Sie sind hier
E-Book

Versicherungen im Umbruch

Werte schaffen, Risiken managen, Kunden gewinnen

VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl543 Seiten
ISBN9783540269434
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis82,99 EUR

Die Bedeutung von Versicherungen und Einrichtungen kapitalgebundener Altersvorsorge für unsere Gesellschaft ist immens und nimmt weiter zu. Es ist deshalb äußerst wichtig, dass die Institutionen , die die Altersvorsorge tragen, auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis stehen. Zur Zeit ist dies durch die Entwicklung an den Kapitalmärkten, die Deregulierung bei höherem Wettbewerb und den Rückgang des Zinsniveaus bei unverändert hohen Leistungsgarantien nicht der Fall. Die Versicherungen sind in erhebliche Schwierigkeiten geraten und müssen nach Wegen suchen, diese zu überwinden. Hierzu müssen sie sich innerhalb des strategischen Dreiecks (Werte schaffen, Risiken  managen und Kunden gewinnen) klar positionieren. Der Schlüssel liegt in einer integrierten Sicht des Versicherungswesens aus der Perspektive moderner Finanzwirtschaft. Das Buch zeigt Versicherungen Wege, die kapitalmarktbasierten Methoden und Instrumente als Chance aufzugreifen und für eine klare Positionierung und eine berechenbare Zukunft zu nutzen.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

2 Ausgangssituation (S. 353-354)

2.1 Ineffizienzen eines traditionellen Risikotransfers

Die Kerngrundlage einer klassischen Versicherung ist der Risikoausgleich in einem Kollektiv. Die jeweilige Versicherungsprämie wird nach dem Äquivalenzmodell berechnet, d.h., sie beruht auf der Schätzung eines Geldbedarfs, der notwendig ist, einzelne Schäden innerhalb eines Kollektivs zu begleichen. In jeder Periode gibt es daher eine liquiditätsmäßige Verzerrung zwischen Versicherungsnehmern, bei denen Geld abfließt, und solchen, die einen Liquiditätsüberschuss haben.

Dies ist das Wesen der Versicherung und auch versicherungstheoretisch erklärbar, weil schließlich auch diejenigen Versicherungsnehmer mit entsprechend negativer Zahlungsstrombilanz in der Periode eine Leistung erhalten haben, nämlich die abstrakte Zusage einer Deckung. Dieses theoretisch durchaus zweckmäßige Modell stößt jedoch in der heutigen Zeit mehr und mehr an seine Grenzen. In der aktuellen Diskussion um wertorientierte Steuerungsansätze, bei denen die liquiden Zahlungsströme wieder in den Vordergrund gerückt sind4, gepaart mit einem mehr „egoistischen" Anspruchsdenken weg von der solidarischen Haltung, sind Versicherungsnehmer mit subjektiv empfundener mehrperiodischer negativer Zahlungsstrombilanz immer weniger bereit, die so genannten „schlechten Risiken" zu „subventionieren". Die Folgen liegen auf der Hand: die Tendenz zur Selbstversicherung und das Austreten der so genannten „guten Risiken" aus dem Kollektiv führen zu einer Spirale der negativen Risikoauslese („adverse selection"), also theoretisch bis zum Kollaps des Systems.

Eine weitere Folge des Verlustes eines solidargemeinschaftlich empfundenen Kollektivansatzes ist die Zunahme des so genannten subjektiven Risikos („moral hazard") bei der Versicherungsnahme. Infolge der Versicherung sinkt der Anreiz zur Schadenverhütung bzw. Schadenminderung. Man kann es auch vice versa formulieren: Man schließt eine Versicherung ab, damit man sich die Aufwendungen für Verhütungsmaßnahmen spart. An dieser Stelle soll nicht auf das damit verbundene Problem des kriminellen Versicherungsbetrugs eingegangen werden, der von der oben beschriebenen Problematik losgelöst schon seit Bestehen des Versicherungsgedankens immanent ist. Vielmehr geht es hierbei um den Prozess des Verschwindens des oben dargestellten solidargemeinschaftlichen Gedankens mit dem Effekt, dass auch hier das Versicherungskollektiv in vielfältiger Weise belastet wird. Bei der Absicherung immer größerer Werte, insbesondere für institutionelle Versicherungsnehmer, tritt in der heutigen Zeit zunehmend das Problem des Kreditrisikos auf.

