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Zinsbuchsteuerung im Niedrigzinsumfeld

AutorAndré Pauli
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783668492783
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich BWL - Bank, Börse, Versicherung, Note: 1,1, Steinbeis-Hochschule Berlin (zeb.business school), Sprache: Deutsch, Abstract: Ich habe mir ein mit der Zinsbuchsteuerung verbundenes Thema ausgesucht, weil das ertragsorientierte Management des zinstragenden Geschäftes für viele Kreditinstitute eine hervorgehobene Rolle spielt und es mit einem Großteil der bankbetrieblichen Aktivitäten im Kontext steht. Dabei den Fokus auf das für europäische Verhältnisse finanzhistorisch bisher unbekannt und womöglich anhaltende niedrige Zinsniveau zu legen erschien mir spannend, da bis zum Beginn des Bearbeitungszeitraumes nach meinem Kenntnisstand lediglich eine überschaubare Anzahl an diesbezüglichen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen veröffentlicht wurde. Dies obwohl sämtliche auf Euro denominierten Zinsbücher täglich unter den aktuellen Bedingungen zu steuern sind und die jüngste Finanzkrise die Notwendigkeit zur vorausschauenden Umsichtigkeit und Vorsicht in einem unbekannten und zunehmend komplexer werdenden Finanzmarktgeschehen unmissverständlich verdeutlicht hat. Darüber hinaus steht die Thematik in engem Zusammenhang mit den gewählten Studienschwerpunkten, der Kalkulation von Rentabilität und Risiko sowie deren integrierte Steuerung aus Gesamtbankperspektive, sodass das erlernte Wissen innerhalb dieser Arbeit Anwendung findet um den aktuellen Forschungsstand in diesem Gebiet voranzutreiben.

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Leseprobe

Zweiter Teil: Empirische Rendite-/Risikountersuchung ausgewählter Bench-marks im Niedrigzinsumfeld aus Gesamtbankperspektive


 

Aufbauend auf den innerhalb des ersten Teils erarbeiteten Grundlagen, der prozessualen Schritte sowie der Möglichkeiten und Grenzen einer passiven Zinsbuchsteuerung, werden im zweiten Teil ausgewählte praxisgebräuchliche Benchmarks auf deren Rendite-/Risikoeffizienz im derzeitigen Niedrigzinsumfeld analysiert.[163]

 

1 Konzeption der empirischen Untersuchung


 

1.1 Anforderungen an den Untersuchungsrahmen, Zielsetzung und Ablauf der Untersuchung


 

Im Rahmen der Konzeption der empirischen Untersuchung sind zunächst Anforderungen an den Untersuchungsrahmen zu definieren. Diese lassen sich aus den im ersten Teil erarbeiteten Grundlagen ableiten. Darüber hinaus sind sowohl die Zielsetzung als auch der Ablauf der Untersuchung festzulegen.[164]

 

Die Ausführungen zu Gegenstand und Ziel der Zinsbuchsteuerung ergeben als erste Untersuchungsanforderung eine simultane Betrachtung sämtlicher Transformationsleistungen des Zinsbuches.[165] Gleichzeitig erfordert die Relevanz einer dualen Zinsbuchsteuerung eine Berücksichtigung der für die Steuerung bedeutsamen wertorientierten und periodischen Sichtweisen.[166] Eine weitere Anforderung resultiert aus dem Verständnis moderner Banksteuerung. Die Sicherstellung der Risikotragfähigkeit bei gleichzeitig effizienter Allokation des Risikokapitals verlangt eine integrierte Betrachtung der Rendite- und Risikodimension innerhalb der Untersuchung. Aus der Perspektive der Gesamtbanksteuerung ergibt sich die Anforderung, dass die Untersuchungsergebnisse Implikationen für das gesamte zinstragende Geschäft eines Kreditinstitutes besitzen. Neben dem Eigengeschäft ist häufig insbesondere das vergleichsweise geringer fungible und in der Regel bis zur Endfälligkeit gehaltene Kundengeschäft von besonderer Bedeutung, sodass die zu untersuchenden Benchmarks dem langfristigen Charakter des Kundengeschäftes und dessen „Buy and hold“-Gedanken Rechnung zu tragen haben.[167] Darüber hinaus ergibt sich aus der primär zukunftsgerichteten Steuerung, den Grenzen der in diesem Zusammenhang eingesetzten Verfahren und Methoden sowie den aus den einfließenden Daten und den damit einhergehenden Einschränkungen der Performance- und Risikoquantifizierung das Erfordernis, ex post Ergebnisanalysen durchzuführen.[168]

