Marketing nicht nur für Unternehmen
Für Unternehmen ist Marketing ganz selbstverständlich. Meist gibt es eine Marketingabteilung, die die Aktivitäten bündelt. Marketing ist nämlich so vielschichtig, dass fast alle Personen in einem Unternehmen und alle Abteilungen daran irgendwie beteiligt sind. Es ist nicht beschränkt auf Produkte, Dienstleistungen oder andere Angebote. Jeder, der etwas verkaufen möchte, braucht und macht es, auch wenn ihm das oft nicht bewusst ist.
Wichtig
Der Begriff Marketing im engeren Sinne bezeichnet alles, was dazu dient, ein Produkt oder Angebot zu vermarkten, also auf einem Markt zu platzieren. Früher wurde diese Aufgabe auch Absatzwirtschaft genannt. In vielen Unternehmen ist sie sogar eine Führungsaufgabe, was die Bedeutung unterstreicht.
Sie sind kein Unternehmen, meinen Sie, und können daher auch auf Marketing verzichten? Aber vielleicht möchten Sie
als Schüler oder Student Ihren Traumjob bekommen?
als Freiberufler oder Selbstständiger Kundenbeziehungen aufbauen?
als Angestellter Ihren Job sichern, befördert werden oder den Arbeitgeber wechseln?
als Privatperson nach einer Veränderung im Leben neue Kontakte knüpfen?
Selbstmarketing ist immer und überall
So wie in einem Unternehmen alles irgendwie Marketing ist, vom Telefonat mit dem Lieferanten bis zum Umgang mit Beschwerden, so ist auch alles, was Sie nach außen hin tun, Selbstmarketing.
Beispiel
Zum Selbstmarketing gehört die Art, wie Sie sich am Telefon melden, ebenso wie Ihre E-Mail-Signatur. Klingen Sie schon am Telefon schroff, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie weder den Auftrag bekommen noch zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Wenn Sie als Arzt unzufrieden, ungepflegt oder unsicher auftreten, und sei es nur beim Neujahrsempfang des Kaninchenzuchtvereins, wird Sie kaum jemand weiterempfehlen.
Da Marketing eng verbunden ist mit Kommunikation, kann man in Anlehnung an das Prinzip „Man kann nicht nicht kommunizieren“ durchaus sagen: Man kann nicht nicht Selbstmarketing betreiben. Auch über denjenigen, der nichts Positives oder Gezieltes tut, um sein Produkt „Ich“ zu verkaufen, machen sich andere ein Bild. Ob ein Mineralwasser im Regal steht oder ein Dienstleister seine Tätigkeit ausübt, beides entfaltet immer eine Wirkung. Und diese führt dazu, dass sich ein anderer davon ein Bild schafft und abspeichert. Im ersten Moment mag die Vorstellung, dass Selbstmarketing immer und überall stattfindet, erschreckend klingen. Genauer betrachtet bedeutet es aber nichts anderes als zu wissen, was man möchte, und das auch auszustrahlen. Dazu gehört z. B.,
Beispiel
Wer Unternehmen beraten möchte, sollte eher seriös wirken. Wer PR für Künstler machen will, darf auch ruhig flippig rüberkommen.
die richtigen Informationen über sich selbst parat zu haben, die zu einem passen, z. B. als Visitenkarte, Flyer, auf der Internetseite, im Social Media Profil.
jede Gelegenheit zu nutzen, sich als Experte in seinem Bereich zu präsentieren, so z. B. mit einem Vortrag oder der Vorstellung in einem Netzwerk oder einer Presseinformation.
Wenn man sich selbst treu bleibt, gibt es keinen Grund, bei der Vorstellung, dass alles Selbstmarketing ist, zu erschrecken. Wirklich besorgniserregend ist dieser Gedanke nur für diejenigen, die ständig eine Rolle spielen und nicht sie selbst, also nicht authentisch sind. Selbstmarketing bedeutet schließlich auch, dass die Chance steigt, sein Ziel zu erreichen, ob das nun der Wunschberuf oder ein neuer Partner, die Akquise eines interessanten Auftrags oder die lang ersehnte Beförderung ist. Gehen Sie also ab sofort selbstbewusst und offen durch die Welt. Halten Sie Ausschau nach Gelegenheiten, Ihr Produkt „Ich“ nicht nur unbewusst, sondern bewusst zu präsentieren. Sie werden überrascht sein, welche Chancen sich auftun.
Was es mit dem Marketing-Mix auf sich hat
Wenn Sie sich bereits mit dem Thema Marketing beschäftigt haben, ist Ihnen sicher der Begriff „Marketing-Mix“ begegnet. Vielleicht haben Sie sich gefragt, was denn da gemixt wird.
Spicken wir bei dem, was Unternehmen tun, um ein Produkt in den Markt zu bringen. Das Unternehmen stellt es nicht einfach ins Regal und wartet ab, was passiert. Die Marketing-Abteilung macht sich Gedanken darüber, welches Produkt zu welchem Preis an welchem Ort zu verkaufen ist und wie es am besten bekannt gemacht werden kann.