Durch Insolvenzen im Finanzdienstleistungssektor erschüttert, kann man sich als „Gläubiger" durchaus die Frage stellen, ob im Leistungsfall in der Zukunft der Versicherer noch in der Lage sein wird, seinen Verpflichtungen im vollen Umfange nachzukommen. Die Diskussion um die besondere Bedeutung von Unternehmensratings ist ein direkter Ausfluss dieser Entwicklung. Man könnte sich in diesem Zusammenhang durchaus Verfahren vorstellen, wie ein Risikotransfer gestaltet sein muss, damit dieses Kreditrisiko vermindert oder sogar eliminiert wird.

Eine Befragung durch die Unternehmensberatung McKinsey &, Co. hat ergeben, dass die Risk-Manager der 500 größten amerikanischen Unternehmen der Meinung sind, vier von fünf evidenten Risiken seien traditionell unversicherbar. Speziell in den Segmenten „High Severity Risks", „High Frequency Risks", „Deckung von Finanzrisiken" sowie „Bilanzschutz" herrscht ein weitgehender Deckungsnotstand vor, d.h., diese Risiken sind traditionell nicht versicherbar. Schließlich sei in diesem Zusammenhang noch erwähnt, dass in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Kapitalmärkte eine breite Palette von Instrumenten zur Absicherung von Finanzmarktrisiken entwickelt wurde.9 Sicherlich ist es denkbar, dass auch für die Absicherung von allgemeinen Risiken die diesbezüglichen Entwicklungen genutzt werden können. Die Übersicht in Abbildung 1 zeigt zusammenfassend die einzelnen Ansatzpunkte der zunehmenden Ineffizienz streng traditioneller (Rück-)Versicherungslösungen. Im Weiteren soll auf die möglichen Modifikationen zur Überwindung dieser Problematiken eingegangen werden, bevor der Einsatz von speziellen Finanzmarktprodukten näher analysiert wird.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis7
Teil I: Einführung10
Der Zielkonflikt als strategisches Dreieck --- Klaus Spremann12
Peter Gessner –ein Pionier des Versicherungswesens --- Klaus Spremann26
Teil II: Werte schaffen34
Versicherungen zu Werten führen --- Burkhard Schwenker36
Wertorientierte Steuerungsansätze in Versicherungsunternehmen --- Stefan Rapp, Erik Rederer58
Intellektuelles Kapital – ein Modell zum Management immaterieller Werte --- Oliver P. Pfeil84
Teil III: Risiken begrenzen104
Risikosteuerung in Lebensversicherungsunternehmen –die Entwicklung der Aufgaben des Verantwortlichen Aktuars seit 1994 --- Markus Faulhaber106
Assets und Liabilities managen124
Asset-Liability-Management – die Versicherung auf dem Weg von der Planungsrechnung zum Risikomanagement --- Hans-Joachim Zwiesler126
Durationssteuerung als integraler Bestandteil des Asset-Liability-Managements --- Sönke Jost Siemßen142
Asset-Management und neue aufsichtsrechtliche Standards für die Lebensversicherung --- Marco Brück170
Protection-Management bei variabler Korrelation --- Pascal Gantenbein, Klaus Spremann188
Risiken von Asset-Klassen genauer beurteilen204
Absolute-Return-Vermögensanlagen auf Basis langfristiger Optionsstrategien --- Gerhard Scheuenstuhl, Klaus Spremann206
Rendite und Wirtschaftsentwicklung --- Klaus Spremann234
Aktienmarktrisiko im Wandel der Zeit – Volatilität und unteres Verteilungsende am Beispiel des deutschen Aktienmarktes --- Niklas Wagner260
Optimale Immobilieninvestments für Versicherungen --- Pascal Gantenbein278
Hedge Funds – Rendite- und Risikopotenzial für Versicherungsunternehmen --- Hubert Dichtl, Christian Schlenger306
Kreditbewertung – optionspreistheoretischer versus Rating-basierter Ansatz --- Antje Henne, Peter Reichling330
Die Allokation der Risiken muss effizient werden358
Rückversicherung als Instrument des Financial Engineering --- Dietmar Zietsch360
Fischer Black und Myron Scholes als Aktuare –Anwendungen der Optionspreistheorie in der Lebensversicherungsmathematik --- Stefan Kassberger, Rüdiger Kiesel384
Risikobasierte Kapitalallokation in Versicherungsunternehmenunter Verwendung des Co-Semivarianz- Prinzips --- Günter Bamberg, Gregor Dorfleitner, Holger Glaab408
Ein stochastisches Modell zur Ertragsoptimierung bei Versicherungen --- Claudia Garschhammer, Rudi Zagst424
Teil IV: Kunden gewinnen452
Erhöhung der Profitabilität bei Versicherungsunternehmen durch Point-of-Sale-Systeme --- Thomas Eichelmann, Christoph Winter454
Open-Architecture und Allfinanz --- Beat Bernet478
Die Restschuldversicherung als Bestandteil moderner Finanzdienstleistungspakete im Privatkundengeschäft --- Roland Folz, Jochen Sutor490
Ein tief greifender Wandel – die Entwicklung der Lebensversicherungsbranche in den USA --- Werner Bonadurer504
Teil V: Ideengeschichte520
Zur Entwicklung des finanz- und risikowirtschaftlichen Denkens --- Klaus Schredelseker522
Autorenverzeichnis542

