Die besten Tipps, um Nützlinge in den Garten zu locken
Ob Blaumeise, Igel, Florfliege oder Schlupfwespe: Viele Tierarten tragen dazu bei, dass Schädlinge im Garten nicht überhandnehmen und sich Blumen, Gemüse, Obst und Kräuter gesund entwickeln.
VORBILD NATUR
Ein Garten ist eine kleine Welt für sich. Je bunter und vielfältiger, desto verwobener ist das Beziehungsgeflecht zwischen seinen Bewohnern. Und desto größer ist die Chance, dass die Tiere und Pflanzen zu einem Gleichgewicht untereinander finden und der Garten gedeiht.
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Wenn Sie mit offenen Augen durch Ihren Garten gehen, werden Sie jedes Mal etwas Neues entdecken. Oder etwas Erstaunliches. Oder zumindest etwas Hübsches, das zum genauen Hinsehen verlockt. Unzählige Bienen und Hummeln fliegen im Blumenbeet von Blüte zu Blüte. Sie sammeln Pollen und Nektar und machen sich – ebenso wie viele Schmetterlinge – als Bestäuber nützlich, ohne die eine reiche Ernte im Garten und auf Feldern undenkbar wäre. Vermutlich treffen Sie auch auf tierische Gäste, die Ihnen missfallen, etwa Blattläuse, die sich auf den Salatpflanzen oder Rosenknospen breitgemacht haben. Oft sind sie nach ein paar Tagen wieder verschwunden. Bei genauem Hinsehen finden Sie an den Blättern dann Marienkäfer oder verschiedene Larven, etwa die von Florfliegen oder Schwebfliegen. Sie alle ernähren sich von Pflanzenläusen und werden so zu unverzichtbaren Gartenhelfern, zu sogenannten Nützlingen. Sicher fällt Ihnen auch auf, dass es gerade in den naturbelassenen Ecken, die immer etwas unordentlich wirken, so richtig kreucht und fleucht: Laufkäfer jagen Insekten und Nacktschnecken, im Gebüsch suchen Meisen oder der Zaunkönig nach Raupen, und vielleicht hat ein Igel einen Haufen aus Ästen und Gestrüpp zu seinem Domizil erkoren. Sein Appetit auf Schnecken, Larven & Co. trägt ebenfalls dazu bei, dass sich pflanzenfressende Plagegeister nicht allzu ungehemmt auf Gemüse- und Kräuterbeeten sowie auf Staudenrabatten ausbreiten können.
Wenn Sie einen Garten mit einer solch vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt besitzen, können Sie sich glücklich schätzen. Die Chancen stehen gut, dass hungrige Raupen und Pflanzenläuse nicht überhandnehmen. Vielleicht möchten Sie die tierischen Helfer aber auch gezielt anlocken und fördern. Die Grundlage dafür schaffen Sie mit der richtigen Pflanzenwahl und naturgemäßem Gärtnern ohne giftige Hilfsmittel. Wenn Sie sich zudem noch etwas Wissen um die Lebensweise der verschiedenen Nützlinge aneignen und ihnen einen passenden Unterschlupf sowie geeignete Futterpflanzen bieten, werden Meisen, Schlupfwespen, Käfer & Co. bald Einzug in Ihrem Garten halten und dazu beitragen, Schädlinge in Schranken zu halten – ganz nach dem Vorbild der Natur.
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Ein Garten im Gleichgewicht
Denn ein Garten ist ein kleines Ökosystem für sich, dessen Lebewesen in enger Beziehung zueinander stehen. Je mehr verschiedene Tier- und Pflanzenarten dort vorkommen, desto vielfältiger ist das Geflecht ihrer gegenseitigen Beeinflussung. Es entwickelt sich ein dynamisches Gleichgewicht, in dem sich die einzelnen Arten gegenseitig unterstützen, aber auch im Zaum halten. Dieses Gleichgewicht erweist sich als umso stabiler, je größer die Artenvielfalt ist. Was passiert, wenn eine solche Lebensgemeinschaft gestört wird, kann man auf großflächigen Monokulturen beobachten, aber auch in Gärten, die durch übermäßiges Jäten von jeglichem Unkraut befreit sind oder in denen Pestizide gegen Schädlinge zum Einsatz kommen: Das Ganze gerät aus dem Gleichgewicht und einzelne Arten können sich ungezügelt vermehren, weil ihre natürlichen Feinde fehlen. Dann überziehen Blattläuse schon mal ganze Rosenstöcke und Raupen fressen Sträucher kahl.
Das heißt nun aber nicht, dass Sie Ihren Garten in ein Stück Wildnis verwandeln müssen.
Schließlich ist er ja ein Garten, ein nach Ihrem persönlichen Geschmack gestaltetes Stück Land. Doch wenn Sie sich ein wenig mit dem Grundprinzip des ökologischen Gleichgewichts vertraut machen, wird es Ihnen leichtfallen, Ihren Garten so zu gestalten, wie Sie ihn haben möchten, und trotzdem die natürlichen Helfer zu fördern, die für üppige Blumenpracht und reiche Ernte sorgen.
Wer ist Nützling, wer ist Schädling?
