LIEDER UND TEXTE
MONOLOG DER SYNAGOGE2
Ein Jubiläum hätt’ es sein können.
Und war nur das Jahr des Endes.
Oder war's der Anfang vom Ende?
In 18-38 ward ich in die Welt geworfen.
Die Synagog’ in Storms-Jätzke.
Nicht an der Hauptstraß',
das war' der Liebe zu viel,
sondern abseits in der Gasse.
Gepriesen seiest du, Packenius,
liberaler Bürgermeister der Stadt,
weil du 35 Juden das Grundstück schenktest.
Gepriesen ihr aufgeklärten Bürger,
die ihr den Kindern Israel das Recht erstrittet,
ihr Freunde Lessings und des weisen Nathan.
Gepriesen die Französische Revolution;
mit ihr sprangen wir
aus finsterem Mittelalter
in die Neuzeit.
Hundert Jahre währte mein Leben
und diente nur der Ehre des Herrn,
dessen Name unaussprechlich ist,
der geführt hat aus mancherlei Sklaverei
und Not
und Unmündigkeit,
der Herr Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Hundert Jahre nur,
da kamen die braunen Hemden
und rissen mir die Rollen der Thora
wie Gedärme aus dem Bauch.
Es riecht nach Benzin
in der Nacht,
da mehr als Kristall zerbrach.
Die raschen Flammen
brennen mir den Leib herunter
und künden von noch schlimmerem Rauch,
der emporsteigen wird.
Verweht?
Vergessen?
Der Schrei verhallt?
Die Tränen ungeweint?
Oder hab ich,
da die Mauern mir gebrochen sind,
einen Ort
bei euch
in eurem Gedenken?
Fünfzig Jahr danach,
in denen ich
umherirrte
und suchte
nach den
wahrhaft Trauernden.
VOLKSKIRCHE - RHEINISCH LIED3
Gestern kam sie zu mir
Ihr Gang ließ frühere Leichtigkeit ahnen
Wir setzten uns an den groben Tisch
Ihre müden Augen leuchteten blau wie der Himmel
Na, wie isset? fragte ich
Joot
Was kann man im Rheinland anderes erwarten
Und wie immer
Es stimmte nicht
Sie hatte bessre Zeiten hinter sich
Et is wie et is
Die Hände abgearbeitet von der Liebe zu den Menschen
Das krumme Holz probt aufrechten Gang
Die Mächtigen lagen ihr zu Füßen - was den Füßen nicht gut tat
Die Massen jubelten ihr zu - was den Ohren nicht gut tat
Das ist vorbei
Bist dünn geworden
Hmm
Früher wog sie 120 Kilo
War das nun Gesundfasten oder
Vorbote unheilbarer Krankheit
Ich wagte nicht zu fragen
Wir schwärmten von vergangnen Tagen
Einst stand Schleiermacher ihr Pate
Kirche durch das Volk - das war ihr Taufspruch
Die Eltern dachten antikonsistorial
Später erinnerte man sich nicht recht
Hieß es
Völkische Kirche - will sagen Kirche im braunen Umhang
Kirche für das Volk - will sagen Betreuungsverein
Nun ist es den Leuten einerlei
Et kütt wie et kütt
Mitgebracht hat sie mir ein Wort
Dass Gott den Menschen liebt
Ohn’ Unterlass
Und Kleingedrucktes gibt es nicht
Das Wort liegt auf dem Tisch
Und duftet kräftig hoffnungsvoll
Da steht sie auf
Und geht zur Tür
Sie wackelt
Aber mit Würde
Draußen warten die Rübenfelder
Und die Menschen
TELEFONSEELSORGE4
0800 1110 111 oder 222
Freecall
Das Gespräch ist frei und macht auch frei
Ich red jetzt los und du hörst zu
Gott
Oder wer auch immer am Ende der Leitung
Alles leg ich in dein Ohr
Und in dein Herz
Nimmst weg den Kummer und den Gram
Die Schuld und alles Zagen
Gibst wieder mir
Den sichren Schritt
Im Spiegel erkenn‘ ich mein Gesicht
Und buchstabiere zaghaft:
i-c-h
0800 1110 111 oder 222
Freecall
Das Gespräch ist frei und macht auch frei
Ich red jetzt los und du hörst zu
Gott
Oder wer auch immer am Ende der Leitung
Alles leg ich in dein Ohr
Und in dein Herz
Die Scherben schick ich durch den Draht
Weiß keinen Kitt
Der neu zusammenbringt
Was mir zerbrach
Weiß selbst die Frage nicht
Geschweige denn die Antwort
Ich ruf nur an
Den Namen kennst du nicht
0800 1110 111 oder 222
Freecall
Das Gespräch ist frei und macht auch frei
