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E-Book

Psychologie der Kreativität

Divergentes Denken und Handeln in Forschung und Praxis

AutorGünter Krampen
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl669 Seiten
ISBN9783840929823
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
Das Buch widmet sich umfassend dem Thema Kreativität. Alle Personen, die sich für Kreativität sowie divergentes Denken und Handeln in Forschung und Praxis interessieren, erhalten mit diesem Band neue Impulse zu den Themen Kreativitätsforschung, Kreativitätsdiagnostik und Kreativitätsförderung. Der Band liefert eine kritische Bestandsaufnahme des aktuellen Wissensstandes zu den persönlichkeits-, entwicklungs-, sozial- und bio-/neuropsychologischen Grundlagen der Kreativität. Er informiert über Ansätze und Theorien der Kreativität und Kreativitätsentwicklung sowie über Erhebungsmethoden und die Diagnostik von Kreativität. Zudem gibt er Anregungen für eine konstruktive Weiterentwicklung der klassischen und auch der neueren Modelle zum divergenten Denken und Handeln. Einen weiteren Schwerpunkt des Bandes bildet die Angewandte Psychologie der Kreativität. Ausführlich thematisiert werden die Kreativitätsdiagnostik und verschiedene Formen der Kreativitätsförderung in der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Pädagogischen Psychologie und Bildungswissenschaft sowie der Klinischen Psychologie und Gesundheitspsychologie.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis und Vorwort
  2. 1Relevanz, Terminologie und Entwicklung der Kreativitätsforschung
  3. 2Strategien und Zugänge der Kreativitätsforschung: Methodologie
  4. 3Erhebungsmethoden und Diagnostik von Kreativität: Datenarten und -quellen
  5. 4Klassische Ansätze der Kreativitätsforschung
  6. 5Taxonomisch-systematisierende Ansätze zur Kreativität
  7. 6Sozial-kognitive Theorien der Kreativität und zur Kreativitätsentwicklung
  8. 7Befunde und Hypothesen zur Kreativitätsentwicklung
  9. 8Angewandte Psychologie der Kreativität
  10. Literatur
  11. Sachregister
Leseprobe
2 Strategien und Zugänge der Kreativitätsforschung: Methodologie

Überblick

In Kapitel 2 wird ein Überblick zu den Forschungszugängen und -strategien der psychologischen Kreativitätsforschung gegeben, wobei auf allgemeine methodische und methodologische Grundlagen der Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie, der kulturvergleichenden und angewandten Psychologie sowie der Untersuchungsplanung zurückgegriffen wird. Im Vordergrund stehen die in der bisherigen Kreativitätsforschung dominierenden Ansätze. Auf andere, bislang in der Kreativitätsforschung nicht oder kaum realisierte Zugänge (wie etwa den idiothetischen Forschungszugang) und Strategien (wie etwa sequenzanalytische und kulturvergleichende Forschungsstrategien) wird ergänzend eingegangen, da in ihnen wesentliche Entwicklungspotenziale für die künftige Kreativitätsforschung liegen.

Dabei geht es gleichermaßen um die Methodologie (als die Theorie von den Methoden) wie auch das Methodenrepertoire (die Methodik oder Methodenlehre) der psychologischen Kreativitätsforschung. Kapitel 2.1 wendet sich mit den unterschiedlichen differenzialpsychologischen Forschungszugängen zur Thematik der Kreativität einer methodologischen Grundfrage zu, von deren Beantwortung weitreichende Konsequenzen für die Auswahl der konkreten Erhebungs-, Interventions- und Forschungsmethoden sowie die ihrer methodologischen Beurteilungskriterien (wie Objektivität, Reliabilität und Validität) abhängen.

In Kapitel 2.2 stehen dann die konkreten Forschungsstrategien im Vordergrund, wobei sowohl auf solche, die vor allem in der Grundlagenforschung, als auch auf solche, die vor allem in der angewandten Forschung eingesetzt werden, eingegangen wird. Beide Aspekte, der Zugang und die Strategie, sind in der Planungsphase der psychologischen Forschungspraxis frühzeitig zu reflektieren, da sie sich auf „Grundsatzentscheidungen“ (Selg, Klapprott & Kamenz, 1992, S. 40) beziehen. Das gleiche gilt – wenngleich mit einigen Abstrichen im Bereich der Strategien – auch für die psychologische Anwendungspraxis (etwa in der Psychodiagnostik und Intervention), auf jeden Fall aber – und ohne jeden Abstrich – für die angewandte psychologische Forschung.

