Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Deutsches Seminar I), 72 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Machtgleichgewicht zwischen imperialer Zentralgewalt auf der einen und dem Anspruch der Reichsfürsten auf Mitsprache und Autonomie auf der anderen Seite, prägte sowohl die politisch-staatsmännischen Konfrontationen des Hochmittelalters als auch die sie meist unterschwellig kommentierende Literatur. Und hier nimmt der Herzog Ernst eine prominente Stellung ein, denn kaum ein mittelhochdeutsches Versepos hat sich in seiner Grundstruktur in Abfassungen, Fragmenten und überarbeiteten Historien so konsistent über die Jahrhunderte hinweg gehalten, wie gerade dieses Heldengedicht, sodass sich auf Grund der breiten Bearbeitungs- und Überlieferungslage wesentliche Veränderungen im Erzähler- und Leserinteresse, ja in der Soziologie des Publikums selber, vom Hoch- über das Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit verfolgen lassen. Diese Dichtungs-Lebendigkeit beruht indes nicht auf der Erhaltung und Tradierung einer allzeit anerkannten und gleichbleibend konservierten Text- und Gestaltungsform. Sie erscheint vielmehr in einer Reihe fortwährender Umformungen und Neugestaltungen begriffen, die jedoch den Nukleus aus Empörer-Verhalten und Orienterlebnis - dem fabulier- und variationsfreudigen Mittelalter zum Trotz - erstaunlich getreu bewahrt haben. Zu Beginn der Erzählung lebt Ernst in der idealen Realität des rîche, welches als Idealitätssystem für ihn und seinen Kaiser das sozial-gesellschaftliche und ihrem Handeln Bedeutung gebende Orientierungszentrum darstellt. Diese Sinnstiftung reicht jedoch interessanterweise über die Grenzen der Gemeinschaft des rîche hinaus. Ernst betritt mit seiner Orientreise eine andere Realität als eine alternative Sinn- und Symbolwelt.
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