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'Sex and the City'. Das Fernsehen auf dem Weg zu einem neuen Frauenbild?

AutorHilke Dahinten
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl69 Seiten
ISBN9783638734011
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 2,5, Universität zu Köln (Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften), 64 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Bevor der amerikanische Pay-TV Sender HBO (Home Box Office) 1998 in 'Sex and the City' vier Freundinnen aus New York auf den Bildschirm schickte, war das Frauenbild im Fernsehen und vor allen Dingen in Frauenserien noch sehr traditionell. Zwar erschienen in den neunziger Jahren auch 'starke' Frauen im Fernsehen, ihre 'Stärke' definierte sich allerdings über den Beruf der Kommissarin oder Anwältin, den sie ausübten, während ihre Freizeit auf dem Bildschirm kaum stattfand oder sie im Privaten immer noch die schwachen Frauen waren, die einen Mann brauchen, um komplett zu sein. 'Sex and the City' beruht auf der gleichnamigen Zeitungskolumne, die Candace Bushnell ab 1994 für den New York Observer schrieb, und die später zu einem Roman zusammengefasst wurde. Daraus entwickelte der Produzent Darren Star die Geschichte(n) über die Journalistin Carrie Bradshaw und ihre Freundinnen, der Rechtsanwältin Miranda Hobbes, der Galeristin Charlotte York und der PR-Beraterin Samantha Jones, vier unabhängigen Mittdreißigerinnen, die die Herausforderungen und Widrigkeiten, mit denen Singles im Big Apple konfrontiert werden, auf ihre Art und Weise meistern. Sie sind auf der Suche nach der wahren Liebe, ihrem 'Mr. Right', doch bis sie den finden, sind sie auch bereit, auch eine Beziehung mit 'Mr. Right Now' in Kauf zu nehmen. Auf humorvolle Weise und ohne Tabus diskutieren sie alles aus, was ihnen auf der Suche nach dem Richtigen widerfährt. Den Rahmen dazu bildet die Kolumne, die Carrie wöchentlich für den 'New York Star' schreibt, und in der sie ihre Erlebnisse und die ihrer Freundinnen protokolliert, und in der sie versucht, Fragen von Liebe und Beziehungen auf den Grund zu gehen. Dem Produzenten Darren Star schwebte vor, eine Comedy-Serie zu schaffen, die Beziehungen und Sex vom weiblichen Standpunkt aus schildert, in einer ehrlichen und offenen Weise, ein Unterfangen, das bis dahin im Fernsehen noch nie realisiert worden war.

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Leseprobe

3 Frauenserien


 

3.1 Frauenserien in der Fernsehgeschichte


 

Die Geburtsstunde der Frauenserien schlug in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts,

 

als in den USA lokale Radiostationen zu Rundfunknetzen zusammengeschlossen wurden[13].

 

Die dadurch um ein Vielfaches höhere Zuhörerzahl steigerte die Attraktivität des neuen Mediums für Unternehmen, die nun durch das Radio eine größere Anzahl potentieller Käufer für ihr Produkt erreichen konnten. Firmen auf der Suche nach neuen Märkten trafen auf kommerzielle Radiostationen auf der Suche nach Geldgebern, um das neue Medium profitabel zu machen. Um jedoch eine hohe Anzahl von Zuhörern, und vor allen Dingen Hausfrauen, denn sie waren diejenigen, die Konsumgüter für ihre Familien einkauften, zum Einschalten zu bewegen, musste eine neue Programmform gefunden werden, die das Interesse der Zuhörer regelmäßig wecken konnte: die Soap Opera war geboren. Den Namen „Soap Opera“ (deutsch: Seifenoper) erhielt die neue Serienform, da große Waschmittelproduzenten (Procter&Gamble, Colgate-Palmolive) als Sponsoren auftraten, im Tausch dafür, dass ihre Produkte im Rahmen des Programms (im Laufe der Handlung) oder als dazwischen geschaltete Werbung angepriesen wurden.

 

Die erste Soap Opera wurde von Frank Hummert und seiner späteren Ehefrau Anne Achenhurst produziert[14]. „Stolen Husband“ war zwar ein Misserfolg, aber die beiden lernten aus ihren Fehlern und produzierten kurze Zeit später die erste erfolgreiche Soap „Betty and Bob“, die Geschichte einer Sekretärin, die ihren Chef heiratet, der daraufhin von seinem reichen Vater enterbt wird. Bob sieht sich nach anderen Frauen um, die beiden lassen sich scheiden, heiraten wieder, werden Eltern: die Themen, die das Genre seit damals bestimmen, wurden eingeführt: romantische Liebe, Familie, Treue, Eifersucht, Scheidung, Erziehung von Kindern oder Kinderlosigkeit.

