Einleitung
Ziel dieses Buches
Selbstvertrauen beeinflusst unser Leben auf vielfältige Weise. Mangelndes Selbstvertrauen kann alle möglichen unangenehmen Folgen für unser Gefühlsleben und Verhalten haben. Es sorgt dafür, dass wir uns nicht im besten Licht zeigen, und es kann uns unsicher und traurig machen. Menschen mit starkem Selbstvertrauen sind dagegen glücklicher und leiden weniger unter psychischen Problemen. Sie zeigen mehr Initiative und fühlen sich unter Menschen wohler. Selbstvertrauen ist, kurz gesagt, ein Mittel zur Erreichung eines Ziels. Wir brauchen es, um uns wohlzufühlen und unser Leben gut und sinnvoll zu gestalten.
Wenn Sie dieses Buch in die Hand genommen haben, haben Sie womöglich selbst wenig Selbstvertrauen. Vielleicht suchen Sie aber auch nach einer Möglichkeit, jemandem in ihrem Umfeld dabei zu helfen, seinen Perfektionismus, seine mangelnde Selbstachtung oder seine Versagensangst zu überwinden. Oder Sie sind ein Elternteil oder ein Erzieher und suchen nach einem verantwortungsbewussten Weg, das Selbstvertrauen von Kindern zu stärken. Wie immer Ihre Frage lauten mag, Sie sind sicherlich auf der Suche nach einer klaren und gut begründeten Antwort, die Sie direkt in die Praxis umsetzen können.
Dieses Buch ist daher ausdrücklich als Selbsthilfe-Buch konzipiert. Ich habe es geschrieben, um Sie beim Aufbau Ihres eigenen Selbstvertrauens oder des Selbstvertrauens anderer zu unterstützen. Im ersten Kapitel gehe ich darauf ein, was genau Selbstvertrauen ist.
Danach schildere ich eine Reihe praktischer Schritte, die Sie unternehmen können, um Ihr Selbstvertrauen zu stärken. Dabei kommt unter anderem Folgendes zur Sprache:
- Praktische Aufgaben. Wissen ist wichtig, aber es bringt nicht viel, wenn man es nicht praktisch umsetzt.
- Was sind die häufigsten Fehler, wenn es um die Stärkung des Selbstvertrauens geht (und wie können Sie sie vermeiden)?
- Wie geht man mit Perfektionismus und Versagensangst um?
- Welche Quellen des Selbstvertrauens gibt es?
- Wie kann man voller Selbstvertrauen sein, ohne arrogant oder eingebildet zu wirken?
Im letzen Kapitel des Buches werden diese ganzen Informationen in einem Stufenplan zusammengefasst, mit dem Sie nach dem Lesen dieses Buches Ihr Selbstvertrauen weiter stärken können. Für jeden Bereich Ihres Selbstvertrauens erhalten Sie spezielle Aufgaben. So verfügen Sie über ein übersichtliches Handbuch, mit dem Sie sofort in die Praxis einsteigen können.
Ich verspreche Ihnen nicht, dass Sie mithilfe dieses Buches all Ihre Träume erfüllen und ein unerschütterliches, felsenfestes Selbstvertrauen aufbauen werden, das niemals ins Wanken gerät. Solche Versprechungen werden Ihnen nur von selbst ernannten „Gurus“ aufgetischt, im ungünstigsten Fall tragen sie gerade zu einer Schwächung des Selbstvertrauens bei. Denn letztlich wird man sich immer eingestehen müssen, dass man die versprochene Perfektion nie erreicht, und sich dafür dann noch die Schuld geben. Das will ich Ihnen nicht antun.
Ich möchte daher gleich vorab sagen, dass die persönliche Entwicklung ein Prozess ist, der langsam verläuft und sich fast nie unserer Vorstellung von Perfektion fügt. Es ist durchaus möglich, das eigene Selbstvertrauen zu stärken, doch dazu gibt es kein Wundermittel. Die Arbeit an sich selbst erfordert Zeit, Achtsamkeit und Engagement. Dieses Buch kann Ihnen auf Ihrer Tour ein guter Reiseführer sein, aber Sie selbst werden es letztlich sein, der den ersten Schritt gehen und die Disziplin aufbringen muss weiterzugehen. Die Lektüre dieses Buches ist ein erster Schritt auf Ihrer Reise, die Übungen zu nutzen füllt die restliche Wegstrecke Ihrer Reise aus.
Hintergrund
In meiner Praxis arbeite ich als Trainer täglich mit Menschen, die sich mehr Selbstvertrauen wünschen. In Gruppen oder Einzelgesprächen habe ich unterschiedlichste Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren begleitet, von Studierenden bis zu Führungskräften. Sie melden sich unter anderem in meinen Kursen an, weil sie sich unter Menschen oder in ihrer Partnerschaft nicht wohlfühlen. Ihr geringes Selbstvertrauen macht sich auch oft in professionellen Zusammenhängen bemerkbar, zum Beispiel häufig in der Vorstellung, nicht genug zu leisten. Manche von ihnen geraten in die Nähe eines Burn-outs, weil sie sich ständig dazu gedrängt fühlen, ein perfektes Ergebnis zu liefern.
