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E-Book

Überzeugend führen mit Machiavelli

Machen macht mächtig

AutorWerner Schwanfelder
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl296 Seiten
ISBN9783864145940
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Niccolo Machiavellis Anleitung zum Herrschen - 'Il principe' - ist schon seit Jahrhunderten legendär. In seinem Buch stellt Werner Schwanfelder die Kerngedanken Machiavellis vor und 'übersetzt' dessen überraschend aktuelle Erkenntnisse in Handlungsstrategien für Führungskräfte. Wie geht man mit unliebsamer Konkurrenz um und wie erlangt man die Loyalität seiner Mitarbeiter? Ist es klüger ein Ehrenwort zu halten oder unberechenbar zu sein? Antworten auf diese und andere Fragen findet der Autor in seiner fundierten, vor allem aber auch kurzweiligen Re-Lektüre Machiavellis.

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Leseprobe

1.
Ein Manager mit wahrer Berufung ist gleichzeitig Eigentümer. Wie wird man Eigentümer? Man erbt, man kauft, man stiehlt.


Was unterscheidet einen „Eigentümer-Manager“ von einem „Angestellten-Manager“? Wie kommen sie an die Schalthebel der Macht und wie halten sie sich an der Macht?



Es gibt zwei Arten von Managern, die „Eigentümer-Manager“ und die „Angestellten-Manager“. Sie haben selbstverständlich aufgrund ihres „Einsetzungsverfahrens“ ein unterschiedliches Profil. Der Eigentümer hat keinen Kritiker, keine Herren über sich. Lediglich der Markt bestimmt über ihren Erfolg oder Misserfolg. Der angestellte Manager ist von vielen Faktoren abhängig. Für ihn ist das richtige Verhalten sehr wichtig, um in Machtpositionen zu kommen und um sich seine Macht zu erhalten.

Machiavelli: „Herrschaftsformen sind Republiken oder Fürstentümer. Fürstenherrschaften sind entweder erblich oder neu erworben. Die Letzteren sind entweder völlig neu oder beruhen auf Eroberung. Man erobert sie entweder durch eigene oder fremde Waffen, entweder durch Glück oder Tüchtigkeit.“


Wie wird man Eigentümer?



Vermutlich kann man mit keiner banaleren Frage ein Kapitel beginnen. Wie wird man Eigentümer? Viele werden Eigentümer, weil ihre Eltern ein Unternehmen aufgebaut haben und sie nun die glücklichen Erben sind. Manche dieser Erben wünschen sich jedoch kein Unternehmen, sie ziehen es vor, Vermögen zu haben. Also verkaufen sie. Das sollten sie nicht, denn ein Unternehmen als Eigentümer zu führen ist schön, macht Spaß.

Es gibt auch Individualisten mit Unternehmergeist, die sich eine Firma kaufen. Dabei handelt es sich natürlich meist um kleinere oder mittlere Unternehmen – hier gibt es einen großen Spielraum für Unternehmer, für Eigentümer-Manager. Im Internet gibt es mittlerweile Marktplätze, auf denen Unternehmen gehandelt werden. So werden Unternehmen zur Ware. Man kann also nicht nur Ehepartner per Internet finden, auch Unternehmen kann man online suchen und finden.

Und schließlich gibt es Menschen, die den Kerner-Gang vorziehen: Sie gründen selbst ein Unternehmen. Das war in den Boomzeiten leicht, eine simple Idee genügte und man erhielt Startkapital. Heute benötigt man ein ausgefeiltes Konzept und muss viele geplagte Bankmitarbeiter von seiner Unternehmensidee überzeugen. Dennoch: Unternehmer sein wird wieder modern. Die sogenannte „Ich-AG“ ist ein Kleinunternehmen, wie es im Lehrbuch steht. Plötzlich wird der Berater, der Architekt, der Übersetzer zum Unternehmer. Uns interessieren hier nicht die Vor- und Nachteile des Unternehmerdaseins, auch nicht die soziale Problematik. Der Eigentümer-Manager, also der Unternehmer, ist jemand, der das Heft in der Hand hat, der keinen „Über-Manager“ zu akzeptieren hat.


Die Frage, wie man Eigentümer wird, soll hier nicht beantwortet werden. Wir wollen nur darauf hinweisen, dass Eigentümer ein schönes Leben haben. So können wir dies dem ersten Kapitel aus Machiavellis „Il Principe“ entnehmen. Es trägt die Überschrift „Wie viele Herrschaftsformen es gibt und wie man eine Herrschaft erwirbt“. Natürlich ist bei Machiavelli nicht von Eigentümern oder Managern die Rede. Machiavelli redet von Herrschern. Damit meint er Fürsten und Könige. Da wir von Machiavelli lernen wollen, übersetzen wir einfach „Herrscher“ mit „Manager“. Wir werden feststellen, dass dies bestens funktioniert.

Tatsächlich sind die Manager ja auch die Herrscher über unsere Wirtschaft. Manager bringt man gerne mit dem Begriff Macht zusammen. Manager haben Macht und nutzen sie natürlich auch. In den letzten Jahren gab es dazu viele Schlagzeilen in Presse, Fernsehen und Radio. Es wird über die Außenwirkung von Bilanzfälschungen (Enron und Worldcom) berichtet oder erörtert, welche Effekte Bilanzinterpretationen haben. Manager haben die Macht und damit auch die Verantwortung, die Außenwirkung ihres Unternehmens zu beeinflussen – und sie haben natürlich noch viel mehr Macht die Innenwirkung zu gestalten, also die Mitarbeiter zu lenken und zu leiten.