 

Der Name „Soap Opera“ ist jedoch keine neutrale Bezeichnung, sondern beinhaltet auch die Wertung, mit der das Genre von Anfang an behaftet war. Für Robert C. Allen[15] verbindet sich in dem Namen die Hochkultur mit der Massenkultur, der Begriff „Oper“ ist eher ironisch gemeint, während „Seife“ immer auch Schmutz impliziert, und als solcher sind die Serien auch oft bezeichnet worden.

 

Eine der ersten Frauen, die bei der Durchsetzung des Genres eine entscheidende Rolle gespielt hat, ist Irna Phillips. Sie ist (unter anderem) die Schöpferin von „Guiding Light“, der am längsten laufenden Seifenoper der Welt: seit 1937 und mit einer kurzen Unterbrechung Anfang der vierziger Jahre im Radio zu hören, wird die Serie seit 1952 im amerikanischen Fernsehen gesendet. Irna Phillips setzte viele dramaturgische und technische Standards für Soap Operas[16], ist aber auch für den schlechten Ruf des Genres mit verantwortlich. Sie überzeugte die Sponsoren der Sendungen sowie die Öffentlichkeit, dass Soaps drei Funktionen haben: zu unterhalten, durch Unterhaltung zu erziehen, und zu verkaufen. Frauen sollte unterhaltsam beigebracht werden, wie sie ihre Rolle als Hausfrau und Mutter zu erfüllen hatten, mit der sie sich abfinden mussten. Dadurch hat sie, so Ellen Seiter, in dem Versuch ihre Arbeit zu verteidigen, die Darstellung von Frauen als moralisch labil und minder intelligent mitgeprägt.

 

Als in den fünfziger Jahren das kommerzielle Fernsehen sich in den USA zu entwickeln begann, wurden die meisten im Radio erfolgreichen Seifenopern in das neue Medium übertragen, wobei Irna Phillips eine wichtige Rolle spielte (sie überzeugte die Verant-wortlichen der sponsernden Unternehmen von der Attraktivität und den Vorzügen des neuen Mediums). Bis zum heutigen Tage sind Daily Soaps Teil des Nachmittagprogramms von amerikanischen Fernsehanstalten, teilweise laufen sie seit den fünfziger Jahren („The Guiding Light“ 1952 –,  „As the World Turns“ 1956 –) oder seit den frühen sechziger Jahren („Coronation Street“ 1960 –, „General Hospital“ 1963 –). Doch auch in späteren Jahren werden immer neue Seifenopern entwickelt. So nennt Christine Geraghty in ihrem Buch „Women and Soap Opera“ die achtziger Jahre als besonders erfolgreiches Jahrzehnt für das Genre, das mit neuen Themen auch ein jüngeres Publikum (Schüler und Studenten) überzeugen konnte. Danach ist es für Programmplaner nicht mehr so attraktiv, neue Soap Operas zu kreieren. Obwohl Frauen ein sehr loyales Publikum sind, dauert es doch lange, bis sich eine neue Serie etabliert hat, und das ist für die Verantwortlichen zu kostenintensiv, und nicht jede Serie trifft auch den Geschmack der Zuschauer (Gerichtssendungen und Talkshows sind in der Herstellung viel günstiger und die Produktion dadurch nicht so riskant).

 

Doch auch für das Abendprogramm werden in den fünfziger Jahren neue Frauenserien entwickelt wie z.B.: „I Love Lucy“ (1951-1957), „The Donna Reed Show“ (1958-1966) in den USA und „Familie Schölermann“ (1954-1960) in Deutschland. Die Frauen in diesen Serien sind immer an ihren privaten Bereich gebunden, sie kümmern sich um Haushalt und Familie.

