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Verhungern im Überfluss

Essstörungen kulturwissenschaftlich betrachtet

AutorAlexandra Appel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl36 Seiten
ISBN9783640225521
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Soziologie - Medizin und Gesundheit, Note: 1,3, Philipps-Universität Marburg (Europäische Ethnologie), Veranstaltung: Aspekte der Körper- und Sexualethnologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Knapp 870 Millionen Hungernde gab es im Jahr 2007 in 80 Ländern der Welt1. Das entspricht ungefähr jedem siebten Menschen. In den westlich geprägten Ländern zeige eine von hundert Personen Symptome einer Ess-Störung. In zahlreichen Ländern der Welt sterben Menschen auf Grund von Nahrungsmittelknappheit. In den westlich geprägten Ländern hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts ein 'neues' Krankheitsbild entwickelt: die Magersucht (Anorexia nervosa). Dabei hungern sich Menschen trotz ausreichend vorhandener Nahrung selbst aus, teilweise zu Tode. '15% aller Magersüchtigen sterben an ihrer Krankheit, Heroinsüchtige haben eine höhere Überlebenschance', berichtete das Magazin 'Der Spiegel' im September 2006. Anorexia nervosa ist eine Variante der psychsomatischen Ess-Störungen. Als Krankheit beschrieben wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts5. Seitdem steigt die Zahl der Anorektiker. Die Datenlage zu diesem Thema ist sehr lückenhaft. Der Spiegel berichtete 1985 von einer Verdreifachung der Ess- Gestörten in Deutschland innerhalb eines Jahrzehnts. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Zahlen weiterhin steigen. Laut Schätzungen seien 90% der Betroffenen Mädchen oder Frauen. Anorexiekranke unterdrücken ihr Hungergefühl bewusst. Angetrieben sind sie dabei oft von einem tiefen Verlangen, mager zu sein. Selbstaushungerung ist ein paradoxes Phänomen mit morbiden Zügen. In der Vergangenheit tauchten jedoch immer wieder Varianten der bewussten Nahrungsverweigerung auf: Religiöses Fasten, Hungerkünstler oder Hungerstreiks. Heute treffen sich Anorexie-Kranke in Internet-Foren. Neben Selbsthilfegruppen, die versuchen konstruktiv gegen die Krankheit vorzugehen, gibt es auch so genannte Pro-Ana-Seiten. Dort bilden Anorektiker Gemeinschaften und isolieren sich von der Außenwelt. Gemeinsam glorifizieren sie die Krankheit und ernennen sie zum Lifestyle. Innerhalb eines Jahres, zwischen Februar 2006 und Februar 2007, starben drei Models an den Folgen ihrer Ess-Störung, die ihnen den Lebensunterhalt sicherte: Ana Carolina Reston, Eliana Ramos und ihre Schwester Luisel.

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