2.1 Forschungszugänge In Kapitel 1.1 wurde bereits ausgeführt, dass in der vorliegenden Arbeit die Position vertreten wird, dass Kreativität nicht alleine unter dem Aspekt kultureller (künstlerischer und wissenschaftlicher) Höchstleistungen, sondern auch im Sinne einer kontinuierlichen differenzialpsychologischen Variable zu analysieren ist, die als Merkmal prinzipiell bei allen Individuen vorhanden ist und in ihrer jeweiligen Ausprägung unter Beachtung ihrer situativen Randbedingungen psychometrisch erfasst werden kann. Damit sind die für die bisherige Kreativitätsforschung zentralen Forschungszugänge bereits implizit benannt: Kreativität in Form kultureller Höchstleistungen lässt sich letztlich nur idiographisch (d. h., das Einmalige, das Singuläre beschreibend) über die Betrachtung spezifischer Biografien oder Werke erfassen, nicht aber über psychometrische Verfahren zum divergenten Denken und Handeln, die lediglich eine der Voraussetzungen für derartige Höchstleistungen sind (vgl. Kap. 3.1).

Nach dem nomothetischen Forschungszugang wird dagegen zunächst – im ersten Schritt – vom Einmaligen zugunsten der Suche nach allgemein gültigen Gesetzmäßigkeiten (oder Beschreibungsdimensionen bzw. Konstrukten) abgesehen. Im zweiten Schritt (d. h., nach der Identifikation allgemein gültiger Gesetze oder Konstrukte) wird im nomothetischen Zugang dann das Einmalige (d. h. das einzelne Individuum) anhand seiner spezifischen Merkmalsausprägungen in die größere Gruppe der Individuen (die „Mengen einzelner Persönlichkeiten“; Herrmann, 1972, S. 47) eingeordnet. Beide Forschungszugänge sind von allgemeinerer, über die Kreativitätsforschung hinausgehender persönlichkeitspsychologischer Bedeutung, da sie sich auf alle differenzialpsychologischen Konstrukte beziehen lassen (auf das der Kreativität aber im Sinne eines prototypischen Anwendungsbeispiels besonders gut).

