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E-Book

Pflegende Angehörige

Manuale für die Praxis

AutorGabriele Wilz, Klaus Pfeiffer
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl121 Seiten
ISBN9783840927355
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Etwa 2,6 Millionen zu Hause lebende pflegebedürftige Menschen in Deutschland werden überwiegend von Angehörigen oder anderen nahestehenden Personen betreut. Die Übernahme der Pflegeaufgaben ist für viele der Pflegenden mit einer oft über Jahre andauernden psychischen und körperlichen Überlastung verbunden, die zu einer psychischen Störung führen kann. Psychotherapeuten haben daher unter ihren Klienten oft auch pflegende Angehörige. Der Band beschreibt wirksame verhaltenstherapeutische Interventionen sowie weitere Unterstützungsangebote, die für die Arbeit mit dieser Zielgruppe geeignet sind. Der Band gibt zunächst einen Überblick über zentrale motivationale, emotionale und krankheitsspezifische Herausforderungen, mit denen pflegende Angehörige von älteren Menschen konfrontiert sind. Weiterhin werden Modelle der Pflegebelastung und Bewältigung der Pflegesituation aufgezeigt und diagnostische Instrumente zur Erfassung von pflegebedingten Veränderungen vorgestellt. Ausführlich wird auf psychosoziale und therapeutische Unterstützungskonzepte eingegangen. Dazu werden häufige therapeutische Themen, wie z.B. die Pflegemotivation, Rollenanpassung, belastende Emotionen, aber auch die Grenzen der häuslichen Pflege dargestellt und wirksame verhaltenstherapeutische Interventionsansätze skizziert. Zudem wird ein Überblick über mögliche Unterstützungsangebote, die das Versorgungssystem bietet, gegeben, so dass diese Hilfen auch in der Behandlung der pflegenden Angehörigen berücksichtigt werden können.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis und Vorwort
  2. 1Herausforderungen der häuslichen Pflege älterer Menschen
  3. 2Modelle der Pflegebelastung und Bewältigung der Pflegesituation
  4. 3Diagnostik und Indikation
  5. 4Psychosoziale und therapeutische Unterstützungskonzepte
  6. 5Der Pflege- und Betreuungsalltag: Überblick zu häufigen Alterssyndromen
  7. 6Weiterführende Literatur
  8. 7Literatur
  9. Karten
Leseprobe
1 Herausforderungen der häuslichen Pflege älterer Menschen

Elder care is not about having babies and raising children – the positive aspects of life. Elder care is about the end of life, about aging and dying. Shonsey, 1994, S. 48

Angehörige, die ein älteres Familienmitglied pflegen, sind mit spezifischen belastenden Realitäten konfrontiert wie der Rollenumkehr bei pflegenden Kindern und dem Wahrnehmen des Alterungsprozesses. Dieser kann, neben positiven Aspekten, bei pflegebedürftigen Älteren mit einem Verlust an Autonomie, an körperlicher Unversehrtheit, Abbauprozessen und der Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben und Tod verbunden sein. So kann die Betreuungsarbeit für ältere Familienmitglieder mit deutlich stärkeren psychischen Belastungen verbunden sein als die Fürsorge für die eigenen (gesunden) Kinder. Wenn von pflegenden Angehörigen gesprochen wird, sind im Allgemeinen Personen gemeint, die einen persönlichen und nicht professionellen Bezug zu einer Person mit einer chronischen Erkrankung oder Behinderung haben und diese auf unterschiedlichste Weise unterstützen. Pflegende Angehörige können eine Hauptpflegeperson oder aber eine von mehreren pflegenden Personen sein, die außerhalb oder in der Wohnung des Gepflegten lebt. In den meisten Untersuchungen wird für die Definition eines pflegenden Angehörigen ein weiteres Kriterium, das sich auf den zeitlichen Umfang der hauswirtschaftlichen, Betreuungs- oder Pflegeleistungen bezieht, definiert. Als Untergrenze wird in der Regel eine Unterstützung von mindestens ein bis zwei Stunden pro Tag gefordert. Im Folgenden wird die aktuell gebräuchliche Definition von Pflegebedürftigkeit §14 SGB XI vorgestellt.

