2.3 Bildungsstandards
Bildungsstandards definieren verbindliche Zielerwartungen und dienen der Orientierung u.a. der Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie der bildungspolitischen Entscheidungsträger. Sie bilden die Basis für Leistungsüberprüfungen, um z.B. im Fall von festgestellten Defiziten Maßnahmen zur Unterrichtsentwicklung und zur individuellen Förderung ergreifen zu können. Insgesamt sollen sie zur Weiterentwicklung eines handlungsorientierten, auf interkulturelle kommunikative Kompetenzen abzielenden Fremdsprachenunterrichts beitragen (vgl. IQB, 2014, S. 2f.; KMK, 2005a sowie auch Fulcher, 2016; Harsch, 2016).
Für den Fremdsprachenunterricht hat die Kultusministerkonferenz (KMK) bisher bundesweit geltende Bildungsstandards für folgende spezifische Kontexte vorgelegt:
2003: Mittlerer Schulabschluss (Jahrgangsstufe 10) in Englisch/Französisch als erste Fremdsprache (KMK, 2004)
2004: Hauptschulabschluss (Jahrgangsstufe 9) in Englisch/Französisch als erste Fremdsprache (KMK, 2005b)
2012: Allgemeine Hochschulreife in Englisch/Französisch als fortgeführte Fremdsprache (KMK, 2014)
Die genannten Dokumente beziehen sich explizit auf den GER und dessen Kann-Beschreibungen. Für den Mittleren Schulabschluss gilt als angezieltes Niveau B1/B1+, wobei beim Leseverstehen auch Teilkompetenzen auf dem Niveau B2 genannt werden. Für den Hauptschulabschluss wird das Niveau A2 angezielt. Für die Allgemeine Hochschulreife gilt schließlich das Niveau B2, wobei für Englisch in den rezeptiven Kompetenzen auch teilweise das Niveau C1 erwartet wird. Da im vorliegenden Band der Schwerpunkt auf Schreibkompetenzen im Bereich der GER-Niveaus A2/B1 liegt, werden wir auf die Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife nur am Rande eingehen.
Es handelt sich dabei jeweils um einen sogenannten Regelstandard. Darüber hinaus lassen sich auch noch ein Regelstandard plus, ein Mindeststandard (zuweilen auch als Basisstandard oder Grundkompetenz bezeichnet) und ein Optimalstandard (zuweilen auch als Maximalstandard bezeichnet) unterscheiden. Eine empirisch begründete Zuordnung der genannten Standards zu den GER-Stufen hat Ende 2014 das IQB in der Form integrierter Kompetenzstufenmodelle für den Hauptschulabschluss und den Mittleren Schulabschluss jeweils für die Teilkompetenzen Hörverstehen und Leseverstehen im Fach Englisch vorgelegt (siehe auch KMK, 2010, S. 12). Hörverstehen und Leseverstehen unterscheiden sich dabei lediglich in den Punktwerten, die für die Zuordnung zu einer bestimmten Stufe gelten. Die Stufenzuordnungen sind in Tabelle 1 aufgeführt.
In diesem fünfstufigen Modell bezieht sich der Mindeststandard „auf ein definiertes Minimum an Kompetenzen, das alle Schülerinnen und Schüler bis zu einem bestimmten Bildungsabschnitt erreicht haben sollen“ (IQB, 2014, S. 13). Der Optimalstandard definiert dagegen ein Anspruchsniveau, das nur „unter sehr guten bzw. ausgezeichneten individuellen Lernvoraussetzungen und der Bereitstellung gelingender Lerngelegenheiten innerhalb und außerhalb der Schule erreicht werden kann …“ (KMK, 2010, S. 12).
| | Kompetenzstufenmodell für den |
Stufe | Unterstufe | Hauptschulabschluss | Mittleren Schulabschluss |
A1 | A1.1 | unter Mindeststandard | unter Mindeststandard |
A2.2 | Regelstandard plus | Mindeststandard |
B2 | B2.1 | Regelstandard plus |
Tabelle 1:Integriertes Kompetenzstufenmodell Englisch Hörverstehen/Leseverstehen für den Hauptschulabschluss und den Mittleren Schulabschluss (IQB, 2014)
Für die vorliegende Publikation sind die Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss und für den Hauptschulabschluss von zentraler Bedeutung. Beide Dokumente differenzieren unter Bezug auf den GER zwischen funktionalen kommunikativen Kompetenzen, interkulturellen Kompetenzen und methodischen Kompetenzen. Die funktionalen kommunikativen Kompetenzen umfassen die kommunikativen Teilkompetenzen Hör- und Hör-/Sehverstehen, Leseverstehen, Sprechen, Schreiben und Sprachmittlung sowie „die Verfügung über die sprachlichen Mittel“ Wortschatz, Grammatik, Aussprache, Intonation und Orthografie. Wichtig ist, dass betont wird, dass die sprachlichen Mittel eine „grundsätzlich dienende Funktion“ haben und „im Vordergrund … die gelungene Kommunikation“ stehe (KMK, 2004, S. 14).
Interkulturelle Kompetenzen beziehen sich u.a. auf soziokulturelles Orientierungswissen und die praktische Bewältigung interkultureller Begegnungssituationen. Im Zusammenhang mit den methodischen Kompetenzen werden z.B. Lernstrategien, Präsentation und Mediennutzung, sowie Lernbewusstheit und Lernorganisation genannt (siehe KMK, 2004, S. 8 und S. 14).
Außerdem wird eine Reihe von Kann-Beschreibungen zur näheren Charakterisierung der Kompetenzen aufgeführt. Im Zusammenhang mit der Beschreibung fremdsprachlicher Schreibkompetenzen werden lebensweltlich relevante Schreibaktivitäten, Textsorten und Kontexte sowie sprachliche Mittel und Aspekte von Methodenkompetenz benannt. Kommentierte Aufgabenbeispiele illustrieren, wie bestimmte Kompetenzen überprüft werden können (vgl. auch Kapitel 5 im vorliegenden Band). Weitere Hinweise zu interkultureller kommunikativer Kompetenz, Text- und Medienkompetenz, Sprachbewusstheit sowie Sprachlernkompetenz finden sich in den Bildungsstandards für die fortgeführte Fremdsprache (siehe KMK, 2014,...