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Paradies perdu

Vom Ende des Schweizer Bankgeheimnisses

AutorLukas Hässig
VerlagHoffmann und Campe Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783455501476
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Wie die Schweiz sich selbst um ihr wertvollstes Gut bringt - und Schwarzgeldanleger rund um die Welt ins Schwitzen Um einen sicheren Hafen für gefährdete Vermögen zu bieten, begründete die Schweiz 1934 ihr Bankgeheimnis. Es entwickelte sich im Laufe der Jahre von einem Enteignungsschutz zu einer Steuerhinterziehungsmaschine, die Milliardengewinne ausspuckte. Jetzt ist Sand ins Getriebe gekommen, und es knirscht ... Angeführt von der UBS, zogen helvetische Bankiers in die Welt hinaus, um mit fragwürdigen Methoden immer noch mehr Gelder am Fiskus vorbei in ihre Tresore zu schleusen. Als ein früherer Kundenberater die UBS in Amerika verriet, krachte das Konstrukt wie ein Kartenhaus zusammen. Motiviert durch tiefe Löcher im eigenen Haushalt, vereinigten sich die großen Länder im Kampf gegen die Schweiz und andere Steuerparadiese. Ihre Jagd auf Schwarzgelder in geheimen Depots ist in vollem Gange, und sie wird lange dauern und gründlich sein. Das Ende seines Bankgeheimnisses zwingt den Sonderling im Herzen Europas, den Gürtel enger zu schnallen und sich neu zu erfinden.

Lukas Hässig, geboren 1964, studierte nach einer kaufmännischen Lehre bei der Schweizerischen Nationalbank Betriebswirtschaft an der Zürcher Fachhochschule. Seit 1991 ist er als Journalist tätig. Unter anderem war er Wirtschaftsredakteur bei der SonntagsZeitung und bei Finanz und Wirtschaft, Leiter des Wirtschaftsressorts bei Facts, Wirtschaftsautor beim Magazin Die Weltwoche. Von 1999 bis 2001 leitete er den Bereich Corporate Communications des Flughafens Zürich. Seit 2006 arbeitet er als freier Autor für verschiedene Zeitungen in der Schweiz und in Deutschland. Für sein Buch 'Der UBS-Crash. Wie eine Großbank Milliarden verspielte' (Hoffmann und Campe, 2009) erhielt er den Wirtschaftsbuchpreis 2009 der Handelszeitung. Hässig lebt mit seiner Familie in Zürich. Weitere Buchveröffentlichung: 'Kloten-Clan. Hintergründe und Verantwortliche der Zürcher Airport-Wirren'.

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Leseprobe
DAS BANKGEHEIMNIS FÄLLT (S. 166-167)

Die Wucht der Detonation riss die Schweiz am 19. Februar 2009 aus dem Schlaf. Das Land hatte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den US-Behörden 285 umfangreiche Kundendossiers, die 255 individuelle Kunden der UBS betrafen, ausgehändigt, ohne ihnen das Recht auf eine Gerichtsentscheidung zuzugestehen. Die UBS wurde zudem mit einer Rekordbuße von 780 Millionen Dollar bestraft, rund 900 Millionen Franken oder 600 Millionen Euro. Das Bauchgefühl sagte den Eidgenossen, dass etwas Dramatisches, Einschneidendes, Unwiderrufliches passiert war. Die kleine, wehrhafte Nation, die vor 718 Jahren durch ein Bündnis auf einer grünen Wiese im Widerstand gegen fremde Herrscher gegründet worden war, hatte sich der Macht eines Großreichs gebeugt. Unerhört schien dies, unverantwortlich und unsäglich.

Am schnellsten war die Neue Zürcher Zeitung. Offenbar hatte der Chef ihres Wirtschaftsteils am Vortag einen Tipp gekriegt. »Die Aktion relativiert, wenn sie wirklich so, wie es die Gerüchte behaupten, durchgeführt wird, das schweizerische Bankgeheimnis in höchstem Maße«, schrieb Gerhard Schwarz in einem Kommentar, der für die Schweiz die erste fundierte Einschätzung der umwälzenden Ereignisse darstellte. Auch wenn der Buchstabe des Gesetzes mit Notparagraphen eingehalten werde, sei die Glaubwürdigkeit »dennoch dahin, von der Präjudiz-Wirkung ganz zu schweigen«, fuhr der renommierte Ökonom fort, der sich zu den Ordo-Liberalen zählte, die für eine freie Wirtschaftsordnung mit ethischen Leitplanken plädieren.

Was für die meisten Mitbürger erst ein dumpfes Gefühl war, brachte Schwarz zu diesem frühen Zeitpunkt treffsicher auf den Punkt. »Vor allem [aber] untergräbt die Freigabe geschützter Daten den Glauben an den helvetischen Rechtsstaat, im Inland ebenso wie im Ausland.« Die Schweiz unterbreche ein laufendes Rechtsverfahren, allein weil die Amerikaner über ein »beträchtliches Drohpotenzial« verfügten, und für die Freigabe von Daten würden Sonderparagraphen bemüht, die »eigentlich für ganz andere Krisensituationen gedacht« seien und die man für diese Aktion »ziemlich überinterpretieren« müsse.In der Westschweiz hatte die Zeitung Le Temps Vorabinformationen zur Datenherausgabe.

In ihrer Donnerstagsausgabe zitierte sie den Zürcher Anwalt Andreas Rüd, der mehrere von der Offenlegung betroffene US-Kunden vertrat. »Indem die UBS die Namen aushändigt, verliert sie den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit«96, sagte der Verteidiger, der sich von der offiziellen Verlautbarung, wonach die nationalen Behörden die Preisgabe formell beschlossen hatten, nicht beirren ließ. Für ihn waren die Chefs der Großbank für die Aktion verantwortlich.
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