Der idiographische und der nomothetische Forschungszugang müssen sich nun nicht a priori ausschließen. Dies wird in Teilen der Fachliteratur zwar suggeriert und häufig mit dem inzwischen in der (zwar kurzen) Psychologiegeschichte wirklich uralten, aber anscheinend nicht veralteten „Methodenstreit“ (K. Bühler, 1927; Wellek, 1959; Preiser, 1982) um die Frage nach der Angemessenheit qualitativer versus quantitativer Methoden in der Psychologie verbrämt. Sinnvoller ist eine ergänzende Verwendung idiographischer und (nicht versus!) nomothetischer Forschungszugänge sowie qualitativer und (nicht versus!) quantitativer Forschungsmethoden. Dadurch können die jeweiligen Vorzüge genutzt sowie die jeweiligen Nachteile der Forschungszugänge und -methoden am ehesten kompensiert werden, um zu möglichst guten (objektiven, reliablen und validen) Realitätsrekonstruktionen zu gelangen. Fallweise ist dann zu entscheiden, wo und wie man ansetzt (vgl. Kasten).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Psychologieder Kreativität1
Inhaltsverzeichnis9
Vorwort13
1Relevanz, Terminologie und Entwicklung der Kreativitätsforschung17
1.1Relevanz und Realität der Kreativitätsforschung17
1.2Terminologie der Kreativitätsforschung21
1.2.1Divergentes und konvergentes Denken und Handeln22
1.2.2Aspekte divergenten Denkens und Handelns26
1.2.3Normative Implikationen des Konstrukts der Kreativität31
1.3Schwierigkeiten der Kreativitätsforschung34
1.4Aufschwung und Schwerpunkte der Kreativitätsforschung35
2Strategien und Zugänge der Kreativitätsforschung: Methodologie47
2.1Forschungszugänge48
2.1.1Der idiographische Forschungszugang51
2.1.2Der nomothetische Forschungszugang54
2.1.3Kriteriumsorientierter und idiothetischer Forschungszugang57
2.2Forschungsstrategien60
2.2.1Feldstudien, quasi-experimentelle und experimentelle Forschungsstrategien61
2.2.2Querschnittliche, longitudinale und sequenzanalytische Forschungsstrategien73
2.2.3Kulturvergleichende Forschungsstrategien79
2.2.4Strategien der angewandten Kreativitätsforschung88
3Erhebungsmethoden und Diagnostik von Kreativität: Datenarten und -quellen93
3.1Biografische Methoden96
3.2Selbstbeurteilungsmethoden100
3.3Fremdbeurteilungsmethoden112
3.4Psychometrische Methoden: Tests zum divergenten Denken und Handeln119
3.5Semi-Projektive Techniken140
3.6Fragen und Probleme der Kreativitätsdiagnostik und -forschung145
4Klassische Ansätze der Kreativitätsforschung151
4.1Klassische Psychiatrie und psychopathologische Ansätze156
4.2Tiefenpsychologie163
4.3Der psychedelische Ansatz168
4.4Der typologische Ansatz172
4.5Gestalt-, assoziations- und denkpsychologische Ansätze182
4.6Lern- und transfertheoretische Ansätze200
4.7Bio- und neuropsychologische Ansätze202
5Taxonomisch-systematisierende Ansätze zur Kreativität226
5.1Faktorenanalytisch orientierte Zugänge227
5.2Komponentenmodelle der Kreativität237
6Sozial-kognitive Theorien der Kreativität und zur Kreativitätsentwicklung258
6.1Der Beitrag und die Impulse von Jean Piaget261
6.2Phänomenologische und (neo-)humanistische Theorien272
6.2.1Theorien zu Spielverhalten und Kreativität: Erlebnisorientierte Ansätze272
6.2.2(Neo-)Humanistisch-psychologische Theorien296
6.3Tätigkeitspsychologische Ansätze zu Kreativität und schöpferischem Tun338
6.4Handlungs- und kontrolltheoretische Ansätze zur Kreativitätsentwicklung354
7Befunde und Hypothesen zur Kreativitätsentwicklung376
7.1Kreativitätsentwicklung in Allgemeiner Entwicklungspsychologie und Anthropogenese377
7.1.1Kreativität in der Allgemeinen Entwicklungspsychologie377
7.1.2Anthropogenese und Evolutionspsychologie der Kreativität380
7.2Deskriptive Befunde zur Kreativitätsentwicklung in der Lebensspanne385
7.2.1Positionale Stabilität versus Plastizität der Kreativität386
7.2.2Entwicklungsverläufe von Kreativität389
7.3Korrelate und Determinanten der Kreativität399
7.3.1Zur Genetik von Kreativität399
7.3.2Soziodemografische Korrelate von Kreativität402
7.3.3Differenzialpsychologische Korrelate der Kreativität404
7.3.3.1Kreativität und Persönlichkeit404
7.3.3.2Kreativität und Intelligenz409
7.3.3.3Kreativität und Schulleistungen412
7.3.4Kontextbedingungen der Kreativität418
7.3.4.1Kultur und Akkulturation418
7.3.4.2Familiäre (primäre) Erziehung und Sozialisation427
7.3.4.3Schulische (sekundäre) Erziehung und Sozialisation433
7.3.4.4Berufliche (tertiäre) Sozialisation und Bedingungen in Organisationen437
8Angewandte Psychologie der Kreativität444
8.1Die Voraussetzungen: Kreativitätsfördernde und innovationsfreundliche Umweltbedingungen444
8.2Kreativitätstechniken, -trainings und -programme: Interventionsansätze und Erträge451
8.2.1Kreativitätstechniken453
8.2.2Kreativitätstrainings474
8.2.3Unterrichts- und Organisationsprogrammezur Kreativität485
8.3Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie:Kreativität in Beruf, Personalauswahl und -entwicklung491
Exkurs: Produktivität und Kreativität in den Wissenschaften als Beispiel492
8.3.1Kontextbedingungen von Kreativität im Beruf504
8.3.2Personalauswahl: Diagnostik von (berufsbezogener) Kreativität516
8.3.3Personal- und Organisationsentwicklung: Kreativitätsförderung530
8.4Pädagogische Psychologie und Bildungsforschung: Begabungsdiagnostik sowie Trainings- und Unterrichtsprogramme zur Kreativitätsförderung541
8.4.1Begabungs-, Interessen- und Aktivitätsdiagnostik der Kreativität542
8.4.2Trainings- und Unterrichtsprogramme zur Kreativitätsförderung550
8.5Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie: Kreativität als Interventionsziel und Methode von Prävention und Psychotherapie568
8.5.1Kreativität als Interventionsziel: Salutogenese und Pathologie574
8.5.2Kreativität in klinisch-psychologischen Interventionen: Klinisch-psychologische Beratung, Prävention und Psychotherapie580
Literatur595
Sachregister658

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