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Wissensintegration und Handeln in Gruppen

Förderung von Planungs- und Entscheidungsprozessen im Kontext computerunterstützter Kooperation

AutorNatalja Menold
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl309 Seiten
ISBN9783835091467
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Natalja Menold führt Erkenntnisse über Aspekte der Wissensintegration aus der Kommunikationsforschung sowie der Sozial- und Organisationspsychologie zusammen, um den Prozess der Wissensintegration im Zusammenhang mit motivational-volitionalen Handlungsfaktoren zu untersuchen. Anwendungskontext ist die Einführung und Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechniken für Lern- und Arbeitsaufgaben.

Dr. Natalja Menold promovierte bei Prof. Dr. Uwe Kleinbeck an der Fakultät Humanwissenschaften und Theologie der Universität Dortmund. Ihre aktuellen Forschungsinteressen liegen im Bereich der computerunterstützten Kooperation sowie der Kognition und Motivation auf der Gruppenebene

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Leseprobe
2. Theoretische Grundlagen (S.9)

Unterstützung oder Forderung von Gruppen zielt auf die Mobilisierung der Gruppenressourcen, um die Gruppeneffektivität zu erhöhen. Die Forderung der Wissensintegration und des koordinierten Handelns bei der Entwicklung sozio-technischer Systeme bezweckt letztendlich auch eine Maximierung der Gruppeneffektivität, die sich in der Gruppenleistung und in den von der Gruppe angesteuerten Veränderungen niederschlägt. Verschiedene Faktoren, die als Charakteristika oder Konstituenten der Wissensintegration verstanden werden können, sind zunehmend in verschiedenen Rahmenmodellen der Gruppeneffektivität zu finden (bei Gebert, 2004, Scholl 2003, Tannenbaum, Beard &, Salas, 1992).

Betrachten wir z. B. das Modell von Tannenbaum et al. (1992) - dargestellt in Abbildung 1. Es zählt zu Input-Prozess-Output-Modellen der Gruppeneffektivität (IPO-Modelle, z. B. Gist, Loke &, Taylor, 1987, Gladstein, 1984, Hackman, 1983). In den IPO-Modellen werden verschiedene Charakteristika der Individuen, der Gruppe oder der Aufgabe als Inputvariablen verstanden, die die Gruppenprozesse (z. B. Kommunikation, Kooperation, Koordination) beeinflussen. Als Output dient die Gruppeneffektivität, die bei Tannenbaum et al. (1992) Gruppenleistung, individuelle Veränderungen und Veränderungen auf der Gruppenebene umfasst.

Die Gruppenprozesse vermitteln zwischen den Inputvariablen und den Outputvariablen (vgl. Abbildung 1). Im IPO-Modell von Tannenbaum et al. (1992) gehören geteilte mentale Modelle {SMM) zu den Teamressourcen als eine Inputvariable, sie sind ein Charakteristikum des teamrelevanten Wissens, das die Teamkompetenzen ausmacht (Cannon-Bowers, Tannenbaum, Salas &, Volpe, 1995). Die Wirkung gemeinsamer mentaler Modelle auf die Gruppenleistung, vermittelt durch die Prozesse Kommunikation, Koordination, Kooperation und Nutzung von Ressourcen wurde im Rahmen des IPO-Ansatzes bereits belegt (Marks, Burke, Sabella &, Zaccaro, 2002, Mathieu et al., 2000, 2005, Stout, Cannon-Bowers, Salas &, Milanovich, 1999). Zugleich wurde gezeigt, dass geteilte mentale Modelle das gemeinsame Handeln unterstützen (vgl. Salas et al., 2004).