 

In den sechziger Jahren sind Hauptfiguren in Serien fast ausschließlich Männer[17] (im Verhältnis von 94% männlicher zu 5,6% weiblicher Akteure). Am Ende des Zeitraums, so Schneider, steigt die Zahl der weiblichen Hauptrollen beachtlich (auf dann 21%), sie beschränken sich aber auch hier auf den Bereich Ehe und Familie und bieten Ansatzmöglichkeiten für die typisch weiblichen Themen. Frauen sind im privaten Bereich des Hauses tätig, Partnerinnen des Mannes. Mit „Peyton Place“ (1964-1969) wurde die erste Prime Time Soap gesendet (als Vorlage diente der 1957 entstandene Film mit dem gleichen Titel mit Lana Turner in der Hauptrolle).  Andere bekannte Serien mit Frauen in den Hauptrollen sind „Bewitched“ (D: „Verliebt in eine Hexe“, 1964-1972) und „I dream of Jeannie“ (D: „Bezaubernde Jeannie“, 1965-1970), in beiden ist die Hauptfigur eine mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Hausfrau, die versucht, das Leben einer Sterblichen zu führen und das Leben ihres Ehemannes beziehungsweise Meisters (in „Bezaubernde Jeannie“) so angenehm wie möglich zu gestalten.

 

In den siebziger Jahren verlagert sich der inhaltliche Schwerpunkt von Serien: Polizei-, Detektiv- und Rechtsserien füllen jetzt die Sendezeit der Fernsehanstalten.

 

Da übermäßige Gewalt im Fernsehen vermieden werden sollte, werden auch im Action- und Krimigenre Hauptrollen an weibliche Darsteller vergeben. Prominentestes Beispiel dieser so genannten „Sex and Crime“ - Serien ist „Charlie’s Angels“ (lief in Deutschland unter dem Namen „Drei Engel für Charlie“). Produziert für den amerikanischen Sender ABC in den Jahren 1976-1986, ist dies die erste Serie, in der Frauen in einem klassischen Männerberuf gezeigt werden und die darin auch sehr erfolgreich sind. Schon von Anfang an erfreute sich die Show großer Beliebtheit beim Publikum.

 

Um die Fälle, die ihnen ihr nie auftretender Arbeitgeber* zuweist, zu lösen, setzen die drei auch oft ihre weiblichen Reize ein. Die Serie richtet sich jedoch nicht an Frauen als Zielpublikum: 1981, als die Show schon mit fallenden Zuschauerzahlen zu kämpfen hat, spielen die ersten sechs Folgen auf Hawaii, wo die „Engel“ fast ausschließlich in Badeanzügen zu sehen sind[18][18].

 

Im Unterschied zu den Serien, die in den vorangegangenen Jahrzehnten zu sehen waren, und wo Frauen das traditionelle Bild der Hausfrau und Mutter verkörperten, werden Frauen in den siebziger Jahren auch in wachsendem Maße in beruflichen Kontexten präsentiert. Frauen treten immer häufiger als Helferinnen von Detektiven und Rechtsanwälten auf. In einer beliebten Sitcom der Zeit, der „Mary Tyler Moore Show“ (1970-1977), spielt die Schauspielerin mit dem gleichen Namen die Journalistin Mary Richards, die in der Nachrichtenredaktion einer kleinen lokalen Fernsehstation ihren Weg in einer Männerdomäne geht und dabei feststellt, wie wichtig Freunde im Leben sind. Weibliche Serienfiguren, die in diesen Jahren berufstätig waren, sahen sich oft Bemerkungen ihrer männlichen Kollegen ausgesetzt, die selten akzeptieren konnten, dass Frauen allein Kolleginnen sind und sonst nichts[19]. Dies widerspiegelt jedoch häufig auch die Realität der Gesellschaft, in der Frauen nun zunehmend berufstätig sind und ihren Lebenssinn nicht mehr allein in der Fürsorge für ihre Familie sehen.

 

In den achtziger Jahren sind sich die Programmplaner der Fernsehstationen bewusst, dass sie Frauen wieder verstärkt vor den Bildschirm holen müssen, da sie meist das Geld für ihre Familien ausgeben. Da Frauen nun vermehrt berufstätig und damit finanziell unabhängig sind, sollen Serien geschaffen werden, durch die sie direkt angesprochen werden. „Cagney and Lacey“ (1982-1988), in welcher die Hauptrollen zwei New Yorker Polizeibeamtinnen in Ausübung ihres Berufes darstellen, ist eine der Serien, die bei Frauen einen hohen Zuspruch findet, da sie ein neues Frauenbild, das der unabhängigen Frau, vorführt.

 

Auch „Dallas“ (1978-1991) und „Dynasty“ (D: „Der Denver Clan“ 1981-1989) fanden in dieser Zeit eine weltweite Verbreitung und wurden von einem überwiegend weiblichen...

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