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Vergleichende Analyse exemplarischer Rating-Ansätze der Versicherungswirtschaft

AutorBianca Löffler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl92 Seiten
ISBN9783638343893
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich BWL - Bank, Börse, Versicherung, Note: 2,0, Hochschule RheinMain, Veranstaltung: Risikomanagement, 50 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Rating als eine Form der Bonitätsbewertung von Unternehmen oder Finanztiteln hat in der Vergangenheit eher eine nachrangige Rolle in der Versicherungswirtschaft eingenommen. Ereignisse wie die Großschäden durch den Terroranschlag auf das World Trade Center, die anhaltende Börsenbaisse, die Bilanzierungsskandale in den USA oder die geplante Einführung von Solvency II führen jedoch dazu, dass die Bonitätseinstufungen von Versicherungsunternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auch Investoren und Versicherungsnehmer fordern mehr Transparenz über die finanzielle Lage der Gesellschaften, um Anlagefehlentscheidungen zu vermeiden. Makler hingegen ziehen externe Ratings zu Rate, um ihren Kunden die beste Empfehlung geben zu können. Für Erstversicherungsunternehmen sind Ratings in Bezug auf den Einkauf von Rückversicherungsschutz sehr bedeutend. Denn Erstversicherer achten darauf, dass sie ihre Risiken ausschließlich bei Rückversicherern mit einer guten Bonitätsnote platzieren. Rating-Agenturen werden zurzeit sowohl durch Investoren als auch durch Emittenten stark unter Druck gesetzt. Anleger fordern mehr Verantwortung von den Agenturen, besonders nachdem sie die Pleiten von Enron und Worldcom praktisch 'verschlafen' haben. Die Unternehmen hingegen werfen den Agenturen vor, dass sie bewusst vorsichtigere und schlechtere Bonitätsurteile abgeben, um sich vor erneuten Fehleinschätzungen zu schützen. Die Rating-Agenturen stecken somit in einer Zwickmühle. Zum einen wollen sie den Anforderungen der Investoren gerecht werden und zum anderen wollen sie ihre eigentlichen Kunden, die Emittenten, nicht verärgern. Letztlich soll ein Rating natürlich ein wahrheitsgetreues Bild eines Unternehmens widerspiegeln. Das heißt, es geht weder darum, zum Schutz der Investoren vorsichtige Bewertungen abzuliefern, noch darum, den Unternehmen zuliebe 'Gefälligkeits-Ratings' zu vergeben.

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Leseprobe

1. Einleitung


Rating als eine Form der Bonitätsbewertung von Unternehmen oder Finanztiteln hat in der Vergangenheit eher eine nachrangige Rolle in der Versicherungswirtschaft eingenommen. Ereignisse wie die Großschäden durch den Terroranschlag auf das World Trade Center, die anhaltende Börsenbaisse, die Bilanzierungsskandale in den USA oder die geplante Einführung von Solvency II führen jedoch dazu, dass die Bonitätseinstufungen von Versicherungsunternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auch Investoren und Versicherungsnehmer fordern mehr Transparenz über die finanzielle Lage der Gesellschaften, um Anlagefehlentscheidungen zu vermeiden. Makler hingegen ziehen externe Ratings zu Rate, um ihren Kunden die beste Empfehlung geben zu können. Für Erstversicherungsunternehmen sind Ratings in Bezug auf den Einkauf von Rückversicherungsschutz sehr bedeutend. Denn Erstversicherer achten darauf, dass sie ihre Risiken ausschließlich bei Rückversicherern mit einer guten Bonitätsnote platzieren.

Rating-Agenturen werden zurzeit sowohl durch Investoren als auch durch Emittenten stark unter Druck gesetzt. Anleger fordern mehr Verantwortung von den Agenturen, besonders nachdem sie die Pleiten von Enron und Worldcom praktisch „verschlafen“ haben. Die Unternehmen hingegen werfen den Agenturen vor, dass sie bewusst vorsichtigere und schlechtere Bonitätsurteile abgeben, um sich vor erneuten Fehleinschätzungen zu schützen. Die Rating-Agenturen stecken somit in einer Zwickmühle. Zum einen wollen sie den Anforderungen der Investoren gerecht werden und zum anderen wollen sie ihre eigentlichen Kunden, die Emittenten, nicht verärgern. Letztlich soll ein Rating natürlich ein wahrheitsgetreues Bild eines Unternehmens widerspiegeln. Das heißt, es geht weder darum, zum Schutz der Investoren vorsichtige Bewertungen abzuliefern, noch darum, den Unternehmen zuliebe „Gefälligkeits-Ratings“ zu vergeben.

