Kapitel 2.3, Zur Psychologie der Emotionen – Glückspsychologie:
In der Psychologie wird Glück, „eine positive, von den meisten Menschen angestrebte Befindlichkeit, über die letztlich nur das Subjekt selber entscheiden kann,“ meist im Rahmen der Emotionsforschung thematisiert. Dabei existieren nach Dieter Ulich so viele verschiedene Meinungen darüber, was Emotionen sind, welchen Ursprung sie haben, wie sie wirken u.s.w., dass noch nicht von Theorien der Emotion in der Psychologie gesprochen werden kann. Werden Emotionen untersucht, so sind dies zumeist negative, nämlich Angst oder Stress. Auffällig ist, dass sich im Vergleich dazu nur wenige mit positiven Emotionen, wie dem Glück beschäftigen. Nach Ewert sind unterschiedliche Kategorien von Emotionen zu unterscheiden. Sie können zum einen als kurze, vorübergehende Gefühlsregungen, zum anderen als Gefühlshaltungen, die während des Lebens aufgebaut werden oder aber schließlich auch als Stimmungen, also „umfassende Gesamtbefindlichkeiten“ längerfristig auftreten. Des Weiteren kann man auch unterschiedliche Emotionskomponenten analytisch unterscheiden. Nach Kleinginna & Kleinginna gilt somit auch für das Glück eine subjektive, eine kognitive, eine physiologische und eine behavioral-expressive Komponente.
Ulich schreibt den vorliegenden Aussagen über Emotionen, nachdem hier noch nicht von Theorien gesprochen werden könne, eher die Funktion von Denkmodellen zu. Diese begründen sich wie folgt:
Nach dem biologisch-physiologischen Ansatz sind Emotionen wie zum Beispiel bei Darwin „reaktivierte, erbbiologisch festgelegte und genetisch gesteuerte, oft nur noch rudimentär oder spurenhaft vorhandene Reaktionsmuster, die als Dispositionen das Überleben der Art garantieren“. James/Lange gehen ganz entgegen unserem Alltagsverständnis davon aus, dass Emotionen die „Empfindung der körperlichen Veränderungen“ sind, die Rückmeldungen oder Informationen über körperliche Prozesse geben. Glücksempfinden wäre hier eine Folge von physiologischen Prozessen. Das hieße, wir lachen nicht, weil wir glücklich sind, sondern vielmehr sind wir glücklich weil wir lachen. Von dieser Einseitigkeit der Prioritätenverteilung wird heute Abstand genommen. Man geht von einer „bio-psycho-sozialen Einheit von Emotionsprozessen“ aus. Für Mandler sind Emotionen „Bewusstseinsinhalte, die als Produkt aus physiologischer Aktivierung (Erregung) und der darauf bezogenen kognitiven Interpretation zustande kommen und möglicherweise nur bei Unterbrechungen von Handlungsverläufen auftreten.“ Ebenfalls hier einzuordnen ist der physiologische Glücksbegriff bei Sigmund Freud. Demnach entspringt, was man im strengsten Sinne Glück heißt, „der eher plötzlichen Befriedigung hoch aufgestauter Bedürfnisse und ist seiner Natur nach nur als ein episodisches Phänomen möglich“.
Zur physiologischen Lokalisation des Glücks kann man sagen, dass es sich hierbei um „hirnphysiologische Prozesse auf allen Ebenen (...) (handelt), Erregung und Interesse sind ebenso Voraussetzung wie Lust und Bindung“.
Bei den kognitiv-handlungstheoretisch begründeten Denkmodellen sind Emotionen nach Lazarus „zustandsbezogene wertende Stellungsnahmen oder Urteile, die als Produkte kognitiver Aktivität anzusehen sind.“ Sie sind demnach eher die Folge als die Ursache der vorangegangenen kognitiven Bewertung einer Situation, was unserem Alltagsverständnis bedeutend näher kommt, als die umgekehrte Annahme von James und Lange. „Entscheidungsgrundlage für das Handeln sind die kognitiven Einschätzungen“. Emotionen sind demnach „komplexe, organisierte Zustände, die aus kognitiven Einschätzungen, Handlungsimpulsen und körperlichen Reaktionsmustern bestehen. In der gleichen Denkrichtung liegen zum Beispiel auch Scherer, Weinrich und andere, denen zufolge Emotionen „Regulatoren des Anpassungsverhaltens (darstellen), indem sie mangelnde Anpassung als Störung signalisieren und bessere Anpassung anleiten“.
Eine weitere Kategorie bilden die entwicklungsorientierten Denkmodelle in der Emotionspsychologie. Aus der neueren Psychoanalyse ergibt sich ein Bild der Emotionen als „erlebnismäßige Zustände, in denen sich vor allem Bedürfnisse und Erfahrungen aus frühen zwischenmenschlichen Interaktionen und Beziehungen spiegeln“. In den neo-behavioristischen Lerntheorien sind Emotionen „gelernte motivationale Erlebnis- und Handlungsbereitschaften bzw. sekundäre Bedürfnisse, die das Verhalten beeinflussen“. Im Rahmen der soziologischen Ansätze stellen die Emotionen „Erlebnisse (oder aktualisierte Erfahrungen oder Antizipationen) der Auseinandersetzung mit einer bestimmten Umwelt“ dar. Diese Erlebnisse und Erfahrungen werden dann zu Erwartungen oder Einstellungen. Nur in dieser Denkrichtung wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, Emotionen personen- und entwicklungsspezifisch bezogen auf die gegebene Umwelt zu untersuchen.
Neben der Emotionspsychologie befasst sich auch die Gesundheitspsychologie mit dem Glück. Gesundheit schließt auch das subjektive Wohlbefinden und somit das Glück mit ein. Andersherum gesagt, fördert das Glück erwiesenermaßen die Gesundheit."