Das ist Marketing-Mix, eine Mischung aus
dem Produkt mit seinen Besonderheiten samt Verpackung und Fähigkeiten,
dem Preis, der für das Produkt erzielt werden soll,
dem Platz, an dem das Produkt angeboten wird – das sind die Wege, auf denen ein Produkt zum Käufer gelangt – und
der Promotion, also der Werbung, die für das Produkt gemacht wird.
Sie kennen diese vier Bereiche möglicherweise als 4P, nach den englischen Begriffen product, price, place und promotion, oder unter den Schlagwörtern Produktpolitik, Preispolitik, Distributions- und Kommunikationspolitik.
Das Produkt als Herzstück des Marketing
Als Produkt wird im Marketing alles bezeichnet, was auf den Markt gebracht werden soll. Das ist nicht nur eine Ware, die angefasst werden kann, sondern auch eine Dienstleistung, wie sie z. B. ein Übersetzer oder ein Schreiner anbietet, oder eine Idee, wie sie Parteien oder gemeinnützige Institutionen unter die Menschen bringen möchten.
Beispiel
So bestand das Produkt der Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg, bei der ich zehn Jahre gearbeitet habe, darin, Erwachsene zu sensibilisieren, Gefährdungen für Kinder und Jugendliche zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.
Ein solches Produkt lässt sich wie Ihr Produkt „Ich“ nicht in eine Tube, Tüte oder Schachtel packen und ins Regal stellen. Es muss gedanklich verpackt werden und ist dann oft mit Menschen oder Bildern verbunden.
Wichtig ist zunächst, sich ein Produkt genau anzuschauen, um festzulegen, wie das bestmögliche Marketing dafür aussieht, und unter Umständen bei der Produktentwicklung schon das Marketing dafür im Kopf zu haben. Für Sie heißt das, dass Sie erst einmal für sich selbst definieren, wie das Produkt „Ich“ eigentlich aussieht. Welche Leistungen bieten Sie an? Wo sind Ihre Stärken? Was unterscheidet Sie von anderen Ich-Produkten im gleichen Markt?
Beispiel
Nehmen wir ein Beispiel aus dem Bereich, in dem ich mich besonders gut auskenne, weil ich dort seit Jahren tätig bin: das Texten. Ein Blick in Texterdatenbanken lässt mich jedes Mal erschaudern. Wenn ich sehe, dass alleine im Texttreff, dem Netzwerk für wortstarke Frauen, über 800 Frauen Mitglied sind, wird mir ganz anders. Alle schreiben Texte. Wie soll man sich da abgrenzen? Und dennoch gelingt es. Ein genauerer Blick zeigt: die einen schreiben Texte für Internetseiten, die anderen für Geschäftsberichte, wieder andere texten für Kataloge und selbst Autorinnen, die Geschichten für Kinder schreiben, finden sich dort.
Es ist also möglich, selbst in einem stark besetzten Markt noch etwas zu finden, das einen von anderen unterscheidet. Unternehmen nennen dies USP, Unique Selling Proposition, Alleinstellungsmerkmal. Dieses Alleinstellungsmerkmal sollten Sie für sich und Ihr Ich-Produkt suchen. Haben Sie es gefunden, fällt es Ihnen leichter, einen Preis festzusetzen und die Plätze und Maßnahmen zu finden, die sich eignen, Ihr Verkaufsziel zu erreichen.
Übung: Auf den Spuren Ihres USP
Legen Sie einen Katalog zu Ihrem Produkt „Ich“ an: Notieren Sie auf einem Blatt ab jetzt all jene Besonderheiten, die Sie und/oder Ihre Tätigkeit ausmachen. Scheuen Sie in der Sammelphase nicht vor der kleinsten Banalität zurück. Wer weiß, vielleicht entpuppt gerade sie sich als Ihr USP, weil Sie z. B. gerne nachts arbeiten und internationale Unternehmen aus anderen Zeitzonen dringend Freelancer mit Ihren Qualifikationen in Deutschland suchen. |
Alles hat seinen Preis
Marketing hat nun einmal mit Markt zu tun und dort gibt es nur in den seltensten Fällen etwas geschenkt. In der Regel müssen wir einen Preis zahlen, wenn wir auf dem Markt etwas erstehen möchten. Allerdings ist der Preis eine sensible Sache. Er kann nämlich nicht beliebig bestimmt werden, sondern ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Es wäre schön, wenn Sie für die Erstellung einer Website jeden Preis verlangen könnten. Nach nur einem Auftrag hätten Sie womöglich ausgesorgt fürs Leben. Nur werden Sie kaum einen Kunden finden, der so viel für eine Website zahlt, weil ihm die Seite das nicht wert ist und weil er problemlos jemanden findet, der das gleiche Produkt zu einem günstigeren Preis anbietet.
Die...