Die Bonitätsnote ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor im Versicherungsmarkt, denn sie liefert sowohl Versicherungsnehmern als auch Anlegern eine wichtige Orientierungshilfe zur Einschätzung der finanziellen Stabilität eines Versicherers. Zusätzlich wirkt sich ein gutes Rating positiv auf die Wettbewerbsposition eines Versicherungsunternehmens aus. Entsprechend der großen Bedeutung, die dem Rating zukommt, sind die Auswirkungen einer Herabstufung sehr weitreichend. Eine schlechte Beurteilung erweckt sowohl bei Kunden als auch bei Investoren Misstrauen über die finanzielle Solidität des Unternehmens. Die Folgen hieraus sind unter anderem ein Rückgang in den Prämieneinnahmen sowie eine Steigerung der Kapitalkosten. Die finanziellen Einbußen, welche mit einem Downgrading verbunden sind, können sich existenzgefährdend auf das Unternehmen auswirken. Hinzu kommt, dass die Negativpresse das Unternehmensbild verschlechtert. Auch wenn wenig später wieder eine Heraufstufung stattfindet, kann der Imageverlust nur über einen längeren Zeitraum wieder ausgeglichen werden.

Besonders in der letzten Zeit gerät die Kritik an den Rating-Agenturen immer weiter die Öffentlichkeit. Deutsche Unternehmen fühlen sich im Gegensatz zu amerikanischen Unternehmen diskriminiert, da ihrer Ansicht nach die großen amerikanischen Rating-Agenturen, wie Standard & Poor’s oder Moody’s, nicht ausreichend auf europäische Besonderheiten bei der Bewertung eingehen. Der Streit um die Diskriminierung hat sich schließlich im Februar 2003 verhärtet, als Standard & Poor’s seine Bewertungsmethoden bezogen auf die Pensionsrückstellungen plötzlich in der Art und Weise geändert hat, dass europäische Unternehmen klar benachteiligt werden.[33]

Zusätzlich wird den Rating-Agenturen die mangelnde Transparenz der Rating-Urteile vorgeworfen. Des Weiteren wird kritisiert, dass sich Rating-Agenturen zu stark in die Anlageentscheidungen der Versicherer einmischen. Sie sehen beispielsweise in hohen Aktien-Quoten eher ein Risiko als eine Chance und fordern deshalb, diese Quote zu minimieren. Aber auch in den neuesten Diskussionen über die Erhöhung der Hedge-Funds-Quote nehmen die Rating-Agenturen bereits im Voraus eine ablehnende Haltung ein, da sie der Meinung sind, dass den Unternehmen die nötige fachliche Kompetenz im Umgang mit dieser Anlageform fehle.

Die aus Unternehmenssicht umstrittenen Bonitätseinstufungen in der letzten Zeit haben dazu geführt, dass die Stimme nach einer stärkeren Regulierung bzw. Kontrolle der führenden Rating-Agenturen immer lauter wird. Die Agenturen wehren sich jedoch vehement gegen eine Regulierung mit der Begründung, dass dies nicht notwendig sei, da sie von ihrer Glaubwürdigkeit und dem Vertrauen in die Qualität ihrer Ergebnisse leben. Für den Fall, dass die Aufsichtsbehörde im Rahmen von Solvency II zukünftig stärker mit den etablierten Rating-Agenturen zusammenarbeiten wird, wird eine stärkere Kontrolle jedoch notwendig sein.[34]

