Dauer und Ablauf von Trainee-Programmen
von Lydia Welzel
Kein Trainee-Programm gleicht dem anderen – weder inhaltlich noch bezüglich des zeitlichen Rahmens. Während der eine Arbeitgeber dem Trainee lieber einen kurzen, dafür aber sehr fokussierten Eindruck vom Unternehmen bieten will, bevorzugt es ein anderes Unternehmen, das Programm über einen längeren Zeitraum zu konzipieren, um einen möglichst breiten, umfassenden Einblick zu gewähren. Vor der Bewerbung muss jeder Interessent für sich herausfinden, welche Elemente für ihn wichtig sind und in welcher Form diese vorkommen sollen. Es gibt gewisse Bestandteile, die in den meisten Programmen vertreten sind und somit eine gute Basis für Vergleiche bieten. Die wichtigsten Elemente eines Programms, die in diesem Beitrag vorgestellt werden, sind: Rotationsaufbau, Auslandsaufenthalt, Weiterbildung und Betreuung. Daneben spielt auch die Dauer des Programms eine Rolle in der Auswahl der richtigen Trainee-Stelle.
Dauer
Die meisten Trainee-Programme dauern – laut der Haniel/Kienbaum-Studie, aus der auch die in diesem Abschnitt verwendeten Grafiken stammen – rund 18 Monate. Es gibt aber auch kürzere oder längere – insgesamt variiert die Länge zwischen 6 und 24 Monaten.
Dauer von Trainee-Programmen
Von Vorteil sind kürzere Programme für diejenigen, die gerne früher mit der Ausbildung fertig sein möchten, um direkt in das Tagesgeschäft einzusteigen und langfristig Verantwortung für die eigenen Themen zu übernehmen. Die Abteilungswechsel und das damit verbundene häufige Neu-Einarbeiten fallen dann früher weg. Die Übernahme einer Linienfunktion im Unternehmen nach dem Trainee-Programm wirkt sich oft auch positiv auf das Gehalt des Kandidaten aus. Allerdings geht die kurze Dauer in der Regel auf Kosten des Einblicks in das Unternehmen. In kürzeren Trainee-Programmen durchläuft der Trainee in der Regel weniger Abteilungen und erhält somit weniger breite Kenntnisse des Unternehmens. Zudem sind die Zeiträume in den einzelnen Einsatzbereichen häufig ebenfalls kürzer – dagegen sammeln Trainees in längeren Programmen in der Regel breitere Erfahrungen und erlangen dadurch ein tieferes Verständnis des Unternehmens. Da in fachspezifischen Programmen vor allem die Kenntnis und das Verständnis eines einzelnen Fachbereichs wichtig sind, sind hier die Programme tendenziell kürzer. Dagegen dauern generalistische und Management-Trainee-Programme, die die breite Ausbildung des Trainees zum Ziel haben, häufig etwas länger. Längere Programme sind immer dort sinnvoll, wo es komplexe Strukturen, Prozesse oder Dienstleistungen und Produkte zu verstehen gilt. Damit hängt die Dauer weder von der Branche noch von der Unternehmensgröße ab.
Start
Unternehmen verfügen über verschiedene Modelle für den Start eines Trainee-Programms. Eine häufige Variante ist es, einen festen Starttermin für das Trainee-Programm anzubieten. Dieser liegt meistens so, dass einem Absolventen ein guter Übergang zwischen Studienabschluss und Einstieg in das Trainee-Programm ermöglicht wird. Laut der Studie von Haniel/Kienbaum fangen die meisten Programme im Oktober an. Dies ist ein Zeitpunkt, der sowohl für die Unternehmen als auch die Bewerber günstig ist: Die Mitarbeiter des Unternehmens sind aus den Sommerferien zurück, und die Bewerber haben noch etwas Zeit zwischen dem Studienabschluss und dem Einstieg in das Berufsleben. Während einige Unternehmen nur einen Einstiegstermin im Jahr anbieten, gibt es auch Programme, die sowohl im Herbst als auch im Frühjahr beginnen; Frühjahrsprogramme starten meistens im April.
Startzeitpunkte von Trainee-Programmen
Neben einem festen Startdatum im Jahr für alle Trainee-Programme nutzen Unternehmen auch die Möglichkeit, das ganze Jahr über für ihr Trainee-Programm zu rekrutieren. Entweder bevorzugen solche Unternehmen einen ständigen Start von neuen Trainees, oder sie stellen nur bei Bedarf ein. Letzteres ist vor allem bei fachspezifischen Programmen der Fall – hierbei wird jeweils ein Ersatz für einen Trainee, der das Programm abschließt, rekrutiert.
Beide Modelle haben Vor- und Nachteile für Bewerber und Unternehmen. Bei einem festen Startdatum lernen sich die Trainees meistens schneller und besser kennen und bilden eine engere Gemeinschaft. Allerdings kann die Anzahl an Trainees, die gleichzeitig beginnen, auch die Möglichkeiten bei der Wahl der Abteilungen einschränken – dies ist bei einem laufenden Beginn seltener der Fall.
Für den Bewerber erfordert ein fester Starttermin eine sehr langfristige Vorbereitung. Bei einem Starttermin im Herbst enden die Bewerbungsfristen bei den meisten Unternehmen bereits im Frühjahr. Das heißt, dass der Absolvent schon mindestens ein Semester vor seinem Abschluss damit beginnen sollte, sich interessante Trainee-Programme herauszusuchen und sich auf diese zu bewerben.
