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E-Book

Muttersöhnchen

Vom Schaden weiblicher Erziehung

AutorSilke Frink
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641058500
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Gender Confusion - wie soll man als emanzipierte Frau nur seinen Sohn erziehen?
- Was passiert, wenn sich die Lifestyle-Elite der Babyboomer-Generation fortpflanzt?

- Humorvoll, ehrlich, ironisch - eine emanzipierte Mutter plaudert aus dem erzieherischen Nähkästchen

Witzig und fesselnd seziert Silke Frink die Befindlichkeiten einer verwöhnten Generation, die alles hat, alles bekommt und selbstverständlich alles richtig macht. Was natürlich auch dann gilt, wenn der Zeitpunkt der Fortpflanzung gekommen ist. Erst viele Jahre später wird sich zeigen, ob wirklich alles so gut gelaufen ist ...

Die Autorin blickt schonungslos auf all die Fehler zurück, die sich ihr heute glasklar präsentieren. Dominante Mütter, abgeschreckte Väter, herrische Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen - das Ergebnis ist oftmals ein Sohn, nur lebensfähig unter der aufopfernden Hege einer perfekten Mutter, der Gender Confusion sei dank.

Silke Frink ist Mutter eines 19jährigen Sohnes und einer 17jährigen Tochter. Sie ist gelernte Friseurmeisterin, hat für ARD und ZDF in der Maske und im Kostüm gearbeitet. Seit 1999 berät sie Moderatoren, Politiker und Führungskräfte für ihren gelungen Auftritt vor der Kamera. Sie lebt mit ihren Kindern in Königswinter bei Bonn.

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Leseprobe
ANALOGES (S. 135-136)

IMMER UNTER SPANNUNG RUNTERLADEN, WEITERLEITEN

Um 22 Uhr wird es auf der Party endlich voller. Viele bringen als Geschenk eine Flasche Wodka mit, von der sie im Laufe des Abends großzügig auch dem Gastgeber anbieten. Um halb zwölf gehen die ersten Gäste schon wieder, weil sie noch woanders eingeladen sind oder endlich in die Disco wollen. Das fällt aber nicht auf, weil kontinuierlich immer neue Leute kommen. Die Personenzahl im Raum bleibt annähernd gleich. Und da sich alle ähnlich sehen, kommt es mir vor, als habe sich nichts verändert. Wir Alten schieben vertragsgemäß Wache, und damit das nicht so auffällt, haben wir uns eine Grillecke hinterm Haus gesucht.

Dort trinken wir Kölsch vom Fass und essen Bratwurst mit Kartoffelsalat. Später bedienen wir an der Bar. Alles in allem wird es ein ruhiger Abend ohne Zwischenfälle. Auch zwischen Patrick und Lysa ist augenscheinlich nichts anders als sonst, außer, dass er sie nicht mit einer Gitarren- und Gesangseinlage beglückt, wie es mal angedacht war. Nach Mitternacht ist meine kleine Große vollkommen überdreht; es wird allenthalben wild und frei getanzt. Kurz nach eins verabschieden sich mein Mann und ich in der Überzeugung, dass eine Krawalltruppe hier nicht mehr aufkreuzen wird. Im Morgengrauen höre ich die Haustür klappen.

Es ist Lysa, allein. Sie kommt rücksichtsvoll leise die Treppe hoch. Minuten später hallen spitze Schreie und lautes Schluchzen aus ihrem Zimmer. Rolf und ich schrecken hoch. Auch Maik taumelt schlaftrunken auf die gegenüberliegende Seite des Flurs. Was ist los? Unsere Tochter kreischt und trommelt mit den Fäusten auf ihr Bett. Ihr Rechner ist hochgefahren. Offenbar wollte sie gleich die ersten Partybilder auf Facebook einstellen. Ich starte einen Versuch, Lysa zu beruhigen und will mein Mädchen in den Arm nehmen, aber sie stößt mich weg. Ratlos hocke ich mich auf das Bettende. Rolf und Maik lehnen im Türrahmen.

Wie Lysa weint, klingt es nicht nur traurig, sondern auch nach Wut und Verzweiflung. Zum Glück weiß ich aus der Werbung, was Kinder brauchen, um sich aufgehoben zu fühlen: Schokoladenpudding. Ich gehe in die Küche und kippe einen ganzen Liter Milch in den Topf. Während ich rühre, überlege ich, ob es einen Zusammenhang zur geöffneten Facebook-Seite gibt. Ständig zu kommunizieren, findet jeder anstrengend, entgegen allen Vermutungen auch die Jugendlichen.

Und trotzdem beteiligte sich Alt und Jung an der Dauerpräsenz im eitlen Glauben, nur zu reagieren. Wir hatten alle mitbekommen, dass uns die vielen Optionen schnell zusammenführten und genauso schnell wieder auseinanderbrachten. Maik und Lysa investierten all die Jahre viel mehr Zeit, sich zu verabreden, als tatsächlich mit ihren Freunden beisammen zu sein. »Wir telefonieren noch mal!«, hieß es Tage vorher oder: »Ich meld’ mich!« Auch dann, wenn eigentlich nichts gegen eine konkrete Verabredung sprach außer der Hoffnung, es könne zwischenzeitlich noch etwas Spannenderes passieren.

Stunden vorher, zwischen Schminken und Hairstyle, sogar noch kurz bevor sie das Haus verließen, wurden Kurznachrichten hin- und hergeschickt, um die Planung zu justieren. »Komme später. Muss noch bei Samuel vorbei.« Oder: »Kannst du mich doch abholen?« Oder: »Ich will mein neues Kleid anziehen, das geht aber nicht für die Rheinaue. Können wir woanders hingehen?«
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