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Urbanes Zusammenleben

Zum Umgang mit Migration und Mobilität in europäischen Stadtgesellschaften

AutorWolf- Dietrich Bukow
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl261 Seiten
ISBN9783531919133
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Seit der letzten Globalisierungswelle hat sich die (grenzüberschreitende) Mobilität noch einmal erheblich verstärkt. Die Reaktionen hierauf sind unterschiedlich. Während europäische Stadtgesellschaften auf der Alltagsebene auf die Jahrhunderte lang erworbenen Kompetenzen im Umgang mit Vielfalt zurückgreifen können und so mit der zunehmenden Diversität überwiegend erfolgreich umzugehen vermögen, orientiert sich die öffentliche Debatte weiter an nationalen Vorstellungen, die dem entgegenstehen. Die Arbeit zeigt auf, wie dringend es geboten ist, sich der bewährten urbanen Kompetenz im Umgang mit Vielfalt zu vergewissern und die Gesellschaft von dort aus neu zu entwerfen.

Dr. Wolf-Dietrich Bukow ist Professor für Erziehungs- und Kultursoziologie und Geschäftsführender Direktor der Forschungsstelle für interkulturelle Studien (FiSt) an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln.

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Leseprobe
2 Welche Bedeutung Mobilität im Übergang zur Postmoderne gewinnt (S. 59-60)

Vergegenwärtigt man sich die einzelnen Elemente jener wissenschaftlichen „Grundmelodie“ bzw. – wenn es richtig ist, dass hier Wissenschaft und Öffentlichkeit oft konform gehen – jenes Kulturprogramms an nationalen Erzählungen und bedenkt man die jeweiligen Implikationen, so wird schnell klar, wie wichtig es ist, in Umkehrung der Perspektive Migration und migrationsspezifische Mobilität nicht länger im Sinn eines zu vermeidenden Sonderfalles, sondern umgekehrt im Sinne eines substantiellen, basalen Geschehens zu betrachten.

Von daher ist es systematisch zu reinterpretieren und im Kontext der Stadtgesellschaft zurechtzurücken. Genau genommen ist hier freilich die europäische Stadt, bzw. die metropolitane Stadt gemeint. Das ist oben ja auch schon stillschweigend so vorausgesetzt worden.28 Es ist wichtig, das in Erinnerung zu behalten, da sich nicht alle Stadtgesellschaften gleich entwickelt haben. Es gibt auch Stadtgesellschaften, die ein völlig anderes Bild bieten.

Hier ist vor allem an die hoch segmentierte und extrem gestreute amerikanische Stadt zu denken. Während nämlich die europäische Stadt trotz aller Veränderungen in den letzten hundert Jahren (Feldkeller 2001) bis heute eine verdichtete, binnendifferenzierte und zentripedale Struktur mit Zentrumsstrukturen aufweist und durch einen schnellen Wechsel von öffentlichem und privatem Raum geprägt ist, breitet sich die typische amerikanische Stadt29 extrem segmentiert, extrem entmischt, zentrifugal und ohne wirkliches Zentrum uferlos in die Fläche aus und verzichtet zudem weitgehend auf öffentliche Räume, so dass sich urbanes Zusammenleben auf funktional begrenzte rechtlich gesehen private Zonen (Arbeitsplatz, Shopping Mall, Fastfood-Restaurants, Schulen, Kirchen) beschränkt.

Die europäische Stadt hat dagegen eine metropolitane Funktion übernommen, das umgebende Land mit geprägt, gewissermaßen von sich abhängig gemacht und insofern eine Schrittmacherfunktion übernommen. Die typische amerikanische Stadt hat solche metropolitanen Funktionen kaum und wenn dann nur rudimentär entwickelt. Es gibt dort freilich auch einige wenige metropolitan funktionierende Städte wie New York oder San Francisco. Sie sind jedoch die Ausnahme. Man kann sich vorstellen, dass sich der Umgang mit mobilitätsgenerierter Vielfalt völlig unterschiedlich Hier geht es also um die europäische Stadt.

Dabei soll schrittweise verfahren und zunächst die gesamte Thematik aus der Perspektive jenes Kulturprogramms heraus gelöst werden. Dabei werden die Migration und die migrationsrelevante Mobilität im Kontext de Postmoderne, genauer im Kontext des Übergangs zur Postmoderne bzw. der sich entwickelnden transmodernen Weltgesellschaft eingeordnet und genauer differenziert. Damit sollten ausreichende Grundlagen für die Diskussion dieser beiden Prozesse im urbanen Zusammenleben zur Verfügung stehen. darstellt.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorbemerkung9
1 Warum es schwierig ist, einen angemessenen Zugang zur Thematik zu finden14
1.1 Der wissenschaftliche Umgang mit Mobilität bzw. migrationsspezifischer Mobilität muss überdacht werden15
1.2 Eine Neupositionierung der gesellschaftspolitischen Diskussion ist überfällig35
2 Welche Bedeutung Mobilität im Übergang zur Postmoderne gewinnt57
2.1 Wie man sich in der Stadtgesellschaft mit Mobilität arrangiert58
2.2 Auf dem Weg von informeller zu struktureller Akkommodation: Zwei Beispiele99
2.3 Welche Bedeutung Mobilität im globalen Kontext gewinnt114
3 Von der Beharrlichkeit nationaler Erzählungen148
3.1 Wenn das urbanen Zusammenleben in die Diskussion gerät149
3.2 Gebetsstätte oder Islamischer Brückenkopf? Das Moscheeprojekt in Köln- Ehrenfeld154
3.3 „Ethnic Theme Park“ oder „Parallelgesellschaft“? Noch einmal zur Keupstraße172
3.4 Rassistische Kontextualisierungen und kein Ende194
4 Zusammenfassende Überlegungen219
4.1 Zusammenleben ist eine Frage wohlverstandener Routine220
4.2 Warum kritische Debatten zur Sicherung des urbanen Zusammenlebens immer wichtiger werden230
Literaturverzeichnis241

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