Manager haben anscheinend weitreichende Macht. Sie haben zum Beispiel die Macht, sich Millionengehälter zu bewilligen, unabhängig davon, ob es ihrem Unternehmen gut geht oder nicht, ob die Aktienkurse in den Keller rauschen oder ob die Kleinanleger ihr Geld verlieren. Die Manager haben die Macht, ihr Unternehmen auszuplündern – Eigentümer-Manager und Angestellten-Manager offensichtlich gleichermaßen. Viele Manager haben aber gleichsam die Verantwortung, genau das nicht zu tun. Verantwortung und Macht sind zwei Begriffe, die nahe beieinander liegen. Wir gehen davon aus, dass die Manager, die wir ansprechen, Macht und Verantwortung gleichermaßen haben. Machiavelli wurde vielfach dahingehend interpretiert, dass er nur den Machterhalt sichere, ohne an die Verantwortung zu denken. Ich meine, damit tun wir ihm Unrecht.


Was versteht man unter Management? Was ist ein Manager?



Wir beginnen wie Machiavelli mit der Frage, welche Formen von Management es gibt und wie man jeweils die Management-Herrschaft erreicht.

Vor der Beantwortung einer solchen Frage sollten wir uns damit beschäftigen, was es eigentlich mit diesem Management auf sich hat. Was um alles in der Welt versteht man unter Management? Es gibt eine Flut von Management-Literatur, aber in all den Büchern findet sich kaum eine Definition, eine Beschreibungen von Management. Vielfach beschäftigt man sich in der Literatur mit der Frage, welche Anforderungen Manager erfüllen müssen. Das sind dann meistens Kataloge von Eigenschaften, die alle positiv klingen. Der Manager hat unternehmerisch zu denken, er ist kommunikativ und ein Visionär. Er ist selbstständig und international ausgerichtet sowie sozial orientiert. Er ist integer und charismatisch, multikulturell und ökologisch orientiert. Er ist tatkräftig und motiviert. Vermutlich könnte man diese Liste noch weiterführen. Damit sind die Anforderungen anscheinend klar definiert: Der Herrscher und der Manager sind gleichsam Universalgenies.

Für Machiavelli sind Herrscher und somit auch Manager ganz normale Menschen. Sie unterscheiden sich zunächst dadurch, ob sie Eigentümer sind oder angestellte Manager. Er differenziert damit lediglich, wie der jeweilige Manager zu seiner Position gekommen ist. Es geht mit Sicherheit nicht darum, welche Wunschvorstellung Autoren, Mitarbeiter, Aktionäre von einem Manager haben. Darum muss sich der Manager zunächst nicht kümmern. Der Manager ist. So wie in Machiavellis Zeiten die Herrscher eben auch mit natürlicher Selbstverständlichkeit existierten. Die Meinung der Mitarbeiter kann den Managern zunächst gleichgültig sein. Die Mitarbeiter müssen sich daran gewöhnen, und sie tun dies im Allgemeinen auch. Sie haben kein Stimmrecht und können auf die Ernennung ihres „Herrschers“, ihres Managers, keinen Einfluss nehmen. Der Manager ist da. Jeder Mitarbeiter hat sich damit auseinanderzusetzen. Machiavelli sieht das genauso. Für ihn sind Manager einfach gegeben. Damit definiert sich der Manager durch sich selbst.

Es gibt Manager, die vollbringen „Drei-Jahres-Wunder“. Sie sind drei Jahre lang erfolgreich, sie sanieren, sie bauen auf, sie machen Fehler. Aber sie erleben die Auswirkungen ihrer Fehler nicht mehr. Nach drei Jahren werden sie neue Wunder an einer neuen Stelle vollbringen. Man kann die Qualität eines Managers aber erst beurteilen, wenn er zehn Jahre seine Funktion ausgeführt hat, weil er dann auch seine Fehler korrigieren musste. Die Drei-Jahres-Wunder-Manager sind fast immer erfolgreich, weil sie ihre Position verlassen, ehe ihre Fehler zu wirken beginnen. In manchen Unternehmen gibt es sogar Regularien, die festlegen, wie lange ein Manager an seinem Platz verweilen darf. Besonders beeindruckend sind multiple Drei-Jahres-Wunder-Manager. Sie müssen nur eine Fähigkeit haben: Sie müssen wissen, wann sie verschwinden müssen. Am geschicktesten ist es, ein halbes Jahr vor dem Zeitpunkt zu gehen, an dem die Performance, die man hinterlassen hat, ins Wanken gerät. Nach außen hin – und das ist wichtig – haben diese Manager großartige Karrieren vorgelegt, während sie innerbetrieblich oft eine Blutspur hinterlassen.

Dies ist nicht nach dem Verständnis von Machiavelli. Er kämpfte für eine langfristige Erhaltung der Macht und vertrat die Auffassung, dass der Herrscher seine Macht (und damit natürlich auch sein Vermögen) festigen muss. Auch der Manager muss danach streben, seine Macht und das Vermögen seines Unternehmens zu sichern und zu erweitern. Damit ist die langfristige Perspektive von großer Bedeutung.


Was unterscheidet Eigentümer-Manager von Angestellten-Managern?



Eigentümer-Manager sind wie Herrscher erblicher...

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