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Strategien der Ausgrenzung. Exkludierende Effekte staatlicher Politik und alltäglicher Praktiken in Bildung und Gesellschaft

VerlagWaxmann Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl209 Seiten
ISBN9783830974161
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis25,10 EUR
Ausgrenzung wird in modernen Gesellschaften als soziale Handlung sowie als sozialer Zustand negativ bewertet. Fehlende Integration und mangelnde Teilhabe werden überall festgestellt und anhaltend beklagt. Zugleich hat sich in den meisten westlichen Staaten seit einigen Jahren ein neues Regime im Umgang mit sozialer Ungleichheit etabliert. Zu diesem gehören unter anderem eine verschärfte Kontrolle und die Kriminalisierung von Ausgegrenzten bzw. von Auszugrenzenden. Die Beiträge dieses Bandes thematisieren wenig beachtete, den offiziellen politischen und gesellschaftsbezogenen Äußerungen zuwiderlaufenden Prozesse. Hier werden sie als Strategien der Ausgrenzung verstanden. Aus der Perspektive soziologischer und erziehungswissenschaftlicher Analysen befassen sich die Autorinnen und Autoren mit sehr unterschiedlichen – mehr oder weniger versteckten – Formen sozialer Ausgrenzung.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. Strategien der Ausgrenzung – einleitende Bemerkungen
  3. Differenzmarkierungen im Ausweisungsdiskurs Zur medialen wie politisch-juridischen Konstruktion von „Integrationsverweigerern“
  4. Exklusionsempfinden und Familienstrategien Eine Problemskizze anhand von zwei Fallrekonstruktionen
  5. Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt und von gesellschaftlicher Teilhabe – Folgen von „Hartz IV“
  6. Staatsbürgerrecht als Instrument der Ausgrenzung
  7. Verdeckte Formen der Beraubung Herausforderungen der erziehungswissenschaftlichen Gewaltforschung
  8. Schulentwicklung: Exklusionsrisiken und Inklusionspotenziale
  9. Die Ausgrenzung von Schülerinnen und Schülern als Falle für Schulunterricht Aspekte nicht-formal angeeigneten Wissens
  10. Lernen von Finnland? Im Ernst? Probleme der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit im Schulsystem
  11. Strategien der Ein- und Ausgrenzung
  12. Autorinnen und Autoren
Leseprobe
Die Ausgrenzung von Schülerinnen und Schülern als Falle für Schulunterricht Aspekte nicht-formal angeeigneten Wissens (S. 151-152)

Anja Kraus

1 Einleitung


Um die Anerkennung von Lernleistungen europaweit vergleichbar und nutzbar machen zu können, forderten die Regierungschefs der Europäischen Union auf einer Tagung des Europäischen Rats im März 2005 in Brüssel einen „Europäischen Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen (European Qualifications Framework / EQF)“. Im Jahr 2008 erstellte eine weitgehend wissenschaftsferne Expertenkommission einen solchen Qualifikationsrahmen. Dessen an (arbeitsmarkt-) politischen Überlegungen orientiertes Ziel ist es, Transparenz in Bezug auf die europäischen Bildungssysteme und -angebote zu schaffen, um so u. a. die Mobilität in Aus- und Weiterbildung zu fördern.

Dazu sollen bspw. die Bildungsabschlüsse europaweit vereinheitlicht und Instrumente für eine Qualitätssicherung entwickelt werden. Damit ist der Anspruch verbunden, eine europaweite Gleichwertigkeit von schulischer, beruflicher und akademischer Bildung herzustellen. Das Augenmerk wandert hier weg von inhaltlich vorstrukturierten Bildungswegen und -abschlüssen hin zu Kompetenzprofilen, die individuell gedacht und anhand ihres jeweiligen Aktualisierungsbedarfs ermittelt werden.

Im Europäischen Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen werden Qualifikationsgrade sehr allgemein an Lernergebnissen bemessen, die acht offen gefassten Niveaus von Tätigkeitsanforderungen zugeordnet sind. Unter Kompetenz wird hier, in einer ebenfalls sehr offenen Formulierung, „die nachgewiesene Fähigkeit, Kenntnisse und Fertigkeiten […] zu nutzen“, verstanden (Kommission der europäischen Gemeinschaften 2006: 18). Der Akzent liegt dabei auf der selbstständigen Übernahme von Verantwortung. Kenntnisse werden gefasst als „das Ergebnis der Verarbeitung von Informationen durch Lernen.

[Sie] bezeichnen die Gesamtheit der Fakten, Grundsätze, Theorien und Praxis in einem Lern- oder Arbeitsbereich“ (ebd.). Mit dem Begriff der Fertigkeit wird „die Fähigkeit [bezeichnet], Kenntnisse anzuwenden und Know-How einzusetzen, um Aufgaben auszuführen und Probleme zu lösen“ (ebd.).

