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E-Book

Point & Figure

Traden mit der zeitlosen Charttechnik

AutorScholl Reinhard
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783862484799
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Als bewährte Methode gehört Point & Figure heute zum Standardrepertoire der Technischen Analyse und erfreut sich unter Tradern und Investoren wachsender Beliebtheit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie eine »All-inclusive-Methode« ist. Alle für Sie als Investor oder Trader wichtigen Elemente sind bestimmbar: die objektive Ermittlung von Trend- und Kurszielen ebenso wie eindeutige, objektive Muster, die zu Kauf- oder Verkaufssignalen führen. Zudem beinhaltet sie ein Regelwerk, um aussagekräftige, starke Signale von schwachen Signalen zu trennen. Die klare Sprache von Point & Figure bietet dadurch wichtige Vorteile gegenüber anderen Verfahrensweisen der Technischen Analyse. Point & Figure ist als universell einsetzbare Darstellungsart des Kursgeschehens auf alle Anlageklassen wie Aktien, Devisen, Anleihen und Rohsto¬ffe anwendbar. Mithilfe weniger Analysewerkzeuge wird die Lage präzise und objektiv nachvollziehbar beschrieben. Konkrete Szenarien für das Investieren oder Traden können schnell erstellt werden. Reinhard Scholl führt Sie in die Methodik und Anwendung von Point & Figure ein. Ein »All-inclusive-Buch« sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Trader und Investoren. - Mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis, von denen Sie als Investor und Trader in Ihrer täglichen Arbeit profitieren - Mit vielen Übungsaufgaben und Lösungen, damit Sie das Erlernte sofort vertiefen und Ihr Wissen testen können - Mit dem VTAD-Gütesiegel

Der Diplom-Informatiker Reinhard Scholl beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Finanzmärkten. Die international anerkannte Qualifikation als Certified Financial Technician (CFTeII) belegt sein profundes und breites Wissen über alle Bereiche der Technischen Analyse. Zudem ist er in der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands tätig.

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Leseprobe

2. Point & Figure-Darstellung


2.1 Kapitelstruktur


Ein wichtiger Hinweis vorab: Die genauen und formalisierten Abläufe der verschiedenen Konstruktionsvarianten für die Point & Figure-Darstellung findet der interessierte Leser im Anhang »Point & Figure-Algorithmen«.

Wir betrachten in diesem Kapitel zunächst die Entstehung von Point & Figure-Charts und wenden uns danach der heutigen Konstruktionsweise zu. Verschiedene Parameter beeinflussen die Darstellung. Sie zu kennen ist der Schlüssel zur effektiven Nutzung von Point & Figure.

Weiterhin ist es praxisrelevant, zu verstehen, welche Auswirkungen die zur Verfügung stehenden Kursdaten haben und wie wir daraus das optimale Ergebnis erzielen.

Ein konkreter Setup-Vorschlag sowohl für den längerfristigen Investor wie auch für den kurzfristigen Trader wird anschließend vorgestellt.

»East meets West«: Zwar wurde die Point & Figure-Methode vor über 100 Jahren in den USA entwickelt, doch erwähnenswert ist es, dass parallel hierzu verwandte Ansätze in Japan ebenfalls vor über 100 Jahren ihren Ursprung haben.

2.2 Zusammenfassung


Eine Aufwärtsbewegung wird durch eine Säule mit X-Symbolen dargestellt. Eine Abwärtsbewegung wird durch eine Säule mit O-Symbolen dargestellt. Eine Box steht für ein Kursdatenintervall. Die Boxgröße definiert die Größe des Intervalls. Umkehr (engl. reversal) bezeichnet den Wechsel von einer X-Säule (= Aufwärtsbewegung) zu einer O-Säule (= Abwärtsbewegung) – oder umgekehrt. Immer wenn sich der Bewegungsimpuls »ausreichend« erschöpft – also eine Gegenbewegung stattfindet –, wird eine neue Säule gezeichnet. Die minimale Gegenbewegung ist die 1-Box-Umkehr. Bei der 1-Box-Umkehr muss sich die Bewegung erschöpfen und um mindestens eine Boxgröße in die Gegenrichtung laufen.

