2. Kapitel
Tatjana Lackner
Wenn Sie weniger Füllworte in Ihre Rede packen, hat das einen Vorteil: Sie relativieren sich nicht ständig selbst. Sie kommen schneller zum Punkt und werden früher verstanden. Rededesign ist wichtig, um sich von Dampfplauderern deutlich abzuheben. Monotonie in der Stimme ist nicht Schicksal, sondern behebbar! Sie werden erfahren, was es heißt, mit Ihrer Stimme zu faszinieren. Die Mailbox Ihres Handys zum Beispiel ist eine Möglichkeit, Ihre Stimme zu präsentieren.
Woran werden Sie Ihren Erfolg nach 21 Tagen messen?
Ihre Argumentation wird nach diesem Training schlanker und treffsicherer sein. Sie brauchen weniger Worte, um den Kern einer Sache zu erklären. Ihr natürliches Redetempo wird Sie souverän wirken lassen. Vorbei ist die Zeit der Fast-Food-Rederei. Dieses Buch bildet Sie nicht nur zum interessanteren Redner, sondern auch zum besseren Zuhörer aus. Nur wer sich mit anderen austauscht, kommt zu den richtigen Informationen. Sie werden erkennen, wo Sie sprachlich würzen müssen.
Messen Sie Ihren Diäterfolg vor allem am Feedback Ihres Umfelds!
Skizzieren Sie kurz und präzise, woran Sie erkennen werden, dass die 21 Tage Wirkung gezeigt haben!
Was ich erreichen möchte | Was ich abspecken möchte |
---|
Beispiel: Ich möchte in Diskussionen mehr Aufmerksamkeit erreichen und mich besser durchsetzen. | Beispiel: Verlegenheitsworte, Unsicherheit |
Woher kommt der Redespeck?
Wir haben mit acht Jahren anders gesprochen, als wir mit achtzig Jahren sprechen werden. Dazwischen liegt unser Leben. Ein Entwicklungsprozess, der von unseren
1) Erfahrungen,
2) Wünschen und
3) Lebensphasen
geprägt ist. Durch diese drei Faktoren hat sich Redespeck angesetzt.
1) Ihre Erfahrungen – ausgesprochen!
Schon im Kindergarten merken Eltern, wie stark sich der sprachliche Einfluss von anderen auf das eigene Kind auswirkt. Diese Prägung setzt sich in der Schule fort. Der persönliche Sprachstil wird besonders durch den Deutschunterricht geformt. Das erste Mal werden unsere Formulierungen und Sätze zu einem vorgegebenen Thema beurteilt. Nicht jeden motiviert diese Benotung, sich intensiver mit dem eigenen Sprachmuster auseinander zu setzen. Durch das Arbeitsleben werden wir sprachlich routinierter. Wir nehmen Fachbegriffe und den branchenüblichen Jargon auf. Die vielen Telefonate und Besprechungen machen uns zwar selbstsicherer in unserem Auftreten, durch die Routine sammelt sich aber auch Redespeck an. Mit den Jahren kann also durchaus aus einem ehemals introvertierten Schüler ein Dampfplauderer werden.
Die individuelle Ausdrucksweise wird stark durch den Beruf geprägt: Werbefachleute argumentieren anders als Sozialarbeiter. Die Gesprächsführung eines Wirtschaftsprofessors unterscheidet sich von der eines Fernfahrers. Doch nicht nur der Beruf, auch familiäre Einflüsse und das private Umfeld sind in unserer Sprache hörbar.
Notieren Sie Ihre Erfahrungen:
Wer hat Sie in den letzten Jahren sprachlich geprägt? In manchen Sätzen hört man die Prägungen sogar namentlich heraus.
Beispiele:
„Meine Oma hat immer gesagt: ,Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.’ “
„Du klingst schon genauso wie mein Vater – immer dieselben Vorwürfe!“
„In unserer Familie ist es seit Jahren gang und gäbe, dass …“
Positive Erfahrungen | Negative Erfahrungen | Beispiel: |
| | Mein Vater hat mich immer unterbrochen. |
Positive Erfahrungen | Negative Erfahrungen | Beispiel: |
| | Mich beeindruckt die Gesprächsführung meiner Chefin bei Kundenterminen. |
Positive Erfahrungen | Negative Erfahrungen | Beispiel: |
| | Gerne lese ich die Kolumne von Robert Solé in Le Monde. |
Positive Erfahrungen | Negative Erfahrungen | Beispiel: |
| | Juristische Basisliteratur erweitert mein Fachwissen. Leider verkümmert dabei meine bildhafte Sprache. |
Positive Erfahrungen | Negative Erfahrungen | Beispiel: |
2) Ihre Wünsche – wörtlich genommen!