Definition von Pflegebedürftigkeit (§14 SGB XI Abs.1, Stand 11.12.2018) „(1) Pflegebedürftig im Sinne dieses Buches sind Personen, die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder Fähigkeiten aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfen. Es muss sich um Personen handeln, die körperliche, kognitive oder psychische Beeinträchtigungen oder gesundheitlich bedingte Belastungen oder Anforderungen nicht selbstständig kompensieren oder bewältigen können. Die Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, und zumindest in der in § 15 festgelegten Schwere bestehen.“

Prinzipiell haben Angehörige die Herausforderung zu bewältigen, die Pflege mit ihren bisherigen Lebensgewohnheiten und Pflichten zu vereinbaren und dadurch bedingte Lebensveränderungen anzunehmen. Angehörige berichten häufig, dass sie aufgrund der Pflege ihre ursprünglichen Lebensziele aufgeben und ihren Alltag den Pflege- und Betreuungsaufgaben unterordnen mussten. Viele Angehörige fühlen sich durch die Pflege in ihrer Privatssphäre eingeschränkt. Sie sind darüber hinaus mit der Aufgabe konfrontiert, bei einem nahestehenden Menschen die mit dessen Erkrankung und Pflegebedürftigkeit einhergehenden Veränderungen wahrzunehmen, zu akzeptieren und damit umgehen zu lernen. Je nach Beeinträchtigung müssen neue Wege der Kommunikation mit den Pflegebedürftigen entwickelt werden. Zudem nehmen die Anforderungen in der Pflege Älterer in der Regel über die Zeit zu.

Wie die Pflege eines älteren Familienmitglieds von den Angehörigen im individuellen Fall erlebt wird, hängt von zahlreichen weiteren Faktoren ab, sodass nicht von „der Pflegesituation“ und jeweils ähnlichen Belastungen für die Gesamtgruppe der pflegenden Angehörigen ausgegangen werden kann.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis und Vorwort7
1Herausforderungen der häuslichen Pflege älterer Menschen13
1.1 Veränderungen hinsichtlich Familie, Berufstätigkeit und sozialer Beziehungen16
1.2Belastende Emotionen17
1.2.1Wut und Ärger18
1.2.2Schuldgefühle19
1.2.3Hilflosigkeit und Angst19
1.2.4Ekel20
1.2.5Verlusterleben und Trauer20
1.3Gesundheitliche Folgen21
1.4Epidemiologische Daten22
2Modelle der Pflegebelastung und Bewältigung der Pflegesituation23
2.1Entscheidung zur Pflegeübernahme und Pflegemotivation23
2.2Pflegebeziehung und Rollenveränderung26
2.3Positive Aspekte – „Uplifts of caregiving“27
2.4Die Bewältigung von Pflegeaufgaben28
2.5Verlauf und Prognose30
3Diagnostik und Indikation33
3.1 Erstgespräch – Exploration der Belastungssituation und Festlegung der Therapieziele33
3.2Indikation zur Psychotherapie35
3.3Diagnostische Instrumente zur Erfassung von pflegebedingten Veränderungen35
4Psychosoziale und therapeutische Unterstützungskonzepte37
4.1 Therapeutische Grundhaltung und Beziehungsgestaltung37
4.1.1 Ressourcenorientierung und Stärkung des Selbstwerts38
4.1.2 Würdigung der Belastungssituation und Wertschätzung der Pflegeleistung38
4.1.3 Empathisches Verständnis und Raum für das Mitteilungsbedürfnis39
4.1.4Förderung des Annehmens der Veränderungen und Verluste40
4.2Therapeutisches Arbeiten: Themen und spezifische Interventionen41
4.2.1 Förderung von Erkrankungswissen und Pflegekompetenz41
4.2.2 Veränderung pflegebezogener dysfunktionaler Kognitionen46
4.2.3Problemanalyse und Problemlösen51
4.2.4Selbstfürsorge, Werteorientierung und Akzeptanz54
4.2.5Förderung der Inanspruchnahme professioneller Unterstützung57
4.2.6 Förderung der familialen Unterstützung und Kommunikation64
4.2.7 Umgang mit belastenden Emotionen – Emotionsregulation und Stressmanagement69
4.2.8Umgang mit Gewalt in der Pflege72
4.2.9 Unterstützung im Notfall und der Übergang in institutionelle Pflege77
4.2.10Umgang mit Sterben und Tod80
4.2.11Abschlussgespräch – Förderung des Transfers85
4.3 Effektivität psychosozialer und psychotherapeutischer Interventionen86
4.3.1Intensität und Dauer der Intervention88
4.3.2Unterschiedliche Settingbedingungen89
5Der Pflege- und Betreuungsalltag: Überblick zu häufigen Alterssyndromen90
5.1Seh- und Höreinschränkungen90
5.2Immobilität91
5.3Posturale Instabilität und Stürze92
5.4Ess- und Trinkstörungen94
5.5Sexuelle Probleme96
5.6Inkontinenz98
5.7Chronische Schmerzen100
5.8Schlafstörungen101
5.9Depression102
5.10Kognitiver Abbau und Demenz102
5.11Maligne Erkrankungen104
5.12Polypharmazie106
5.13Rechtliche Fragen107
6Weiterführende Literatur109
6.1Fachliteratur109
6.2Ratgeber für pflegende Angehörige110
7Literatur111
Karten118
Fragen zur Exploration der Pflegesituation118
Fragen zur Exploration der sozialen und professionellen Unterstützung120
Fragen zur Exploration von Werten und persönlichen Bedürfnissen121

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