Wer an einer solidarischen medizinischen Versorgung festhalten will, darf diese zivilisatorische Errungenschaft nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Gesundheit sollte keine Frage des Geldes sein. Wie aber kann das funktionieren, wenn gleichzeitig die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung begrenzt werden müssen, weil die Medizin immer besser und die Gesellschaft immer älter wird? Und was bedeutet es für den Sozialstaat, dass auch in Deutschland die Armen zehn Jahre früher sterben? Stefan Huster, einer der wichtigsten Vordenker im Bereich der Gesundheitspolitik, betrachtet diese Fragen aus juristischer und sozialphilosophischer Perspektive und entwickelt Grundsätze einer sozialen Gesundheitsgerechtigkeit. Er fordert, dass die wegen der notwendig gewordenen Kostendeckelung längst gängigen Leistungsbeschränkungen nicht im Gutdünken des Arztes liegen dürfen, sondern ein transparenter und verbindlicher Katalog entwickelt wird (Priorisierung). Und er weist darauf hin, dass wir uns einen medizinischen Fortschritt um jeden Preis nicht mehr leisten können und möglicherweise sogar auf sinnvolle Leistungen verzichten müssen (Rationierung). Und nicht zuletzt nimmt Huster die Diskussion über eine Public Health-Politik auf und sucht nach solidarischen Lösungen, damit die Klassenlage nicht über die Kassenlage bestimmt.
Stefan Huster, geboren 1964, Studium der Rechtswissenschaft und Philosophie in Bielefeld und Frankfurt/M., Promotion und Habilitation in Heidelberg, Professor an der FernUniversität in Hagen. Seit 2004 lehrt er Öffentliches Recht und Sozialrecht an der Ruhr-Universität Bochum und leitet das dortige Institut für Sozialrecht. 2010/11 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.
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