Diese Rolle als Trainer war für mich nicht immer selbstverständlich. Denn früher habe ich selbst mit einem Mangel an Selbstvertrauen gerungen. Ich stottere schon mein ganzes Leben, und das hat sich lange sehr negativ auf mein Selbstvertrauen ausgewirkt. Ich versuchte immer, mein Gestammel zu kompensieren, indem ich mich auf anderen Gebieten hervortat. Zum Beispiel indem ich mehr Bücher las als andere und bessere Noten erzielte. Ich war ständig darum bemüht, besser zu sein als die anderen. Meinem Selbstvertrauen half das aber wenig. Solange meine Leistung gut war, fühlte ich mich ziemlich wohl. Aber es bestand immer die Gefahr, letztlich doch noch zu versagen und damit zu offenbaren, dass ich „nicht gut genug war“. Dieser Druck hatte zur Folge, dass mich eine ständige Unruhe begleitete. Und wenn ich wirklich einmal hinter der Leistung der anderen zurückblieb, fühlte ich mich erst recht mies.
Es hat mich viel Zeit gekostet zu erkennen, wie ich ein stabiles und starkes Selbstvertrauen entwickeln konnte. Zum ersten Mal entdeckte ich die Möglichkeiten einer solchen persönlichen Entwicklung, nachdem ich mir in der örtlichen Bibliothek ein Buch von Anthony Robbins ausgeliehen hatte. Robbins ist einer der bekanntesten „Selbsthilfegurus“. Er hat zahlreiche Bücher über persönliche Entwicklung und Erfolg verfasst. Ich fand die Themen, die in seinem Buch besprochen wurden, sehr interessant, erkannte aber auch, dass viele Dinge so nicht funktionierten. Ich studierte Psychologie, um herauszufinden, was die Wissenschaft zum Thema persönliche Entwicklung zu sagen hatte. Doch schon bald musste ich erkennen, dass die Psychologie an diesem Thema nur wenig Interesse hatte. Während meines Studiums habe ich eine Menge Nützliches über den Aufbau einer Studie, die Möglichkeit, bei Klienten Veränderungen zu bewirken, und die Persönlichkeit und deren Entwicklung gelernt. Dabei ging es jedoch vor allem um die Heilung von Kranken und weniger um die Entwicklung von gesunden Menschen.
Meine Abschlussarbeit habe ich schließlich über die Wirkung von Selbsthilferatgebern geschrieben. In den Büchern von Dr. Anthony Robbins, Wayne Dyer und anderen Selbsthilfegurus geht es um das Streben nach einem besseren Leben und die Suche nach Glück. Doch oft lässt die Qualität ihrer Ratschläge einiges zu wünschen übrig. Freilich muss man den Autoren zugutehalten, dass sie Fragen zu Glück, Normen und Werten, zu Liebe und Sinnsuche zumindest thematisieren. Im Schlussteil meiner Abschlussarbeit habe ich daher die Frage aufgeworfen, warum die wissenschaftliche Psychologie diesen Themen so wenig Aufmerksamkeit schenkt.
Der Zweitgutachter meiner Arbeit sagte mir, dass man sich in der sogenannten Positiven Psychologie durchaus wissenschaftlich mit diesen Themen auseinandersetze. Diese ziemlich neue Richtung innerhalb der Psychologie konzentriere sich auf die Frage, was ein glückliches Leben sei und wie man es verwirklichen könne. In den Medien wird sie auch als „Glückswissenschaft“ bezeichnet. Die erforscht beispielsweise Themen wie Weisheit, Glück, positives Denken, Selbstdisziplin und soziale Fähigkeiten. Diese eine Anmerkung zu meiner Arbeit hat weitgehend darüber entschieden, womit ich mich in den Jahren danach beschäftigen sollte.
Der erste Schritt, zu dem ich mich entschieden hatte, bestand darin, selbst etwas zur Forschung innerhalb der Positiven Psychologie beitragen zu wollen. Das gestaltete sich damals noch ziemlich schwierig. Schon während meines Studiums hatte ich ja erfahren müssen, dass man vier Jahre studieren konnte, ohne je etwas über positive Psychologie zu hören. Und bei der Suche nach einer Alma Mater für meine Promotion zeigte sich, warum. Die meisten Universitäten standen der Erforschung dieser Themen äußerst reserviert gegenüber. Nur die Freie Universität Amsterdam wollte diesen Themen eine Chance einräumen. So habe ich 2009 mit meiner Promotion zur Wirksamkeit von Selbstvertrauens-Trainings begonnen. Ich habe die internationale Literatur auf diesem Gebiet aufgearbeitet und schließlich wirksame Prinzipien zur Entwicklung eines starken Selbstvertrauens gefunden. Die Zeit, in der ich mich dieser Untersuchung widmete, hatte viele positive Konsequenzen.
Zunächst einmal bewirkte sie, dass mein persönliches Selbstvertrauen enorm gestärkt wurde. Ich habe eingesehen, dass ich nicht mit meinem Stottern gleichzusetzen bin, sondern auch andere Charaktereigenschaften habe, die mich zu einem wertvollen Menschen machen. Außerdem habe ich entdeckt, dass der Versuch, sein Selbstvertrauen auf die eigenen Leistungen und Erfolge aufzubauen, ein Spiel ist, das man niemals gewinnen kann. Das Selbstwertgefühl kann nur stabil sein, wenn es aus einem selbst kommt und nicht zu sehr auf dem Urteil anderer beruht. Diese Einsicht hat mir viel innere Ruhe verliehen und dazu geführt, dass ich eine Menge nebensächlicher Dinge, über die ich mir immer große Sorgen gemacht hatte, leichter relativieren konnte.
Als ich nicht mehr versuchte, meinen Selbstwert durch Leistung zu steigern, gelang mir lustigerweise auf einmal manches viel besser. Ich gründete das Institut für Positive Psychologie und, wie Sie sehen, habe ich die Möglichkeit erhalten, ein Buch dazu zu schreiben. Für mich persönlich ist es...