Rotationsaufbau
Die Dauer des Trainee-Programms ist in der Regel in einzelne Arbeitseinsätze in verschiedenen Stationen oder Modulen unterteilt. Diese können in völlig verschiedenen Abteilungen (generalistisches und Managenent-Trainee-Programm) oder aber auch innerhalb eines Fachbereichs (fachspezifisches Trainee-Programm) stattfinden. Kern eines jeden Programms ist dieser Rotationsaufbau, der es dem Trainee erlaubt, verschiedene Tätigkeiten oder einen Bereich aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen. Die Anzahl der Module, die ein Trainee durchläuft, variiert von Unternehmen zu Unternehmen – selbst wenn die Programme insgesamt gleich lang dauern.
Gemäß der Haniel/Kienbaum–Studie unterteilen knapp 40 Prozent der Unternehmen das Programm in drei bis vier gleich große Blöcke. Dies bedeutet, dass der Trainee drei bis vier Teams bzw. Abteilungen innerhalb des Unternehmens kennenlernt. Es gibt aber auch Firmen, die je nach Kandidat eine unterschiedliche Anzahl an Einsatzbereichen vorsehen.
Anzahl der Stationen in Trainee-Programmen
Ob das Programm viele oder wenige Stationen beinhaltet, hat verschiedene Vor- und Nachteile für den Kandidaten. Eine größere Anzahl an Einsatzbereichen heißt für den Kandidaten, dass er einen breiten Einblick in das Unternehmen erhält und mehr Facetten sieht. Dies bedeutet oft auch ein längeres Trainee-Programm oder sehr kurze Einsätze in den einzelnen Abteilungen, die dann vielleicht nur wenige Einblicke bieten. Üblicherweise dauert ein Aufenthalt in jeder Abteilung zwischen drei und sechs Monaten. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Belastung durch sehr häufige Jobrotationen: Eine neue Station bedeutet immer ein Eingewöhnen in ein neues Umfeld und ein neues Team sowie ein Einarbeiten in die jeweiligen Fachthemen. Dies erfordert bei jedem Wechsel Eigeninitiative und eine hohe Motivation seitens des Trainees. Im Optimalfall werden die einzelnen Wechsel und die Übergabe der Themen durch einen fachlichen Ansprechpartner sehr gut begleitet und vorbereitet. Ein erfolgreicher Start in einen neuen Block setzt Offenheit voraus und die Fähigkeit, direkt auf fremde Menschen zuzugehen. Wenn der Trainee sich bei den Kollegen in der neuen Abteilung neugierig und sympathisch präsentiert, wird aber auch der vielfache Wechsel keine Probleme bereiten.
Laut Umfrage stimmen 56 Prozent der Unternehmen die Blöcke mit den Trainees ab. Ausschlaggebend für die Zuteilung der Blöcke ist sowohl die fachliche Bedeutung des jeweiligen Bereichs wie auch die Frage nach passenden Projekten, in denen sich der Trainee produktiv einbringen kann. Teilweise verantwortet der Trainee oder die Gruppe von Trainees selbstständig ein Projekt; üblicherweise übernimmt der Trainee jedoch in einem laufenden Projekt der Abteilungen verschiedene Teilaufgaben.
Gliederung von Trainee-Programmen
Nur in sehr seltenen Fällen wird die Entscheidung hier komplett dem Trainee überlassen. Die Vorteile eines völlig eigenständig gelenkten Trainee-Programms liegen vor allem darin, dass der Trainee Motivation und Begeisterung mitbringt, da er sich ausschließlich in Abteilungen aufhält, die ihm zusagen. Der Nachteil kann sein, dass der Trainee unter diesen Umständen eventuell Abteilungen nicht kennenlernt, die er auf den ersten Blick als nicht relevant einstuft, obwohl diese vielleicht ausgezeichnet seinen Interessen und seinem Können entsprächen. Auch ist es für die Unternehmen schwierig, dem Trainee die volle Entscheidung über die Programmgestaltung zu überlassen, da die Einsätze dadurch weniger planbar werden.
Auslandsaufenthalt
Auslandsaufenthalte im Rahmen des Trainee-Programms werden von 54 Prozent der Unternehmen angeboten. Drei Viertel dieser Arbeitgeber entsenden den Trainee einmal, wenige sogar zwei- bis dreimal ins Ausland. Die Dauer des Auslandsaufenthalts beträgt im Schnitt 14 Wochen. Aber nicht bei jeder Firma ist dieser Auslandsblock fester Bestandteil des Trainee-Programms. Auch bei Unternehmen, die mehrere Trainee-Programme anbieten, ist es möglich, dass nur bei einigen davon überhaupt der Aufenthalt im Ausland vorgesehen ist. Dies hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab (Visum, Unterbringung, Verständigungsmöglichkeiten etc.), aber auch von fachlichen Aspekten wie möglichen Aufgaben, Relevanz und Spezialisierung des Auslandsstandortes. Bei anderen Firmen wiederum gibt es die Option auf einen Auslandsaufenthalt und sogar die Möglichkeit der Ortswahl, und der Trainee kann selbst entscheiden, ob er diese Option wahrnimmt oder nicht. Passt die Auslandsentsendung fachlich in das Programm und ist der Trainee – vor allem bei Standorten mit großen Kulturunterschieden – durch...