Selbstheilungskräfte und Arzneimittelwirkungen
Synergien und Grenzen
Autor | Hans-Harald Sedlacek |
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Verlag | Walter de Gruyter GmbH & Co.KG |
Erscheinungsjahr | 2016 |
Seitenanzahl | 339 Seiten |
ISBN | 9783110446104 |
Format | ePUB |
Kopierschutz | Wasserzeichen |
Geräte | PC/MAC/eReader/Tablet |
Preis | 59,95 EUR |
Der Wille zur Gesundung, die Einsicht und das Wissen um die eigenen Kräfte für eine Heilung und das Vertrauen in die Wirkung der Arzneimittelbehandlung bestimmen das Ausmaß des Erfolges einer jeder ärztlichen Behandlung.
Die Auswirkungen dieses Willens und die Mechanismen der Selbstheilung sind erst teilweise verstanden. Über kognitive und emotionale Prozesse werden Hormone, Peptide und Mediatoren ausgeschüttet, welche mit unterschiedlichen Mechanismen alle Körpersysteme und Organe in unterschiedlicher Weise beeinflussen. Von besonderer Bedeutung sind die Auswirkungen auf das autonome Nervensystem, auf die Immunantwort, das Hormonsystem und auf die unterschiedlichen Organfunktionen.
Die Selbstheilungskräfte greifen bei den unterschiedlichsten Erkrankungen und können unterstützt werden durch eine bestmögliche Ernährung, durch Schlaf und durch regelmäßige Körperbewegungen. Doch auch hier sind die Mechanismen und das Ausmaß nicht vollkommen verstanden, sind in vielen Bereichen die Annahmen und Lehrmeinungen widersprüchlich.
Selbstheilungskräfte können eine Arzneimittelbehandlung unterstützen. Denn deren Wirkung wird verstärkt durch das Vertrauen in den Heilerfolg, nachweisbar durch den Placeboeffekt, fassbar in Placebo-kontrollierten klinischen Studien der wissenschaftlich orientierten, Evidenz-basierten Medizin. Andererseits können Ängste vor Nebenwirkungen einer Arzneimittelbehandlung Nebenwirkungen verursachen oder verstärken (der Nocebo-Effekt) und hierdurch deren therapeutische Wirkung beeinträchtigen.
Jenseits dieser wissenschaftlich orientierten Medizin haben sich zahlreiche komplementäre und alternative Behandlungsverfahren entwickelt, welche sich häufig beziehen auf persönliche, individuelle Erfahrungen oder 'Entdeckungen' ihrer Begründer. Sie erheben den Anspruch auf eine inidividualspezifische Wirkung, wollen lindern und heilen in Ergänzung zur Evidenz-basierten Medizin und trotzen deren Kritik.
Das Verbindende zwischen diesen alternativen Behandlungsverfahren und der wissenschaftlich orientierten Medizin ist das Vertrauen des Patienten in deren Heilwirkungen, sind die Selbstheilungskräfte, welche durch dieses Vertrauen aktiviert werden.
Behauptungen über Heilwirkungen über diesen Placeboeffekt hinaus sind für jede Therapieform in klinischen Studien wissenschaftlich zu beweisen, gerade auch um den Gefahren der Täuschung und Selbsttäuschung zu entgehen und um das Vertrauen des Patienten nicht zu missbrauchen.
Hans-Harald Sedlacek, Universität Marburg.