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Sie wollen wiedereinsteigen. Doch von welcher Ausgangssituation aus? Was sind Ihre persönlichen Rahmenbedingungen und vor allem: Ihre Motivatoren? Auf den nächsten Seiten stellen wir Ihnen verschiedene Wiedereinsteigertypen vor.
Welcher Typ sind Sie? Die Einordnung gibt Aufschluss darüber, was Sie wollen und welches Ihre Motivatoren sind. Welche Auswirkungen das auf Ihre beruflichen Entscheidungen hat, lesen Sie am Ende der jeweiligen Typologie.
Der Familie-hat-Priorität-Typ (FPT)
Sabine war immer klar, dass Kinder zuerst kommen. Wenn Sie einen neuen Job sucht, soll dieser nicht der Mittelpunkt des Lebens sein, sondern einfach etwas Bestätigung außerhalb der Familie bieten – und die Haushaltskasse aufbessern.
Sie haben sich während der Elternzeit und vielleicht auch danach Ihren Kindern und der Familie gewidmet und Ihre eigenen beruflichen Interessen hintangestellt. Sie haben das gerne getan. Doch nun möchten Sie wieder ins Arbeitsleben einsteigen. Sie möchten ein „rundes“ Leben führen mit Familie, Kindern und Job. So wie 75 Prozent aller Frauen hierzulande. Das Ziel ist klar: Ein Job, der sich mit Ihrer Lebenssituation verbinden lässt – nicht ein Job, dem sich alles andere unterzuordnen hat.
Der Wiedereinstieg ist für Frauen wie Sie, die eine ganze Weile ausgesetzt haben, meist ein längerer Prozess. Er beginnt damit, dass Sie einmal in Ruhe Ihr Leben betrachten, Ihre Kenntnisse resümieren und schauen, wo Sie auf dem Arbeitsmarkt stehen.
Fragen Sie sich:
- Wie und wie lange sind die Kinder betreut?
- Wie kooperativ ist Ihr Partner?
- Wie viel Zeit möchten Sie mit Ihrer Familie verbringen?
- Wie viel Zeit darf der Job kosten?
- Wie flexibel können Sie sein?
- Wie groß ist Ihr regionaler Radius?
- Möchten Sie im alten Beruf bleiben oder sich neu orientieren?
- Wenn letzteres: Wie viel Zeit darf die Neuorientierung kosten – und wie viel Geld die damit meist verbundene Weiterbildung?
- Welche Motivation treibt Ihren Wunsch (wieder) zu arbeiten?
- Wie stellen Sie sich Ihre künftige Arbeit vor? (Wenn Sie etwas dazu erfahren möchten, machen Sie den Test „Was für ein Jobtyp sind Sie?“)
- Was soll die Arbeit Ihnen bieten?
- Und: Was sind Sie bereit zu geben? Wie sehr können und möchten Sie sich reinhängen?
Die Antworten auf diese Fragen können nicht detailliert genug sein. Schreiben Sie sie sich auf. Klären Sie mit Hilfe dieses Buches, ob Ihre Wünsche realistisch sind. Bedenken Sie dabei, dass ein Zauberwort der Arbeitswelt von heute „Flexibilität“ heißt. Wenn Plan A nicht klappt, kommt vielleicht Plan B zum Tragen. Wenn Sie den Job nicht in Ihrem Heimatort finden, nehmen Sie in Kauf, dass Sie eine halbe Stunde fahren müssen. Und wenn das nur für die ersten zwei Jahre nach der Auszeit so ist: Kompromisse erleichtern den Wiedereinstieg sehr.
Was das für Sie bedeutet
Fragen Sie sich zunächst, ob Sie Ihre Flexibilität erhöhen können, zum Beispiel, indem Sie eine Babysitterin engagieren oder eine Nachbarin gewinnen können, die Ihre Kinder regelmäßig oder ab und zu von Kita oder Schule abholen können. Kann Ihr Partner seinen Job herunterfahren und zum Beispiel nur noch 80 Prozent arbeiten? Das ist öfter möglich, als Sie denken – die meisten Frauen trauen sich nur nicht darum zu bitten. Und die meisten Männer wagen nicht, in Ihrer Firma nach Elternzeit zu fragen.
Wenn sich die Flexibilität nicht erhöhen lässt oder Sie dies nicht wollen: Suchen Sie nach Jobs, die einen eindeutigen zeitlichen Rahmen von Ihnen verlangen und nichts darüber hinaus. Diese Jobs sind in der Übersicht mit FPT gekennzeichnet.
Aber, da sollten Sie sich nichts vormachen: Es sind oft entweder Verwaltungstätigkeiten oder (im Vergleich zu den Flexi-Jobs) schlechter bezahlte Tätigkeiten.
Die Umsteigerin/der Umsteiger (U)
Sie möchten möglichst bald wieder arbeiten, doch nicht im alten Beruf. Sie suchen den Umstieg – so wie Diana.
