!
Ach herrje, jetzt habe ich doch glatt verraten, wessen krasses Domizil ich da gemietet hatte: Man kennt ihn als König Jaffe Joffer aus dem Film »Der Prinz von Zamunda« mit Eddie Murphy, als Originalstimme von Darth Vader – Filmlegende James Earl Jones.
© Everett Collection/shutterstock.com
Am Ende beschloss ich, Tanya eine SMS zu schicken, weil ich den Eindruck hatte, dass sie gern Textnachrichten schrieb. Ich wartete – na klar! – ein paar Tage damit, weil ich ja auch nicht zu überengagiert rüberkommen wollte. Ich bekam zufällig mit, dass die Band Beach House, die wir uns während unserer Knutschsession unter anderem angehört hatten, in der Woche drauf in L. A. spielen würde. Und da dachte ich mir, das wäre doch die perfekte Gelegenheit, sich wiederzusehen.
Hey – weiß nicht, ob du schon in New York bist, aber Beach House spielen heute und morgen im Wiltern. Hast du Bock? Vielleicht lassen sie dich ja »The Motto« covern, wenn wir ganz lieb bitten?
Gesendet 25. September 2012, 17:33
Eine freundliche, unverfängliche Frage, kombiniert mit einem netten kleinen Insiderwitz. (Tanya hatte den Drake-Song »The Motto« auf der Party zum Besten gegeben, und zwar fast textsicher – ich war schwer beeindruckt.)
Ich war guter Dinge. Klar war ich nicht Hals über Kopf verknallt in Tanya, aber sie machte einen netten Eindruck. Und ich hatte das Gefühl, wir lägen auf einer Wellenlänge.
Während ich auf ihre Antwort wartete, begann ich im Geiste bereits, mir eine mögliche Beziehung mit ihr auszumalen. Vielleicht würden wir uns kommendes Wochenende schon gemeinsam einen Film ansehen, in diesem coolen Freiluftkino auf dem Hollywood Forever Cemetery? Vielleicht könnte ich Tanya dann gegen Ende der Woche abends zu mir einladen und für sie kochen? Ich würde endlich dieses Rezept für Ziegelstein-Hähnchen ausprobieren können, das ich schon die ganze Zeit testen will. Ob Tanya und ich wohl im Herbst gemeinsam in den Urlaub nach Ojai County fahren? Wer weiß, was die Zukunft für uns bereithält? Wird bestimmt großartig!
Ein paar Minuten verstrichen, dann wechselte der Status meiner Nachricht von »zugestellt« auf »gelesen«.
Mir blieb fast das Herz stehen.
Jetzt war er gekommen, der Augenblick der Wahrheit.
Ich wappnete mich innerlich und sah zu, wie auf meinem iPhone diese drei kleinen Pünktchen erschienen. Jene Zeichen, die einem verheißungsvoll verkünden, dass der andere gerade seine Antwort tippt. Es ist das Smartphone-Äquivalent zu einer Fahrt in der Achterbahn rauf zum höchsten Punkt. Und dann, wenige Sekunden später – waren sie einfach weg! Keine Antwort von Tanya.
Hmmm … was war denn da passiert?
Ein paar weitere Minuten verstrichen, und dann …
Nichts.
Hey, mach dir nicht ins Hemd, sie feilt vermutlich immer noch an der perfekten Antwort, die natürlich saumäßig smart sein wird. Bestimmt hat sie angefangen und ihren ersten Entwurf wieder verworfen, weil sie ihn nicht gut fand. Sicher wird sie sich später wieder damit befassen. Schon kapiert, ist ja gut! Außerdem wollte sie wahrscheinlich nicht zu übereifrig rüberkommen und deswegen nicht so schnell zurückschreiben, ist doch so, oder?
Eine Viertelstunde verging … nichts.
Mein Selbstvertrauen geriet ins Wanken, und erste Zweifel kamen auf …
Eine Stunde später … nichts.
