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E-Book

Noch lange nicht Methusalem!

Warum es sich lohnt, ständig zu lernen

AutorLothar Abicht
Verlagwbv Media
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl180 Seiten
ISBN9783763944767
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,90 EUR

Lothar Abicht verknüpft die demografische Entwicklung in Deutschland mit den Veränderungen in der Arbeitswelt und der Herausforderung des Lebenslangen Lernens für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Er stellt exemplarisch Formen des selbstorganisierten Lernens vor, die eine neue Lernkultur begründen können, eine Lernkultur, die den Fachkräftemangel entschärft, Lernprozesse optimiert und die Integration Älterer in den Arbeitsprozess ermöglicht. Dazu ist es notwendig, Vorurteile gegenüber älteren Arbeitnehmern abzubauen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und das Tempo der Arbeit anzupassen.Der habilitierte Pädagoge verbindet in diesem Essay Ergebnisse der Arbeitswissenschaft und der Erwachsenenpädagogik mit seinen Erfahrungen als Leiter von Forschungsprojekten zur Qualifikation älterer Arbeitnehmer.

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Leseprobe

Lernvermögen und Lernbereitschaft Älterer (S. 105-106)

Die Sache mit dem Lernen
Mit dem Lernen ist es fast wie mit dem Laufen, Sprechen oder Schreiben. Jeder tut es fast ständig – aber nur selten denken wir darüber nach, wie es eigentlich geht, ob wir es noch können und ob wir es besser machen könnten. Dieser völlig normalen Vernachlässigung eines wichtigen Teils des Lebens im Denken des Normalbürgers steht eine Vielzahl von Spezialisten gegen über, die sich teilweise schon seit Jahrhunderten mit dem Lernen beschäftigen.

An erster Stelle stehen natürlich die Lehrer. Sie gelten als die Lernexperten schlechthin. Schließlich werden sie einzig und allein dafür ausgebildet, vorzugsweise junge Menschen zum Lernen zu bringen. Na ja, ab und zu sollen sich Lehrer auch mit Erziehung beschäftigen, aber die hat ja auch etwas mit Lernen zu tun. Den Lehrern stehen die (Diplom)Pädagogen zur Seite: Sie müssen nicht unbedingt selbst unterrichten können, sind dafür aber tref. ich in der Lage, alle Vorgänge des Lernens zu erklären. Ähnlich theoretisch orientiert sind die Psychologen. Sie wollen in erster Linie Erklärungsmuster für die Prozesse liefern, die im Kopf des Menschen beim Lernen ablaufen. Und natürlich erklären, welche psychischen Rahmenbedingungen das Lernen erfolgreich gestalten und welche es verhindern.

Dicht an der Seite der Psychologen, und dennoch durch den Graben zwischen Geistes- und Naturwissenschaften getrennt, stehen neuerdings die Hirnforscher. Sie begnügen sich nicht mit der Beobachtung äußerer Abläufe wie Pädagogen und Psychologen, sondern schauen mit ihren tonnenschweren Apparaten tief in das menschliche Gehirn hinein. Operierend mit einer Unmenge von Details, können sie in erster Linie sa gen, welche Hirnareale bei welchen Lernaufgaben aktiv werden. Bildgebende Verfahren heißt das neue Zauberwort.

Die Aufzählung der Spezialisten für das Lernen ist keinesfalls vollständig. Anführen ließen sich noch die Anthropologen, die Bildungsökonomen und viele andere. Aus der Aufzählung der vielen Spezialisten lässt sich unschwer ableiten, dass es vielfältige Ansichten zum Lernen gibt. Es ist gar nicht so einfach, dazu eine einheitliche Meinung zu formulieren. Dabei sind wir doch eigentlich alle Lernexperten. Schließlich hat jeder die Schule besucht, ein Ort, dessen vorrangige Funktion es ist, Lernprozesse zu ermöglichen. Sicher, die Erinnerungen sind nicht immer die besten, aber dafür so vielfältig wie an kaum einen anderen Lebensbereich.

Wer Zweifel an unseren Fähigkeiten als Lernexperten hat, möge doch bitte den Klassenlehrer bzw. die Klassenlehrerin der eigenen Kinder oder Enkel fragen. Die können sicher ein Lied davon singen, wie viele Lernexperten sich unter den Eltern be. nden. Die Zeit unseres Schulbesuchs prägt auch in meist sehr tief sitzender Weise unser Verhältnis zum Lernen und zu der Frage, wie sich unsere Lernfähigkeit im Verlauf des Lebens entwickelt.