 

Zusammenfassend werden damit aus Perspektive der Gesamtbanksteuerung fünf Anforderungen an die empirische Untersuchung gestellt:

 

 Simultane Betrachtung von Transformationsleistungen,

 

 Berücksichtigung der wertorientierten und periodischen Sichtweisen,

 

 Integrierte Betrachtung der Rendite- und Risikodimension,

 

 Berücksichtigung des „Buy and hold“-Gedankens,

 

 Ex post Ergebnisanalysen zur Modell-, Parameter- und Ergebnisvalidierung.

 

Unter Berücksichtigung der vorgenannten Anforderungen besteht die Zielsetzung der empirischen Untersuchung darin, die Rendite- und Risikoeigenschaften praxisgebräuchlicher Benchmarks in der Erwartung eines in Europa weiterhin anhaltenden Niedrigzinsumfeldes zu untersuchen, um dadurch etwaige Potenziale zur Ertrags- und Risikooptimierung von Zinsbüchern zu identifizieren.

 

Folglich geht es darum, die quantitativen Eigenschaften von theoretisch geeigneten und in der Praxis gebräuchlichen Benchmarks im Rahmen einer passiven Zinsbuchsteuerung zu überprüfen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht Gegenstand der Untersuchung, sich im Detail mit qualitativen Anforderungen von Benchmarks auseinanderzusetzen.[169] Ebenfalls wird nicht auf eine tiefgehende Analyse hinsichtlich des Einflusses der Risikofaktoren als Erfolgs- und Risikoergebnistreiber abgezielt.[170]

 

Der Untersuchungsablauf vollzieht sich in einer dreigeteilten Vorgehensweise, deren Schritte in der nachstehenden Abbildung dargestellt sind.

 

 

Abb. 8: Vorgehensweise und Ablaufschritte der empirischen Rendite-/Risikountersuchung[171]

 

Vor Beginn der empirischen Untersuchung ist deren Gegenstand einzugrenzen. Dafür ist zunächst eine Zeitreihe geeigneter Zinssätze als Datengrundlage zu bestimmen. Diese ist erforderlich, um die jeweiligen Zahlungsströme konstruieren sowie die zugehörigen Rendite- und Risikokennzahlen ermitteln zu können. Ferner hängt von der Verfügbarkeit entsprechender Zeitreihen der Untersuchungszeitraum ab, dessen Länge es in diesem Zusammenhang ebenfalls zu fixieren gilt. Basierend auf den ausgewählten Zinsdaten werden in einem zweiten Schritt diejenigen Benchmarks festgelegt, welche in die Untersuchung einbezogen werden. Um eine einheitliche Vorgehensweise und Vergleichbarkeit der zu analysierenden Rendite- und Risikokennzahlen zu ermöglichen, sind in einem dritten Schritt Untersuchungsprämissen zu setzen.