Bewertungen durch Rating-Agenturen sind nur dann sinnvoll, wenn sie den Rating-Adressaten, wie Investoren und Versicherungsnehmern, den nötigen Informationsbedarf zur Verfügung stellen. Der Fokus eines Ratings muss auf einer wahrheitsgetreuen, umfassenden Darstellung des Unternehmens liegen. Viele Agenturen tragen dieser Forderung bereits Rechnung, indem sie die Beurteilungen auf Basis der „International Accounting Standards (IAS)“ durchführen. IAS zielt darauf ab, dass eine genauere, zeitgleiche Abbildung der Vermögenslage eines Unternehmens ermöglicht wird. Generell ist jedoch fraglich, ob die derzeitigen Rating-Ansätze geeignet sind, um Versicherungsunternehmen zu bewerten. Die Versicherungsbranche weist viele spezifische Besonderheiten auf, so dass die Methoden aus anderen Branchen nur schwer auf die Assekuranz übertragbar sind. Beispielsweise stellt insbesondere die Bewertung der versicherungstechnischen Risiken eine große Herausforderung für die Analysten dar. Zum einen existiert hierfür keine Vergleichbarkeit zu anderen Branchen und zum anderen fehlen den Analysten oftmals das nötige Know-how und geeignete Analysemethoden.[35] Die versicherungstechnischen Rückstellungen sind jedoch nur ein Beispiel für die spezifischen Merkmale von Versicherungen. Insgesamt müssen die Agenturen eine Reihe von außergewöhnlichen Bonitätsfaktoren beachten. Aus Unternehmenssicht wird den Agenturen allerdings zunehmend vorgeworfen, dass einige charakteristische Aspekte sowohl der Versicherungsbranche als auch der einzelnen Sparten im Bewertungsmodell keine Berücksichtigung finden.

1.1 Zielsetzung


Ziel dieser Arbeit ist es, die führenden externen Rating-Agenturen der Versicherungswirtschaft und deren Bewertungsmethoden in einem kritischen Licht zu analysieren. Der Fokus liegt hierbei auf der Darstellung des Insurer Financial Strength-Ratings. Dieses misst die Finanzstärke eines Versicherungsunternehmens. Dementsprechend wird weder auf die Bewertung einzelner Finanztitel eines Versicherers (Emissions-Rating) noch auf Produkt-Ratings näher eingegangen. Es wird aufgezeigt, inwiefern die verschiedenen Rating-Ansätze der Agenturen durch die Verwendung unterschiedlicher qualitativer und quantitativer Bewertungskriterien voneinander differieren. Des Weiteren wird verdeutlicht, welche Auswirkungen Bonitätsherabstufungen in praxi auf ein Unternehmen haben können.

1.2 Gang der Arbeit


Die vorliegende Arbeit ist in fünf Kapitel unterteilt. Im Anschluss an das erste Kapitel, das die Problemstellung darlegt, werden im Grundlagenteil die für diese Arbeit relevanten Begriffe erläutert, um einen ersten Einstieg in das Thema zu gewähren. Hierbei ist zu beachten, dass es sich um allgemeine definitorische Umschreibungen im Rating-Bereich handelt. Diese können sowohl auf den Finanzdienstleistungs- als auch auf den Industriesektor bezogen werden. Die zentralen Termini Technici werden ,im Rahmen eines Glossars, der Arbeit vorangestellt.

Den Hauptteil der Arbeit bilden das dritte bis fünfte Kapitel. Im dritten Kapitel werden die Rating-Ansätze von Fitch, Moody’s und Standard & Poor’s dargestellt. Neben A. M. Best zählen diese drei Agenturen zu den bedeutendsten im Rating-Markt der Assekuranz.[36] A. M. Best ist die führende Rating-Agentur in der Versicherungsbranche. Im Jahre 2002 hatte die Agentur einen Anteil von 44 % an dem weltweit getätigten Umsatz für Versicherungs-Ratings.[37] Aufgrund der marginalen operativen Tätigkeit von A. M. Best auf dem deutschen und europäischen Versicherungsmarkt sowie der mangelnden Verfügbarkeit von Informationsmaterial wird der Rating-Ansatz allerdings nicht vertieft bearbeitet. Bei der Darstellung der Rating-Methoden von Fitch, Moody’s und Standard & Poor’s werden zunächst die zugrunde gelegten Bewertungskriterien näher erläutert. Ferner wird aufgezeigt, wie die einzelnen Agenturen die Beurteilung von Versicherungsgruppen vornehmen. Das dritte Kapitel endet mit einer synoptischen Gegenüberstellung der drei Ansätze. Im Anschluss daran werden im vierten Kapitel die Rating-Agenturen und ihre Vorgehensweisen kritisch hinterfragt. Resultierend aus der Kritik an den Agenturen werden darauf folgend Lösungsvorschläge zur stärkeren Kontrolle bzw. Regulierung der Agenturen vorgestellt. Das fünfte Kapitel verdeutlicht anhand des Beispiels der Münchener Rück, welche Motive die Rating-Agenturen zu einem Downgrading veranlassen. Des Weiteren werden die Auswirkungen der Herabstufungen für den Rückversicherer dargestellt.

Das Schlussfazit zeigt sowohl eine kritische Würdigung der vorgestellten Ansätze als auch eine Einschätzung über die zukünftige...

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