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Präklinischer Einsatz von Hämostyptika und Tourniquet

AutorSebastian Rupprecht
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl113 Seiten
ISBN9783956847516
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In der präklinischen Versorgung stellt die Behandlung großflächiger, oft mit erheblichen Blutverlusten einhergehender Wunden eine besondere Herausforderung dar. Der enge zeitliche Rahmen erfordert eine leicht anzuwendende und dennoch nachhaltige und effektive Wundversorgung. In der taktischen Versorgung von Notfallpatienten bei der Bundeswehr in Krisengebieten wird bereits seit längerer Zeit mit Versorgungsstrategien und Produktanwendungen bei Blutungen und Traumata in besonderen Situationen gearbeitet. Durch seine mehrjährige Tätigkeit in der militärischen Rettung in Krisengebieten, konnte der Autor umfangreiche Kenntnisse in der Akutversorgung komplizierter Weichteilverletzungen sammeln. Dieses Review soll aufzeigen, dass der Einsatz von Hämostyptika und Tourniquet in der deutschen Präklinik, eine effizientere Patientenversorgung in besonderen Situationen bei traumatischen Verletzungen mit schwersten Blutungen, eine Senkung der Mortalität ermöglicht. Den Schwerpunkt stellt die Produktauswahl mit der besten Gesamteigenschaft aus Wirkung, Nebenwirkung, Einsatzspektrum und Handhabung in der präklinischen Blutstillung dar. Oberste Priorität hat dabei die Verminderung großer Blutverluste. Abschließend wird ein Versorgungsschema von Hämostyptika und Tourniquet vorgestellt. Die im Review verglichenen Blutstillungsprodukte sowie der gezielte Tourniquet- Einsatz könnten eine standardisierte präklinische Anwendung bei schweren Blutungen finden, um die Versorgungsqualität entsprechend traumatisierter Patienten zu erhöhen.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 9, Tourniquet: Die Technik des Abbindens reicht im Zeitstrahl sehr weit zurück besonders die des Tourniquets. Jener wird erstmalig im Zeitalter der Antike erwähnt. Deshalb werde ich dieses geschichtsträchtige Utensil in diesem Review genauer betrachten. In dieser Zeitepoche ca. 326 v. Chr. wurde das Tourniquet jedoch nicht zur Blutstillung sondern zur venösen Kompression bei Schlangenbissen verwendet. Der erstmalige Einsatz als Blutstiller muss in der Zeit 129- 201 n. Chr. stattgefunden haben, da dessen Anwendung durch den Arzt Galen auf Grund einer inadäquaten Anlage zu einer Blutungsverstärkung geführt hatte. Dies wurde kontrovers kritisiert. Anhand meiner Literaturrecherche wurde es bis zum Anfang des 15. Jahrhundert nichts mehr über den Tourniquet erwähnt. Im Jahre 1517 wurde allerdings diese Blutstillungstechnik durch den Arzt Hans von Gersdorff wieder aufgegriffen und der Einsatz des Tourniquets in seinem Buch 'Feldbuch der Wundarzney' dokumentiert. Dieser Arzt berichtete in seinem Werk über die Anlage des Tourniquets zur Abbindung bei Amputationsverletzungen und dessen Versorgung. Die mechanische und technische Weiterentwicklung des heutigen Tourniquets erfolgte jedoch 1674 erst ca. 150 Jahre später, durch den Chirurgen E.J. Morelund im Jahre 1718 durch den französischen Chirurgen J.L.Petit den Namensgeber des Tourniquet. Johann Friedrich von von Esmarch erfand ende des 18. Jahrunderts einen Tourniquet zur Blutstillung, welcher die Form einer Gummi- Bandage aufwies und in den Jahren 1869/ 70 an die Soldaten in den Kriegen ausgehändigt wurde. 1904 wurde der erste Pneumatik- Tourniquet vom Chirurgen Harvey Cushing ins Leben gerufen. Er wandelte eine Riva- Rocci- Blutdruckmanschette ab und setzte diese zur Blutstillung ein. Trotz aller Weiterentwicklung und Modifikationen des Tourniquets wurde diese Art der Blutstillung nur sehr spärlich im Ersten Weltkrieg angewandt. Auch die Weiterverbreitung im Zweiten Weltkrieg brachte nicht den erhofften Erfolg in der Anwendung. Stattdessen wurde immer wieder Kritik um dieses Blutstillungsutensil laut. Der britische Chirurg Reginald Watson- Jones, bezeichnete diese Methode der Blutstillung als gefährliche Waffe. Darüber hinaus publizierten die Ärzte Wolff und Adkins vom US- Army Medical Department über die Ineffektivität des Tourniquets auf Kriegsschauplätzen. Auch in den folgenden Kriegen wie zum Beispiel Korea und Vietnam, fand das Tourniquet keine großen Zuspruch bezüglich der Anwendung, jedoch brachte eine Studie aus dem Jahr 1984 den Durchbruch für dieses Blutstillungsmittel. Diese Studie wurde zur Renaissance für die tiefgründige Weiterentwicklung der taktischen Versorgung von Traumatas auf dem Gefechtsfeld und somit auch für den Tourniquet. Der amerikanische Militärarzt Lt. Col. Ron Bellamy untersuchte während des Vietnamkieges die meintlichen Todesursachen auf dem Gefechtsfeld der Soldaten. Hierbei kam dieser zu folgendem Ergebnis, dass komplexe Weichteilverletzungen an den Extemitäten mit 9% die Nummer eins darstellte. Die Grundgesamtheit von 277 obduzierten Soldaten mit Extremitätenverletzungen, die eine Komprimierbarkeit aufwiesen, bildeten hierzu die Basis. 38% also 105 Probanden hätten durch eine Tourniquet- Anlage gerettet werden können. Diese Publikation war vermutlich der ausschlaggebende dafür, dass die Israelische Armee im Jahr 1987 das Tourniquet im militärisch, taktischen Bereich einführte. Weiterhin führte der US- Einsatz im afrikanischen Somalia dazu, dass durch die US- Armee eine Arbeitsgruppe um Frank Butlergegründet wurde mit der Zielsetzung der Verbesserung der Tactical Combat Casualty Care. Während der Operation Iraqi Freedom im Jahr 2004 wurden durch die US- Streitkräfte alle sich derzeit auf dem Markt befindlichen Tourniquets getestet. Das Resultat daraus war, das dass Combat- Application- Tourniquet standartmäßig als Equipment der US-Streitkräfte festgelegt wurde. Ab 2006 wurde die materielle Standardisierung des US- Militärs diesbezüglich so festgeschrieben, das eine Erweiterung des Individual First Aid Kid stattfand und in dieses ein C-A-T aufgenommen wurde. Dadurch stand ab diesem Zeitpunkt jedem US- Soldaten ein C-A-T zur Verfügung. Bei der Bundeswehr dauerte diese Neueinführung des Produkts allerdings noch bis zum Jahr 2008 an. Seit der offiziellen Breiteneinführung des Tourniquets in den Streitkräften der NATO, wurden zahlreiche Studien in Auftrag gegeben, vor allem während der Konflikte auf den Kriegsschauplätzen im IRAK und in Afghanistan. Deren Ergebnisse, vor allem die evidenzbasierende Tourniquet- Anwendung, zeugen von einem hohen Benefiz für die zivile präklinische Anwendung. Welches die Aussagekraft meines Reviews untermauert.
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