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Wie viele Götter sind im Himmel? Religiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter

VerlagWaxmann Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl203 Seiten
ISBN9783830973911
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,90 EUR
Im Zentrum dieses Bandes steht die Frage, wie Kinder religiöse Unterschiede wahrnehmen. Der Schwerpunkt liegt bei Kindern in Kindertagesstätten. Gefragt wird nach der Situation, in der Kinder häufig erstmals in dauerhafter Form mit anderen Kindern zusammen sind, die andere kulturelle und religiöse Hintergründe aufweisen als sie selbst. Bislang haben die empirische Forschung ebenso wie die Bildungs- und Sozialpolitik diesen Aspekt im Aufwachsen der Kinder fast durchweg ausgespart. Angesichts einer zunehmend multireligiösen Gesellschaft kann es nicht mehr einleuchten, die Fragen einer interreligiösen Bildung und damit auch der religiösen Differenzwahrnehmung im Kindesalter auszublenden.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Mein Gott – Dein Gott, kein Gott? Religionen in Kitas erleben
  3. Zur Einleitung
  4. Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten
  5. Religiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter
  6. Religiöse und kulturelle Unterschiedlichkeit als pädagogische Herausforderung im Elementarbereich. Eine jüdische Perspektive
  7. Religiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter
  8. Die Erfahrung religiöser Differenz in der Kindertagesstätte – ein Kommentar aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive
  9. Children’s Faith – a Matter of Morality?
  10. Der Andere – fast so wie ich? Der Unterschied zwischen dem Ich und dem Anderen aus der Sicht von Kindergartenkindern
  11. Interreligiöse Bildung – bildungstheoretische Perspektiven
  12. Die Tübinger Studie: Religiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter
  13. Anhang
Leseprobe
Der Andere – fast so wie ich? Der Unterschied zwischen dem Ich und dem Anderen aus der Sicht von Kindergartenkindern (S. 89-90)

Lernen, mit dem Anderen umzugehen, ist eine wichtige Eigenschaft bei der Entwicklung von Kindern, die in Gemeinschaften aufwachsen, die durch Pluralität gekennzeichnet sind. Die Begegnung mit dem Anderen erzeugt verschiedene Emotionen – von offener Neugier bis hin zu abwehrender Angst. Die Annäherung des Anderen ist je nach Alter des Kindes von der Suche nach Übereinstimmungen und dem Entdecken der Unterschiede gekennzeichnet.

Die philosophische Sicht der kognitiven Struktur von Emotionen der Philosophin Martha Nussbaum hat gemeinsam mit der phänomenologisch-dialektischen Sicht der Entwicklungspsychologin Leni Verhofstadt-Denève zu einem Untersuchungskonzept geführt, bei dem Untersucher und Kind (als Mituntersucher/Co-Researcher) die Begegnung mit dem Anderen repräsentieren und erkunden.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass für Kleinkinder die Ausstrahlung des Anderen eine wichtige Voraussetzung ist, um eigene Anstrengungen zur Vertiefung des Kontaktes zu zeigen. Bei Kontakten zu dem Anderen greifen sie dann auf frühere Erfahrungen zurück (soziales Kapital) und bei gemeinsamen Spielaktivitäten sind ihnen für die Aufrechterhaltung des Kontaktes zu dem Anderen Übereinstimmungen wichtig. Die Untersuchungsmethode bietet eine interessante Perspektive für Unterrichtsaktivitäten, um zu lernen, mit dem Anderen umzugehen.

Im vorliegenden Beitrag zeige ich zunächst anhand eines konkreten Beispiels auf, was es für das Kind bedeutet, dem Anderen zu begegnen. Als Ausgangspunkt bediene ich mich der Theorie der narrativen Identitätsentwicklung1 und der Position des „signifi kanten Anderen“ in der Identität einer Person2 sowie der Empfi ndungen, die die Begegnung mit dem Anderen erzeugen kann.

Im Weiteren beschreibe ich das Untersuchungsziel sowie die Vorgehensweise und zeige einige unserer Untersuchungsergebnisse auf. Abschließend nehme ich Bezug auf die Ergebnisse und nenne einige konkrete Vorschläge für die Unterweisung im Umgang mit dem Anderen, das bedeutet: Lernen, zusammen zu leben.