 

Aufbauend auf diesen Vorarbeiten lassen sich die Rendite- und Risikoeigenschaften der alternativen Benchmarks durch Anwendung der im ersten Teil der Arbeit eingeführten Methoden und Kennzahlen bestimmen. Zuerst werden die benchmarkspezifischen Zahlungsstromprofile generiert. Daran schließt sich die Ermittlung der zugehörigen barwertigen Performance- und Risikokennzahlen an, die in einer risikoadjustierten Performancemessung miteinander verknüpft werden. Danach erfolgt die Ermittlung der periodischen Ergebnisbeiträge der verschiedenen Benchmarkvarianten. Das skizzierte Vorgehen wird an einem Beispiel nachvollzogen. Eine solche ausführliche Darstellung bietet die Vorteile, dass sie sowohl zur Nachvollziehbarkeit der empirischen Resultate als auch zum Verständnis hinsichtlich der benchmarkgetreuen Cashflowgenerierung und der damit verbundenen Dispositionsmaßnahmen beiträgt.[172]

 

Basierend auf den Zwischenergebnissen werden die ermittelten Performance- und Risikokennzahlen benchmarkübergreifend in Bezug gesetzt und eine vergleichende Rendite-Risiko-Analyse durchgeführt. In einem zweiten Schritt wird die Analyse um periodische Ergebnisbeiträge erweitert und die empirischen Ergebnisse durch eine quantitative Gegenüberstellung miteinander verglichen, um auf Basis dessen Implikationen zur Optimierung des Zinsbuches innerhalb eines anhaltenden Niedrigzinsumfeldes abzuleiten.

 

Der Ablauf der empirischen Untersuchung bestimmt gleichzeitig den weiteren Verlauf des zweiten Teils der Arbeit. Demnach ist im folgenden Abschnitt zunächst der Untersuchungsgegenstand einzugrenzen.

 

1.2 Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes


 

Für eine angemessene statistische Messung bzw. Schätzung der benchmarkspezifischen Performance- und Risikowerte ist eine Zeitreihe zu definieren, deren Zinssätze bzw. Zinssatzänderungen Aktualität sowie eine hinreichende Aussagekraft für die Zukunft aufweisen und gleichzeitig eine ausreichende Anzahl historischer Zinssätze enthält. Darüber hinaus ist es für Prognosezwecke notwendig, dass die Zeitreihe die Eigenschaft der schwachen Stationarität aufweist.[173]

Vor dem Hintergrund Performance- und Risikoentwicklungen alternativer Benchmarks aufgrund von Veränderungen ausfallrisikominimaler Zinssätze im anhaltenden Niedrigzinsumfeld zu analysieren, dienen die Tagesendstände Overnight-Index-Swap (OIS) basierter Zinssätze als Datengrundlage der empirischen Untersuchung. Für europäische Zinsmärkte lassen sich Swapsätze gegen den EONIA verwenden, die sowohl in der jüngeren wissenschaftlichen Literatur als auch in praxisorientierten Ausführungen empfohlen werden und in der Praxis Verwendung finden.[174]

 

Bei Betrachtung der nachfolgend abgebildeten Entwicklung von EONIA-Swapzinssätzen offenbart sich angesichts der verfolgten Zielsetzung der Untersuchung bezüglich der Wahl einer für die Zukunft aussagekräftigen Zeitreihe ein Dilemma. Das für die Untersuchung bedeutsame Niedrigzinsumfeld zeichnet sich bisher nicht über einen längeren Zeitraum als anhaltend niedrig ab. Vielmehr sind die Zinssätze aufgrund der dominierenden Rückgangsphasen der jüngeren Vergangenheit immer weiter gesunken und bewegen sich heute bei verflachter Struktur auf einem für europäische Verhältnisse bisher unbekannt niedrigen und teilweise negativen Niveau.

 

 

Abb. 9: Zinsgebirge europäischer und japanischer OIS-Zinssätze[175]

 

 Blickt man zusätzlich auf die in der voranstehenden Abbildung veranschaulichten Mittelwerte ausgewählter einjähriger absoluter Zinsänderungen, fällt einerseits auf, dass die Verflachung der Zinsstruktur sich ausgehend von ihrem langen Ende vollzogen hat....

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