Eine individuelle Kultur des Lernens bildet sich heraus, die auch als Lernkultur bezeichnet wird. Diese ist meist sehr eng mit den Erfahrungen unserer Jugendzeit verknüpft. Der Volksmund bringt es mit solchen Weisheiten wie „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" oder „Einen alten Baum verp. anzt man nicht" auf den Punkt: Lernen sei eine Sache der Jugend. So wie bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Zusammenhang „Jung-erfolgreich-glücklich" hergestellt wird, gibt es für das Lernen eine Art gefühlte unsichtbare Altersschranke. Wer eine solche Schranke im Kopf hat, kann gar nicht anders, als den Älteren Probleme beim Lernen zu attestieren. Egal, ob es ihn selbst betrifft oder andere.

Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Die Angst vor dem demografischen Wandel10
Demografischer Wandel oder demografische Katastrophe?11
Reale Bedrohungen und Panikmache11
Merkmale der Katastrophenängste13
Was verbirgt sich hinter dem demografischen Wandel?16
Die demografische Entwicklung in Deutschland17
Regionen als Gewinner und Verlierer20
Einbruch der Geburtenentwicklung21
Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung24
Wahrscheinliche Folgen des demografischen Wandels26
Viel Raum für Spekulationen28
Strategien zum Umgang mit dem demografischen Wandel32
Die Strategiedebatte fällt schwer32
Warum fehlen die Kinder?35
Die Entscheidung für Kinder erleichtern36
Ausschöpfung der Potenziale an gesellschaftlichem Arbeitsvermögen38
Bildung als Königsweg39
Verlängerung der Lebensarbeitszeit durch Erhöhung des Renteneintrittsalters43
Was heute beschlossen wird, wirkt erst in Jahrzehnten45
Der Mensch im Mittelpunkt der Arbeitswelt48
Die neue Nachhaltigkeit: Entwicklung der Humanressourcen49
Natürliche Ressourcen und Humanressourcen49
Was ist Nachhaltigkeit?53
Nachhaltige Entwicklung von Humanressourcen als Mittel und Ziel56
Wege zur nachhaltigen Entwicklung der Humanressourcen58
Warum unterziehen sich Erwachsene den Mühen der Weiterbildung?62
Wer beteiligt sich an der Weiterbildung?63
Wer leistet Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung von Humanressourcen?65
Was können Ältere leisten und was unterscheidet sie von den Jungen?69
Die Leistungsfähigkeit Älterer im Spiegel der öffentlichen Meinung69
Schlussfolgerungen aus der eigenen Biografie73
Das Defizitmodell – Bestätigung für weitverbreitete Vorurteile75
Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zur Leistungsfähigkeit Älterer81
Das Kompetenzmodell85
Warum Weiterbildung mehr ist als Erwerb von Wissen und Können86
Eine Arbeitswelt mit Chancen für die Älteren89
Was Ältere können und was sie wollen89
Die Zeitbeschleunigung91
(Früh-)Pensionierung kontra Verbleib im Arbeitsleben94
Eine längere Lebensarbeitszeit erfordert auch Veränderungen der Arbeitswelt96
Das Ende der Beschleunigungsspirale100
Lernen an beiden Enden des Tisches106
Lernvermögen und Lernbereitschaft Älterer107
Die Sache mit dem Lernen107
Was gehört alles zum Lernen?109
Vorurteile und Fakten zum Lernen Älterer111
Was die Hirnforschung uns lehrt115
Wie lernen Ältere?121
Lebenslanges Lernen – Lust oder Last?127
Wie das (neue) Lernen in der Weiterbildung gelingen kann129
Befohlenes Lernen funktioniert in der Weiterbildung fast nie129
Effektives Lernen erfordert eigene Lernziele130
Rebellion gegen unzureichende Lernkonzepte und fehlende Lernmotive132
Modellprojekte zeigen den Weg134
Antwort auf Anforderungen von Unternehmen und Chance für Erwerbslose136
Grundstruktur des Projektes „Arbeitsplatzreife“138
Prinzipien bei der Umsetzung des Projektes „Arbeitsplatzreife“141
Wie weit entspricht das Beispiel dem Lernverhalten Älterer?145
Die Weiterbildung den Anforderungen Älterer anpassen149
Ist das Projekt „Arbeitsplatzreife“ ein Einzelfall?149
Traditionelle und neue Lernkultur151
Bestandteile der neuen Lernkultur152
Die neue Lernkultur hat viele Protagonisten155
Veränderungen der Arbeitswelt erfordern Veränderungen im Lernen157
Die Arbeitswelt wird komplexer158
Grenzen der Planbarkeit – das Unplanbare im Planbaren160
Probleme zu lösen, erfordert Qualifikationen und Kompetenzen162
Der Bedarf an Bildung wird immer kleinteiliger und individueller164
Die neue Lernkultur als integrierter Lösungsansatz166
Anmerkungen168

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