Welche Wünsche haben Sie sich noch nicht erfüllt und worin sehen Sie die Hauptursache? Schuldzuweisungen und Gründe finden sich schnell. Es ist leicht zu erklären, warum ein Ziel nicht erreicht und wodurch der Erfolg verhindert wurde. Manche dieser Frustrationen fließen in unseren Sprachgebrauch ein (s. Kapitel 15).
Beispiele:
„Wenn mein Mann nicht wäre, ich hätte schon lang einen Hund.“
„Wenn die Kinder aus dem Haus sind, habe ich wieder mehr Zeit für mich.“
„Sobald mehr Geld übrig bleibt, werde ich mich weiterbilden.“
„Sobald wir auf Urlaub sind, haben wir Zeit füreinander.“
„Wäre ich jünger, würden sich die Männer nach mir umdrehen.“
Vielen Menschen fällt es schwer, ihre Wünsche in einem Satz auszudrücken. Versuchen Sie es hier!
Wunschformulierung in einem Satz | Schuldzuweisung | Verhinderung |
Beispiel: Ich möchte endlich einen Spanischkurs machen. | Meine Chefin überhäuft mich mit Arbeit. | Zeitmangel |
Wunschformulierung in einem Satz | Schuldzuweisung | Verhinderung |
Wunschformulierung in einem Satz | Schuldzuweisung | Verhinderung |
3) Ihre Lebensphasen – raus mit der Sprache!
Der Zukunfts- und Trendforscher Matthias Horx beschäftigt sich mit Veränderungen in den Lebensphasen der Erwachsenen. Eine Frau mit 55 Jahren zum Beispiel ist heute in einer anderen Lebenssituation als in den 50er Jahren. Damals war sie alt, gemessen an der Lebenserwartung und der Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Heute beginnen 55-jährige Frauen neue Sportarten, lernen Sprachen etc. Der Lebens-Zenit verschiebt sich von früher 35 Jahren auf heute 50 Jahre. So, wie sich die Gesellschaft verändert, unterliegt auch unsere Sprache einem ständigen Wandel. In der Phase der ersten romantischen Beziehungen bewegen uns andere Themen als in den Jahren der Familiengründung und Berufsetablierung. Zwischen 40 und 45 Jahren erzählen Menschen dann oft von ihrer Neuorientierung, sowohl in der Liebesbeziehung als auch im Job. Ich-Sätze werden laut.
Beispiele:
„Ich kümmere mich nach der Scheidung vor allem um mich selbst.“
„Ich möchte endlich machen, was mir Spaß macht!“
„Ich musste lange warten, bis ich schließlich meine Persönlichkeit
entfalten konnte.“
Ab dem Alter von 60 Jahren ändern sich bei vielen Menschen die Lebensthemen noch einmal komplett. Ein dritter Lernzyklus (spätes Studium, Hinwendung zu Kunst und Kultur) beginnt. Es kann sich sogar ein neuer Beruf daraus entwickeln (Berater, Mentor …).
In der dritten Partner-Phase, die Horx beschreibt, wird ganz anders kommuniziert als in Partner-Phase 1 und 2. Jede Lebensphase ist von einer eigenen Sprache bestimmt. Pubertierende verwenden verstärkt Kraftausdrücke und suchen auch sprachlich nach Steigerungsformen: ur-, mega-, voll, tierisch-. Eltern von Kleinkindern klingen häufig noch kindlicher als ihr Nachwuchs. Bei Studenten kann man hören, wie Fachtermini rund um die universitäre Ausbildung in die Alltagssprache einfließen. Leicht wirken sie dadurch pseudoakademisch und besserwisserisch, da primäres Wissen vorgetäuscht wird, obwohl nur Horizonterweiterung stattfindet. Unter primärem Wissen versteht man jenes, das auf Erkenntnissen und eigenen Erlebnissen beruht. Sekundäres Wissen dagegen basiert nicht auf Erfahrung, sondern ist angelernt oder angelesen.
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