Vorwort
Dieses Buch möchte Ihnen die Grundlagen der Technischen Analyse vermitteln, mit deren Hilfe Sie schnell und effizient den Markt beurteilen können, um Ihre Handelsentscheidungen zu treffen. Sie werden nach der Lektüre meines Buches auch in der Lage sein, die Empfehlungen der Bankanalysten kritisch zu hinterfragen und sich Ihre eigene Marktmeinung zu bilden. Doch nur wenn Sie selbst die Marktlage richtig einschätzen können, sind Sie unabhängig von diesen Empfehlungen und können selbstständig an der Börse agieren.
Wie Sie die Technische Analyse für sich nutzen können.
Mit der Methode der Technischen Analyse sind Sie in der Lage, mit einfachen Mitteln die aktuelle Marktsituation zu beurteilen, um daraus schnell und effizient Kursprognosen abzuleiten. Und dies ohne aufwändiges fundamentales Research, also ohne Geschäftsberichte gelesen zu haben oder betriebswirtschaftliche Kennziffern analysieren zu müssen. Sie benötigen zudem auch nur einfache technische Hilfsmittel, um Charts selbst zu erstellen beziehungsweise selbst zu analysieren. Ein Computer, ein Internetanschluss sowie ein Chartprogramm genügen vollkommen. Dazu kommt, dass Sie Chartprogramme mit guter Funktionalität im Internet sogar kostenlos finden können.
In diesem Buch kommt es mir vor allem darauf an, Ihnen diejenigen Elemente der Charttechnik zu erläutern, die wirklich funktionieren. Es soll Ihnen leicht verständlich und praxisnah die systematische Vorgehensweise bei der Erstellung des zu Ihnen passenden Handelsansatzes erläutern.
Ein besonderer Vorteil der Technischen Analyse liegt darin, dass sie allgemeingültig in allen Märkten funktioniert, seien es Aktienmärkte, Devisen, Zinsen oder Rohstoffe.
Ein weiterer Vorteil ist, dass sie über alle Zeiträume funktioniert. Sie können also im Intraday-Bereich im Wesentlichen dieselbe Methodik anwenden, die Sie auch bei der Analyse von Charts, die sich über mehrere Jahre erstrecken, verwenden. Dieses Buch soll für Sie eine praktische Hilfestellung sein, damit Sie die typischen Fehler bei der Anwendung der Chartanalyse vermeiden und die Instrumente, die zu Ihrem Trading-Stil passen, selbst methodisch korrekt zusammenstellen können.
Ein eigenes Kapitel dieses Buches ist der Börsenpsychologie gewidmet. Darin werden die Hintergründe unseres emotionalen – und damit irrationalen – Verhaltens an der Börse beleuchtet. Nur die Kenntnis der – meist unbewusst ablaufenden – psychischen Mechanismen macht es Ihnen möglich, diese zu kontrollieren und in ein erfolgreiches Trading umzusetzen. Sie werden mit Sicherheit einige Ihrer eigenen Verhaltensweisen wiedererkennen.
Ich beschäftige mich jetzt seit fast 20 Jahren intensiv mit den Aktienmärkten und habe schon als Student an der Börse mit Aktien, aber auch mit Optionen richtiggehend „gezockt“. Damals war Börse noch etwas Mysteriöses und Verrufenes. Kein „Außenstehender“ verstand eigentlich so richtig, was dort so vor sich ging – ich übrigens auch nicht! So habe ich auch gleich zu Beginn meiner „Karriere“ ordentlich Verluste in den spekulativen Anlagen gemacht, die ich damals, noch sehr blauäugig, eingegangen bin. Das verlorene Geld musste ich immer wieder durch Studentenjobs mühsam zurückerarbeiten, verlor es aber jedesmal schneller wieder, als ich es verdienen konnte. Ich habe daher bestimmt alle Emotionen erlebt, die man beim spekulativen Anlegen nur erleben kann. Manches wurde mir damals zwar schon selber klar, beispielsweise dass es ein richtig schlechtes Gefühl ist, Geld zu verlieren. Wenn Sie an den schnellen Märkten spekulieren, lernen Sie aber auch, dass es keinen Sinn macht, Verluste auszusitzen, denn dann ist beispielsweise die Option verfallen. Dieses gilt in übertragenem Sinne natürlich auch für Aktien.
Deshalb mein dringender Rat an Sie: Beschäftigen Sie sich mit der Psychologie der Börse. Emotionen, denen auch Sie unterliegen, bewegen die Märkte.
Die Technische Analyse hilft Ihnen dabei, Emotionen zu erkennen, denn vergessen Sie nicht: Charts spiegeln diese Emotionen wider!
Einen wesentlichen Teil des Buches widme ich der Beschreibung der Instrumente und Methoden der Technischen Analyse. Denn nur wenn Sie die Zusammenhänge der einzelnen Analysemöglichkeiten wirklich verstehen, können Sie diese auch gewinnbringend anwenden. An vielen realen Beispielen werde ich Formationen und Indikatoren erläutern und dabei immer auch auf die „Fallstricke“ der einzelnen Methoden hinweisen. Ich lernte vor vielen Jahren die immensen Möglichkeiten der Technischen Analyse kennen: eben schnell und effizient Kursprognosen mit einfachen Mitteln erstellen zu können.