Zwei Stunden später … nichts.
Drei Stunden später … immer noch nichts.
Panik stieg in mir auf. Ich starrte immer wieder auf meine ursprüngliche SMS. Obwohl ich vorhin noch so zuversichtlich gewesen war, zweifelte ich jetzt an meinen Worten.
Hey – weiß nicht, ob du schon in New York bist, aber Beach House spielen heute und morgen im Wiltern. Hast du Bock? Vielleicht lassen sie dich ja »The Motto« covern, wenn wir ganz lieb bitten?
Gesendet 25. September 2012, 17:33
Wie blöd bin ich eigentlich! Ich hätte »Hey« mit zwei y schreiben sollen, nicht nur mit einem! Ich habe da viel zu viele Fragen reingepackt! Was zum Teufel hab ich mir dabei bloß gedacht? Ach, da kommt mir gleich noch eine weitere Frage: Aziz, WAS SOLL DER SCHEISS? DU UND DEINE EWIGEN FRAGEN!
Ich bemühte mich, mir eine Erklärung zurechtzuschustern, ohne total auszurasten.
Okay, vielleicht hat sie gerade viel zu tun in der Arbeit. Kein Ding! Sie meldet sich bestimmt, sobald sie Luft hat. Es hat doch geklickt zwischen uns?! Oder nicht?
Ein ganzer verdammter Tag verging.
EIN GANZER TAG!
Jetzt überschlugen sich meine Gedanken:
Was ist passiert?! Ich weiß doch, dass sie meine Nachricht gelesen hat!!
Ist Tanyas Handy in einen Fluss/eine Müllpresse/einen Vulkan gefallen?
Ist Tanya selbst in einem Fluss/einer Müllpresse/einem Vulkan gelandet?? Lieber Himmel, Tanya ist tot, und ich Egozentriker mache mir Sorgen wegen unseres Dates. Was bin ich nur für ein verdammter Egoist!
Dann erzählte ich einem guten Freund von meinem Dilemma.
»Ooooch, komm schon, Mann, ist bestimmt alles bestens. Sie meldet sich sicher noch bei dir. Hat vermutlich bloß grad viel zu tun«, meinte der ganz zuversichtlich.
Schließlich checkte ich die einschlägigen Social-Media-Sites. Sie war auf Facebook im Chat eingeloggt. Ob ich ihr eine kurze Nachricht schicken sollte?
Nein! Tu das nicht, Aziz! Bleib cool! Bleib einfach cool …
Später sah ich noch auf Instagram nach, und stellte fest, dass Tanya, dieser Spaßvogel, doch tatsächlich vor ein paar Stunden ein Foto von ihrem Frühstück gepostet hatte. Zu beschäftigt, um zu antworten, aber für ein kleines Fotoshooting mit ihrem verdammten Rührei hat sie die Zeit?
Zunächst war ich ratlos, doch dann kam der Moment der Klarheit, jeder Vollidiot hätte die Situation durchschaut.
WAHRSCHEINLICH HAT SIE MEINE SMS GAR NICHT BEKOMMEN!
Ja, so musste es sein, ganz bestimmt, oder? Irgendwas musste da schiefgelaufen sein bei der Übertragung. Logo.
Ich überlegte schon, ob ich eine zweite SMS schicken sollte, zögerte aber noch, weil mir bei genauerer Betrachtung ein solcher Austausch mit meinen Freunden eigentlich noch nie passiert war:
»Hey, Alan, ich hab dir eine SMS geschickt wegen unseres gemeinsamen Abendessens, aber du meldest dich seit zwei Tagen nicht. Was ist los?«
»Ach, verdammt! Hab keine Nachricht von dir gesehen! Ist wohl nicht angekommen. Dieses doofe Handy. Tut mir voll leid. Gehen wir doch morgen was essen.«
Zurück zum Tanya-Problem. Mittlerweile waren zwei Tage ins...