Da Lebenslanges Lernen einen Prozess beschreibt, der in allen Lebensphasen und Lebensbereichen, an verschiedenen Lernorten und in vielfältigen Lernformen angeregt und unterstützt werden kann, wird mit dem EQF letztlich eine Brückenbildung zwischen formal, nicht-formal und informell erworbenen individuellen Kompetenzprofilen angestrebt. Von daher stellt sich vorrangig das Problem der empirischen Erfassung solcher Kompetenzprofile resp. die Frage nach den Möglichkeiten und Modi einer Validierung und Zertifizierung solcher Kompetenzen, die durch Erfahrung, also weitgehend implizit, erworben wurden.

In nationalen Qualifikationsrahmen wird derzeit die Programmatik des EQF weiter detailliert und operationalisiert. Mit der Modularisierung von Ausbildungsprofilen werden Formen des Kompetenzerwerbs festgelegt. Entwickelt werden in der Hauptsache outputorientierte Messverfahren.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort8
Strategien der Ausgrenzung – einleitende Bemerkungen10
1 Einleitung10
2 Soziologische Perspektiven auf jüngere Ausgrenzungsprozesse11
3 Gesellschaftliche Ausgrenzung und Erziehung(-swissenschaft)15
4 Die Beiträge des Bandes19
Differenzmarkierungen im Ausweisungsdiskurs Zur medialen wie politisch-juridischen Konstruktion von „Integrationsverweigerern“28
1 Einleitung28
2 Differenzmarkierungen im Ausweisungsdiskurs31
3 Die rechtlichen Folgen von Differenz41
4 Ausweisung als integrierende Sanktion46
Exklusionsempfinden und Familienstrategien Eine Problemskizze anhand von zwei Fallrekonstruktionen52
1 Einleitung52
2 Das Problem der sozialen Exklusion53
3 Das Konzept Exklusionsempfinden58
4 Familienstrategien – zwei Fallrekonstruktionen63
5 Fazit69
Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt und von gesellschaftlicher Teilhabe – Folgen von „Hartz IV“76
1 Einleitung76
2 Positive Aspekte der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe79
3 Die grundsätzlichen Änderungen79
4 Kostenexplosion durch Leistungsmissbrauch?81
5 Kosteneinsparungen durch die Reform der Reform82
6 Arbeit schändet nicht – Hauptsache Arbeit85
7 Ausschluss statt Integration in den Arbeitsmarkt89
8 Resümee91
Staatsbürgerrecht als Instrument der Ausgrenzung94
1 Einleitung94
2 „Besserung“95
3 Nützlichkeit96
4 Abstammung und Stammesgemeinschaft97
5 Erst integrieren, dann Staatsbürgerrechte105
Verdeckte Formen der Beraubung Herausforderungen der erziehungswissenschaftlichen Gewaltforschung116
1 Mondflüge und Fahrräder117
2 Reflexive Erziehungswissenschaft119
3 Das Dilemma des pädagogischen Gewaltdiskurses121
4 Erziehungswissenschaft als Kulturwissenschaft?122
5 Verdeckte Formen der Beraubung124
6 Symbolische Gewalt und verteiltes Handeln125
7 Ausblick127
Schulentwicklung: Exklusionsrisiken und Inklusionspotenziale132
1 Problemaufriss132
2 Inklusion als Herausforderung schulischer Entwicklung133
3 Schule als gesellschaftliche Institution136
4 Widersprüche in schulischen Entwicklungsprozessen139
5 Fazit: Reflexive Schulentwicklung als Potenzial einer inklusiv gestalteten Schule147
Die Ausgrenzung von Schülerinnen und Schülern als Falle für Schulunterricht Aspekte nicht-formal angeeigneten Wissens152
1 Einleitung152
2 Methodologische Überlegungen155
3 Implizites Erfahrungswissen im Schulunterricht158
4 Empirische Studie159
5 Resümee166
6 Ausblick168
Lernen von Finnland? Im Ernst? Probleme der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit im Schulsystem172
1 Finnland als Vorbild und Warnung172
2 Förderung der Schwachen – eine öffentliche Aufgabe173
3 Vernachlässigung der Kinder mit einem Migrationshintergrund175
4 Von Gendergerechtigkeit weit entfernt177
5 Probleme finnischer Jugendlicher beim Übergang in das Beschäftigungssystem179
6 Finnische Lektionen181
Strategien der Ein- und Ausgrenzung186
1 Einleitung186
2 Eingrenzung und Ausgrenzung I – Exklusion187
3 Eingrenzung und Ausgrenzung II – Integration195
4 Strategien der Ein- und Ausgrenzung?202
Autorinnen und Autoren208

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