Vor der Geburt ihres Sohnes war die 39-Jährige als Krankenschwester tätig. Aus ihrem alten Beruf möchte sie aussteigen: „Die anstrengende Schichtarbeit kann ich nicht mit meinem Familienleben vereinbaren“, sagt Diana. Sie wünscht sich einen beruflichen Neuanfang.
Wenn Frauen wie Diana nach Ihrer Elternzeit nicht an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren, ist das der Normalfall. Nur etwa ein Viertel der Wiedereinsteigerinnen kehrt in den früheren Job zurück. Für Männer liegen, wie bereits erwähnt, leider keine Zahlen vor, aber vermutlich ist das bei ihnen nicht anders. Gehören Sie auch zu diesen Frauen oder Männern? Vielen von Ihnen war sicherlich schon während der Schwangerschaft klar, dass Ihre Firma Ihnen als berufstätige Mutter oder „karriereverweigernder“ Vater keine Zukunft bietet. Das mag wie bei Diana mit ungünstigen Arbeitszeiten, mit weiten Anfahrtswegen oder fehlenden Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit zusammenhängen. Vielleicht haben Sie auch länger als drei Jahre ausgesetzt, sodass Sie den Anspruch auf Wiederbeschäftigung verloren haben.
Vielleicht sind Sie mit Erleichterung in die Elternpause gegangen, froh darüber, dem ungeliebten Arbeitsalltag endlich entronnen zu sein. Dieses „Schicksal“ teilen Sie mit nicht wenigen anderen Menschen. Nach einigen Jahren, in denen Sie komplett ins Familienleben abtauchten, beschäftigt Sie jetzt zunehmend die Frage, wie Sie wieder im Berufsleben Fuß fassen können. Für Sie ist es deshalb besonders wichtig, sich klar zu werden, wie und wo Sie arbeiten möchten und gegebenenfalls auch den beruflichen Neueinstieg zu suchen – um mehr berufliche Zufriedenheit zu erlangen.
Welche Gründe auch immer gegen den alten Job sprechen: Sie können oder wollen nicht in Ihren alten Beruf zurück.
Ihre Leitfragen sind:
- Was mache ich wirklich gern?
- Was kann ich gut? Fragen Sie auch andere, was diese in Ihnen sehen und wo Sie Stärken erkennen!
- Mit welchem Thema möchte ich mich intensiv beschäftigen?
- Was motiviert mich?
Was das für Sie bedeutet
Klären Sie, was Sie wirklich wollen. Welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Interessen haben Sie? Wo und in welchem Beruf könnten Sie diese einsetzen? Informieren Sie sich über Berufsbilder, von denen Sie viele in diesem Buch finden. Hören Sie sich aber auch im Bekanntenkreis um und sprechen Sie darüber, was andere Menschen beruflich tun. Auch darüber können Sie auf neue Ideen zum beruflichen Wiedereinstieg kommen.
Die Vielleicht-Rückkehrerin/der Vielleicht-Rückkehrer (VR)
Ja, Ihr Job ist eventuell nicht so super. Sie könnten, ohne unglücklich zu werden, auf ihn verzichten. Aber wenn es jetzt noch nicht zu spät ist, überlegen Sie mal, ob es taktisch nicht klüger wäre, erst einmal zu halten, was Sie haben.
Susanne ist Geschäftsführungsassistentin und geht demnächst in Elternzeit. Sie möchte bald wieder in Teilzeit in ihren alten Beruf einsteigen, die Auszeit will sie für die Qualifizierung in einem anderen Bereich nutzen (was Sie dem Arbeitgeber gegenüber erst einmal verschweigt). So kann sie später umsatteln, wenn das Kind etwas größer ist. Denn Susanne ist klar, wie schwer es ist, in Ihrem Bereich Teilzeitstellen zu finden.
Sie können sich mit Susanne identifizieren? Dann sind Ihre Leitfragen:
- Wie können Sie sich während der Elternzeit auf dem neuesten Stand halten?
- Gibt es eine Weiterbildung, die Sie für den „Job nach dem Job“ qualifizieren könnte?
- Gibt es eine Weiterbildung, die Sie in der Elternzeit absolvieren können und die Ihren Lebenslauf aufwertet, ob Sie nun bei Ihrem Arbeitgeber bleiben oder nicht?
- Was müssen Sie tun, um den Draht zu Ihrem Arbeitgeber zu halten? Denn wahr ist: Ein Jahr kann sehr lang sein. Besser ist es, regelmäßig Kontakt zu halten, an Meetings teilzunehmen, sich blicken zu lassen, stundenweise einzuspringen.
Was das für Sie bedeutet
Wenn Sie Ihren Job zunächst halten möchten, gehen Sie strategisch vor. Planen Sie bereits während der Schwangerschaft den Wiedereinstieg.
Machen wir uns nichts vor: Wenn Sie die Chance haben, zu Ihrem alten Arbeitgeber zurückzukehren, so spricht sehr viel dafür, diese erst einmal zu nutzen, vor allem wenn Sie zunächst Teilzeit arbeiten möchten. Es gibt sehr wenig anspruchsvolle Teilzeitjobs, auf die Sie sich neu bewerben können. In Ihrer alten Firma...