Essay aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Ältere deutsche Literatur und Sprache), Veranstaltung: Hauptseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Seit der italienischen Renaissance wurde Melancholie oft mit Genialität in Verbindung gebracht. Für bestimmte Berufsgruppen galt sie als ein Markenzeichen, welches für schöpferischen Geist und Kreativität stand. 'Die Selbststilisierung als melancholisches Saturnkind gehört[e] in der Künstler-, Dichter- und Gelehrtenwelt zum guten Ton' (M. Müller, 592). Melancholie erst schien der Motor zu sein, der beim Genie Kreativität freisetzen konnte. In der Literaturwissenschaft war es lange Zeit Konsens, dass es dem Faust des Volksbuchs an dieser Genialität mangelte. Dies war auch einer der Hauptgründe, weshalb die 'Historia' in Forscherkreisen als nicht besonders 'gut' galt. 'Man vermißte am Faust des Volksbuches das Zeichen jener tragischen Größe, die spätere Generationen in ihm verkörpert sahen, man verübelte es dem Autor, daß er aus kleinlichen religiösen Gründen, wie man meinte, Fausts Paktmotive, den Wissensdrang und Forscherehrgeiz, so einseitig negativ beurteilte, und machte ihm also zum Vorwurf, daß seine Auffassung und Gestaltung des Faustthemas in keiner Weise dem entspricht, was wir heute an Vorstellungen, Ideen und Problemen mit diesem Thema zu verknüpfen gewohnt sind' (Könnecker, 161). Welches sind aber die spezifischen Merkmale eines genialen Menschen? Genies fühlen sich meistens auf Grund ihrer außergewöhnlichen Begabung von ihrer Umwelt unverstanden. Sie leiden unter starken Gefühlsschwankungen. Seit der Romantik, besonders seit Schopenhauer heißt es, dass Genialität und Wahnsinn oft nahe beieinander liegen. Oft wird ihnen Einzelgängertum und - damit verknüpft - der Hang zu Alkohol und Drogen nachgesagt. Beleuchet man in diesem Zusammenhang den Lebensstil Fausts, zeigen sich deutliche Parallelen: Zum einen charakterisiert Fausts Leben das 'Motiv der sozialen Bindungslosigkeit' (M. Müller, 592): Als eines Bauwern Sohn geboren, wird er zur Erziehung einem reichen Vetter übergeben und siedelt ins städtische Milieu nach Wittenberg um - an den Ort, an dem auch der geniale Melancholiker Hamlet seine Studienzeit verbrachte. Fausts gelerniger und geschwinder Kopff, die Leichtigkeit, mit der er sein Theologie-Studium bewältigt und als Bester abschließt (Vgl. 14, 13-19), scheinen diese Maßnahme des 'Verpflanzens' zu rechtfertigen. Dennoch wirkt Faust entwurzelt, weil er nirgendwo wirklich hingehört. Er passt auf der einen Seite als sozialer Aussteiger nicht mehr zum Bauernstand. [...]
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