Ich red jetzt los und du hörst zu
Gott
Oder wer auch immer am Ende der Leitung
Alles leg ich in dein Ohr
Und in dein Herz
Der heiße Draht erzittert fast
So zornig bin ich
Und so laut
Der kalte Draht hält Schweigen aus
So ratlos bin ich
Und so leis‘
Hörst du auch,
Wenn stumm ich schrei
0800 1110 111 oder 222
Freecall
Das Gespräch ist frei und macht auch frei
Ich red jetzt los und du hörst zu
Gott
Oder wer auch immer am Ende der Leitung
Alles leg ich in dein Ohr
Und in dein Herz
Keinem sag ich
Was ich dir gesagt
Die wilden Träume sprech’ ich aus
Vom Glauben weiß ich nichts
Weiß nicht warum ich atme
Wer bist du denn, dem ich vertrau‘
Der Boden gibt
unter die Füße
Der Liebe gibt, auf die ich bau‘
0800 1110 111 oder 222
Freecall
Das Gespräch ist frei und macht auch frei
Ich red jetzt los und du hörst zu
Gott
Oder wer auch immer am Ende der Leitung
Alles leg ich in dein Ohr
Und in dein Herz
ETERNAL FLAME5
1. Schau dich um in dieser Welt, schau doch
Sie braucht ihn, braucht seinen Segen. Es regiert nur Geld
Es geht alles schief. Sie braucht seinen Segen
Gottes Segen für die ganze Welt
2. Glaube fest, Gott segnet dich, darum
Gehe frei auf deinen Wegen. Und nimm in den Arm
der nicht weiter weiß. Er braucht seinen Segen
Gottes Segen für die ganze Welt
3. Ob verrückt oder kummervoll geknickt
ob verlacht oder einfach in ´ner Ecke halb versteckt
Ich weiß: er braucht Gottes Segen.
4. Schau dich um in dieser Welt, schau doch
Sie braucht ihn, braucht seinen Segen. Es regiert nur Geld
Es geht alles schief. Sie braucht seinen Segen
Gottes Segen für die ganze Welt
IN IHM IST DAS LICHT6
Ref.: In ihm ist das Licht,
in ihm ist es hell
und voll Zuversicht
läuft zum Stalle ganz schnell
jeder der die Botschaft erfährt.
1. Augustus hat's befohlen:
geschätzt wird alle Welt
doch Josef und Maria
wollen, dass Gott Recht behält. Ref.
2. Nach einer langen Reise
in Bethlehem, im Stall
wird Jesus Christ geboren
darum singt das ganze All. Ref.
3.Die Hirten hör’n die Kunde
die Weisen seh’n den Stern
weil Gottes Liebe Kind wird
glauben alle Menschen gern. Ref.
4. Ihr Wassenberger Christen
ihr Leute fern und nah
traut endlich Jesu Frieden
Gott macht sein Versprechen wahr. Ref.
HÜSCH-NACHRUF7
Lieber Hanns Dieter
gerade jetzt
wo mein schwarzer Anzug
in der Reinigung ist
für Weihnachten
hast du dich allein auf den Weg gemacht
Einmal
hast du versprochen
mich mitzunehmen
wenn du den lieben Gott besuchst
in Moers oder Köln
Jetzt
schau ich dir traurig nach
Du läufst ohne mich geradeaus
immer weiter
bis sich Himmel und Erde berühren
hin zu der schmalen Grenze
zwischen Leichtsinn und Schwermut
wo alles zusammenkommt
der Acker sich in Wolken verliert
die Angst von der Hoffnung aufgesogen wird
wie im Traum
Hast eingepackt
Zahnbürste und Geschichten
der liebe Gott hat dich engagiert
zur Erheiterung des Himmels
Daueranstellung
kein Gastspiel
Bestell liebe Grüße
Gern hätt’ ich gewusst
ob ER
tatsächlich aussieht
wie eine Mischung
aus Jack Lemmon und Danny Kaye
oder ob das
wieder mal
nur ein Versuch war
das Schwere leicht zu sagen
Grüß auch die andern
die dort wohnen
Mutter, Onkel und Tante
die Freunde
Hagenbuch und Ditz Atrops
Während ich dir nachschaue
summ ich deine Lieder
voller Wärme und Güte
Sehnsucht und Einsamkeit
Elend und Liebe
und Gottvertrauen
und Gottvertrauen
Ich weiß
Wir sehen uns wieder.
2 Aus der historischen Revue „Eine Synagoge in Wassenberg“, November 1988
3 Für die EKD-Synode 1.11.1997
4 Jubiläum ökumenische Telefonseelsorge im Kirchenkreis Jülich im Jahre 2000
5 Liedtext für die Kirchenband, Mel.: Eternal Flame...