Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 1,7, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Gender Studies - Theorie und Methode, 7 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Fremde und Unerforschte übt seit je her eine große Faszination auf den Menschen aus: neue Länder und Kontinente galt es zu besiedeln oder durch technische Fortschritte und Erfindungen die Welt zu erklären. Eine Welt die lange Zeit unerforscht und fremd blieb, ist die Wasserwelt. Dadurch konnten die Legenden und Mythen über ihre Bewohner, die uns heute noch immer faszinieren, entstehen und sich verbreiten.
Schon seit der Antike existiert der Mythos um Wasserwesen, die Seefahrer betören und vom rechten Weg abbringen wollen. Zumeist wurde diesen stummen, seelenlosen Wesen das weibliche Geschlecht zugeschrieben, angefangen von den Sirenen, die Odysseus verführen wollen bis hin zu Andersenes kleiner Meerjungfrau oder Heinrich Heines Lorelei. Es sind Seefrauen die aus Liebe zu einem Menschen ihr Element verlassen, auf der Erde jedoch kein Glück finden und schließlich wieder in die Wassertiefen zurückkehren müssen, für den Menschen eine kalte und fremde Parallelwelt. Frauen haben sich über viele Jahrhunderte wohl ähnlich gefühlt wie diese Wasserwesen: gefangen in ihrer Welt, zum Sexobjekt degradiert und ohne eigene Stimme.
Ich werde in meiner Arbeit die Geschichte des Mythos um die Meeresfrauen, Undinen und Nixen an drei bedeutenden, literarischen Beispielen aus der Zeit der Antike und dem 19. Jahrhundert darstellen und dabei besonderes Augenmerk auf die Konstruktion der Weiblichkeit innerhalb der einzelnen Werke legen. Im Anschluss werde ich Ingeborg Bachmanns Erzählung 'Undine geht' aus dem Jahre 1961 als eine der aktuelleren Auseinandersetzungen mit dem Thema genauer analysieren und die Sonderstellung des Textes für die Undinentradition auf formaler und inhaltlicher Ebene herausarbeiten.
Der Name Undine (lat. kleine Welle) ist von Paracelsus inspiriert, einem Mitte des 16. Jahrhunderts in der Schweiz und in Österreich lebenden Arzt und Alchemisten, der in seiner naturmystischen Elementargeisterlehre 'Liber de nymphis, sylphis, pygmaeis et salamandris et de caeteris spiritibus' versucht die Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung neu zu bestimmen. Die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft spielen dabei eine wesentliche Rolle und werden jeweils mit einem bestimmten Geistwesen in Verbindung gebracht wird. So berichtet Paracelsus von verschiedene Erd-, Luft-, Feuer- und Wassergeistern, zu denen er unter anderem die Undinen und Nymphen zählt. Er beschreibt sie als Geistmenschen, die im Wasser zu Hause sind, so wie die Menschen an der Luft.
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