Was Sie wissen müssen, ist: Wie interpretiere ich die Indikatoren richtig?
Ich lege in diesem Buch daher großen Wert darauf, Ihnen zu zeigen, „was wie“ in der Praxis funktioniert und welche Fehler Sie unbedingt vermeiden sollten.
In der Literatur finden Sie sehr viele Instrumente beschrieben, und in den einzelnen Chartprogrammen stehen Ihnen teilweise mehr als 50 Indikatoren zur Verfügung. Doch auch hier gilt, wie überall im Leben: Sie müssen wissen, was Sie tun! Der Gebrauch von charttechnischen Instrumenten, wie Indikatoren oder speziellen Analysemethoden, setzt das Wissen um die Anwendung dieser Techniken voraus. Denn erst das Verständnis der Funktionsweise führt zum Wissen um die Wirkungsweise. Indikatoren müssen in methodisch sinnvoller Weise miteinander kombiniert werden, um zu einer treffenden Aussage zu kommen.
Um es gleich vorwegzunehmen: „Den“ Superindikator, der alles beschreibt, also die „Eier legende Wollmilchsau“, gibt es nicht und wird es auch nie geben.
Technische Analyse bedeutet immer das Zusammenspiel verschiedener Analysetechniken, also beispielsweise der visuellen Analyse – des Erkennens von Trends und Formationen – in Verbindung mit mathematischen Modellen, also Indikatoren, die uns Hintergrundinformationen dazu liefern können. Für Sie als Investor ist es aber entscheidend zu wissen, in welcher Marktphase welche Techniken funktionieren. So gibt es Indikatoren, die nur in Trendphasen korrekte Signale liefern, und solche, die dies nur in Seitwärtsphasen tun. Wenden Sie einen Indikator in der „falschen“ Marktphase an, werden Sie zwangsläufig Fehlsignale erhalten.
Sehr bald, wenn die Technische Analyse Ihnen vertraut ist, möchten Sie vermutlich eigene Handelsideen kreieren und diese dann natürlich auch anwenden. Dazu werde ich Ihnen schrittweise die wichtigsten Regeln zur Umsetzung von Handelsideen in ein funktionierendes Handelskonzept erläutern. Dieses sollte nämlich auch Ihrem „Handelscharakter“ entsprechen. Das heißt im Einzelnen: Wollen Sie lieber einem Trend folgen oder bei Kurseinbrüchen mutig, aber möglicherweise auch risikoreicher einsteigen? Welchen zeitlichen Anlagehorizont haben Sie: Tage, Wochen Monate, Jahre, Kostolany? All diese Faktoren müssen bei der Auswahl der Instrumente der Technischen Analyse bedacht werden.
In diesem Kapitel geht es mir nicht darum, Ihnen einen Programmcode für ein funktionierendes Handelssystem zu liefern, sondern Sie zu Überlegungen zu veranlassen, Ihren eigenen Trading-Stil überhaupt erst zu entdecken.
Ein gutes Handelskonzept sollte in Phasen steigender Märkte mindestens die Gewinne der relevanten Indizes erreichen oder, besser noch, übertreffen. Aber in Haussephasen gewinnen, das kann jeder. Was daher viel wichtiger ist: Ein Handelskonzept muss in Baissephasen Ihre Verluste verringern und so aktiv Ihr Kapital sichern. Dies erreichen Sie durch Money-Management und Risiko-Management. Durch Ersteres entscheiden Sie, wie viel Kapital Sie in eine Position investieren, bei Letzterem wenden Sie eine geeignet Stopptechnik an, um Ihr Risiko zu begrenzen. Ich werde auf diese beiden sehr wichtigen Komponenten genauer eingehen.
Kein Handelskonzept kann immer nur Gewinnsignale generieren
Denn bedenken Sie: Keine Handelsidee der Welt kann nur Gewinnsignale generieren, egal welche Indikatoren oder Chartmuster Sie zur Signalgenerierung einsetzen und wie immer Sie diese auch kombinieren mögen. Daher sollten Sie neben dem Money- und Risiko-Management-Ansatz auch eine Strategie für fallende und seitwärts tendierende Märkte parat haben. Es gibt schließlich mehr Anlageinstrumente als nur Aktien. Ich werde Ihnen die Funktionsweise verschiedener Zertifikate darlegen, die auch in diesen schwierigen Börsenphasen noch Gewinn bringen können. Die Technische Analyse hilft dabei, diese Situation zu erkennen. Ein Crash birgt immer auch die besten Chancen – aber nur, wenn man aktiv und systematisch handelt und nicht regungslos wie das Kaninchen auf die Schlange starrt.
Besonderen Wert habe ich bei der Konzeption dieses Buchs auf den praktischen Nutzwert für Sie als Leser gelegt. Neben vielen Beispielen aus der Praxis und konkreten Handelsempfehlungen finden Sie im Anhang eine umfangreiche Link-Sammlung sowie eine Liste weiterführender Literatur zur Technischen Analyse.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei all Ihren Trades!
Herzlichst, Ihr
Gregor Bauer
Wiesbaden, Januar...