Die IPO-Modelle verdeutlichen, wie komplex die Funktionsweise von Gruppen ist, indem sie zahlreiche Einflussgrößen der Gruppeneffektivität benennen und strukturieren. Sie erlauben jedoch keine Aussagen über das Zusammenspiel von Variablen (vgl. Scholl, 2003). Das betrifft auch das IPO-Modell von Tannenbaum et al. (1992). Im Kontext der Unterstützung der Wissensintegration und des Handelns in Gruppen interessiert jedoch, wie sich bestimmte Inputvariablen gegenseitig beeinflussen, welche bestimmte Inputvariablen sich auf welche bestimmte Prozesse auswirken usw. Beispielsweise ist es wichtig zu wissen, welche weiteren Gruppencharakteristika und Charakteristika der Individuen eine Wirkung auf die geteilten mentalen Modelle ausüben.

Dies ist im Rahmen der Evaluation einer Maßnahme, die sich auf die Wissensintegration auswirkt, notwendig, um plausible rivalisierende Erklärungen ausschließen bzw. kontrollieren zu können. Aus diesem Modell ist auch nicht ableitbar, wie die Wissensintegration (als Schaffung von SMM) in einer Gruppe erfolgt und wie sie charakterisiert werden kann, sowie welche Zusammenhänge die Wissensintegration mit dem Handeln in Gruppen aufweist.

Offen bleibt auch die Frage, auf welchen Wegen eine konkrete Maßnahme eine Wirkung auf die Wissensintegration und das Handeln in Gruppen ausübt. Um diese Fragen auf der theoretischen Ebene beantworten zu können, müssen weitere Modelle und entsprechende Forschungsergebnisse herangezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Danksagung8
Inhaltsverzeichnis10
Abbildungsverzeichnis14
Tabellenverzeichnis16
Tafelnverzeichnis20
Begriffliche Abkürzungen22
1. Einleitung23
2. Theoretische Grundlagen31
2.1 Funktionen und Charakteristika der Gruppenaufgabe „Entwicklung soziotechnischer Systeme"33
2.2 Wissensintegration38
2.3 Zusammenhänge zwischen der Wissensintegration und dem Handeln in Gruppen77
2.4 Wirkung auf die Wissensintegration durch Personen-/Gruppenfaktoren87
2.5 Metaplan-Moderation und STWT als Maßnahmen zur Unterstützung der Wissensintegration und des Handelns in Gruppen89
2.6 Fragestellung103
3. Überblick über das empirische Vorgehen105
4. Experimentelle Felduntersuchung mit Studierenden109
4.1 Operationalisierung der Variablen110
4.2 Operationale Hypothesen145
4.3 Methode151
4.4 Ergebnisse169
4.5 Diskussion197
5. Fallstudie im Speditionsunternehmen209
5.1 Fragestellung210
5.2 Methode211
5.3 Ergebnisse219
5.4 Diskussion der Ergebnisse238
5.5 Verbesserungsmöglichkeiten des STWT zur Förderung der Wissensintegration242
6. Gesamtdiskussion und Ausblick245
6.1 Beantwortung der Fragestellung der Arbeit245
6.2 Wissenschaltlicher Beitrag der Arbeit249
6.3 Diskussion des methodischen Vorgehens251
6.4 Ausblick253
Zusammenfassung257
Literatur259
Anhang283
Anhang 1: Moderationsabläufe in der empirischen Felduntersuchung283
Anhang 2: Instruktion für die Moderatoren in der experimentellen Felduntersuchung291
Anhang 3: Instruktionen für die Teilnehmer der experimentellen Felduntersuchung292
Anhang 4: Unterlagen zu Verfahren in der experimentellen Felduntersuchung297
Anhang 5: Ratingskalen zur Erhebung des Meta-Wissens310
Anhang 6: Ablauf des STWT-Workshops in der Fallstudie311
Anhang 7: Unterlagen zu Verfahren in der Fallstudie313
Anahng 8: Beschreibung der Wissensstrukturen der Gruppe auf der Objekt-Ebene in der Fallstudie322
Anahng 9: Beschreibung der Wissensstrukturen der Gruppe auf der Meta-Ebene in der Fallstudie327

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