Die Einstellungen der Parameter Boxgröße und Umkehr bestimmen maßgeblich das Erscheinungsbild eines Point & Figure-Charts. Diese Parameter werden treffenderweise auch als Filter bezeichnet, da das Kursgeschehen zum einen auf die Boxgröße reduziert wird und zum anderen kleine Gegenbewegungen durch die Umkehr herausgefiltert werden. Stellen Sie sich die Umkehr als strategischen Parameter vor. Die Strategie ändern wir nicht ständig. Die Boxgröße ist der taktische Parameter, um das Chart in Auflösungen zu betrachten, die wir beispielsweise als »kurzfristig«, »mittelfristig« oder »langfristig« einstufen können.

Die 3-Box-Umkehr ist von zentraler Bedeutung. Sie wird sehr häufig verwendet, denn es gibt hierzu das umfangreichste methodische Regelwerk.

Der Wertebereich einer Box hängt davon ab, ob es sich um eine Aufwärtsbewegung X oder eine Abwärtsbewegung O handelt. Eine X-Box steht für Kursdaten größer oder gleich der Boxbezeichnung. Eine O-Box steht für Kursdaten kleiner oder gleich der Boxbezeichnung.

Ein korrektes 1-Box-Umkehr-Chart benutzt die One-Step-Back-Regel. Säulen bestehen so immer aus mindestens zwei Boxen, auch gemischte O-/X-Symbole sind hier ausnahmsweise möglich.

Die Konstruktion kann sowohl mit Schlusskursen als auch mit Höchst-/Tiefstkursen einer Zeitperiode durchgeführt werden. Die High-Low-Trendfolge-Methode ist das am häufigsten verwendete Verfahren neben der Schlusskurs-Methode.

Im Vergleich zum P&F-Chart mit Schlusskursen zeigt ein High-Low-Trendfolge-Chart deutlich mehr Information (bei ansonsten gleichen Einstellungen). Insbesondere wenn wir keinen Zugriff auf Intraday-Kursdaten haben, sollte bei kleineren Zeiträumen daher immer eine Methode ausgewählt werden, welche die Höchst- und Tiefstkurse berücksichtigt.

Die Angabe der Boxgröße kann in absoluten Zahlen oder als relative Zahl in Prozent erfolgen. Allgemein ist die Angabe in Prozent – dies entspricht einer logarithmischen Preisachse – für die Kursdarstellung empfehlenswert.

Einführungs-Chart


Abbildung 3: DAX bis 22.8.2013 mit Boxgröße 50 Punkte (absolut), Umkehr 3, Tagesdaten, High-Low-Trendfolge

2.3 Eine kurze Historie


Der Ursprungsgedanke, aus dem die Point & Figure-Darstellung entstand, war die Suche nach einer effizienten Methode für die Aufzeichnung der Kursdaten. Ohne die heutige allgegenwärtige Computer- und IT-Infrastruktur mussten alle Daten von Hand gesammelt und organisiert werden. Auch wenn das damalige Datenuniversum nicht die heutige Vielfalt an Finanzinstrumenten kannte, so war dies dennoch eine mühsame und zeitintensive Arbeit.

Wir befinden uns in den Handelssälen der USA zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Kursdaten wurden sequenziell über einen Ticker geliefert. Die minimale Kursveränderung wurde zumeist mit einer minimalen Abstufung von 1/8 Dollar gehandelt.

Abbildung 4: Börsenticker der Western Union Telegraph Company. USA, Ende 19. Jahrhundert
(Quelle: Don DeBold, CC-BY 2.0, www.flickr.com donjd2)

Beispiel: Tickdaten (= Kursdaten jeder einzelnen Transaktion). Der Einfachheit halber betrachten wir im Folgenden Kursdaten mit einer Dezimal-Nachkommastelle statt 1/8-Abstufungen:

Sequenz A:

59,5 – 59,1 – 60,0 60,0 – 60,0 – 60,5 – 60,8 – 61,8 – 60,8 – 60,2 – 60,0 – 59,5 – 58,8 – 59,6 – 59,8 – 60,0 – 61,0 – 63,9 – 60,0 – 59,8 – 59,5 – 59,0 – 57,9 …

Dieser endlose sequenzielle Zahlenstrom kann nur schwer interpretiert und verarbeitet werden. Eine Option wäre, zunächst die Nachkommastellen wegzulassen oder zu runden – falls uns dies ausreicht, um einen Überblick zu gewinnen. Wir erhalten durch das Entfernen der Nachkommastellen die folgende Sequenz:

59 – 59 – 60 – 60 – 60 – 60 – 61 – 60 – 60 – 60 – 60 – 59 – 58 – 59 – 59 – 60 – 61 – 63 – 60 – 59 – 59 – 59 – 57 …

Weiterhin könnten sich wiederholende Kurse entfernt werden:

59 – 60 – 61 – 60 – 59 – 58 – 59 – 60 – 61 – 63 – 60 – 59 – 57 …

Die zentrale Konzeptidee besteht darin, diese Kurssequenz auf einem karierten Blatt Papier aufzuschreiben, und zwar in Spalten. Eine Spalte wird dabei so lange fortgeführt, bis sich die Kursrichtung umdreht.

Abbildung 5: Figure-Chart mit Kursen auf einen »Punkt« reduziert

Die einzige Optimierung, die uns noch zum sogenannten Figure-Chart (Abbildung 5) fehlt, ist, die Kurssprünge über mehrere Kästchen hinweg aufzufüllen. Beispielsweise sprang der Kurs von 61 direkt zum Kästchen 63. Optisch füllen wir diese Lücke auf, indem wir die 62 in der Spalte hinzufügen. Ebenso wird in der letzten Spalte die 58 hinzugefügt, als der Kurs von 59 auf 57 fiel.

Derartige Charts wurden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts gezeichnet. Richard Wyckoff bezeichnete diesen Diagrammtyp im Jahre 1910 als »Figure-Chart« (Wyckoff 1910).

Weiterhin haben wir das Kursgeschehen auf Kästchen der Größe »ein Punkt« reduziert. Wobei ein »Punkt« für eine Einheit in der lokalen Währung – hier US-Dollar – steht. Es handelt sich um ein One Point Figure Chart.

Das Ausschreiben der Kurszahlen in den Kästchen ist eigentlich nicht notwendig. Es genügt, ein Häkchen oder ein Kreuzchen einzufügen. Wir folgen ab sofort der Point & Figure-Terminologie und bezeichnen ein Kästchen als »Box«. Der Wertebereich, den eine Box repräsentiert, kann an der vertikalen Preisachse abgelesen werden. Auch für Charts mit Kreuzchen oder Häkchen innerhalb einer Box finden sich historische Dokumente, die noch vor 1900 datieren.

Der Name »Point & Figure-Chart« wurde weiter gefestigt, als 1933 das Buch von Victor de Villiers mit dem Titel The Point and Figure Method of Anticipating Common Stock Price Movements erschien (deVilliers1933).

Die heutige vorherrschende Darstellungsform der Point & Figure-Charts geht wesentlich auf das 1947 publizierte Werk von Abe W. Cohen zurück (Cohen 1947), ebenso wie viele weitere wichtige methodische Konzepte, die wir zur Analyse und zum Handeln verwenden und in den Folgekapiteln kennenlernen werden.

Wer sich noch genauer für die Historie interessiert, der sei auf das englischsprachige Buch von Jeremy du Plessis (du Plessis 2012) verwiesen.

2.4 Grundlagen der Point & Figure-Darstellung


Die Historie führt uns direkt zu einigen grundlegenden Begriffen und Definitionen. Da die Methode in den USA erfunden wurde und da Englisch als Weltsprache dominant ist, empfiehlt es sich, die wichtigen Schlüsselbegriffe sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch zu kennen. Im Kapitel 9 (»Glossar«) werden pragmatisch die üblichen Übersetzungen sowie synonym verwandte Bezeichnungen aufgeführt.

2.4.1 Grundlegende Begriffe


  • ? Eine Aufwärtsbewegung wird durch eine Säule mit X-Symbolen dargestellt: X-Säule.
  • ? Eine Abwärtsbewegung wird durch eine Säule mit O-Symbolen dargestellt: O-Säule.

Anmerkung: Wir sprechen hier von den Buchstaben X (»iks«) und O (»oh«) und nicht von »Kreuzen« und »Nullen«.

  • ? Eine Box (Kästchen, Punkt, engl. box) steht für ein Kursdatenintervall. Die Boxgröße (engl. box size)...
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