Jochem: ein konkretes Beispiel Im niederländischen Bildungssystem muss jedes Kind ab vier Jahren die Gruppe 1 der Grundschule besuchen.
Die Gruppen 1 und 2 sind die Vorschulgruppen, was dem deutschen Kindergarten entspricht. In den vergangenen Jahren ist es üblich geworden, dass Kinder im Monat vor ihrem vierten Geburtstag einen Tag lang ihre künftigen Lehrer und Klassen besuchen. Jochem, ein Junge, der gerade vier Jahre alt geworden ist, war also einen Tag in der Schule zu Besuch: Jochem freut sich auf morgen, denn dann geht er in eine echte Schule! Er hat zusammen mit seiner Mutter die Tage gezählt und freut sich riesig auf diesen Tag. An der Hand seiner Mutter läuft Jochem mit seiner Lieblingsdecke in der Hand fröhlich und voller Vertrauen in seine neue Klasse.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Mein Gott – Dein Gott, kein Gott? Religionen in Kitas erleben8
Zur Einleitung10
Teil 1: Interreligiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter – Befunde, Diskussionen, Perspektiven14
Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten16
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt im Überblick16
1. Hintergründe: Interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten als übergangene Herausforderung16
2. Das Pilotprojekt18
3. Das Gesamtprojekt: Kinder, Kindertagesstätten, Eltern und Erzieherinnen20
4. Ausblick22
Religiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter24
Befunde aus der empirischen Untersuchung im Überblick24
1. Zur Fragestellung24
2. Design und Untersuchungsmethode27
3. Ausgewählte Befunde im Überblick29
4. Zusammenfassung37
5. Pädagogische und religionspädagogische Herausforderungen38
Religiöse und kulturelle Unterschiedlichkeit als pädagogische Herausforderung im Elementarbereich. Eine jüdische Perspektive40
1. Zur Ausgangslage: Jüdisches Leben in Deutschland40
2. Über den Zusammenhang von jüdischer und interreligiöser/ interkultureller Pädagogik41
3. Interkulturelle Erziehung in einer jüdischen Kindertagesstätte42
4. Abschließende Bemerkungen über interreligiöse/kulturelle pädagogische Zugänge und Handlungsformen47
Religiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter52
Eine islamische Perspektive52
Die Erfahrung religiöser Differenz in der Kindertagesstätte – ein Kommentar aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive62
1. Religiöse Differenzerfahrung (k)ein Thema für die Erziehungswissenschaft?62
2. Aspekte der erziehungswissenschaftlichen Diskussion um frühkindliche Bildung64
3. Interreligiosität und Interkulturalität als sozial konstituierte Bereiche73
4. Schlussbemerkung76
Children’s Faith – a Matter of Morality?78
Ethical Perspectives on Faith and Culture, Examples From Norwegian Case Studies 1. Introduction78
2. Conceptual and Methodological Challenges Concerning Children’s Faith79
3. Faith and “Childhood Teaching” (Case 1)82
4. Children’s Faith is Existential Trust83
5. Faith and Morality Interrelated or Mixed85
6. Links Between Faith and Morality in Kindergarten (case 2)87
7. Concluding Theses89
Der Andere – fast so wie ich? Der Unterschied zwischen dem Ich und dem Anderen aus der Sicht von Kindergartenkindern90
1. Narrative Identitätsentwicklung und die Rolle des Anderen91
2. Nussbaum und die kognitive Struktur der Emotionen97
3. Verhofstadt-Denève und die Position des Anderen und des Ichs98
4. Untersuchung98
5. Empfehlung104
Interreligiöse Bildung – bildungstheoretische Perspektiven106
1. Interreligiöse Bildung und Selbstwerdung im Kindesalter107
2. Dimensionen interreligiöser Bildung: Konzeptualisierung für Empirie und Praxis111
3. Bildungspolitische Fragen zwischen Gesellschaft, Trägerstrukturen und Elternrecht114
4. Interreligiöse Bildung und die Praxis in Kindertagesstätten117
Teil 2: Die Tübinger Studie120
Teil 2:Die Tübinger Studie120
Religiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter122
Eine qualitativ-empirische Untersuchung mit Kindern im Alter zwischen 4 und 6 Jahren122
1. Theoretische Hintergründe in Psychologie, Pädagogik und Religionspädagogik – Zum Stand der Forschung123
2. Zielsetzung der Untersuchung140
3. Vorgehensweise und Untersuchungsmethoden142
4. Ergebnisse151
5. Diskussion187
6. Pädagogische Implikationen192
Anhang196
Interviewleitfäden196
Autorinnen und Autoren202

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