Weitere E-Books zum Thema: Finanzierung - Bankwirtschaft - Kapital

Rating

E-Book Rating
Chance für den Mittelstand nach Basel II. Konzepte zur Bonitätsbeurteilung, Schlüssel zur Finanzierung Format: PDF

Eine gute Bonitätsnote wird zum Dreh- und Angelpunkt der Konditionen. Nur wer die Regeln kennt, nach denen Ratings erteilt werden, kann sich die Prüfverfahren vorbereiten. Autor Dr.…

Weitere Zeitschriften

ARCH+.

ARCH+.

ARCH+ ist eine unabhängige, konzeptuelle Zeitschrift für Architektur und Urbanismus. Der Name ist zugleich Programm: mehr als Architektur. Jedes vierteljährlich erscheinende Heft beleuchtet ...

Baumarkt

Baumarkt

Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

Für diese Fachzeitschrift arbeiten namhafte Persönlichkeiten aus den verschiedenen Fotschungs-, Lehr- und Praxisbereichen zusammen. Zu ihren Aufgaben gehören Prävention, Früherkennung, ...

Berufsstart Gehalt

Berufsstart Gehalt

»Berufsstart Gehalt« erscheint jährlich zum Sommersemester im Mai mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Bibel für heute

Bibel für heute

BIBEL FÜR HEUTE ist die Bibellese für alle, die die tägliche Routine durchbrechen wollen: Um sich intensiver mit einem Bibeltext zu beschäftigen. Um beim Bibel lesen Einblicke in Gottes ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...

DSD Der Sicherheitsdienst

DSD Der Sicherheitsdienst

Der "DSD – Der Sicherheitsdienst" ist das Magazin der Sicherheitswirtschaft. Es erscheint viermal jährlich und mit einer Auflage von 11.000 Exemplaren. Der DSD informiert über aktuelle Themen ...

rfe-Elektrohändler

rfe-Elektrohändler

rfe-Elektrohändler ist die Fachzeitschrift für die CE- und Hausgeräte-Branche. Wichtige Themen sind: Aktuelle Entwicklungen in beiden Branchen, Waren- und Verkaufskunde, Reportagen über ...