Aber welche der vielen Arten, die Sie bei Ihrem Rundgang durch den Garten treffen, gilt es nun zu fördern? Welche helfen, Pflanzen zu schützen, welche sind schädlich? Um es gleich vorweg zu sagen: Die Natur vergibt keine derartigen Etiketten. Eine Einteilung in die Kategorien »Nützling« und »Schädling« macht nur aus Perspektive des Menschen Sinn. Als Nützling gilt, wer etwas für uns Brauchbares produziert oder uns in unseren Bemühungen unterstützt. Ein Schädling ist, wer uns direkt oder indirekt schadet, meist, indem er etwas frisst, was für unsere eigene Ernährung vorgesehen war. So zählen wir die Honigbiene unumstritten zu den Nützlingen, während wir die den Salat fressende Nacktschnecke als Schädling ansehen.
Es gibt aber auch viele Tiere, die weder Nützling noch Schädling sind. So sind – in unseren Augen – die kleinen Heuschrecken, die am Gras knabbern, nicht weiter schädlich, tun sich aber auch nicht durch nützliche Aktionen hervor. Dabei sind auch sie wichtig als Teil des großen Gleichgewichts. Und sei es nur, dass sie einem Nützling als Ersatznahrung dienen, wenn dessen bevorzugter Schädling nicht verfügbar ist.
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ALLES HAT ZWEI SEITEN
Noch schwieriger wird eine Zuordnung zu Nützlingen oder Schädlingen bei Tieren, die eigentlich beides sind. Denken Sie nur an die Schmetterlinge. Die bunten Falter möchte man im Sommergarten gewiss nicht missen, zumal sie nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern auch einen gehörigen Beitrag zur Bestäubung von Blumen leisten.
Im Gegensatz zu den erwachsenen Schmetterlingen haben ihre Jugendformen, die gefräßigen Raupen, nur wenige Freunde. Dabei sind Raupen natürlich unentbehrlich, denn ohne sie gäbe es auch keine Schmetterlinge. Außerdem kommen Myriaden von ihnen Jungvögeln als Futter zugute. Tatsächlich aber können zum Beispiel die Raupen des Kohlweißlings in Gemüsebeeten beträchtlichen Schaden anrichten. Statt sie jedoch mit chemischen Mitteln ganz auszumerzen, ist es besser, die Raupen gezielt von Stellen abzuhalten, wo sie uns in die Quere kommen. Im Falle des Kohlweißlings lässt sich das auf einfache Weise durch feine Schutznetze bewerkstelligen, die man über die Beete spannt und die die Eiablage der Falterweibchen auf den Kohlpflanzen verhindern.
NÜTZLICH, ABER MANCHMAL LÄSTIG
Aber wozu zählt eine Wespe? Und eine Ameise? Beide machen sich ja durchaus nützlich, die räuberische Wespe, indem sie Scharen von Mücken, Pflanzenläusen und andere Kleininsekten erbeutet, die Ameise durch die Beseitigung von allerlei Abfallstoffen. Doch kaum jemand mag die beiden angesichts ihrer sommerlichen Angriffe auf die Kaffeetafel bzw. ihrer unerlaubten Straßenzüge quer durch die Speisekammer als Nützlinge bezeichnen. Einigen wir uns in solchen Fällen also auf den Begriff »Lästlinge« – Tiere, die uns vor allem im häuslichen Umfeld ziemlich lästig werden können, unterm Strich aber wichtige Mitglieder der biologischen Gemeinschaft Garten sind. In gärtnerischer Hinsicht sind sie daher – trotz ihrer »Unsitten« – zu den Nützlingen zu rechnen.
Natur zum Anfassen
Mit einem Garten hat man ein Stück Natur so nahe vor der Haustür, dass man es täglich ohne Aufwand besuchen kann. Wenn Sie erst einmal angefangen haben, genau hinzusehen, werden Sie staunen, wie vielfältig das Tierleben dort ist – selbst wenn Ihr Garten klein ist oder Sie nur einen Balkon haben, und ganz gleich, ob der Garten auf dem Land liegt oder in der Stadt. Sicher werden sich in einer ländlichen Umgebung andere Arten einstellen als in der Stadt. Das heißt aber keineswegs, dass das Tierleben in der Stadt weniger vielseitig und interessant ist. Besonders für Kinder stellt der Garten eine ganz spannende Möglichkeit dar, heimische Tiere und Pflanzen kennenzulernen und mehr über deren unterschiedliche Lebensweisen und die Zusammenhänge in der Natur zu erfahren. Das macht umso mehr Spaß, weil Sie sich gemeinsam mit Ihren Kindern dieses Wissen ganz praktisch und lebendig aneignen können. Bauen Sie zusammen mit ihnen zum Beispiel ein Futterhäuschen oder einen Nistkasten für Vögel und beobachten Sie die gefiederten Gäste bei ihrer Mahlzeit oder beim Großziehen der Jungen. Oder basteln Sie ein kleines Insektenquartier. Es ist faszinierend zu erleben, welche und wie viele verschiedene Brummer dort im Lauf des Jahres einziehen.
TIPP
1 Mit Bestimmungsbüchern für Vögel und Insekten finden Sie heraus, wer da in Ihren Garten eingezogen ist. Sie wissen ja: Nur was man genau kennt, kann man auch fördern.
2 Mit dem Fernglas können Sie Vögel sogar am Nest beobachten. Es erleichtert außerdem das Bestimmen.
3 Haben die Meisen letztes Jahr den Nistkasten früher belegt? Wer hat keinen Nistplatz mehr bekommen? Mögen Wildbienen dicke oder dünne Strohhalme? Notieren Sie Ihre Beobachtungen. Das hilft, das Angebot zu verbessern.
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